
Ooonidda
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Vorfreude auf den Chai
Aus der Kategorie Risky Blindbuys: Mal wieder lockten die Noten und die Beschreibung. Zudem ist Flair ein relativ verlässlicher Zulieferer von niemals langweiligen Düften. Da der Matcha-Duft nach dem Keyword-Dauerbrenner der Gourmand-Abteilung klang, bekam ich mal wieder Lust zu zocken und setzte alles auf den anderen neuen und weniger hart beworbenen Kandidat. Die Chancen standen gut!
Margaux Le Paih-Guérin ist eine junge und vielversprechende Parfümeurin. Sie wurde in der klassischen Parfümerie ausgebildet und ist wohl quasi in der unabhängigen Parfümerie ihrer Mutter in der Bretagne aufgewachsen. Ihr Stil ist, gemessen am Background, umso experimenteller, und sie hat es mit der Synthetik ziemlich drauf. Flair scheint der richtige Ort zu sein, um sich so richtig auszutoben.
Nun zum Duft: Lasset uns bitte nicht nicht von all den ...alones, ...woods, ...acetaten und ...oids abschrecken. So sieht nunmal eine tatsächlich transparente Duftstoffangabe abseits des reinen Marketings aus. Falls euch rein die Haupt-Akkorde interessieren, die Versatile-Seite selbst fasst es wie folgt zusammen:
Spicy. Chaï. Milky. Cinnamon. Smoky. Fir tree. Creamy. Warm. Cardamom.
Es ist genau das und noch so viel mehr. Das Opening setzt sich zusammen aus milchig-fettigem Kardamom-Chai und einem winterlich kalten Tannenzweig. Diesen durfte ich nicht nur beobachten: Nein, ihn hat der voraus laufende Freund aufgespannt und lässt ihn gerade los, als wir uns umdrehen – eine Ladung Tanne und eiskalter Schnee peitscht in mein Gesicht. Es ist regelrecht kalt beim Einatmen.
Schnell gesellt sich cremig-frisches Leder dazu. Das irgendwie saubere, aber auch süßlich, cremig-milchige Leder. Klingt verrückt, ist es auch, aber es ist eine herrlich erfrischende Facette des Leder-Akkords.
Im Verlauf der nächsten Stunde gewinnt die Tanne an scheinbar mentholartiger Kälte, wird zudem auch immer dunkelgrüner und satter. Die anderen Chai-Gewürze lunzen zwar schüchtern hinter Daddy-Kardamom hervor, bleiben aber stets in seinem köstlich-würzigen Schatten. Selbst der Zimt, der einem sonst sofort die Big Red-Schelle verpasst, kommt nicht gegen das Kardamom-Milch-Leder-Tannen-Trio an.
Irgendwo zwischen Herz und Basis kommt auch Rauch hinzu. Mit der mentholigen Kälte und der präsenten Tanne ergibt sich (für mich) ein deutliches Bild: Hier geht es nicht um den Chai selbst, es handelt sich hier um die Vorfreude auf einen Chai, während man irgendwo draußen im Winter herumkachelt. Irgendwie ist alles in dem Duft lauter als der Chai, während der Chai jedoch stets präsent ist. Selbst in der Basis übernimmst das warme cremige Leder und die leicht laktonisch würzigen Akkorde ohne eindeutig Chai zu schreien.
Ich sehe mich durch den Schnee stapfen, kalte Luft, rote Wangen. Die Atemwege kribbeln schon von der ganzen kalten Luft, die ich geatmet habe. Seit ein vermeintlicher Freund mir den fetten verschneiten Tannenzweig ins Gesicht geschnalzt hat, stecken vermutlich auch einige Nadeln tief in meinen Atemwegen. Mit meiner, mit dem Leder-Fäustling mit Fell-Futter, behandschuhten Hand reibe ich mir immer wieder übers Gesicht und die Nase und checke, ob alles noch heil ist.
