Olentia

Stell dir vor, es ist Sommer, noch nicht diese brütende Hitze, die dir den Atem nimmt. Stell dir vor, du gehst früh Morgens durch deinen Garten und nimmst die noch nicht durch Abgase verunreinigte Luft in dir auf. Es duftet köstlich nach weißen Freesien, auch den blauen Irisblüten entsteigt ein feiner Duft. Weiter hinten in deinem Garten verheißen schwarze Johannisbeeren einen köstlichen Genuss. Vor Jahren brachtest du aus einem Urlaub in Frankreich eine Mittelmeer-Zypresse mit, die nun groß und imposant geworden ist. Dieser kräftig würzige Baumduft durchzieht die Luft. Diesen Eindruck genießend legst du dich in deine Hängematte, die du mit frisch gewaschenen weißen Kissen ausgelegt hast und saugst tief die Quintessenz deiner Umgebung ein.
Genau so duftet die No. 17 "Laundrette" von Frau Tonis Parfum. Ein bezaubernd klarer, transparenter Duft, der an Blütenaromen und weißer frisch gewaschener Wäsche erinnert. Der Duft ist zart und filigran und doch prägnant. Seine Haltbarkeit liegt je nach Hauttypus zwischen 5-6 Stunden und wird dann hautnah. "Laundrette" ist mein Sommer-Träumchen in Weiß!

Um es gleich vornweg zu nehmen, ich war noch nie in unserer Hauptstadt und werde es auch wohl nie sein. Aber ich kenne Filme, welche das Berlin der Kaiserzeit zeigen. Jene Zeit, als Automobile noch nicht das Stadtbild erobert hatten. Jene Zeit, als man noch gemächlich auf der Prachtstraße Berlins "Unter den Linden" flanieren konnte. Ursprünglich als Reitweg vom Stadtschloss der Preußenkönige zum Tiergarten angelegt, ziert diese zum Brandenburger Tor führende Prachtstraße auf beiden Seiten Lindenbäume. Sommerlinden! Sie blühen im Juni. Damals, die Herren trugen Frack oder Anzug und auf dem Kopfe Bowler oder Zylinder und die Damen der feinen Gesellschaft streng ins Korsett geschnürt, wunderschöne mit Pariser Spitze verzierte lange Kleider. So ausgestattet ging man Sonntags zum Sommeranfang unter den blühenden Linden flanieren. Die Sommerlinden verströmten dabei das berauschende Odeur ihrer Blüten, die honigsüß mit dem Aroma der Blätter vermischt dufteten und der Duft sich über die ganze Allee verbreitete.
Genau so duftet "No. 10 Linde Berlin", Frau Tonis Parfum. Herrlich authentisch , als stünde man unter einer blühenden Linde. Der Duft verändert sich nicht und bleibt sich treu. Er hat für mich einen Glücklichmach-Faktor und ist einfach nur bezaubernd in seiner Schlichtheit und Natürlichkeit. Ich möchte mich bei der lieben Addicta bedanken, daß ich diesen wundervollen Duft kennen und lieben lernen durfte. Er ist immer einen Test wert, wenn man authentische Düfte mag.

Dune ist seit vielen Jahren einer meiner Lieblinge, die ich immer wieder erduften will. Dieses grandiose Dufterlebnis gönne ich mir, wenn das Fernweh mich packt. Ich sehe vor meinem geistigen Auge eine riesige, aus rose´farbenem, feinem Quarzsand bestehende Düne nah am in türkisen, kristallklaren Meerwasser. Zwischen Meer und Düne, der Strand, leer, ohne Touristenmassen, noch unentdeckt und versteckt gelegen. Treibholz, ausgebleicht und von der unerbittlichen Sonne getrocknet, liegt es da, gespenstisch anzusehen, die Äste wie Arme, die sich um Hilfe suchend gegen den Himmel recken. Wunderschön und bizarr!
Dune bringt diese Assoziationen hervor. Der Duft, zuerst ein wuchtig alkoholischer Auftakt. Nach kurzer Zeit gefolgt von saftigen, frisch geschälten Mandarinen. Diese verweilen aber nur eine kleine Weile um dann in weichen Blütenduft, vor allem Ylang-Ylang und Jasmin über zu gehen. Rose und Lilie sind kaum wahrnehmbar. Die Basisnote wird geprägt durch Sandelholz, hier stark vertreten und mystischem Patchouli, gefolgt von einer eher sanften Vanillenote, die den Duft mit ihrer Feinheit umgibt. Die anderen, in der Duftpyramide aufgeführten Ingredienzien halten sich für mich etwas zurück, um den gewichtigeren Bestandteilen mehr Raum zu geben. Morgens aufgetragen hält sich Dune wahrnehmbar bis in die Abendstunden. Dieser Duft ist einfach nur traumhaft und edel für mich.
Auch wenn die Zeit meinen Duftgeschmack grundlegend verändert hat, so bleibt Dune mit seinem unverwechselbaren Odeur einer meiner olfaktorischen Favoriten, die ich immer bei mir haben muß.

