Ooonidda

Ooonidda

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1 - 5 von 26
Ooonidda vor 7 Tagen 3 4
5
Sillage
4
Haltbarkeit
8
Duft
Ein Sonnenbad mit Marius am Pool
Angekommen, aufgerissen, auf den Arm gedonnert, hier habt ihr das Ergebnis:
Als wäre ich gerade an einem brennend heißen Tag aus dem Pool gestiegen. Der Pool ist nicht das öffentliche Freibad, das ist für die Massen stärker chloriert, eher ein Privatpool, wenig Chlor, kühles, authentisches Blau, eine ordentliche Filteranlage. Nur eine leichte Bitterkeit und bitzelige Frische lassen erahnen, dass das Wasser aufbereitet wird. Die Tonfliesen, aber auch die schmucken blauen, kunstvoll verzierten Dekor-Fliesen drumherum sind schön heiß, sodass meine nasse Fußstapfen schnell verdunsten und einen schönen Dufteindruck hinterlassen: Sommer, Hitze, Ton/Stein und mildes Chlorwasser.

Schnell wird der Duft wärmer, wie die Haut beim Sonnenbad... nun rieche ich warme, gebräunte und nicht zu Tode gecremte Haut in der Sonne. Ich muss direkt an meinen besten Freund denken; er riecht in der Sonne ähnlich: warme, leicht vom Chlorwasser gereinigte Haut, vielleicht mit einem Schuss Sonnencreme, aber diese wurde bereits vor Stunden aufgetragen und wird von der Sonne und den Poolbädern zunehmend abgetragen. Süßlich, irgendwie trotzdem frisch, warm und "poolig" riecht dieses Sonnenbad mit – authentisch, leise.

Die angegebenen Noten? Kann man völlig vergessen.
Nichts davon ist als eine sauber abgrenzbare Note präsent oder dominant. All die Pfeffersorten und der Muskatellersalbei ergeben eine hübsche, im Opening leicht stechende Frische, die mich an das o.g. Chlorwasser und eine Abkühlung bei einem beherzten Sprung in den Pool an einem zu heißen Tag erinnert. Kurz ist es scharf und erfrischend und dann nur noch eine sanfte, cremige Frische (und mit frisch meine ich keine Zitrone, Aquatik, Synthetik oder die üblichen Verdächtigen eher eine cremige frische von einem frisch gewaschenem weissen T-Shirt auf einem warmen Körper, die Frische von The Ghost in the Shell im späten Drydown).
Die Blumen (vor allem Rose, Jasmin und Veilchen)? Nonexistent. Höchstens im Zusammenspiel mit dem Frangipani versinnbildlichenden sie die abgewaschene Sonnencreme. Ich glaube, Kardamom ist das, was den Marius, oder zumindest die männliche Komponente zusammen mit dem Vetiver abbildet. Eventuell wurde nach der Rasur am Morgen etwas Aftershave-Balsam aufgetragen, bevor die Sonnencreme draufkam oder etwas Brisk, um den adretten Schnauzer für den Tag zurechtzumachen. Tonka kenne ich als Süße, Puderkuschler im Winter oder Gebäck; hier finde ich dieses Tonka nicht, es wärmt höchstens die The Ghost in the Shell -Haut.

Genug getippt, es ist zu warm. Ich suche nun einen Pool zum Reinspringen und dann eine Schulter zum Schnüffeln und Vergleichen.
4 Antworten
Ooonidda vor 11 Tagen 5 8
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft
Kondensmilchmeditation
Aus der Sparte "Penetranz erwartet, Seelenfrieden bekommen". In Erwartung eines starken, belebenden süssen Kaffees wurde ich nach dem versprühen in einen meditativen Zustand katapultiert. Die gedimmte Süße und die vornehm zurückhaltende Sillage balancieren die Gourmand-Noten sehr gut. Es ist kein vietnamesischer Kaffee mit gezuckerter Kondensmilch im 1:1- Verhältnis. Es ist die Parfümversion der belebenden Leckerei.

Generell punktet Vietnamese Kaffee damit, dass er eine beruhigende Atmosphäre schafft. Die Basis ist schön verblendet, und die Tonkabohne wird vom Amber und der Zeder in perfekter Dreifaltigkeit im Zaum gehalten. Keine der angegebenen Noten kann ich eindeutig herausriechen, bis auf den Kaffee. Der Rest agiert zusammen und schafft wunderbar angenehme Dufteindrücke wie die leichte Laktonik, die cremig-fettige Süße der reichhaltigen Kondensmilch. Das angenehme Gefühl im Mund, das nach dem Getränk verbleibt, bestehend aus Röstaromen des Kaffees, dem süßlichen, milchigen Fettfilm der Kondensmilch und dem schokoladigen Aroma, das aus der Verbindung der Kondensmilch mit dem Kaffee entsteht. Damit das Ganze nicht völlig in die Leckermäulchen-Abteilung abdriftet, hat das Ganze eine subtil blumige, man kann fast sagen "parfümige" Komponente. Es muss das Maiglöckchen sein, auch wenn ich keine eindeutige Blume festmachen kann.

