Mondhexe

Kurt Cobain hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen und ich werde "smells like teen spirit" immer in meiner Erinnerung behalten.
Aber: wer möchte schon nach einem billigen Teenie-Duft riechen? Niemals in meinem Leben habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie "Teen Spirit" wirklich riecht.
Der Song ist einfach nur geil, und ich finde es tragisch, dass Kurt Cobain meinte zum "Club 27" gehören zu müssen und sich in dem besagten Alter das Leben nahm.
Erstmals wieder Gedanken machte ich mir über diesen Song, als ich vor einigen Wochen in Dubai ankam: der Geruch auf dem Flughafen war so einzigartig und erinnerte mich sofort an eine "deutsche" Nischenparfumerie, dass ich dachte: smells like "arabian expensive perfume".
Dass man anfängt auf englisch zu denken, liegt vermutlich daran, dass man sofort nach der Ankunft feststellt, dass hier kein Deutsch gesprochen wird.
Nun war es doch tatsächlich so, dass ich auch während der nächsten Tage feststellte, dass Dubai einfach besser riecht als Deutschland. Selbst die Putzmittel riechen exclusiver und weniger billig.
Es scheint fast schon logisch, dass hier auch an jeder Ecke Parfums angeboten werden und wirklich fast jeder einzigartig gut beduftet ist. Mit einer Burka bekleidete Frauen, die nach hochwertigem
Oud riechen sind keine Rarität. Nein, sie riechen nicht nach Stall - in Dubai ist dieser Duft einfach perfekt und passend.
Ich hab natürlich eingekauft: namenlose Düfte und auch andere Düfte die hier noch nicht gelistet sind. Mukhalat Malaki war auch dabei. Dieser Duft ist für mich der Duft Dubais. Er strahlt für mich die Duftaura dieser Stadt aus: harmonisches Oud, weich und mit nicht zu blumiger Rose, trotzdem holzig und wunderschön orientalisch.
Der Duft befindet sich im hier abgebildeten Flakon und Duft sowie Flakon sind hochwertiger als der tatsächliche Preis von umgerechnet 30-35€ für 30ml des Duftes. Die Haltbarkeit ist gut, aber nicht überragend.
Ich weiß nicht, ob mir der Duft bei einem Test hier zuhause jemals so gut gefallen hätte, aber in Dubai hat er so wunderbar geduftet, dass ich Duft und die Erinnerung mit nach Hause genommen habe.
Ich trage den Duft hier in Deutschland immer noch sehr gerne, aber vielleicht gehören die Erinnerungen an Kurt Cobains "smells like teen spirit" und die schöne Zeit in Dubai einfach dazu.
Dieser Kommi entstand deshalb im Gedanken an Kurt Cobain und meine Zeit in Dubai.

Ich hasse Amber, bei Amberdüften habe ich immer das Gefühl Tonnen von Blei würden mich erdrücken. Wenn sie dann noch süß sind, dann ist sofortiges Abwaschen angesagt.
Letzten Samstag bei AlzD (vielen Dank hier nochmal an Morgaina für die Organisation und vielen Dank an das superfreundliche und geduldige Wuchsa-Team) war es dann soweit: Mein Geruchssinn war benebelt und ich bin mir nicht sicher, ob meine restlichen Sinne noch einwandfrei funktionierten. Wie verwirr t muss man sein, um sich als Amber-Hasser zum Test von Black Amber überreden zu lassen?
Der Sprüher auf dem Teststreifen lies mich erschreckt zurückweichen: nee geht gar nicht : schwarz, düster – gleich kommt das Blei und erdrückt mich. Warum ich überhaupt nochmal am Teststreifen gerochen habe, ist mir ein Rätsel … dieser Amber hat was, genaugenommen er fasziniert mich, bestimmt entwickelt er sich erst auf meiner Haut zum erdrückenden Monster, also drauf damit.
Das Monster blieb aus: rauchig und düster war das einzige, was ich wahrnahm und ich war felsenfest überzeugt: ich fange an Amber zu lieben, denn der Duft entpuppte sich als echter dunkel Kracher –ganz nach meinem Geschmack. Die lieben Parfumo-Kolleginnen, denen ich den Duft in meiner Begeisterung unter die Nase hielt, holten mich dann wieder auf den Boden der Realität: „das ist kein Amber, das ist ein Weihrauchkracher!“ Ahaaa: Sinne benebelt, aber dass Weihrauch lecker ist, das wusste ich offenbar noch….
Nun steht die Probe bei mir zuhause und ich bin sicher: den muss ich haben.
Black Amber startet sehr harzig, ich rieche Tabak und eine leckere, leicht bittere Note, die durch eine minimale likörige Süße wunderbar ins Konzept passt. Der Duft ist düster , rauchig und die Gedanken an Voodo sind durchaus zulässig. Der Duft wird auf meiner Haut sehr schnell weicher und der Weihrauch kommt sehr deutlich zur Geltung. Weitere Harze, die ich aber nicht genau unterscheiden kann, spielen ebenfalls eine Rolle und verhindern, dass der Weihrauch sakral wirkt. Nein- dieser Weihrauch passt in keine Kirche, wohl eher in eine Schwarze Messe. Im Verlauf wird der Duft immer weicher und wärmer, bis zur Basis, wo ich ihn fast schon „kuschelig“ empfinde.
Nun sind Geschmäcker ja bekanntlich verschieden und während andere Parfumos sehnlichst auf die „zahme“ Basis warten, dürfte der Duft meinetwegen in der Herznote verweilen.
Problematisch schätze ich die Tragbarkeit des Duftes ein, denn dieser Duft ist schwachen Gemütern sicher too much. Bei der Arbeit ist dieser Duft für mich definitiv tabu. Letztes Mal als ich den Weihrauchkracher Casbah trug, suchte meine Kollegin eine halbe Stunde lang nach der Ursache des „Modergeruchs“, bis sie feststellte, dass ich das war..
..und doch, ich werde ihn tragen: immer dann, wenn ich meine Lippen schwarz schminke, meine Haare nicht kämme, meine schwarzen Flatterklamotten trage und mich auf meinen Hexenbesen schwinge um mich auf die dunkle Seite des Mondes zu begeben.

