Verschmelzung - Düfte tragen oder erleben?
Warum sind mir Düfte so wichtig?
Das Tragen von unbekannten Düften ist für mich immer ein Erlebnis, das mich irgendwie in seinen Bann zieht, mich mitreißt oder umschließt. Reizen, die über den Geruchssinn wahrgenommen werden, kann man sich schwer entziehen und im Gehirn ist alles derart vernetzt, dass auf einen neuen Reiz eine Fülle von Assoziationen, Sehnsüchten, Wünschen, Abneigungen oder ganzen Gemütszustandsveränderungen folgen kann.
Das macht für mich eigentlich den Großteil des Reizes dieses schönen Hobbies aus. Nicht das Besitzen oder das Sammeln, was mir recht schnell viel zu viel werden kann, sondern die unglaubliche Fülle von neuen Reizen, die mich mit Bildern und neuen innerlichen Welten beschenken. Beflügelte Fantasie, ins Leben zurückgeholte Erinnerungen, neue Inspirationen. Wäre ich mit der Begabung des künstlerischen Schaffens in irgendeiner Form gesegnet, würde ich vermutlich zu jedem neuen Duft ein kleines Kunstwerkt zu gestalten versuchen, dass zur Aufgabe hat, diesen ersten Moment des Kennenlernens eines neuen Duftes in irgendeiner Form festzuhalten.
So bleibt es jedoch flüchtig, und ich habe das Gefühl, dass es so auch in Ordnung ist. Gedanken, Gefühle und Fantasien vermehren sich bekanntlich nicht, wenn man sie einsperrt. Sie werden zu einem Abbild, was über die Zeit hinweg an Farbe und Konturen verliert, und verblassen schließlich.
Was aber braucht ein Duft, damit ich ihn tragen kann? Warum lasse ich so viele Düfte so schnell wieder ziehen, auch wenn sie mir gut gefallen? Vielleicht habe ich ja das Gefühl, den Duft gefangen zu nehmen und ihn seiner anfänglichen Aussagekraft zu berauben, wenn ich ihn öfters trage. Seine Wirkung auf mich schwindet, er verblasst und was bleibt ist nur noch... nun ja. Parfum eben. Und wenn er zu Parfum wird, erfüllt er lediglich noch den pragmatischen Zweck, dass ich für mein Empfinden gut rieche. Und dafür reicht auch eine gute Körperhygiene. Um ein Statement mit einem Duft zu setzen, fehlt es mir vermutlich an Dominanz. Ich kann nicht erwarten, in jemand anderem die selben Gefühle hervorzurufen, die der Duft mir schenkt. Und ich möchte auch kein Schild über dem Kopf balancieren, auf dem in Großbuchstaben: "ICH RIECHE GUT!!! ERKENNE DAS BITTE AN!!" steht (Wobei ich da nicht für mein 10 Jahre jüngeres Selbst sprechen kann, was regelmäßig Familie und Freunde mit olfaktorischen Übertreibungen drangsalierte).
Welche Düfte kann ich also tragen? Welche können als Flakon in meiner Sammlung bestehen? Welche Düfte darf ich gefangen nehmen?
Diese Frage habe ich mir gestellt, und die Antwort war ziemlich enttäuschend aber irgendwie auch schön. Es sind nur jene Düfte, die mit mir verschmelzen. Die auf meiner Haut ihr Zuhause gefunden haben und mich reiz- und wortlos durch meinen Alltag begleiten. Diese Düfte, die mich nicht stören, die mich nicht flashen oder begeistern, die mich nicht ablenken, nicht irritieren... die mit irgendeinem Teil meiner Seele im Einklang sind. Die kein Accessoire sind, sondern vielmehr die Basis-Ausstattung. Die für mich keine Beduftung sind, sondern Pflege. Das sind wohl nicht viele und oft braucht es einige Tests, um festzustellen, mit welcher Art Freude am Duft ich es hier denn nun zu tun habe. Doch nach und nach ist immer, hinter Wellenbergen von Impulskäufen, wilden Tauschorgien, Loslassen, Wederbeschaffen und Festklammern, Land in Sicht. Ich liebe die Phasen, in denen die See wild aufschäumt und die Suche nach neuen Reizen und neuen verborgenen Seelenteilen mir berauschend in ihren Bann zieht und ich liebe die windstillen Zeiten und sanften Wogen der olfaktorischen Ausgeglichenheit und Zufriedenheit mit dem, was man bereits hat.
Das ist etwas, was mir nur Düfte geben können. Diese Antwort gebe ich natürlich nicht jedem, der mich irritiert fragt, warum ich mich so viel damit beschäftige. Die ist nur für euch und mich =)
Verschmelzung:
Portraits - The Ingénue Cousin Flora
"gentle Fluidity (Gold) | Maison Francis Kurkdjian"
La fille de Berlin Eau de Parfum
Black Tie
Muse Poudrée
Chance Eau Tendre 
So Scandal!