Naaitsab

So grinst er also, der Beelzebub.

Ein holziger, vornehmer, würziger aber gemütlicher Duft, der mich an ein knisterndes Nadelholzfeuer in einer eingeschneiten Blockhütte im Winter erinnert, mit einer kleinen Prise Wahnsinn. Draussen liegt Schnee, der Atem kondensiert, es ist kristallklare Luft — drinnen knistert das Feuer, es fliegen gelegentlich Funken, man starrt in die Flammen und wird das Gefühl nicht los, dass die Flammen irgendwie zurückstarren. So in etwa fühlt sich dieses Parfum für mich an. Da ist etwas sandelholziges, zederartiges, süsslich harziges, gemütliches an der Oberfläche, und etwas verborgenes, geheimnisvolles, rauchiges, verruchtes schwelt im Hintergrund.

Der Stoff hält auf meiner Haut locker 8-10 Stunden, hat eine ordentliche Sillage und wirkt sehr natürlich und organisch -- in keiner weise steril oder synthetisch.

Ich empfehle jedem, der holzige, rauchige Düfte mag, ein wenig den Schalk im Nacken hat, und vielleicht andere dazu einladen möchte, mal ein wenig zu sündigen, diesen Duft einmal zu testen, und wer weiss, vielleicht einen bleibenden Pakt einzugehen mit diesem lächelnden Fürsten der Finsternis. In meine Sammlung hat er es jedenfalls geschafft.

Die Beschreibung von Leimbacher trifft es für mich ziemlich genau. Eigentlich bin ich kein Fan von Neroli, eben aufgrund der 4711/Kriegsgeneration-Badezimmer-Assoziation, aber in der Form, wie es hier eingebunden wird, kann man sich kaum daran sattriechen. Ein hervorragender Sommerduft, der für Liebhaber von frischen Düften im Eau-de-Cologne Stil sicher eine der edelsten und langlebigsten Optionen darstellt.

Unerwarteterweise habe ich hier eine verbrannte Eröffnungsnote wahrgenommen, die zwar nicht identisch ist, aber mich ziemlich deutlich an den verbrannt riechenden Teil der Eröffnung von Fate Man erinnert.

Ich finde das etwas gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Weile tritt diese Brandnote etwas zurück und der Duft geht in eine sehr angenehme Frühstücksartige Kombination über, so wie Leimbacher es auch beschreibt.

Sonst habe ich den Beschreibungen hier wenig hinzuzufügen -- es würde mich nur interessieren, ob noch jemand die Ähnlichkeit der Brandnote (nur) in der Eröffnung zu Fate Man so wahrnimmt, oder ob mir meine Nase hier einen Streich spielt.

Wie wohl die meisten hier habe ich mir TdF in erster Linie deshalb ersoukt, weil ich neugierig darauf war, wie dieser Duft im direkten Vergleich mit Aventus (welches ich absolut liebe, auch wenn ich wünschte, dass er auf meiner Haut etwas länger hielte).

Wie man unschwer an den Duftnoten erkennen kann, ist hier Ähnliches enthalten, und tatsächlich riechen die beiden für mich verwandt. Aus meiner Sicht besteht der Hauptunterschied im Duft darin, dass bei TdF die Johannisbeere etwas stärker betont ist, so dass der Duft für mein Empfinden etwas weniger frisch und ein kleines bisschen "wärmer" wirkt als Aventus, und dass TdF einen ganz leichten Einschlag von Honig hat, den ich bei Aventus so nicht wahrnehme.

Gefühlsmässig wirkt das auf mich wie Aventus im Spiegelkabinett, oder hinter einem Schleier -- immernoch erkennbar, aber doch verzerrt und nicht so elegant wie das Original. Nichtsdestotrotz finde ich TdF durchaus einen angenehmen Duft.

Vielleicht schnitte er in meinem Empfinden besser ab, wenn er nicht mental immer nur im Vergleich zum Referenzpunkt Aventus erschiene. Umgekehrt kann es sein, dass mir Aventus gerade im Vergleich nochmal deutlich besser gefällt, als sonst. Das erinnert mich ein bisschen an das TED Video von Dan Ariely, in dem es darum geht, wie Referenzpunkte unsere Wahrnehmung beeinflussen. Der Talk lohnt sich, eine Kernempfehlung ist, dass man grundsätzlich, wenn man ausgeht, jemand mitnehmen sollte, der ähnlich aussieht, aber ein kleines Bisschen hässlicher ist als man selbst. (wers googeln will, der Talk heisst "Are we in control of our own decisions?", besonders der Teil mit Ugly Jerry gegen Ende ist spassig).

Fazit ist, ich mag den komischen leicht verzerrten Cousin von Aventus. Gerade weil er ein bisschen hässlicher ist, schiefe Zähne hat, etwas unbeholfen wirkt und die Krawatte etwas zu kurz gebunden hat, bestätigt er mich doch in meiner Liebe zu Aventus.

Dieser Duft riecht für mich nach frisch umgesägten kleinen Nadelbäumen, aus denen frisches Harz nachblutet. Ein anfangs leicht stechender Geruch von hellem Holz, das noch lebendig riecht und hier so realistisch nachgebildet ist, dass ich die Schleifspur der Äste und Nadeln des frisch geklauten Weihnachtsbaumes auf dem Schnee mitsehe, wenn ich daran schnuppere.

Dazu sollte ich sagen, dass mein Grossvater eine Holzverarbeitungswerkstatt hatte, und für mich deshalb Holzgeruch, Gemütlichkeit und Geborgenheit irgendwie zusammengehören.

Der Duft wirkt authentisch und ehrlich und auf eine Art mutig und unprätentiös in seiner klaren Ausrichtung auf diese Holzigkeit, und er gefällt mir sehr gut. Für einen wahren Nasen-Gasmus finde ich ihn persönlich jedoch etwas zu eindimensional. Für meinen Geschmack fehlt zur Perfektion noch ein Gegenpol zum knarzigen Holz, der das Ganze abrunden und in einen Kontrast betten könnte.

Normalerweise bin ich ja nicht so für Layern, aber ich bin durch Zufall darauf gekommen, diesen Duft mit Eau Mage von Diptyque (leider nicht mehr in Produktion) zu layern, was m.E. genau das hinzufügt, was mir hier fehlt, und ein wunderschönes Spannungsfeld aufbaut zwischen dem knarzig splitternden hellen, harzigen Holz und der vornehmen Sanftheit von Eau Mage, dem sonst für meinen Geschmack ein Bisschen der Biss fehlt. Die beiden ergänzen sich so gut, dass ich sie zusammen lieber mag, als jeden davon separat.

Insgesamt jedoch auch für sich genommen definitiv ein eigenständiges Geruchserlebnis, und für Holz-Puristen sicher einen Platz in der Sammlung wert.