bei einem meiner sehr seltenen Besuche in München, war es klar, dass ein kurzer Besuch bei Oberpollinger absolute Pflicht für eine duftverrückte Parfumo-Hexe ist.
Ganz oben auf der Testliste standen die Herren-Düfte von Roja Dove, insbesondere Fetish pour Homme. Eine Vorstellung wie „Fetish“ den nun riechen sollte, hatte ich keine. Meine vergangen Tests der Damenversion und der Morris’schen Version hatten alle meine Erwartungen zerstört ;)
Die erste Enttäuschung machte sich breit, als am Stand von Roja Dove niemand vorzufinden war. Etwas gelangweilt stand ich dann bei Clive Christian herum, als sich ein Verkäufer näherte. Naja, wenn man schon da ist, dann kann man ja mal die Herren-Düfte von Clive Christian schnuppern. Leider machte der Verkäufer den Fehler, zu oft (genau genommen einmal) zu betonen, dass ich an den Herrenversionen schnuppere. Das war zuviel, schließlich hatte ich nach den Herrenversionen gefragt, und der Verkäufer erntete ein überaus zickiges „mir doch egal“. Mann oh mann, das hätte nun wirklich nicht sein müssen, denke ich noch und sehe aus den Augenwinkeln endlich eine Verkäuferin bei Roja Dove.
Vorsichtshalber konfrontiere ich die dortige Verkäuferin gleich mit der Tatsache, dass ich kein Interesse an den Damendüften habe, und ich unbedingt Fetish pour Homme für mich selber testen will. Sie entgegnet mir: da haben sie aber einen sehr exklusiven Duftgeschmack. Innerlich muss ich grinsen, denn das erscheint mir nun doch etwas zu dick aufgetragen, aber ich schweige. Endlich hab ich Fetish auf meinem Arm und beim ersten Riecher ist all die schlechte Laune verflogen: manno ist das eine Gewürzbombe, das könnte was werden mit uns beiden. Hoffentlich hält der was er verspricht.
Kaum draußen muss ich unwillkürlich an Bois d'Ascès von Naomi Goodsir denken. Diese wunderbar rauchige Note, einfach himmlisch. Was nun? Hexentanz mitten in München ?
Nee, nee cool bleiben, es ist nicht alles Gold was glänzt… Schon manche tolle Kopfnote war hinterher eine Enttäuschung.
Ich rieche Holz, ich rieche Leder und Gewürze und eine ganz minimal animalische Note. Aber da ist noch mehr, woher kommt diese unglaubliche Tiefe? Fetish erinnert mich an soviele Düfte, und von allen scheint das Beste in Fetish vereint zu sein. Da war ein echter Hexenmeister am Werk.
Nach mehreren Stunden in München ist klar: Fetish muss mit nach Hause.

