Passionez

Passionez

Rezensionen
Passionez vor 5 Monaten 15 7
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Vanille Planifolia 21- über unnötige Ausgaben und ein krankes Häschen
Ein Auszug aus meinem Blogartikel...wenn ihr den Sinn der Überschrift verstehen wollt müsst ihr zu meinem Blogartikel. ;-)

...
Lange Rede kurzer Sinn…ich bin stolze Besitzerin von Vanille Planifolia 21.
Wie der Duft denn nun riecht?! Wie nach ganz viel ausgegebenen Geld…und würzigem Kerzenschein!

Ich finde den Duft schwer zu beschreiben…(hängt auch damit zusammen dass ich seit Jahren kaum noch Deutsch spreche…geschweige denn schreibe ;-))
Es handelt sich hier nicht um meine typische Lieblingsvanille…sprich eine würzig-holzige, rumgetränkte Vanilleschote.
Wenn ich Vanille Planifolia rieche, sind meine Eindrücke eher visueller und taktiler Art. Goldener Kerzenschein, eine Ladung Gewürze, ein dickflüssiger Fluss aus Vanillecreme, ein goldener Samtschal…Der Duft ist einfach linear und doch facettenreich. Mal empfinde ich ihn rauchig und würzig…meist aber sanft, cremig, balsamisch, buttrig und vanillesüss…ohne mich in seiner Süsse jedoch zu ertränken.
Etwas pudriges und wachsiges meine ich auch zu vernehmen. Da auch das Bild der Kerze. An Diptyque’s Kerze Vanille muss ich dabei denken. Ich liebe diese Kerze. Sie ist sehr würzig und doch auch cremig-sanft. Sehr einhüllend und beruhigend…wie dieses Extrait. Dabei ist die Sillage des Parfums keineswegs raumgreifend. Sehr hautnah wabert der Duft. Dafür Stunden lang. Wie ein Extrait eben.

Wenn ich Vanille Planifolia trage, fühle ich mich beschützt…geborgen vor dieser teils so furchtbaren Welt. Wie ein zarter Schleier und doch auch ein dicker Samtschal umgibt mich das Parfum. Eingehüllt sogar umschlungen von einer gezähmten Vanilleorchidée mit langen Lianen fühle ich mich. Aber nie erdrückt. Der Duft hat auch den Anstand sich zurückzuziehen…um dann plötzlich wie aus dem Nichts mit Donner und Krach wie eine Operndiva zu erscheinen. Feurig und wild von meiner Haut erwärmt, erweckt er mich zuweilen des Nachts. Und hat dann nichts unschuldiges, linear oder gar simples an sich. Und genau das liebe ich bei diesem Duft. Seine scheinbare Einfachheit tagsüber und seine tiefere Komplexität zu später Stunde. Dann gleicht er auch den Vanille Düften die ich liebe. Mona di Orio’s Vanille und die frühere Version von Guerlain’s Spiritueuse Double Vanille als sie noch dunkel, reich, würzig und leicht verrucht daherkam.

So wird er dann auch zu dem Duft der mich in höhere Ebenen oder traumreichen Gefilden entführt…so wie Parfum für mich Phantasie und imaginäre Reisen bedeutet. Eine reiche innere Welt voller Entdeckungen, Abenteuern und Genüssen. Und wenn der Traum zu Ende geht, verbleibt noch ein leichter Hauch von ausgekratzter Vanilleschote in meinen Haaren…und ich komme wieder ins Schwelgen…und möchte weiterträumen.
Und so verkrafte ich auch etwas besser die hohen Summen die ich für ihn ausgeben musste…



7 Antworten
Passionez vor 8 Jahren 3 2
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Olfaktorisch-tragbarer Blutrausch?
Hätte mir jemand vor einer Woche noch gesagt dass ich mich bald freiwillig unters Messer legen würde, hätte ich ihn beschimpft, empört gelacht oder einen olympiareifen Sprint hingelegt (Catch me if you can, my life is precious). Mit Verlaub Mr Grey, sadomaso? nein danke,und wenn's unbedingt sein muss, schwinge ich die Peitsche doch lieber selber!

