Okarina

Was erlaube ich mir eigentlich noch was zu Mitsouko zu schreiben? Gibt es einen Parfumblog oder -buch in dem nicht bereits alles (und noch mehr) dazu gesagt wurde? Und wahrscheinlich von gebildeteren Nasen, besseren Schriftsteller:innen und intellektuelleren Denker:innen. Und dennoch möchte ich meine Liebe zu diesem Duft Ausdruck verleihen und meine Worte den vielen hinzufügen.

Mitsouko war der erste klassische Duft, den ich bewusst für mich entdeckt habe. Und zwar fast erzwungen: nachdem ich viel darüber gehört und gelesen hatte, entschied ich mich eines sonnigen Tages dazu mir ein Fläschchen anzueignen. Ich war entschlossen diesen Klassiker in meine Kollektion aufzunehmen. Es war etwas banal - ich hatte viele Paybackpunkte und stand mit dem Gutschein gerade im Kaufhof. Damit ich mir zwei Schätze gönnen konnte wurde es der edt, war er doch etwas günstiger. Ich hatte ihn auch auf den Teststreifen gesprüht und war skeptisch. Aber es war ja - sozusagen - geschenkt.

Der Duft offenbarte sich mir nicht sofort. Es war keine Liebe auf den ersten, auf den zweiten oder auf den dritten Riecher. Aber ich kehrte immer wieder zurück zu Mitsouko. Es war etwas daran was mich faszinierte und fesselte. Manche Sachen im Leben wollen eben näher betrachtet werden um verstanden zu werden. Die Auseinandersetzung mit der Sache vertieft das Verständnis, schärft den Blick und schenkt einem neue Perspektiven, die einem auf den Lebensweg fortan begleiten. So war es für mich mit Mitsouko.

Der Duft verkörpert Sommer - und ich finde das Label trifft es auch ganz gut. Trotzdem nichts für mich.

Nach der schönen Eröffnung übernimmt eine Süsse, die keinen Ausgleich bekommt. Es duftet elegant und vermutlich nach dieser Kaktusfeige. Ich erkenne den Beitrag den Iris hier leistet, ohne (leider - denn ich liebe Iris) jemals in den Vordergrund zu rücken. Nach einer Weile bekommt man diesen duftenden Eindruck von warmer Haut in der Sonne, vielleicht nach dem Schwimmen im Süßwassersee. Es wird cremig und süß und noch süßer. Aber es fehlt irgendwas, dass der klebrigen Süße was entgegnet. Ich hätte mir was grünes oder bitteres dazu gewünscht. So wie ich mir an einem heissen Sommertag einen Schatten und kühles Wasser wünschen würde.

Der Name hatte mich abgeschreckt: Fougeres sind nichts für mich! Aber doch, dieser Fougere schon. Die herrlich cremige Tuberose ist von Beginn an da. Sie wird gut im Griff gehalten, von den würzigen und krautigen Noten die sie umgeben. Im späteren Verlauf der Duftentwicklung komm Tuberose immer besser zur Geltung. Die krautigen Akzente machen Platz für die cremige Tuberose ohne je ganz zu verschwinden.

Unkompliziert, sehr frisch nach dem Aufsprühen und dann wird es seifig. Ich mag seifig - von daher kein Problem. Die Minze und grüne Frische sind hier sehr gelungen. Das Konzept der Colonia ohne den Zitrus funktioniert. Gut für heiße Tage an denen ich mich nach Kühle, Frische und dem Gefühl gerade aus der Wasser oder Dusche zu kommen sehne. Von den vielen Düften dieses Hauses haben mich bisher die drei Colonias (basilico, hoterla und tomilho) am meisten überzeugt und kommen an lauen Sommerabenden zum Einsatz.

Duftet wie Jasminblüten im Topf der in der prallen Sonne steht nach einem tropischem Sommerregen. Ich rieche hier die Blüte, das grün der Zweige und Blätter, die nasse Erde und die Wärme die vom Tontopf ausstrahlt. Die indole verstecken sich nicht, sind aber auch nicht aufdringlich - so wie in der Natur halt auch. Kaum blühen sie, fangen sie an zu vergehen. Genau deswegen ist der Duft sehr photorealistisch und linear ist er. Ich finde ihn wunderschön!

Aber wie alle soliflor Jasmindüfte ist es einfach nichts für meine Haut. Wer Jasmin liebt sollte ihn jedoch probieren. Ebenso empfehlenswert finde ich die Mimose und Lavandeldüfte der gleichen Reihe. (Die Rose in der Reihe hat es mir nicht angetan).