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vor 9 Monaten - 28.11.2024
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Parfüm - Eine Zeitreise I Teil 1: Die Antike

Parfüm - Eine Zeitreise I Teil 1: Die Antike

Vorwort: Als Historiker interessiere Ich mich für jegliche Form von Geschichte. Mein Vorwissen über die des Parfüms hielt sich naja....in Grenzen. Dieser Blog beinhaltet eine kurze Vorstellung, die Literaturrecherche erwies sich schwerer als gedacht, weshalb dieser Artikel keine zehn Seiten lang ist, vierer Populationen der Antike und deren Verwendung von Düften und Parfüms. Falls gewünscht und Ihr Interesse an weiteren Blogs habt, bei mir besteht diese gewiss, folgen hierauf die Epoche des Mittelalters sowie die der frühen Neuzeit. Ich wünsche allen LeserInnen viel Spaß und hoffe, dass Ihr das ein oder andere mitnehmen könnt.

Ägypten:
Im alten Ägypten war Parfüm eng mit religiösen Riten verbunden. Duftstoffe dienten nicht nur der Körperpflege, sondern fanden auch in Tempeln und Gräbern Verwendung, um die Götter zu verehren und die Verstorbenen für ihre Reise ins Jenseits vorzubereiten. Die Parfümherstellung war eine kunstvolle Praxis, die häufig von Priestern ausgeführt wurde, die mit den geheimen Techniken der Extraktion und Mischung von Harzen, Ölen und Blüten vertraut waren. Zu den uns heute bekanntesten Methoden gehörten Enfleurage und Mazeration, bei denen Pflanzenextrakte in Ölen und Fetten konserviert wurden, um langanhaltende Düfte zu kreieren.

Besonders der Duft von Kyphi, einer komplexen Mischung aus 16 verschiedenen Zutaten wie Myrrhe, Weihrauch, Zypressengras, Wein und Rosinen, spielte eine zentrale Rolle in rituellen Handlungen. Kyphi symbolisierte spirituelle Reinheit und den Versuch, die göttliche Ordnung von Maat – dem ägyptischen Konzept für Gerechtigkeit, Recht und Ordnung – aufrechtzuerhalten, während das Chaos von Isfet ferngehalten werden sollte. Gute Düfte galten als Ausdruck von Maat, während unangenehme Gerüche Chaos und Zerstörung symbolisierten.

In der ägyptischen Gesellschaft war Parfüm jedoch ein Luxusgut, das meist den Wohlhabenden vorbehalten war. Besonders die königliche Familie und die Priesterschaft verwendeten kostbare Düfte, die nur den höchsten Kreisen zugänglich waren. Diese Parfüms wurden mit symbolischen und heilenden Eigenschaften verbunden, die die ägyptische Vorstellung vom Leben, Tod und der göttlichen Präsenz widerspiegelten.Als Beispiel hierfür lässt sich Königin Hatschepsut anführen: In den Wandmalereien ihres Tempels ist eine Expedition dargestellt, die ins Land Punt reiste, um die besten Harze und Düfte zu sammeln. Diese Substanzen dienten nicht nur der Parfümherstellung, sondern wurden auch als Opfergaben genutzt und schützten die Götter, PharaonInnen waren "menschliche Götter", während ihrer Reisen in die Unterwelt.

Die bekannteste Parfüm-Liebhaberin des alten Ägyptens war jedoch Kleopatra. Ihre Verführungskraft war legendär, und Parfüm spielte dabei eine entscheidende Rolle. In Shakespeares Tragödie „Antonius und Kleopatra“ beschreibt er, wie sie die Segel ihres Schiffes „Cydnus“ mit dem Duft ihres Körpers durchtränken ließ, sodass „die Winde davon liebeskrank wurden“. Kleopatra wusste, dass der richtige Duft nicht nur den Körper umhüllte, sondern auch die Seele beeinflusste – ein wahrer Geniestreich.

Fun Fact: In Ägypten gab es eine olfaktorische Hierarchie, die sich in den Stadtteilen widerspiegelte. Diese waren mit bestimmten Berufen assoziiert, die jeweils von charakteristischen Gerüchen begleitet wurden. So roch es bei den Sandalmachern nach Gerbstoffen und bei den Schmieden nach Rauch. In Texten wird beschrieben, dass die Straßen nach einem „betrunkenen Schreiber“ rochen.

Indien:
In Indien war Parfüm von Beginn an tief in religiösen und medizinischen Praktiken verwurzelt. Schon in der Indus-Kultur nutzten die Menschen aromatische Pflanzen wie Sandelholz, Rosen und Myrrhe für Parfüms und heilende Öle. Die Herstellung dieser Düfte erfolgte mit Kupferkolben, den „Degs“, die noch heute in vielen Teilen Indiens verwendet werden. Das Endprodukt der Destillation waren die „Attars“, die auch heute noch eine zentrale Rolle in der Parfümindustrie spielen.