Dementsprechend habe ich Herrn André Strelzoff auch skeptisch und etwas peinlich berührt angeschaut als er mir angeboten hat die Guillotine zu testen.
"Wie.... Sie wollen mich köpfen?!! Ich mag meinen Kopf, lieben Dank auch! Mein Kopf ist mein teuerstes Gut, warum sollte ich ihn Ihnen zu Füssen legen?!"
"Aber Fräulein!,nicht Sie werden unter die Guillotine gelegt, sondern alle anderen werden ihren Kopf verlieren wenn sie sich in ihre Nähe begeben.!"
Hmmh, überzeugt war ich immer noch nicht. Schliesslich halte ich gerne tiefgründigere Gespräche und kopflose Mitmenschen gibt es schon zur Genüge. Und was das Liebesfach betrifft, hat es mir noch nie gefallen auf ein unsichtbares Podest gestellt zu werden, da verliert man schnell Boden unter den Füssen und/oder wird schnell und schmerzhaft wieder in untere Gefilde befördert.

Nichtsdestotrotz, habe ich meine anfängliche Skepsis und Unwillen überwunden und mich für meine legendäre Neugierde und Abenteuerlust entschieden. So bin ich denn Samstag mit einerMiniatur von Guillotine nachhause gegangen und versprach mir innerlich, in einem ruhigen, sicheren Moment, mich dem olfaktorischen Blutrausch zu ergeben.

Dieser Tag ist nun gekommen. Heute trage ich Guillotine. Bis jetzt ist mir noch keiner erlegen, aber das ist normal da ich den Duft eben gerade erst aufgesprüht habe und mich noch nicht damit in die Öffentlichkeit getraut habe.

Erster Eindruck? Speziell...Also, der Drang mich selbst zu vernaschen überkommt mich noch nicht! Grün und würzig ist der Duft. Ich vermeine Galbanum und Kumin zu riechen. Dabei ist letzteres in Düften eines meiner am wenigsten geliebten Gewürze. Oft riecht es zu sehr nach Schweiss. Hmmh, was die anderen wohl gleich im Fitnessstudio denken werden? Dass ich ungewaschen komme und schon vor dem Training ausgiebig geschwitzt habe? Vielleicht sollte ich den Fitnesstag doch streichen und mich guten Gewissens zwecks inhaus Duftforschung auf die Couch flätzen. Nein, ich werde den inneren Schweinehund überwinden (hoffentlich auch die anderen den äusseren) und die Effekte von Guillotine live testen. Bis gleich...

Ach ja, noch kurz bevor ich gehe....Sophiste Parfums wirbt folgendermassen mit dem Parfum (frei von mir aus dem Englischen übersetzt): Dieser Duft ist für jene die eine leidenschaftliche Persönlichkeit und eine lebende Seele haben (ja das bin ich), für jene welche sinnreich (trifft immer noch zu) und kompromisslos leben (hallo Fitnessstudio!)...für wahre Revolutionnäre! Heisse, harzige Grundnoten die andere Menschen umwerfen werden wie eine Guillotine (klingt auf Englisch besser: blow other people's minds). Dann gibt es noch einen kurzen Text zur französischen Revolution (ich hasse das Ende dieser Geschichtsperiode, klar freue ich mich in einer Demokratie zu leben doch habe ich nie Gewalt befürwortet). Weiter...dieser Duft bringt seinem Träger Macht und Freiheit (klar alle flüchten vor deinem Gestank) und hilft andere zu führen (hmm, da lasse ich doch lieber meinen natürlichen Charme spielen). Der Duft der das allgemeine Verständnis von Parfum vollkommen verändern kann (ist das eine Referenz zu dem allmächtigen Duft der die Massen fügig macht? Wie das Parfum von Grenouille?).

Das ist doch eine klare Ansage und ein Riesenchallenge, oder? Fortsetzung folgt....

So ein paar Stunden später...Niemand ist vor mir geflohen und bestimmte Bemerkungen zu meiner Duftwahl habe ich auch nicht bekommen. Hin und wieder habe ich doch geglaubt ein diskretes Naserümpfen zu sehen, mich aber nicht getraut frei heraus zu fragen ob man findet dass ich stinke.

Nun mein eigenes Urteil: ich finde den Duft definitiv interessant mit seinen grünen, würzigen und animalischen Facetten. Die wenigen Angaben die Sophiste zur Verfügung stellt, sind: Grapefruit, Bloody Red Sicilian Orange, tomato juice, spices and oak moss.

Die frisch-fruchtigen Akzente erschliessen sich mir nicht wirklich, obwohl die Kombi Grapefruit und Kumin durchaus eine verschwitzte, leichte zersetzte Säure evozieren können. Die Tomate ist bei mir auch nicht erriechbar, höchstens in Blattform, aber da auch ganz dezent.

