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vor 4 Jahren - 13.07.2020
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Geruchserinnerungen

Es ist ja hinlänglich bekannt, daß Gerüche stark mit Erinnerungen und Gefühlen verknüpft sind. „Der Geruchssinn ist der einzige Sinn, der direkt mit dem Emotionszentrum unseres Gehirns verbunden ist“ (Rachel Herz, The Scent of Desire). Duftreize gelangen demnach direkt zur Amygdala, dem Gefühlskern des Gehirns und zum benachbarten Hyppocampus, der Erlebnisse verarbeitet und Erinnerung formt.

Der Geruch von Weihnachtsplätzchen – Zucker, Zimt, Vanille – versetzt mich immer in die Küche meiner Mutter zurück. Teig kneten und probieren. Plätzchen ausstechen und probieren. Die Plätzchen aus dem Ofen nehmen und besser etwas warten vor dem probieren. Solche Geruchserinnerung hat sicher jeder. Die meisten meiner Geruchserinnerung sind mit der Kindheit verknüpf. Vielleicht ist da das Gehirn noch am formbarsten. Mit zunehmendem Alter kommt das nicht mehr so häufig vor.

Aber manchmal eben doch und von zwei gänzlich unterschiedlichen Geruchserinnerung möchte ich berichten.


Das erste betrifft die Erfüllung eines lange gehegten Traums: Neuseeland. 2019 war es endlich so weit, mit Kind und Kegel ab ins Flugzeug und kaum 24 Flugstunden später ist man auch schon da. Im Vorfeld habe ich mir nur wenige Gedanken darüber gemacht, welches Parfum ich mitnehmen soll. Letztendlich ist es Roma Uomo geworden. Ich dachte mir: in Neuseeland ist Spätsommer und der Flacon ist klein und paßt noch in die Tasche. Wenn ich also auf unserer Inseltour ein Parfum getragen habe, war es Roma, unabhängig davon, ob es zur Situation paßte (und manchmal war es gar nicht so spätsommerlich warm), es war halt das einzige.

Ich mochte Roma schon vor dem Urlaub, aber wenn ich es jetzt benutzte versetzt es mich immer auch ein wenig nach Neuseeland zurück. Es ist also egal, ob der Duft in Zukunft noch weiter reformuliert wird, solange er noch erkennbar bleibt, werde ich ihn mögen.


Die zweite Erinnerung hat nichts mit einem Parfum zu tun und der Geruch ist auch nicht unbedingt „wohlriechend“. Es handelt sich auch wieder um die Erfüllung eines lange gehegten Traums und wieder um eine Fernreise: Australien. Diesmal 2011 noch ohne Kind und Kegel. Und auch noch ohne besondere Parfumkenntnisse. Ich hatte sicher irgendwas dabei, kann mich aber daran nicht mehr erinnern. Es ging im australischen Frühling in den tropischen Norden, Queensland. Wer schon mal in Australien war, weiß daß es dort allerlei unangenehmes Getier gibt. Gegen die größeren (Spinnen, Skorpione, Schlangen, Krokodile) hilft: Augen auf! Gegen die kleineren (Moskitos und Sandflies) hilft: N,N-Diethyl-3-methylbenzamid oder N,N-Diethyl-m-toluamid, kurz DEET.

Den Geruch von DEET kann man nicht beschreiben, den muß man erlebt haben. Er spielt jedenfalls in einer ganz anderen Liga wie Autan. Und wir reden in Australiens Norden vom real stuff, 80% DEET, heavy duty, tropical strength. Das Zeug hat sich bei mir regelrecht in den Hyppocampus gebrannt und sobald ich es rieche bin ich sofort wieder da. Ich hatte damals noch einen Rest mit nach Hause gebracht und gelegentlich daran geschnuppert. Ich hoffe, das ist noch normal ;-)
Ist hier leider nur schwer zu bekommen. Wäre für die heimischen Mücken aber wohl auch etwas überdimensioniert.


Da Fernreisen momentan ja nicht so einfach sind, werde ich also meine Geruchserinnerung anwerfen und so noch einmal in die Welt reisen.

Vielleicht funktioniert es bei Euch ja auch?

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