Das „Gandhaśāstra“, eine der ältesten und wichtigsten Schriften über Parfüm in Indien, beschreibt die Kunst der Parfümerie als eine Disziplin, die sowohl spirituelle als auch ästhetische Ziele verfolgt. Der Text erklärt, dass „die Wissenschaft der Kosmetik und Parfümerie“ die Verehrung der Götter unterstützt, das körperliche Wohlbefinden fördert und zu den drei Zielen des menschlichen Lebens führt: Dharma (Tugend), Artha (Wohlstand) und Kama (Lust).
Nicht überraschend also, dass auch das „Kāmasūtra“, der berühmte Text über Liebe und Lebenskunst, dem Gebrauch von Düften gewidmet ist, die die Sinne anregen und die Verbindung zwischen den Geschlechtern vertiefen sollen. Parfüm war hier ein Symbol der Lust und des Wohlbefindens, ein Mittel, um die sinnlichen Freuden des Lebens zu feiern.

Ergänzungen des lieben Parfumos @Bloodxclat aus dem Bṛhat Saṃhitā von Varāhamihira : "Mahlt man gleiche Mengen von Patra (Tamala), Turuṣka (Olibanum), Vāla (Vetiver) und Tagara (Narde) zusammen, erhält man ein Parfüm, das sexuelle Leidenschaft hervorruft.
Füge zu diesem Parfüm Priyaṅguka (wahrsch. Algaia-Blume) hinzu und setze die Mischung dem Rauch von Kaṭukā (Picrorhiza scrophulariiflora Pennel) und Hiṅgulika (Zinnober) aus. Man erhält ein Parfüm, das als Vakulagandha bekannt ist. Füge dazu Kuṣṭha (Kostus-Wurzel) hinzu und du erhältst ein Parfüm, das als Utpalagandha bekannt ist. Füge dazu Sandelholz hinzu, und du erhältst wieder den Duft, der als Campaka-gandha bekannt ist. Füge Muskatnuss, Zimt und Kustumbarī (Koriander) hinzu, und du erhältst ein Parfüm, das als Atimuktagandha bekannt ist."

Griechenland und Rom:
In der Antike schätzten sowohl die Griechen als auch die Römer Düfte als Teil ihrer religiösen Rituale, der Körperpflege und des gesellschaftlichen Lebens. Im antiken Griechenland war Parfüm ein fester Bestandteil der Tempelrituale, wobei Weihrauch als Opfergabe an die Götter verbrannt wurde. Die Griechen erkannten auch die heilende Wirkung von Duftstoffen, wobei Myrrhe und Weihrauch sowohl spirituell als auch medizinisch genutzt wurden. Dies war übrigens schon zu Zeiten des antiken Ägypten gängige Praxis

Im antiken Rom erlebte Parfüm eine Blütezeit und wurde zu einem Statussymbol der Oberschicht. Der Dichter Ovid erwähnte in seinen „Ars Amatoria“ Parfüm, lat. „per fumum“ - dt. "durch Rauch bzw. Räucherstoffe", als Mittel, um die Sinne zu betören und die Liebe zu fördern: „Verwende Parfüm und wecke den Duft der Rosen, damit du die Götter der Verführung beeindrucken kannst.“ Die Römer importierten exotische Duftstoffe wie Myrrhe, Moschus und Zimt aus Asien und Afrika, die zwar teuer waren, aber ihren Preis wert. Anders als heute wurden diese Düfte jedoch nicht mit Alkohol gemischt. Die Parfüms der Römer wurden auf Öl-Basis hergestellt, oft aus Sesam, heißem Rettich oder unreifen Oliven. Auch die Verwendung von ätherischen Ölen war bekannt.

Fun Fact: Die berühmte Kaiserin Livia, die Frau von Augustus, früher Octavian, meinem Namensgeber hier auf Parfumo, war für ihre Parfümvorliebe bekannt. Es wird erzählt, dass sie oft in einem Parfümbad badete, das ihre Haut verjüngen sollte. Wer weiß, vielleicht sehe ich bald auch wieder aus wie 18. (lach)

Anmerkung: Dies ist mein zweiter Blog, die Verwendung von Fußnoten sowie Literatur- und Quellenangaben sind mir, entgegen dem Gusto aller HistorikerInnen, dementsprechend (noch) kein Begriff. Aufgrund dessen bitte ich alle LeserInnen um Entschuldigung.

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Octavianus

Aktualisiert am 30.11.2024 - 09:22 Uhr
7 Antworten
FraujuliaFraujulia vor 8 Monaten
Super interessant, vor allem der Teil über Ägypten. Danke und sehr gerne mehr dazu!
SalanderSalander vor 8 Monaten
Wow, super interessanter und top recherchierter Blogartikel. Danke Dir für diesen informativen Beitrag!
ErgoproxyErgoproxy vor 8 Monaten
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In Ägypten wurden damals auch Duftlegel aus Harzen und Balsamen benutzt. Darüber gibt es bildliche Darstellung.
SeejungfrauSeejungfrau vor 8 Monaten
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Vielen Dank.
PistazieneisPistazieneis vor 8 Monaten
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Die ägyptische Hochkultur war auf vielen Feldern etwas ganz besonders Herausragendes; schön, dass Du ihr den verdienten Raum gegeben hast. Sehr informativ, interessanter Lesestoff. Weiter so!
XyzXyzXyzXyz vor 8 Monaten
Na,da hast du ja doch viel Wesentliches auf eine Weise rausgepickt, die es für uns interessant macht - auch, wenn das Ganze etwas Ägypten - lastig geworden ist. Pokal für den roten Fun-Fact-Faden!
GingeralenaGingeralena vor 8 Monaten
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Danke für den schönen Blog, ein interessantes Thema hast du da ansprechend aufbereitet :).