Langsam, aber sicher, nahen wir uns der Hütte in den Bergen. Dort wartet jemand auf uns. Diese Person hat bereits den Ofen angeschmissen und diverse Holzscheite des Nadelbaumholzes drin verheizt. Es riecht leicht nach Rauch und der hat in der kristallklaren, kalten Luft seinen harzig-holzigen Platz. Ich betrete die Hütte und schmeiße meine Leder-Faustlinge auf den warmen Ofen, in der Hoffnung, sie trocknen durch und ihr süßlicher Lederduft vermischt sich mit dem frischen, satten Duft des Kardamom-Tees. Der ist perfekt, so wie ich ihn mag: stark, würzig, mehr Kardamom als Zimt, und nur ein kleiner gestrichener Löffel Waldhonig wurde in ihn hineingerührt. Anschließend wurde alles mit einer ordentlich fettigen Milch abgeschmeckt, sodass ich kleine Öl-Bläschen an der Oberfläche treiben sehe.
Die Hütte ist nicht groß weihnachtlich dekoriert, bis auf einige getrocknete Orangenscheiben die an Schnüren in Reihe aufgefädelt wurden, sie verströmen einen leicht-süßen, aber nicht wirklich starken Duft, und schwingen leise in den Windströmen aus heißer und kalter Luft rund um den Ofen.
Zeit, sich die kalten, nassen Füße am Ofen zu wärmen und die Katze davon abzuhalten, sich die Schnurrhaare am Kaminfeuer zu verbrennen.
Margaux Le Paih-Guérin ist eine junge und vielversprechende Parfümeurin. Sie wurde in der klassischen Parfümerie ausgebildet und ist wohl quasi in der unabhängigen Parfümerie ihrer Mutter in der Bretagne aufgewachsen. Ihr Stil ist, gemessen am Background, umso experimenteller, und sie hat es mit der Synthetik ziemlich drauf. Flair scheint der richtige Ort zu sein, um sich so richtig auszutoben.
Nun zum Duft: Lasset uns bitte nicht nicht von all den ...alones, ...woods, ...acetaten und ...oids abschrecken. So sieht nunmal eine tatsächlich transparente Duftstoffangabe abseits des reinen Marketings aus. Falls euch rein die Haupt-Akkorde interessieren, die Versatile-Seite selbst fasst es wie folgt zusammen:
Spicy. Chaï. Milky. Cinnamon. Smoky. Fir tree. Creamy. Warm. Cardamom.
Es ist genau das und noch so viel mehr. Das Opening setzt sich zusammen aus milchig-fettigem Kardamom-Chai und einem winterlich kalten Tannenzweig. Diesen durfte ich nicht nur beobachten: Nein, ihn hat der voraus laufende Freund aufgespannt und lässt ihn gerade los, als wir uns umdrehen – eine Ladung Tanne und eiskalter Schnee peitscht in mein Gesicht. Es ist regelrecht kalt beim Einatmen.
Schnell gesellt sich cremig-frisches Leder dazu. Das irgendwie saubere, aber auch süßlich, cremig-milchige Leder. Klingt verrückt, ist es auch, aber es ist eine herrlich erfrischende Facette des Leder-Akkords.
Im Verlauf der nächsten Stunde gewinnt die Tanne an scheinbar mentholartiger Kälte, wird zudem auch immer dunkelgrüner und satter. Die anderen Chai-Gewürze lunzen zwar schüchtern hinter Daddy-Kardamom hervor, bleiben aber stets in seinem köstlich-würzigen Schatten. Selbst der Zimt, der einem sonst sofort die Big Red-Schelle verpasst, kommt nicht gegen das Kardamom-Milch-Leder-Tannen-Trio an.