So eigenartig und interessant er wirkt, und dadurch auch einen gewissen Charme für mein Näschen entwickelt, so finde ich ihn dennoch nicht liebens- bzw. tragenswert. Ich würde ihn lieber intellektuell betrachten und sezieren als mit ihm zu verschmelzen. Düfte mit Tomatenblatt-Geruch finde ich durchaus tragbar (siehe Eau de Campagne von Sisley) und gegen animalisch, leicht dreckige Parfums bin ich auch nicht immun (siehe Musc Kubilai Khan von Serge Lutens). Bei Guillotine, rieche ich aber eher verwesendes Fleisch (na ja leicht übertrieben), somit ist das Parfum eindeutig kein Kaufkandidat für mich. Allerdings könnte ich ihn mir gut in einer avantgardistischen Kunstausstellung als olfaktorische Duftskulptur vorstellen.


Kopflos bin ich nicht geworden und niemand ist mir willenlos verfallen, somit ist die Duftgeschichte noch gut ausgegangen. Derweil, wenn es sich schon um Blut und Köpfungen dreht, schaue ich mir doch lieber eine nette Vampirserie an.
2 Antworten
Passionez vor 8 Jahren 8 3
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Salz auf meiner Haut
Mit geschlossenen Augen lausche ich dem Meeresrauschen...meine Füsse tief im weissen Sand vergraben... die Sonne scheint warm auf meine Haut herab.

Eine leicht kühlende Brise weht herüber und bringt sanfte Düfte mit, die meine Nase angenehm kitzeln. Ich rieche heissen, trockenen Sand, salzige, leicht algenartige aquatische Noten verwoben mit von Monaten durch die Meere geschaukeltem Treibholz.

Ich kuschele mich gemütlich in mein Sandbett hinein und lege meinen Arm über meine Augen um mich völlig dem entspannenden Erlebnis hinzugeben. Meine erhitzte Haut verströmt einen Hauch von Moschus gepaart mit Sonnenmilch Aroma. Die aufgebrochene Schokoladenpackung die aus der Strandtasche lugt, vermischt sich mit dem leckeren Duft meines Orangencocktails.

Ewig könnte ich so daliegen, eins mit dem Ozean und die mich umgebende tropische Natur.

Dies sind die Sinneseindrücke die mich jedesmal überkommen wenn ich "Long Courrier" von Pierre Guillaume trage. Selten hat mich ein Duft so angenehm an einen Inselurlaub erinnert. Aquatisch angehauchte Parfums sind sonst nicht so mein Ding, doch LC ist so aussergewöhnlich leicht und einfach gestrickt, er fühlt sich so natürlich und qualitativ an. Ich nehme keinen besonderen Duftverlauf war. Anfangs ist er noch etwas würziger doch ziemlich schnell entwickelt er sich zu einem wahren Hautschmeichler: Vanille, leichter Puderkakao gepaart mit Orangenakzenten, Salz und holzige Noten sind die Komponenten die mit meinem Hautgeruch verschmelzen. Die Sillage ist kaum vorhanden, der Duft hautnah, fast intim, doch begleitet er mich treu durch den Tag.

Ein wundervoller Urlaubsduft der mein Sehnen nach dem Meer etwas mildert und mir die Zeit bis zum hoffentlich bald kommenden Inselurlaub versüsst.
3 Antworten
Passionez vor 8 Jahren 8 2
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Olfaktorischer Zeitensprung
Der gestrige Besuch der Global Art of Perfumery Messe war für mich die Gelegenheit eine mir bisher völlig unbekannte Marke zu entdecken: Parfums Sophiste. Besonders angetan war ich von dem Konzept mythologische Figuren und Legenden in Düfte umzusetzen.
Bin ich doch, seit einer frühen Reise nach Griechenland, fasziniert von der griechischen Mythologie. Bei André Strelzoffs kurzen Duftbeschreibungen werden Erinnerungen wach: mein kleiner Bruder und ich in der brütenden Hitze Schatten suchend, während unser Vater unermüdlich und unerbittlich die Ruinen von Delphi erkundet. Unsere Mutter, wie sie versucht uns das endlose Warten zu versüssen und weitere "archeologische Ausflüge" schmackhaft zu machen. Ich sehe mich unter einem Olivenbaum auf den Stufen des Amphitheaters sitzend während sie uns die Abenteuer von Hercules, Zeus, Athena, Aphrodite und anderen Gottheiten oder Halbgöttern berichtet. Ihre wortgewandten, lebensechten Erzählungen faszinieren mich. Ich strebe nach Athenas Weisheit und Kraft während mich Aphrodites Liebeleien und"Zickereien" kaltlassen. Von den Geschichten und Reisen meiner Kindheit begleitet, möchte ich später Archeologie oder Kulturwissenschaften studieren. Es wird bodenständiger werden (BWL) aber ganz vergessen sind die Kind-und Jugendreisen nicht, da ich mich nach einer Chinareise entscheide, Sinologie zusätzlich zu studieren.