Danse des Fleurs heißt Blumenreigen. Diese fränzösischen Wörter kamen mir in den Sinn, als ich zum ersten Male an "Night Scented Stock" geschnuppert habe. Zwar völlig unpassend, fränzösische Ausdrücke für ein erzbritisches Parfum, dennoch dieser Duftverlauf kann für mein Befinden nur mit diesen Worten beschrieben werden.
Die Gewürznelke ist eine einsame Tänzerin, die man aber nicht übersieht. Sie trägt ein wunderschön rotes gefächertes Ballkleid. Eine Weile gewegt sie sich zu einem nicht hörbaren Lied. Ausdrucksvoll ist ihr Auftreten, prägnant. Doch, nach einiger Zeit betritt eine weitere Tänzerin die Tanzfläche. Ihr Kleid ist tief lilafarben ist glockenartiger Natur, sie nennt sich Heliotrop. Sie hat einen prägnanten Vanilleduft aufgelegt und harmonisiert damit perfekt mit der Gewürznelke. Dieses wunderschöne Essemble wird bald darauf von weiteren Tänzerinnen, die sich Ylang-Ylang, Jasmin und Lilie nennen, ergänzt. Die Levkoje, sie hat ein Kleid aus rosafarbenem Stoff mit zartlila Spitzen an, war zwar nicht eingeladen, wird aber dennoch freudig aufgenommen. Das scheue Veilchen traut sich jetzt auch noch dazu zu kommen. So drehen sie sich zum Reigen eine zeitlang. Die Musik zu der sie sich bewegen ist nun auch weithin hörbar und lockt nun einige exotische Tänzer an. Sie kommen von weit her und konnten sich dennoch nicht dem Reigen entziehen. Sie werden freudig aufgenommen und stellen sich vor als Benzoe, die Geheimnisvolle, Sandelholz, das Würzige, Vetiver, die Zitrische, Patchouli, der Orientalische, Tonkabohne, die Verführerische und Moschus, der erotische Weitgereiste. Ihr Reigen könnte nicht harmonischer sein. Sie drehen sich bis zum späten Abend und verlieren dennoch nichts von ihrem Ausdruck. Wunderschön und die Sinne umschmeichelnd!
So lernte ich "Night Scented Stock" kennen und war vom ersten Schnuppern an diesem Wohlgeruch erlegen!

Es war einmal ein kleines neugieriges Mädchen, das mit Vorliebe die Handtaschen der weiblichen Familienmitglieder durchsucht hat. Bei ihrer Großmutter wurde sie fündig. Eine kleine Flasche mit einer Aufschrift, die sie damals noch nicht lesen konnte. Das Öffnen des Flakons war einfach und ihm entströmte ein wunderbar lieblicher Blütenduft von dem sie nicht genug bekommen konnte.
Heute weiß ich, daß es "Mouson Lavendel" war, das ich damals in Omas Tasche entdeckt habe. Die Liebe zum Lavendelduft ist geblieben und als ich vor Jahren bei den Aqua Allegorias das "Lavande Velours" fand und schnupperte, war es, als würde ich in meine Kindheit zurückversetzt. Eine Wolke feinsten Lavendelduftes, klar, üppig, süß! In unserem Garten habe ich einige Lavendelstauden, es gibt dort rosa (ja, den gibt es!), blauen und weißen Lavendel. Die Hummeln lieben ihn, schneidet man ihn ab, entfaltet sich dieses wunderbare Aroma aus den Stängeln und Blüten. Bei "Lavande Velours" ist zunächst dieses üppige Lavendelaroma, krautig und etwas herber, was aber sich nach kürzester Zeit in reine Süße, weich und für mich auch elegant auf der Haut entfaltet. Die Iris versteckt sich noch etwas, aber kommt dann auch etwas verschämt hervor. In der Basisnote umschmeichelt die Vanille den Lavendel und beide gehen einen Duftbund ein. Der Duft von "Lavande Velours" hält sich bei mir, morgens aufgesprüht, bis in die Abendstunden, abgeschwächt zwar aber durchaus wahrnehmbar.
Ich möchte mich hierzu bekennen: "Alte Duftliebe, rostet nicht!"