Irgendwo zwischen Herz und Basis kommt auch Rauch hinzu. Mit der mentholigen Kälte und der präsenten Tanne ergibt sich (für mich) ein deutliches Bild: Hier geht es nicht um den Chai selbst, es handelt sich hier um die Vorfreude auf einen Chai, während man irgendwo draußen im Winter herumkachelt. Irgendwie ist alles in dem Duft lauter als der Chai, während der Chai jedoch stets präsent ist. Selbst in der Basis übernimmst das warme cremige Leder und die leicht laktonisch würzigen Akkorde ohne eindeutig Chai zu schreien.
Ich sehe mich durch den Schnee stapfen, kalte Luft, rote Wangen. Die Atemwege kribbeln schon von der ganzen kalten Luft, die ich geatmet habe. Seit ein vermeintlicher Freund mir den fetten verschneiten Tannenzweig ins Gesicht geschnalzt hat, stecken vermutlich auch einige Nadeln tief in meinen Atemwegen. Mit meiner, mit dem Leder-Fäustling mit Fell-Futter, behandschuhten Hand reibe ich mir immer wieder übers Gesicht und die Nase und checke, ob alles noch heil ist.
Langsam, aber sicher, nahen wir uns der Hütte in den Bergen. Dort wartet jemand auf uns. Diese Person hat bereits den Ofen angeschmissen und diverse Holzscheite des Nadelbaumholzes drin verheizt. Es riecht leicht nach Rauch und der hat in der kristallklaren, kalten Luft seinen harzig-holzigen Platz. Ich betrete die Hütte und schmeiße meine Leder-Faustlinge auf den warmen Ofen, in der Hoffnung, sie trocknen durch und ihr süßlicher Lederduft vermischt sich mit dem frischen, satten Duft des Kardamom-Tees. Der ist perfekt, so wie ich ihn mag: stark, würzig, mehr Kardamom als Zimt, und nur ein kleiner gestrichener Löffel Waldhonig wurde in ihn hineingerührt. Anschließend wurde alles mit einer ordentlich fettigen Milch abgeschmeckt, sodass ich kleine Öl-Bläschen an der Oberfläche treiben sehe.
Die Hütte ist nicht groß weihnachtlich dekoriert, bis auf einige getrocknete Orangenscheiben die an Schnüren in Reihe aufgefädelt wurden, sie verströmen einen leicht-süßen, aber nicht wirklich starken Duft, und schwingen leise in den Windströmen aus heißer und kalter Luft rund um den Ofen.
Zeit, sich die kalten, nassen Füße am Ofen zu wärmen und die Katze davon abzuhalten, sich die Schnurrhaare am Kaminfeuer zu verbrennen.
2 Antworten
Uralte Hochkulturen und Harze
Uruk gilt als eine der, wenn nicht die älteste Großstadt in der Menschheitsgeschichte und die Geburtsstätte der (Keil-) Schrift und das Herrschaftszentrum des Königs Gilgameschs.
So viel zur Ausgangslage und dem geschichtsträchtigen Namen.
Von den Noten her erscheint Uruk vor dem Hintergrund des Erscheinungsjahres fast schon minimalistisch, und tatsächlich ist das Duftbild nicht überbordend oder außerordentlich Facettenreich (was keinesfalls etwas Schlechtes ist). Der Duft trifft das Thema: der uralte sumerische Geist, eingeschlossen in Rauch und Harz, erstarrt für Jahrtausende in einem Bläschen von brodelndem Räucherwerk.
Authentisch in diesem Duftbild ist auch die subtile Animalik – das Cistus Labdanum und der Muskat ergeben eine leicht salzige, animalische Note. Dies wirft Fragen auf: Welchen Raum hat dieses Harz beduftet?
War dies eine Kammer eines Schreibers, in der jemand in der frühesten Schreibschrift der Menschheitsgeschichte die Sagen über den König verfasste? Oder waren es die Räume des Königs selbst, zeremoniell ausgeräuchert, um die Geister des Löwenbezwingers zu beruhigen? Oder sind wir auf den Straßen Uruks selbst, in der Nacht, während draußen ein kühler Wind weht und es von drinnen mit Wärme und Harzduft lockt? Sind es die Eindrücke einer von der Reise müden Handelskarawane, die voller Staunen die Stadtmauern passiert? Ich weiß es nicht, doch kann ich hier alle drei Szenarien sehen.