Hier muss ich sagen: Dies ist ein durch und durch gelungener, leiser Gourmand, der einen dezent einhüllt, ohne die Umgebung mit kreischender Süße und penetrantem Bäckerei-Auslage-Aroma zu behelligen. Die meditativ entspannte Sillage erlaubt es einem, den halben Tag im süßlichen Kaffee-Milch-Dunst dahinzuschweben, ohne den anderen die olfaktorische Vorfahrt zu nehmen, indem man allen mit seinen Duftvorlieben in die Nase rammelt.
Eine meditative mild-süsse Erfahrung aus Parfüm, Kondensmilch und Kaffee, die mich nun zum Vietnamesen um die Ecke treibt.
8 Antworten
Ooonidda vor 13 Tagen 5 4
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Drahtseilakt zwischen wunderschön und verdammt gut
Der Saal ist dunkel, der rote Samt-Vorhang ruht schwer auf der Bühne, die Lichter sind gedimmt, aufgeregtes Summen vieler Stimmen füllt den Raum. Doch nun... die Lichter gehen aus, dramatische Pause, ein Spot geht an! Der Saal wird leise, nicht mal ein Tuscheln, höchstens ein aufgeregtes, scharfes Aufatmen. Der gleißend weiße Licht des Spots durchschneidet die dichte Dunkelheit und beleuchtet die Sopranistin des Abends. Dort steht sie, ganz in Weiß, das Kleid in schlichtem Schnitt, doch aus wunderbar schwerem dichten Stoff, fast schon wie Marmor fällt das wunderschöne, schwere Kleid und reflektiert das Licht bis zur vordersten Reihe ab.

Eine natürliche, fleischige, in ihrer Authentizität opulente und keinesfalls synthetische Tuberose.
Nichts "kreischt" hier, kein Kaugummi, eher die große und erhaben-leise Schwester von Lutens' Tubéreuse criminelle . Kein Narkotikum, nicht die große Verführung (nicht, dass ich das nicht mögen würde, ich mag auch den dramatischen, divahaften Auftritt der Tuberose). Hier ist die Tuberose zu Beginn fast buttrig, reichhaltig. Schnell steht sie nicht mehr allein, doch nach wie vor im Vordergrund. Wie ein satter Bass, der nach den ersten hellen Akkorden den Raum flutet. So fluten auch Patchouli und Oud die Bühne. Die Tuberrosen-Stimme klingt strahlend hell, doch satt, die Kontrabässe des herrlich dreckig-erdigen (kurz charmant stalligen) Patchouli-Ouds erfüllen den Saal und balancieren die Tuberose.
Singend und strahlend wandert sie über den samtig-schwarzen, alles Licht verzehrenden Labdanum-Teppich, für die dramatischen Momente sorgt der Weihrauch-Bühnennebel. Das Solo wird zum Duett: Osmanthus gibt später die leichte Süße, eine fast schon fruchtig-helle Aprikosennote schwingt mit, und der Osmanthus übernimmt sogar zeitweise eigene Parts.

Beständig und zurückhaltend füllen die Hintergrund-Sängerinnen Jasmin (dem authentischen nachtblühenden Jasmin erstaunlich nah) und Orangenblüte die Szene.
Ein wunderschöner Drahtseilakt aus tiefster und dunkelster Schwere und einer hell strahlenden Leichtigkeit. Oud, Patchouli, Labdanum füllen den Raum, Tuberose, Osmanthus und Weißblüher strahlen um die Wette, heller Weihrauch vereint sie und lässt das Ganze nicht in den kuschelig harzigen Kuhstall wandern und nicht in den divenhaften Weißblüher-Himmel aufsteigen. Ab und an blitzen fruchtige Noten wie eine neckische Triangel auf und schon sind sie wieder verschwunden.

Perfekt verblendet, toller Verlauf. Der wird immer gehen, sowohl bei drückender Hitze (bei der ich ihn gerade ausgiebig teste) als auch im Herbst und Winter, wo Weißblüher eine wärmende Basis brauchen, um nicht im Nu zu verpuffen. Nicht männlich, nicht weiblich, somit perfekt für alle. Gleißend hell und herrlich schmutzig zugleich. Sparsam dosiert im Büro tragbar, da die Sillage trotz sportlicher Haltbarkeit nicht erdrückend ist. Reichliche aufgespürt perfekt für den effektvollen Auftritt. Selten einen so schön ausbalancierten Duft gerochen.
4 Antworten
Ooonidda vor 1 Monat 2 1
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Warm und Erdgeboren
Wenn Deep Dark Vanilla ein Wesen wäre, so wäre dieses aus der Erde herausgeboren. Aus sehr dunkler, dichter, fast schwarzer Erde, die warm und dampfend und voller Leben ist. Diese Erde kocht von unten, und von oben regnet es auf sie herab, sodass man den dichten, erdigen Dampf sehen und riechen kann.
Aus dieser dunklen Erde kriecht etwas hinauf, es ist genauso dunkel wie die Erde. Es ist schwer und warm, schmutzig, voller Pflanzenreste und voll von dem dichten, fruchtbaren Humus auf sich.
Verschmiert oder bestehend aus dieser Erde riecht das Wesen jedoch überraschend süßlich, irgendwie erdig-angenehm, nicht steinig oder lehmig, sondern wie Waldboden, feucht-warm, ein wenig grün und vor allem holzig. Als hätte dieses dunkle Wesen auf seinem Weg nach oben schweres Wurzelholz zerborsten und sich durch dies durchgekämpft und die Splitter mit sich hochgetragen.

