Olinehexchen

Ich hab ihn jetzt 2 Tage hintereinander getestet und aus "pfui" wurde inzwischen "hui". Der erste Einduck nach dem Aufsprühen auf Papier war: schwarze Johannisbeeren und die mag ich absolut nicht. Also, Papierstreifen eingesteckt und raus in die Fußgängerzone. Das Wetter war gestern einfach scheußlich, Typ "da treibt man keinen Hund hinaus", es regnete und stürmte. "Etwas Warmes braucht der Mensch", heißt es immer so schön.

Ich hab den Streifen auf dem Weg zum Einkaufscenter wieder aus der Jackentasche gezogen und einen Schnüff genommen. Naja, so übel ist er doch nicht. Die pappige Süße hat abgenommen, Zeit, dem Duft noch eine Chance, diesmal auf der Haut, zu geben. Also rein zum Türkisen und vorsichtig auf den Handrücken gesprüht. Puh, heftig! Gleich abwaschen! war mein erster Gedanke. Als Parfumo weiß man aber, dass man sich vom ersten Eindruck nicht täuschen lassen soll. Also tapfer auf der Haut gelassen und raus in die Ungemütlichkeit.

Ich hatte gut 10 Minuten bis zum Parkplatz und beim Auto angekommen waren die Johannisbeeren buchstäblich vom Winde verweht und ich angenehm überrascht. Was ich jetzt riechen konnte, war eine warme, etwas rauchige Vanille mit leicht herb-fruchtiger Schokonote, wie man sie von teuren Pralinen kennt. Dieser Eindruck ist noch über Stunden geblieben, auch nach häufigem Händewaschen.

Heute war ich mutig, hab den Duft auf dem Unterarm gesprüht und er kam mir nicht mehr so pappig vor. Der Tester war richtig, auch wenn es diesmal beim Orangen war. Jetzt sind es fast 7 Stunden und ich mag den Duft schon seit einiger Zeit richtig gerne, er hat einfach was, etwas Sinnliches, eine angenehme, etwas herbe Süße, die leicht rauchige Vanille, mit der ich mich wohlfühle.

Für mich hat er keine Ähnlichkeit mit den oft genannten Düften, mit Black Opium schon garnicht, der hat bei mir eine doch recht deutliche Kaffeenote.

So hat mal wieder ein süßerer Duft mein bekennendes "Herz für Stinker" erobert. Manchmal muss das sein und das ist auch gut so...

Nach 0 hat mich auch A sofort begeistert.

Schon gleich, nachdem man den dunklen Wald betreten hat, steigt einem Kaffeeduft in die Nase. Nicht der Kaffee, den man zuhause trinkt, nein es ist ein "grünerer" Kaffee, den man hier wahrnimmt, was vielleicht auch an dem Schnitz Ingwer liegt, der sich in dem Getränk befindet. Folgt man dem Kaffeeduft tiefer in den Wald, kommt man zu einem Hexenhaus, aus dem dieser Duft strömt. Die Hexe hat davor Alraunen zum Trocknen aufgehängt, die dem Ganzen ein kräftiges Heuaroma hinzufügen. Alraunen sind giftig, aber die Hexe braut daraus einen aphrodisierenden Zaubertrank, den sie wahrscheinlich in den Kaffee mischt, um ihn dem ahnungslosen Wanderer, der sich hierhin verirrt, anzubieten.

Mich hat die Hexe mit diesem Gebräu gefesselt, ein Platz auf meiner Wunschliste ist diesem fesselnden Duft sicher.

Ich mag ja ausgefallene Düfte und so hat mir auch dieser hier sofort gefallen.

0 hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Black Afghano, aber ich finde ihn hautnaher. Der Gedanke, ihn mit Bondage zu verbinden, erschließt sich mir schon. Ich empfinde den Duft als warm, wie Leder auf einer warmen, feuchten Haut. Zu Bondage gehören absolutes Vertrauen und Hingabe, man muss sich auch in den Duft fallenlassen, um sich in ihn hineinzuversetzen und ihn zu genießen. Die zitrische Kopfnote hält sich nur kurze Zeit, um dann dem Leder und dem dunklen Holz Platz zu machen. Hanf gibt dem ganzen eine berauschende Note. Insgesamt ein düsterer, aber trotzdem sinnlicher Duft.

Für mich als Lederduft-Fan ist 0 definitiv ein Kandidat für meine Wunschliste. Die Haltbarkeit könnte aber etwas besser sein.

Dann möchte ich einmal eine Lanze für diesen Duft brechen, denn er gefällt mir recht gut.

Der Mann möchte seiner Liebsten einen gemütlichen Abend bereiten. Im Zimmer brennen Kerzen, im Kamin brennt das Feuer. Die Herzdame hat sich auf dem Sofa in eine wärmende Decke gehüllt. Sie friert nach dem Spaziergang in der kalten Winternacht. Er hat ihr in der Küche liebevoll eine Karamellmilch zubereitet und serviert sie ihr mit einem Törtchen, in das er eine Wunderkerze gesteckt hat. Dass ihm der karamelisierte Zucker etwas angebrannt ist, spielt für sie keine Rolle, denn es ist die liebe Geste, die sie glücklich macht. Die Wunderkerze ist abgebrannt, sie trinkt langsam ihre Milch und er deckt sie liebevoll zu. Mit einem glücklichen Lächeln kuschelt sie sich in die warme Decke und seufzt zufrieden.

Amour Nocturne drückt für mich diese innige Liebe, diese Vertrautheit aus, die zwei Menschen füreinander empfinden. Es sind die kleinen liebgemeinten Gesten, die diese Geborgenheit ausmachen, auch wenn dabei nicht immer alles perfekt ist.

Der Duft ist nach über 8 Stunden noch gut wahrnehmbar und wird weicher und wärmer.

Skin on Skin, ach, wie hab ich mich auf den Duft gefreut! Die Duftnoten hörten sich sehr interessant an, aber als anziehend und warm empfinde ich den Duft nicht.

Von Anfang an dominiert eine stechende Note, die mich an billige Kunstlederkleidung erinnert. Haut? Auch dazu fallen mir Plastikpuppen ein, die in Fernost hergestellt wurden. Sind es evtl. Weichmacher? Alles riecht hier sehr synthetisch. Moschus verstärkt diesen Eindruck noch.

Bei mir ändert sich der Duft kaum, er bleibt über viele Stunden präsent. Mit der Zeit ist er nicht mehr so stechend, aber das kann auch daran liegen, dass sich meine Nase daran gewöhnt hat.