Die Harze sind stark, doch nicht erwärmt, schon gar nicht durch das Turibulum der Kirche. Es ist auch kein zarter, kuratierter Rauch einer ausgewählten Räuchermischung. Rohes, leicht salziges, würzig-animalisches Harz empfängt mich hier. Es hat schon fast die Anklänge von animalischen Leder oder Costus. Im späteren Verlauf und mit der Hautwärme kommt die Orange ein wenig zum Vorschein, die jedoch schwer und ölig ist – viel des ätherischen Öls der Schale ist präsent, und etwas von der süße des Fruchtfleischs, keine spritzige Sommerzitrik weit und Breit. Der Muskat wird warm und gibt dem Ganzen etwas Heimeliges. Abseits davon sehe ich fast schon plastisch einen dicken und unförmigen Harzklumpen aus nicht ganz erschöpftem Räucherwerk, bestehend aus mehreren in einander verschmolzen Harzen, auf ewig erstarrt auf nicht ganz abgebrannter Kohle in einer schweren, groben Räucherschale, die aus den Händen eines antiken sumerischen Schmieds stammt, kunstvoll gearbeitet und auf einem (vielleicht Heim-)Altar platziert.
Für Harzfans, Archäologie Nerds und Liebhaber von gemäßigtem Schmutz.
So viel zur Ausgangslage und dem geschichtsträchtigen Namen.
Von den Noten her erscheint Uruk vor dem Hintergrund des Erscheinungsjahres fast schon minimalistisch, und tatsächlich ist das Duftbild nicht überbordend oder außerordentlich Facettenreich (was keinesfalls etwas Schlechtes ist). Der Duft trifft das Thema: der uralte sumerische Geist, eingeschlossen in Rauch und Harz, erstarrt für Jahrtausende in einem Bläschen von brodelndem Räucherwerk.
Authentisch in diesem Duftbild ist auch die subtile Animalik – das Cistus Labdanum und der Muskat ergeben eine leicht salzige, animalische Note. Dies wirft Fragen auf: Welchen Raum hat dieses Harz beduftet?
War dies eine Kammer eines Schreibers, in der jemand in der frühesten Schreibschrift der Menschheitsgeschichte die Sagen über den König verfasste? Oder waren es die Räume des Königs selbst, zeremoniell ausgeräuchert, um die Geister des Löwenbezwingers zu beruhigen? Oder sind wir auf den Straßen Uruks selbst, in der Nacht, während draußen ein kühler Wind weht und es von drinnen mit Wärme und Harzduft lockt? Sind es die Eindrücke einer von der Reise müden Handelskarawane, die voller Staunen die Stadtmauern passiert? Ich weiß es nicht, doch kann ich hier alle drei Szenarien sehen.
Die Harze sind stark, doch nicht erwärmt, schon gar nicht durch das Turibulum der Kirche. Es ist auch kein zarter, kuratierter Rauch einer ausgewählten Räuchermischung. Rohes, leicht salziges, würzig-animalisches Harz empfängt mich hier. Es hat schon fast die Anklänge von animalischen Leder oder Costus. Im späteren Verlauf und mit der Hautwärme kommt die Orange ein wenig zum Vorschein, die jedoch schwer und ölig ist – viel des ätherischen Öls der Schale ist präsent, und etwas von der süße des Fruchtfleischs, keine spritzige Sommerzitrik weit und Breit. Der Muskat wird warm und gibt dem Ganzen etwas Heimeliges. Abseits davon sehe ich fast schon plastisch einen dicken und unförmigen Harzklumpen aus nicht ganz erschöpftem Räucherwerk, bestehend aus mehreren in einander verschmolzen Harzen, auf ewig erstarrt auf nicht ganz abgebrannter Kohle in einer schweren, groben Räucherschale, die aus den Händen eines antiken sumerischen Schmieds stammt, kunstvoll gearbeitet und auf einem (vielleicht Heim-)Altar platziert.