Nun kommt es auf dich zu, durch den dichten, heißen Dampf, und riecht überraschend beruhigend und tröstend, irgendwie vertraut, vollkommen unbekannt und doch natürlich, als hättest du nur gewartet, diesen Duft wiederzuerkennen. Als würde die Erde selbst auf dich zukommen und dich berühren. Und du lässt dich einfach in die Arme dieser Kreatur fallen. Vergräbst dich in ihrer erdigen Wärme und dunkelgrünen Süße. Deine Finger und dein Gesicht graben sich in den Humus, du drückst dich mehr und mehr hinein bis du nur noch Wärme spürst, den Boden reichst und nur Dunkelheit siehst.

In dieser Umarmung verweilt ihr dann; es wird sich nichts mehr groß verändern. Es wird ein wenig trockener und heuiger, die Erde trocknet an, die holzigen Noten kommen mehr hervor, die Nässe zieht sich etwas zurück und macht Platz für etwas Neues, als würden neue Bäume aus der Erde keimen, von der du nun ein Teil bist.
1 Antwort
Ooonidda vor 1 Monat 2
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ein potenzieller Endgegner zum verlieben
Kurz vorab: Ich scheue oft Safran und dominantes Leder, und mit schweren orientalischen Düften kann man mich zumeist jagen. Jedoch versuche ich mich immer wieder an meinen Endgegnern (man muss ja seinen olfaktorischen Horizont erweitern, seufz...). Vor allem, wenn sie mich mit Noten locken, die ich eigentlich gern mag – wie Kardamom, Labdanum, Kaffee und Wacholder – werde ich neugierig.
Und so versuchte ich mich mal wieder an einem Sharing mit dem Gedanken: "Entweder es frittiert mir die Nasenhaare oder ich werde mal überrascht..." So viel zur Ausgangslage.

Caden war also aufgrund der Schreckensnoten schon als potenzieller Endgegner abgestempelt, und ich war bereit, naserümpfend eine Mittelfeld-Bewertung à la "nett, doch nicht an mir, wer's mag, gut gemacht, doch schlecht gerochen, oder ein simples 'naijaaa'" zu verteilen. Doch der Duft überrascht.
Eröffnen tut er etwas sperrig, meiner Meinung nach, denn das Leder ist im ersten Sprüher gleich präsent. Doch es ist ein sanftes und weiches Wildleder, begleitet vom frischen Wacholder und würzig-warmen Kardamom. Selbst eine schüchterne Zistrose blitzt schon früh hervor. Die Melange stimmt versöhnlich.
Der Safran, sofern er überhaupt merkbar ist, spielt den unterstützenden Kontrabass im Hintergrund, statt sein übliches, erdrückend-protziges Violinsolo in erster Reihe. Ich werde hellhörig. Die Musik gefällt mir hier.

Dann der Wandel zur absoluten Glückseligkeit.
Nach 1h ist der Caden voller, weicher. Der tröstende Amber-Akkord mit dem deutlich merkbaren Labdanum, weiteren warmen Harzen und mit einer milden Tonka-Vanille-Wärme und fluffig-leichter Süße kommt dazu. Ich beginne vor Entzückung, meine Nase in meinem Pulli zu vergraben und tief zu schnüffeln. Lenor-werbungs-esk fange ich an, mich zu imaginärer Klaviermusik am Rollkragen zu reiben wie eine rollige Katze am Baldrian-Strauch.
Und als ob das nicht genug wäre, kommt der Kaffee, nicht laut, nicht mit einem Knall. Er rollt heran in der Tonka-Labdanum-Harz-Kutsche, küsst meinen parfümierten Handrücken, und ich falle theatralisch in eine Ohnmacht aus kuschelig-süßer Wonne.

Ab Stunde 2 wird's unübersichtlich, aber wunderschön. Gleich einem Sims2-Techtelmechtel sind keine Einzelheiten mehr erriechbar, höchstens lugt eine Note mal kurz hervor aus dem dichten, warmen Durcheinander von kuscheliger Glückseligkeit, und ich schnurre vor mich hin und verdrehe die Augen stark in Richtung Hinterkopf nach jedem Schnüffeln am Handrücken oder dem Vorbeiziehen an meiner eigenen Duftwolke.
Es ist warm, weich, kaffeeig-süßlich. Der Duft ist wie der Duft eines Mokkachinos, der gerade frisch in einer luxuriös ausgestatteten Holzhütte langsam zubereitet wird. Und hier hänge ich auf dem Velours-Sessel mit dem Blick auf ein üppiges Zistrosen-Bouquet und warte, bis mir ein Labdanum-Diener den köstlichen Mokka auf dem Amberholz-Tablett serviert.
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