Mourant

Mourant

Rezensionen
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6 - 9 von 9
Mourant vor 3 Jahren 13 5
9
Flakon
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Eau de Efeu
Parfumo hilft in jeder Lebenslage. Zum Beispiel wenn man merkt, dass man inmitten seiner Sammlung noch gar nichts hübsch Grünes für den Sommer hat. Aber bitte nichts in die Richtung hell-frisch-zitrisch. Voilà, da haben Sie Klubwasser. Bereits das trübe Grün des Flakons, die Duftnotenliste und die Statements weckten in mir die Erwartung, auf einen ungewöhnlichen Duft gestoßen zu sein und sie wurde nicht enttäuscht.

Denn dieses Wasser ist düster, natürlich und kompromisslos grün. Klubwasser versetzt mich in einen riesigen zwielichtigen Garten. Hier ist alles verwildert, verwachsen, überwuchert. Alte Bäume, manche von ihnen hat der Efeu mit seiner steinernen Umarmung fast überwältigt, werfen lange Schatten auf wilde Wiesen aus allerhand Kräutern, Gräsern und Nesseln. Mittendrin ein verwunschener Teich. Unterwasser wiegen sich giftgrüne Pflanzen im sommerabendlichen Bernsteinlicht, das durch den Schleier aus Wasserlinsen bricht, welcher auf der warmen Wasseroberfläche schlummert. Man könnte meinen, hier schlummert und steht alles, wären da nicht die feuchten Laute der Frösche, das entfernte Zirpen der Grillen und das hypnotische Flattern einiger Libellen, die golden und smaragden flimmern wie Jugendstilbroschen, wenn sie sich im sterbenden Sonnenlicht aalen.

- Morbide Schönheit, bitteres Balsam, Floras süß(wässrig)es Gift, anziehend und abstoßend wie ein schimmerndes nasses Grab, das mit bezirzenden weißen Seerosen lockt. Ophelias finaler Signaturduft?
5 Antworten
Mourant vor 3 Jahren 6 4
10
Duft
Versunkener Schatz im rosaroten Nebel
Bedauerlicherweise scheint dieses Parfüm unter den Radar gefallen zu sein, anders kann ich mir die wenigen Bewertungen hier nicht erklären. Da er auch nur noch schwer zu kriegen ist, dürfte sich an seinem Bekanntheitsgrad leider auch nicht mehr viel ändern. Ich werde mich wohl weiter an meinen zwei Probeabfüllungen festhalten und berichte nun von einem verlorenen Schatz.

RED SQUARE ist, wie für Mad et Len nicht unüblich, ein sehr natürlicher Duft. Rosaroter Rauch steigt auf, pfeffrig auf die zarteste Weise, sinnlich, betörend, belebend. Die wohlige Wärme inhalierend, ist mir mitunter, als würde ich in einem großen Holzfass mit Roséwein schweben.
Dabei bietet der Duft mir Ambivalenz ohne Widersprüchlichkeit oder Disharmonie: Ich empfinde ihn als tief und doch luftig, als sakral und doch erotisch, als süß ohne direkte Süße und leicht fruchtig, obwohl er nichts Gourmandiges in und an sich hat. Diese fruchtige Wirkung und Assoziation ist sehr passiv, ich denke an winzige rosarote Beeren. Er riecht für mich, wie rosa Pfeffer aussieht.
Die oben erwähnte belebende Wirkung entsteht in der warmen Gesamtwirkung aus einer metallisch-kühlen Unterstömung, die jedoch nicht frisch und grell daher kommt, sondern sanft schlummernd wie das angestaubte Funkeln von angelaufenem Silber.

RED SQUARE ist ein intimer Duft, der seinen roten Weihrauch nicht verschwenderisch verströmt, sondern auf seinen Träger konzentriert, von der Sillage sollte man sich nicht zu viel erhoffen. Die Haltbarkeit empfinde ich ebenfalls als nicht allzu stark. Ähnlich wie der grandiose BLACK AFGHAN aus dem gleichen Haus, ist RED SQUARE eher etwas für den privaten Genuß.