Doch nun zurück zu den Düften von Sophiste. Da die Entdeckung recht spät erfolgte (kurz vor Messeschluss), bin ich nicht dazu gekommen allen präsentierten Düften gleich viel Aufmerksamkeit zu schenken. Jedoch hat mich besonders Sculpteur d'Amour angezogen und Guillotine überrascht. Zuhause ausprobieren durfte ich "A nulle autre pareille". Eigentlich so gar nicht meine Duftorientierung. Blumige Düfte geniesse ich sehr sporadisch. Ambrierte, holzig-würzige Düfte sind mehr mein Fachgebiet. Doch je stärker meine Duftleidenschaft wächst desto weiter ist mein "Testspektrum". So habe ich mir heute ANAP als olfakotorisches Forschungsobjekt vorgenommen.

Parfums Sophiste beschreibt den Duft als göttliche Verkörperung der Frau. Das Parfum soll zeitlose Weiblichkeit und endlose Schönheit vermitteln. Charme, Sinnlichkeit, Zärtlichkeit, Unschuld, Verletzlichkeit sind die Attribute der idealen Frau laut der französisch-russischen Duftmarke. Persönlich muss ich vorweg sagen dass dieses Parfum nicht die ideale Frau für mich widerspiegelt. Dazu fehlt es ihm an Tiefe und Extravaganz. Die olfaktorische Verköperung der idealen Frau (sofern man annimmt dass es diese überhaupt gibt, es ist meines Erachtens ein sehr subjektives Konzept), hat für mich mehr holzige, rauchige und ambrierte Facetten. Eine gewisse Unschuld und Verletztlichkeit gehört dazu, aber letztendlich ist sie vor allem sinnlich, stark und einzigartig. Soweit meine persönliche Meinung.

So versuche ich den Duft fernab dieses vorgegebenen Konzepts wahrzunehmen. Sobald ich den Duft aufsprühe, überkommt mich das Gefühl kopfüber in einem Mimosenstrauch gelandet zu sein. Ich fühle mich wie eine menschgewordene Biene, die kurz vor der Verwandlung noch honigtrunken aus dem Tiefrausch erwacht. Überall klebt der Pollen an ihr. Ja, sinnlich ist diese Evokation durchaus. In südlichen Gefilden befindet sich diese Biene. Genauer gesagt in der Provence. Und nun werden wieder Jugenderinnerungen geweckt. Ich bin zu meiner ersten "individuellen"Reise mit der Familie meiner damaligen besten Freundin unterwegs in die Provence, genauer gesagt zu Bormes-les-Mimosas wo ihre Tante ein Ferienhaus besitzt. Mimosensträuche gibt es in dieser Gegend zuhauf, daher auch der Name des Städtchens. Diese Reise wird auch Anlass zu meinem ersten Grassebesuch sein. Auf (höflichem und begeistertem) Drängen meinerseits, werden wir einen Ausflug in die berühmte Parfumstadt machen. Dort wird auch meine Leidenschaft für Düfte animiert.

Während ich in Erinnerungen schwelge und euch diese Zeilen schreibe, begleitet mich der Duft und umwabert mich in einer Honig-Mimosen-Wolke. Die anderen Komponenten glaube ich nur dezent zu vernehmen. Ganz zu Anfang war ein Hauch Frische dabei, der sich meiner Nase nicht als Basilikum erschloss (ich liebe dieses Kraut über alles) sondern eher wie frische Gartenminze. Weisser Reis in Moschus getunkt umschmeichelt meine Haut. Es erinnert mich an das Körperpeeling von Kenzoki Sensuel. Bei hauseigenen Spatagen, fühlte ich mich wie in fluffig-leichten Reispudding gehüllt, eine sehr sinnliche, kulinarisch-olfaktorische Erfahrung. Gewürze glaube ich nicht wirklich diszernieren zu können. Aber Maiglöckchen begleiten ebenso wie andere weisse Blüten den Duftverlauf der sonst relativ konstant nach honig eingelegten Mimosen riecht.

Ich bin zwischen Frühlings- und Sommergefühlen, Gegenwart und Vergangenheit hin und her gerissen. Auch wenn ich selten blumige Parfums trage, so hat mir diese olfaktorische Zeitreise sehr gut gefallen.

Abendlicher Nachtrag: der Duft hat sich zum diskreten Hautduft entwicket, die Blütenpracht ist zurückgegangen. Nur der Honig und der weisse Moschus tummeln sich hier noch.
2 Antworten