Für Harzfans, Archäologie Nerds und Liebhaber von gemäßigtem Schmutz.
10 Antworten
Die moderne Vanille auf Holzpolitur
Vanille bedeutet für mich meist Nachtisch oder die Versüßung all der anderer Noten eines Parfums. Jedoch bin ich immer wieder über vanillebetonte Düfte gestolpert, die mich überraschen –
Deep Dark Vanilla zum Beispiel, oder auch
Vanilla in Armagnac.
Der hier reiht sich in dieses Spalier ein.
Der Tatort ist ein frisch aufpolierter, dunkler Holz-Couchtisch. In einer modern-geradlinigen, fast schon unterkühlten Loftwohnung steht dieser mitten im Raum. Auf ihm lediglich eine polierte Edelstahl-Schale, kalt, matt, schwer, und in ihr liegen einige nicht gezuckerte, dunkle, anfermentierte Vanilleschoten. Modern, kontemplativ, kalt und warm zugleich. Der moschusweiße Raum bringt eine saubere, kühle Ruhe herein, wirkt natürlich etwas unpersönlich, dafür herzlich sauber und nicht wie eine Vanillekeks-Bäckerei, was ich sehr schätze. Die Mimosenzweige stehen getrocknet in einer avantgardistischen postmodernen architektonisch inspirierten Vase in der Ecke des Raumes, ein krautiger whiff kommt ab und an rüber. In meiner Nase im Vordergrund natürlich die Vanille, dicht gefolgt von der mineralischen Kälte der Metall-Schale und der dunkle, politurgetränkte Holztisch und der weiße Moschus-Raum drumherum.
Synthetik? Ja, hier kommt sie von unten hochgeschwappt. Doch das finde ich gar nicht sooo schlecht. Die krautige Mimose fängt das leichte Gekratze mit dem Moschus auf, sodass es einem nicht die Nasenhaare anbrennt. Das Ganze lockert das dunkle und cremig-holzige Vanille-Thema auf. Auch das Holz hat eine schöne Tiefe. Die Kombination erinnert mich an die Holz-Vanille-Kombi in
Deep Dark Vanilla oder
Bowmakers Eau de Parfum , aber ohne die Kante versteht sich.
Das Ganze ist eine vorbildlich modernisierte, gezähmte, cremige Holz-Vanille.
Die Abfüllung wird sicherlich ihre Tragegelegenheiten finden. Ein Flakon muss aber nicht her, da teile ich ein wenig den bereits zuvor geäußerten Unmut: Es wirkt etwas uninspiriert. Bisserl Vanille, bisserl Holz, dazu etwas Mineralisches, ach, Mist, das wird ja voll synthetisch, na ja, dann etwas Moschus, um das zu überdecken, und ein wenig Kraut für die Deko.
Ich verstehe das Konzept, modern und so, hat was, finde ich irgendwie cool. Vielleicht will ich es aber auch mehr mögen, als ich es tue, weil es mal wieder eine überraschend unsüße Vanille ist.


Der hier reiht sich in dieses Spalier ein.
Der Tatort ist ein frisch aufpolierter, dunkler Holz-Couchtisch. In einer modern-geradlinigen, fast schon unterkühlten Loftwohnung steht dieser mitten im Raum. Auf ihm lediglich eine polierte Edelstahl-Schale, kalt, matt, schwer, und in ihr liegen einige nicht gezuckerte, dunkle, anfermentierte Vanilleschoten. Modern, kontemplativ, kalt und warm zugleich. Der moschusweiße Raum bringt eine saubere, kühle Ruhe herein, wirkt natürlich etwas unpersönlich, dafür herzlich sauber und nicht wie eine Vanillekeks-Bäckerei, was ich sehr schätze. Die Mimosenzweige stehen getrocknet in einer avantgardistischen postmodernen architektonisch inspirierten Vase in der Ecke des Raumes, ein krautiger whiff kommt ab und an rüber. In meiner Nase im Vordergrund natürlich die Vanille, dicht gefolgt von der mineralischen Kälte der Metall-Schale und der dunkle, politurgetränkte Holztisch und der weiße Moschus-Raum drumherum.
