Parzival852

Ich kann mir nicht helfen, aber für mich ist das eine perfekte Immitation von Pina Colada. Könnte ich sofort trinken.
Nach dem ersten Ansturm von zitroniger Kokosfrische, setzt sich eine kräftige Ananas durch. Ich rieche deutlich den Rum, der Moschus sorgt wohl für eine sahnige Abrundung.

Ich muss zugeben, ich mag das Gebräu. Allerdings verändert sich der Duft kaum. Sitze also den ganzen Tag an einer Cocktail-Bar. Wer’s mag... ;-)

Autofahrt, Autobahn, eintönig, geradeaus. Der Verkehr wird mehr. Zur Langeweile gesellt sich etwas Ungeduld. Dann das Unausweichliche: Stau. Stop and Go. Langsamkeit. Genervtheit. - Meine Begleiterin fragt, ob ich ein Kaugummi möchte. „Minze mit Kirsche?“ Was soll das sein? Sie packt sich eins aus und steckt es sich in den Mund. Im Auto verbreitet sich ein frischer Minzgeruch mit fruchtigen Noten. Ich will auch eines. „Bitte“.
Plötzlich ist alles gar nicht mehr so schlimm. Die Anspannung verschwindet. Ich schließe die Augen und lausche der Rose, die sich säuselnd um mich legt. Sie erzählt Geschichten von fernen Ländern, während die Minze meine Aufmerksamkeit wachrüttelt.
Meine Begleiterin lacht über den Fahrer im Auto neben ihr, der sich tanzend die Zeit vertreibt. Ich stimme mit ein, bin hellwach, aufgekratzt. Wir lachen, plaudern, haben kaum mitbekommen, dass wir inzwischen schon lange wieder fahren.

Ein außergewöhnlicher Duft, der einem schon mal die Zeit vertreiben kann.

Dieser Duft kommt gerade so passend zu mir. Am vergangenen Wochenende war ich beim Geocaching in einem alten unbewohnten, schon etwas verfallenem Haus, das mit Rätseln bestückt worden ist. Eine alte Einrichtung war z.T. auch noch vorhanden: alte Holzmöbel, dicke Teppiche, vergilbte Tapeten an den Wänden…
Mir schlägt ein etwas modriger Geruch entgegen. Nicht gänzlich unangenehm, aber etwas feucht und nicht gelüftet. Eine leichte schimmlige Schärfe liegt in der Luft, erinnert an Franzbranntwein. Für mich ist es in diesem Moment der Duft von Abenteuer, von Aufregung, von Geheimnis, von Mystik. Als ich vorhin dann diesen Duft auftrug, stand ich wieder in dem geheimnisvollen Haus.

Zuerst - sehr grün, fast giftig, medizinisch (Franz Branntwein), etwas modrig
Später - die medizinische Schärfe bleibt, tritt aber etwas zurück, wird wärmer und weicher

Dieser Duft ist auf keinen Fall gewöhnlich. Wohl eher gewöhnungsbedürftig. Ich werden ihn in den nächsten Tagen mal in der freien Wildbahn testen. Mal sehen, welche Kommentare ich bekomme.
Ich kann nicht sagen, dass er mir gefällt. Aber irgendwie fasziniert er mich…

Edit: nach etwa 2 Stunden ist etwas für mich vollkommenden unerwartetes passiert: Der Duft geht plötzlich auf und fängt an zu leuchten. Ich bin vollkommen geflashed, dass so etwas möglich ist. Ab jetzt ist es ein leuchtender Patchouliduft. Wirklich toll. Leider geht mir genau das nach einiger Zeit auf die Nerven und wird richtig anstrengend. Und der Duft hält und hält und hält...