Fetish ist nun schon seit mehreren Wochen in meinem Besitz und hat sich zu meinem absoluten Liebling entwickelt. Ich habe beim Tragen das Gefühl, als würden Fetish und meine Haut perfekt zueinander passen, so als ob Fetish zu mir gehören würde.
Also typischen Chypre würde ich Fetish nicht bezeichnen, und den Vergleich mit Bel Ami kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen.
Ich empfinde Fetish als perfekt und ausgewogen. Nach der etwas heftigen, gewürzlastigen Kopfnote entwickelt Fetish relativ schnell eine unglaubliche Tiefe, welche Naomi Goodsir’s Rauch, Tom Ford’s leicht animalische Note und Weichheit aus London, und die Zimtnote aus Oud Shamash in sich vereint. Dazu gesellt sich eine sehr angenehme Ledernote, wie ich sie bisher noch in keinem Duft wahrgenommen habe. Die Mischung aus Zimt und Kardamon hält sich über den gesamten Duftverlauf, ist aber niemals dominant. Welche Komponenten Fetish letztendlich die unglaubliche Tiefe und Sanftheit bescheren kann ich nicht beurteilen.
Ist Fetish pour Homme frauentauglich? Definitiv ja !!

Auf der Suche nach Holz, Leder und Weihrauch lande ich bei Armani.
Der erste Duft der mir unter die Nase gehalten wird, sollte meinem Wunsch nach Holz entgegenkommen. Was ist das? Ich kann den Duft im ersten Moment nicht einordnen – ich bin verwirrt, aber begeistert: rauchig, seltsam, dunkel aber so wahnsinnig faszinierend schön. Als Duft-Laie kann ich noch keine Komponente deutlich erkennen, bzw. ich bin derart überwältigt, dass ich es erst gar nicht versuche. Was immer es ist: das muss unbedingt auf der Haut getestet werden.
Der zweite Duft soll mein Verlangen nach Leder stillen: Cuir Noir. Woww: schwarzes Leder! Dieser Name und dazu noch die olfaktorische Offenbarung des ersten getesteten Armani privé lassen meine Erwartungen blitzartig in die Höhe schnellen.
Auf dem Duftstreifen riecht es angenehm, eine Ähnlichkeit mit "Tuscan Leather"? Irgendwie ja, aber auch irgendwie zahmer. Leicht süß? Nein, kann nicht sein: schwarzes Leder ist nicht süß.
Hmm. Ich rieche und schnuppere am Teststreifen. Kommt da noch was – oder war es das schon? Wo bleibt die Dunkelheit, die Tiefe? Ich will SCHWARZES Leder!!
Die Verkäuferin bemerkt meine Verwirrung und meint, diesen edlen Lederduft müsse man unbedingt auf der Haut testen.
Also gut:
Ersten Duft, wie heißt der nochmal?- Ach ja: "Oud Royal" auf dem linken Arm und Cuir Noir auf dem rechten Arm spaziere ich hinaus in die frische Luft.
Es regnet und ich bin mit Regenschirm und 2 Armen, welche abwechselnd an meine Nase gehalten werden, reichlich überfordert. Links die Faszination und die Heftigkeit von Oud Royal und rechts das deutlich zurückhaltende Leder. Nein, eigentlich brauche ich links gar nicht mehr zu schnuppern, denn ich bin dem Duft bereits verfallen. Hoffnungslos ausgeliefert. Dieses Oud treibt mich noch in den Wahnsinn. Manchmal riech ich Gummi, manchmal Medizin, manchmal gar nichts. Hier ist es zu Beginn minimal medizinisch, aber nicht so clean wie in "Duro", sondern rabenschwarz, mystisch, glänzend, rauchig, faszinierend, erotisch…STOP!
Ich drücke meine Nase an meinen rechten Arm und warte auf die Offenbarung des schwarzen Leders:
Ja, es verändert sich. Die auf dem Teststreifen noch vermutete Süße ist nun deutlich wahrnehmbar. Süße in Parfums ist nicht so mein Ding, aber hier stört sie nicht sonderlich. Mag ich diesen Duft? Keine Ahnung. Jedenfalls ist dieses Leder nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Leicht rauchig, süßlich und durchaus gelungen und rund, aber halt nicht so würzig, herb und dunkel, wie ich es mir gewünscht habe. Abgehakt und weiter.
Was ist das nun? Ich suche in meiner Tasche nach meinem Hausschlüssel und plötzlich hab ich es in der Nase: Vanille!!! Wieso riech ich jetzt Vanille? Ich durchforste meine Tasche und halte den Duftstreifen mit Cuir Noir in der Hand. Erst mag ich es nicht glauben, dass dies der Verursacher des Vanilledufts ist und ich schnupper an meinem rechten Arm. Eindeutig: Cuir Noir riecht nach Vanille. Ok, das war´s dann: ich mag keine überdeutliche Vanille in Parfums und statt schwarzem Leder finde ich in Cuir Noir nur niedliches, süßliches Lederchen mit Vanillegeschmack. Schade.