Synthetik? Ja, hier kommt sie von unten hochgeschwappt. Doch das finde ich gar nicht sooo schlecht. Die krautige Mimose fängt das leichte Gekratze mit dem Moschus auf, sodass es einem nicht die Nasenhaare anbrennt. Das Ganze lockert das dunkle und cremig-holzige Vanille-Thema auf. Auch das Holz hat eine schöne Tiefe. Die Kombination erinnert mich an die Holz-Vanille-Kombi in


Das Ganze ist eine vorbildlich modernisierte, gezähmte, cremige Holz-Vanille.
Die Abfüllung wird sicherlich ihre Tragegelegenheiten finden. Ein Flakon muss aber nicht her, da teile ich ein wenig den bereits zuvor geäußerten Unmut: Es wirkt etwas uninspiriert. Bisserl Vanille, bisserl Holz, dazu etwas Mineralisches, ach, Mist, das wird ja voll synthetisch, na ja, dann etwas Moschus, um das zu überdecken, und ein wenig Kraut für die Deko.
Ich verstehe das Konzept, modern und so, hat was, finde ich irgendwie cool. Vielleicht will ich es aber auch mehr mögen, als ich es tue, weil es mal wieder eine überraschend unsüße Vanille ist.
5 Antworten
LostImBlumenbeet nicht LostImBlumenstrauß
Das hier ist kein wohl sortierter Blumenstrauß. Das hier ist eine Blumenwiese, in die ich reingesprungen bin wie ein Kind in eine Hüpfburg. Kopf voran hineingestürzt, ekstatisch wälze ich mich im herrlichen Grün und der sauberen Creme der Weißblüher. Zu spät merke ich, dass die Blumen Nährstoffe zum Wachsen brauchen und die Wiese wohl ordentlich mit Dung fertilisiert wurde. Na ja, nun bin ich ordentlich besudelt, da kann ich auch liegen bleiben und die Blumen hier genießen, auch wenn's ein Störaroma hat.
Ich kann hier all meinen Vorrednern zustimmen: Absolut authentische Blumen. Am dominantesten nehme ich Champaca und Gardenie wahr, daneben etwas Jasmin, auch wenn ich den gerne dominanter gehabt hätte.
Kurz nach dem Aufsprühen hat der Duft leider eine säuerlich-strenge "Kuhmist"-Note, das Oud, die fertilisierte Blumenwiese. Diese Note beruhigt sich recht schnell und fügt sich binnen einer Viertelstunde in das Gesamtbild ein, wird eher zur nassen Erde, die die Blumen hervorgebracht hat. Jedoch verschwindet diese nie ganz, was mir den Spaß an den Blumen leider etwas verdirbt.
Die cremige Gardenie und die Frische von Champaca kommen einfach nicht vollends gegen das Oud an. Sie ringen miteinander im Verlauf, Jasmin flankiert motiviert, doch wird immer wieder abgeschmettert. Vielmehr unterstützt die säuerliche Frische der Blumen die Oud-Note und produziert (bei mir erst recht) das Kuhmist-Bild.
Für Oud-Liebhaber, die Blumen mögen, ist dies sicherlich ein toller Duft, da die cremigen und hellen, sauberen Weißblüher hier einen interessanten Twist durch das erdig-salzige Oud bekommen. Für Liebhaber charakterstarker Blumenschmeichler mit einem schmutzigen Augenzwinkern ist dies auch garantiert auch ein Schmankerl. Das Oud schafft einen ordentlichen Spannungsbogen, es ist zu keiner Zeit ein "belangloser" Blumenduft und nie eine Oud-Keule mit synthetischen Blumen. Jedoch ist mir persönlich die nass-salzige, gedüngte Erde ein bisschen zu viel Naturalistik.
