Pantomime

In einem Anfall von Kommentierungswut dachte ich mir gerade, dass ich die geringe Anzahl an Kommentaren bei diesem Duft doch mal ändern müsste.

Auf den Duft gestoßen wurde ich durch Luca Turin - natürlich - und nach dem Testen einer Probe hatte ich das Glück, bei Amazon eine 30ml Variante zu bestellen, welche sich bei Lieferung als 50ml Flakon mit mittlerweile abgenutzer Schrift darauf entpuppte. Solche Überraschungen nimmt man natürlich sehr gerne mit, vor allem bei einem recht üppigen Preis von knapp 100€.

Was gibt es nun über den Duft zu sagen? Er ist schön. Ich bin kein Freund von Lakritze, kein Freund von Kaffee, aber dezent kombiniert und ergibt das einen wundervollen, schmeichelnden Duft, den ich wirklich gerne trage. Den Auftakt übernimmt unangefochten der Anis, untermalt von Zitrus, bis es dann irgendwann weiter abdriftet in Noten von Rum und Kaffee.
Sehr lecker, sehr gut kombiniert und ich empfinde den Duft auch als nicht so kühl oder schlecht tragbar, wie er in anderen Kommentaren beschrieben wird. Für mich erschließt sich die Einordnung wirklich nicht so ganz, dazu empfinde ich den Duft als zu schön und immernoch sehr modern-gourmandig.

Und weiter geht die Reise durch die Welt der verlorenen Düfte. Wieder aus dem Hause Davidoff und wie auch bei Davidoff stellt sich Bedauern ein, dass der Duft nicht fortgesetzt wurde.

Doch der Reihe nach. Bei dem Namen Relax hatte ich irgendwie andere Assoziationen als der Duft letztlich bietet. Die Kopfnote ist frisch, zitrisch mit einem stark minzigen Einschlag, was mir persönlich sehr gut gefällt. Nach recht kurzer Zeit - leider - beginnt der frisch-zitrische Akkord langsam immer weiter abzudriften und die schon vorher darunter verborgenen blumig-würzigen Noten schälen sich heraus, untermalt von Tonkabohne und Vanille. Irgendwie erinnerte das mich an Le Mâle und somit habe ich kurzerhand beide Düfte aufgesprüht um sie zu vergleichen, wobei Relax eindeutig die Oberhand behält. Das liegt zum einen an der Anis-Note, welche mich schwach an Yohji Homme erinnert (welchen ich übrigens sehr mag) und zum anderen daran, dass Relax beileibe nicht so schwülstig-süß daherkommt wie der Matrose. Die Süße wird immer begleitet von würzig-blumigen Akzenten, so dass ich sie ernstnehmen kann.
Allerdings balanciert Relax für mich auch schon auf dem schmalen Grat zwischen "angenehm" und "too much" und ich vermute, es hängt sehr stark von der Tageslaune und der Gewöhnung ab, ob ich diesen Duft jetzt wirklich tragen möchte. Beim Testen überkam mich jedenfalls schon ab und an mal der Eindruck, dass die Schwelle etwas überschritten sei. In den anderen - häufigeren - Momenten hingegen mag ich diesen Duft wirklich sehr, insofern komme ich auf die 80%.

Somit ist es wirklich schade, dass Relax eingestellt wurde. Zum Spaß habe ich gerade mal etwas von einer Probe Davidoff Champion aufgetragen; und was soll ich sagen, der Champion ging in der ersten Runde sehr relaxed zu Boden. Mir erschließt sich daher die Politik von Davidoff nicht so ganz; in meinen Augen muss es für Relax einen ausreichend großen Markt geben, wenn sich Le Mâle immernoch wie bescheuert verkauft (ich extrapoliere jetzt nur mal meine Erfahrungen aus Straßenbahn, Billard-Bistro, Kneipen, Discos...).

Jetzt muss ich nur noch schauen, wann ich mir eine Miniatur von Good Life gönne.

Nachdem ich etwas überlegt hatte, wie ich meinen frisch erhaltenen Gutschein für die bekannt türkise Parfümerie-Kette investieren sollte, bin ich irgendwie bei Eau Sauvage hängengeblieben. Ich liebe Pour Monsieur und dementsprechend hat mich auch Eau Sauvage relativ schnell überzeugt.
Die Nähe zu Pour Monsieur hatte mich dann zwischenzeitlich auch etwas zweifeln lassen, ob dieser Duft sich überhaupt hinreichend davon unterscheidet; mittlerweile ist die Frage aber auch geklärt: Ja, tut er. Der Auftakt ist bei beiden recht ähnlich, Pour Monsieur nimmt aber relativ schnell eine pudrig-cremige Abbiegung, wobei die Zitrone etwas in den Hintergrund gerät. Eau Sauvage bleibt der Zitrone hingegen treu; sie ist das Thema, alle anderen Noten dienen dazu sie zu unterstreichen und nicht zu ergänzen oder gar zu verdrängen, auch das irgendwann sehr deutlich riechbare Eichenmoos.