Der Name dieses Parfüms ist mir rätselhaft. Nicht der erste Teil des Namens, der erklärt sich von selbst, wenn man es riecht. Aber das Quadrat...
Ich sehe ein rotes Quadrat aus scharlachrotem Pulver, das wie ein Zauberzeichen auf den Boden eines versunkenen Tempels gestreut wurde, dessen Felswände vom rosigen Schimmer einer unsichtbaren Quelle gestreichelt werden. Dort verströmt das rote Quadrat, entzündet von wer weiß wem, seinen süßlich-ätherischen Weihrauch und lässt sanft schwelend seine Seele in den Raum entschweben... Was für eine magische Mischung, die in der Obskurität schlummert.
4 Antworten
Mourant vor 3 Jahren 22 2
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Bittersüß
Der kurze und prägnante Name BLACK bringt dieses Parfüm perfekt auf den Punkt. Pfeffer, Rauch, Leder, Birkenteer, kokelndes Holz: eine schwarze Symphonie, alles von Anfang bis Ende durchzogen von der unterschwelligen, unaufdringlichen Süße der Lakritze, wodurch die gesammelte Dunkelheit einen weichen Bruch und eine wohlig-warme, beinah erotische Note erhält.
Fleischliche Grill-Assoziationen, die hier von einigen Rezensenten erwähnt wurden, kann ich zum Glück nicht riechen und bestätigen (Liebe Vegetarier/Veganer, lasst euch also nicht direkt abschrecken, ich als Veganer liebe dieses Parfüm). Vielmehr nehme ich einen radikalen, doch eleganten Duft wahr. Ein hübscher Punk in verrauchtem schwarzen Samt. Abgeblätterter Nagellack. Ambivalenz.

Ich halte BLACK nicht nur für einen einzigartigen Duft, sondern habe auch schnell eine emotionale Verknüpfung mit ihm entdeckt. Er riecht für mich genau wie ein Freund, mit dem ich viel verbinde. Mein Bruder im Herzen, mein Geliebter nur in seltenen Momenten, die flüchtig sind wie Qualm.
Gruftpunk, mager und markant, große dunkle Augen in schwarz verschmierten Höhlen, dunkle Haare, strähniger Iro, abgewetzter Ledermantel, schwere Stiefel, ganz in Schwarz. Heroinabhängig. Das Verhältnis zu ihm bittersüß, wie es mit Abhängigen eben oft ist. Ein widersprüchlicher Wellengang, einerseits Verbundenheit, Spaß, Zuneigung, Nähe, worauf leider immer wieder Enttäuschung in irgendeiner Form folgt. Hin und her geworfen innerhalb eines toxischen Verhältnisses zwischen Hoffnung, Sympathie, Desillusion, Trauer und Wut.
Jedes Mal, wenn ich nur am Flakon von BLACK rieche, durchfährt mich Euphorie und es ist, als würde der Schatten dieses Freundes mich besuchen. Ich kann ihm nicht so nah sein, wie ich es mir wünschen würde. Doch wenn ich BLACK auflege, ist sein Geist da, die erweckte Erinnerung an seinen markant-ledrigen Geruch und den süßlichen Rauch seiner Haare im Kissen, der bedauerlicherweise sehr viel schneller verfliegt und mich in Sehnsucht zurücklässt. BLACK ist mein kleines, harmloses Heroin. Es lindert den (Sehn-) Suchtdruck, hüllt mich in seine schwelende Wärme ein, bis es nach acht bis zwölf Stunden Zeit ist für... kalten Entzug oder den nächsten Schuss.

(Während ich diese Rezension schrieb, lief ganz angemessen "Black" von Bluttat in Dauerschleife, ein Lied, das ich durch ihn kennen und lieben gelernt habe.)
2 Antworten
Mourant vor 3 Jahren 5 3
9
Flakon
9
Duft
Schwarzes Irrlicht
Black Afghan startet als pechschwarze Rauchbombe, wie frisch vom Scheiterhaufen, intensiv, allerdings nicht schreiend und kratzig. Ein Lagerfeuer im Kiefernwald. Null Synthetik spürbar, purer natürlicher Geruch nach verbranntem Holz. Im Verlauf lichtet sich der Rauch und offenbart in der düsteren Tiefe das untergründige Leuchten einer unaufdringlichen harzigen Süße.

Leider ist er von Anfang bis Ende hautnah, auch bei vielen Sprühern. Also eher was für privaten Genuß als für den Alltag, denn man muss andere Menschen schon mit der Nase draufstoßen, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich musste ihn mir allein schon aufgrund des Dufts zulegen, doch die herrliche Konstellation schwarzer Scheite fällt schnell in sich zusammen, zerfällt zu Asche und wird vom Nachtwind verweht. Ein Duft wie ein Lagerfeuer mit der Sillage und der Haltbarkeit eines Teelichts, leider, leider. Ein Duft für den Moment, ein kurzes, phantastisches Aufleuchten, ein Irrlicht im Wald, das den Sinnen schnell wieder entflieht, sich jedoch als angenehme Erinnerung ins olfaktorische Gedächtnis einbrennt.

Black Afghan ist ein einzigartiges Parfüm, für mich einer der besten Düfte von Mad et Len, neben Graphite und Red Square.
3 Antworten
6 - 9 von 9