Ich kann hier all meinen Vorrednern zustimmen: Absolut authentische Blumen. Am dominantesten nehme ich Champaca und Gardenie wahr, daneben etwas Jasmin, auch wenn ich den gerne dominanter gehabt hätte.
Kurz nach dem Aufsprühen hat der Duft leider eine säuerlich-strenge "Kuhmist"-Note, das Oud, die fertilisierte Blumenwiese. Diese Note beruhigt sich recht schnell und fügt sich binnen einer Viertelstunde in das Gesamtbild ein, wird eher zur nassen Erde, die die Blumen hervorgebracht hat. Jedoch verschwindet diese nie ganz, was mir den Spaß an den Blumen leider etwas verdirbt.
Die cremige Gardenie und die Frische von Champaca kommen einfach nicht vollends gegen das Oud an. Sie ringen miteinander im Verlauf, Jasmin flankiert motiviert, doch wird immer wieder abgeschmettert. Vielmehr unterstützt die säuerliche Frische der Blumen die Oud-Note und produziert (bei mir erst recht) das Kuhmist-Bild.
Für Oud-Liebhaber, die Blumen mögen, ist dies sicherlich ein toller Duft, da die cremigen und hellen, sauberen Weißblüher hier einen interessanten Twist durch das erdig-salzige Oud bekommen. Für Liebhaber charakterstarker Blumenschmeichler mit einem schmutzigen Augenzwinkern ist dies auch garantiert auch ein Schmankerl. Das Oud schafft einen ordentlichen Spannungsbogen, es ist zu keiner Zeit ein "belangloser" Blumenduft und nie eine Oud-Keule mit synthetischen Blumen. Jedoch ist mir persönlich die nass-salzige, gedüngte Erde ein bisschen zu viel Naturalistik.
6 Antworten
Weihrauchbrenner, Rasierseife, Kuscheldecke...
… oder auch "wem Sorcinellis
Voix Humaine 8 noch zu sakral ist."
Jo Malone ist für mich ein Stichwort für subtil und hautnah, wohingegen Amber und Labdanum in meinem Duftverständnis zwar nicht immer überbordend laut sind, aber durchaus eine deutliche Präsenz haben. Also musste ein Test her. Tatsächlich einen großartigen Verlauf oder eine Duftinnovation bringt dieser Duft nicht mit sich, und es ist auch keine Amber- oder Labdanum-"Keule". Aber wem der ganze holzig-sakrale Nischen-Firlefanz zu eigenartig ist, oder falls man einen harzig angehauchten, semi-sakralen, die Kirche zitierenden, aber unauffälligen Begleiter braucht, oder einfach diese DNA in außenwelttauglich und freundlich haben möchte, der ist hier sehr gut beraten.
Amber Labdanum riecht, wie ich mich fühle, wenn ich den Weihrauchbrenner anstelle (aber das Pfännchen ganz weit oben lassen, weit weg von der Flamme), mir einen schönen heißen Tee mit Hafermilch koche und mich unter eine flauschige Decke verkrieche. Kuschelig, wohlig, unanfgeregt, sauber. In der Basis eine DNA, die ich von Malone kenne und als "parfümig" zu beschreiben vermag: leicht seifig, aber ohne Weißblüher, eher ein fast vergessener Hauch Rasierseife, der am Nachmittag immer noch am Hals haftet.
Der Duft hier ist keine herausfordernde Ultra-Nischenkunst, es ist eben ein schönes Parfüm mit Anklängen von Amber und der Wärme von Labdanum. Ich glaube, das Eichenblatt nimmt dem ganzen Spektakel die Dunkle harzige tiefe und macht das Dufterlebnis leichter und gibt einen grün-frischen Sprenkel hinein. Vielleicht lässt es mich auch an die klassische Rasierseife denken.