Anders als bei anderen empfinde ich die Haltbarkeit als durchaus gelungen; auf meiner Haut rieche ich den Duft noch nach geschätzten 6-8 Stunden. Auch die Sillage ist durchaus akzeptabel.
Insofern ein extrem klassischer, gut gemachter Herrenduft, welcher für mich eine Ergänzung/Alternative zu Pour Monsieur darstellt.

Etwas seltsam mutet es mich doch an. Ich bin eigentlich zu jung für ein Kind der 80er und habe daher keine richtigen Erfahrungen mit Düften aus der Zeit. Dennoch würde ich spontan auf die 80er tippen, wenn man mich nach dem Erscheinungszeitraums des Duftes fragen würde, auch wenn ich dafür aktuell keine Erklärung habe.

Egal, sei es, wie es sei, aufgrund der tollen Kommentare und Bewertungen hier und meiner neu-entdeckten Neugierde für Raritäten, welche nicht mehr produziert werden, musste ich bei einer "günstigen" Gelegenheit einfach zuschlagen. Gut, die Gelegenheit war nun auch nicht so günstig, aber noch unter meiner Schmerzgrenze und schon hatte ich euphorisiert durch die Erwartung an den Duft einen Blindkauf getätigt...

Wie ist nun Davidoff? Gut, stark, grün. Die Kopfnote gefällt mir außerordentlich gut; ich habe aktuell eine Schwäche für zitrisch-würzige grüne Noten. Dieser Eindruck verweilt dann einige Zeit, bis sich die fruchtigen Noten immer weiter zurückziehen und dem Moos die Bühne überlassen, untermalt von würzigen Noten, wie bspw. einem sehr dezent eingesetzten Kümmel. Das gefällt mir schon außerordentlich gut; ein durchweg eleganter, floral-herber Duft, den ich durchaus als recht markant-männlich klassifizieren würde.
Auf meiner Haut zieht er sich nach einiger Zeit etwas zurück, so dass ich ihn jetzt nicht als Sillage-Monster erfahre (auch wenn meine Freundin nachts meinte, dass ich stark nach dem Duft rieche, wohlgemerkt knappe 8 Stunden nach dem Auftragen). Der Kommentar in den Klammern deutet dann auch schon an, wohin die Reise in Sachen Haltbarkeit geht: Weit. Sehr weit. Was ich mittlerweile sehr zu schätzen weiß, da ich es nicht mag, wenn ich am Ende des Arbeitstages nichts mehr von meinem Duft rieche.

Insofern ein rundweg gelungener Blindkauf; er bewegt mich emotional nicht sehr, daher nur 90%, aber absolut toll gemachter Duft, von dessen Machart ich mir aktuell mehr wünschen würde.

Nachdem ich mir vor ca. einem halben Jahr eine Abfüllung davon bestellt habe, habe ich mich letzten Monat endlich nach Frankfurt aufgemacht, um in einem der wenigen Geschäfte in Deutschland zuzuschlagen und mir ein Exemplar von diesem Duft zu kaufen.
Warum diese lange Spanne dazwischen? Arsene Lupin hat es mir etwas schwer gemacht. Es war einer der Düfte, den man anfangs riecht, trägt und denkt "Ja, ganz nett.", aber auch nicht mehr. Nachdem ich ihn dann wiederentdeckt und nochmal getragen habe, bin ich langsam mit ihm warm geworden und habe ihn lieben gelernt. Meine Güte, ist der gut. Der Anfang sehr pfeffrig und etwas in der Nase kitzelnd, verliert er nach ein paar Minuten dieses Kratzige und gewinnt eine geradezu absurde Qualität. Das Veilchen tritt immer stärker in den Vordergrund und bleibt dann ein paar Stunden sehr präsent, ergänzt durch eine tolle Würzig- und Holzigkeit. Dabei ist das so fein miteinander verwoben und ergänzt sich so genial, dass ich einfach nur an meinem Arm rieche und dieses komplexe Dufterlebnis in mich aufnehme.

Die Sillage ist relativ dezent, aber dennoch präsent. Es ist für mich definitiv ein Büroduft und ein Duft für besondere Anlässe, einfach aufgrund dieser feinen Eleganz, die ich in der Form vorher noch nicht kennenlernen durfte.
Definitiv einer meiner absoluten Favoriten momentan. Super.