Die Bitterorange ist nicht singulär festzumachen, aber ich denke, sie ist es, die diese helle Weihrauch-Assoziation schafft. Ihre frische Zitrik und leichte Bitterkeit helfen dabei, die schwere des Labdanums und die Wärme des Ambers aufzuhellen und beide prickelnd frisch zu umrahmen, was unweigerlich an Weihrauch denken lässt.
Vanille ist auch mit von der Partie, vorsichtig eingesetzt. Genau wie beim
Voix Humaine 8 bringt sie eine süßliche, aber hell-kuschelige Dimension, macht die Turibulum-Mischung nahbar aber steuert keine nennenswerte essbar-anmutende Süße bei.
Fast hat der Duft im Abgang eine Hafermilch-im-Schwarztee-Note. Diese Cremigkeit, die man hinten am Gaumen spürt, kriege ich hier auch: süßlich, weich, minimal cremig, aber nicht laktonisch oder fettig.
Den kann ich mir gut im Alltag vorstellen, wenn man sich einfach nur für sich wohlfühlen möchte – sauber, gepflegt, leise und leicht warm angeräuchert.

Jo Malone ist für mich ein Stichwort für subtil und hautnah, wohingegen Amber und Labdanum in meinem Duftverständnis zwar nicht immer überbordend laut sind, aber durchaus eine deutliche Präsenz haben. Also musste ein Test her. Tatsächlich einen großartigen Verlauf oder eine Duftinnovation bringt dieser Duft nicht mit sich, und es ist auch keine Amber- oder Labdanum-"Keule". Aber wem der ganze holzig-sakrale Nischen-Firlefanz zu eigenartig ist, oder falls man einen harzig angehauchten, semi-sakralen, die Kirche zitierenden, aber unauffälligen Begleiter braucht, oder einfach diese DNA in außenwelttauglich und freundlich haben möchte, der ist hier sehr gut beraten.
Amber Labdanum riecht, wie ich mich fühle, wenn ich den Weihrauchbrenner anstelle (aber das Pfännchen ganz weit oben lassen, weit weg von der Flamme), mir einen schönen heißen Tee mit Hafermilch koche und mich unter eine flauschige Decke verkrieche. Kuschelig, wohlig, unanfgeregt, sauber. In der Basis eine DNA, die ich von Malone kenne und als "parfümig" zu beschreiben vermag: leicht seifig, aber ohne Weißblüher, eher ein fast vergessener Hauch Rasierseife, der am Nachmittag immer noch am Hals haftet.
Der Duft hier ist keine herausfordernde Ultra-Nischenkunst, es ist eben ein schönes Parfüm mit Anklängen von Amber und der Wärme von Labdanum. Ich glaube, das Eichenblatt nimmt dem ganzen Spektakel die Dunkle harzige tiefe und macht das Dufterlebnis leichter und gibt einen grün-frischen Sprenkel hinein. Vielleicht lässt es mich auch an die klassische Rasierseife denken.
Die Bitterorange ist nicht singulär festzumachen, aber ich denke, sie ist es, die diese helle Weihrauch-Assoziation schafft. Ihre frische Zitrik und leichte Bitterkeit helfen dabei, die schwere des Labdanums und die Wärme des Ambers aufzuhellen und beide prickelnd frisch zu umrahmen, was unweigerlich an Weihrauch denken lässt.
Vanille ist auch mit von der Partie, vorsichtig eingesetzt. Genau wie beim

Fast hat der Duft im Abgang eine Hafermilch-im-Schwarztee-Note. Diese Cremigkeit, die man hinten am Gaumen spürt, kriege ich hier auch: süßlich, weich, minimal cremig, aber nicht laktonisch oder fettig.
Den kann ich mir gut im Alltag vorstellen, wenn man sich einfach nur für sich wohlfühlen möchte – sauber, gepflegt, leise und leicht warm angeräuchert.
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