Phalaris

Er musste sein Verhältnis zu Frauen neu überdenken. Bisher war er für einzelne Exemplare entweder sofort in wildem, körperlichem Begehren entbrannt oder er hatte sie unbeachtet links liegen lassen. Gegenüber den bulgarischen Frauen empfand er sogar eine starke Abneigung, denn diese hatten von allem zu viel, alles war üppig bis barock überladen; schwülstig traf es auch ganz gut. Wo sie sich einmal aufgehalten hatten, spürte man noch über Stunden ihre Anwesenheit. Wie anders waren da die Damen mit ihren großen Hunden! An kurzen oder langen Leinen, teilweise von Stachelhalsbändern gebändigt, wurden sie nie aufdringlich, wenn man gebührenden Abstand hielt. So eine hatte ihn angesprochen, im Straßencafe, ob er mal kurz auf Zerberus aufpassen könne, sie müsse mal, er würde schon verstehen was. Dann tranken sie noch eine Latte zusammen (mit dieser neumodischen Ausdrucksweise hatte er sie zu beeindrucken versucht) und unterhielten sich über alles Mögliche. Als sie auf seine Katze zu sprechen kamen war er wiederum freudig überrascht, den Zerberus` Leitwölfin mochte Katzen, vor allem ihren Geruch, den sie als trocken beschrieb. Er hatte natürlich eine eigene Vorstellung davon; ihm war ihr Geruch immer als cremig mit unergründbarer Tiefe erschienen. Nassen Hund mochten beide dagegen gar nicht. Nach der zweiten Latte musste Zerberus dann aber unbedingt weiter und er bleib allein zurück. Und erst da fiel es ihm auf: tote Rose in der Hose; er hatte ihr wirklich hauptsächlich nur in die Augen oder in der Gegend herum geschaut. Aber: diese Frau hatte etwas; er wollte sie unbedingt wiedersehen.

Sie trafen sich am folgenden Tag, nachdem er fast zwei Stunden allein in dem Cafe verbracht hatte, immer in der Hoffnung, sie würde im nächsten Moment auftauchen. Dann sah er sie – ohne Hund. „Scheiße“ - dachte er – „ da wird wohl ihr Macker mit Zerberus `draußen sein! Naja, wäre wohl auch zu schön gewesen.“

Da er keinen Kaffee mehr mochte und sie andeutete Zeit für ihn zu haben, schlenderten sie aus dem Cafe und begannen, gemeinsam lange Straßen zu durchschreiten; anfänglich noch etwas befangen, aber im Laufe der dahinplätschernden Gespräche und mit zunehmendem Abstand zum Stadtkern wurden sie sich immer vertrauter. Dann nahm sie plötzlich seine Hand, schaute ihn direkt an und fragte: „Darf ich mal an dir riechen, du duftest so wunderbar nach Miez?“ Was daran liegen musste, dass seine Katze heute früh auf seinem T-Shirt – er wollte ihr schon zürnen, aber die paar Haare ließen sich leicht abbürsten – ein Vormittagsschläfchen gehalten hatte.“ Ach ja, und zeigst du mir bitte deine Katze? Meinen Vater habe ich extra überredet, Zerberus heute selbst auszuführen.“

Ja, und so traf eine tiefcremige Katze auf Canina - denn so hieß die Dame – und alsbald erblühten Rosen…:)

.

Legende weschens der political correctness und so:
Bulgarische Frauen – bulgarisches Rosenöl
Dame(n) mit großen Hunden – die Hundsrose (Rosa canina)

Anmerkung: der Kommentar bezieht sich auf die nicht reformulierte Variante; die neue kenne ich nicht.

.
"Alter, das ist ja knapp vor der Sodomie!"

"Das verschwitzte Pferd des Lonesome Cowboy fand fast allein den Weg zur Brunftkuhle des Moschusochsen und wälzte sich extatisch darinnen!"

"Urrrghs!"

"Erbarmet Euch, der greulich Biber mich in seyne Burg verschleppen that!"

Es tut mir leid für all jene, welche die oben grob angedeuteten Assoziationen beim Duft des Muscs Koublaï Khän haben. Auch rieche ich keinen verschwitzten, des Abschüttelns unkundigen Mann oder seit Anbeginn des Feldzuges getragene Felle. Wenn für mich hier etwas übertrieben tierisch ist, dann die Bienenwachsnote, welche mir gleich nach dem Aquavit-Auftakt die Nase von innen poliert. Diese ist es wohl auch, die dem Duft etwas Dezent-Ledriges spendiert, bevor der Moschus endgültig die Oberhand gewinnt. Für mich ist dieser Moschus ein anderer als der mir aus Weichspülorgien bekannte, oder auch der noch anders sanfte und weiche aus z.B. Kenzo-Düften. Er ist dunkel, aber nicht gruftig; vielleicht am ehesten zu vergleichen mit dem Herz von „Musc Ravageur“ und einem sehr balsamischen Amber. Zum Glück geht der Amber aus MKK aber nicht in Richtung Flüssigschokolade; diese Assoziation habe ich beim oben benannten Malle-Duft. Zibet – seitdem ich alle drei Varianten von „Jicky“ zu kennen glaube, fürchte ich es nicht mehr - scheint mir hier sowieso nur in Spuren verwendet worden zu sein. Ganz am Schluss - da liegt Der Khan bereits nach dem Stutenmilchbad in seiner Jurte, trinkt gewürzten Tee, und aus der Räucherschale steigt Labdanum gen Himmel - kommt ein wenig Patchouly dazu; aber auch dieser ist eher ein Sanfter. Vielleicht war Der Khan ja nur nach außen hin der ganz Harte? :)

Ich möchte die in den bereits existierenden Kommentaren vorkommenden Adjektive wie cremig, balsamisch, ambriert... nicht überstrapazieren; ich unterschreibe sie einfach. :)

Man gestatte mir zum Abschluss ein Zitat aus Rilkes „Panther“

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

"...

And maybe Marlon Brando
Will be there by the fire
We'll sit and talk of Hollywood
And the good things there for hire
And the Astrodome
and the first tepee
Marlon Brando, Pocahontas and me
Marlon Brando, Pocahontas and me
Pocahontas."

Neil Young, “Pocahontas”

Die endlosen Weiten der amerikanischen Prärie. Büffelherden, die von den Indianern mit Pfeil und Bogen bejagt werden; Nahrungsbeschaffung und Mutprobe für die jungen Männer die bald Krieger sein werden. Aus den Häuten der Büffel werden die Bahnen der Tipis, die Kleidung sowie Schmuck gemacht. Kein Teil der Jagdbeute darf ungenutzt verlorengehen, schließlich haben sie sowohl um eine reiche Ernte als auch das Tier um Verzeihung für seinen Tod gebeten. Um kleinere Stücke von besonders weichem Leder zu erhalten, kauen die Frauen die Tierhaut wieder und wieder durch, walken und schaben sie.

Pocahontas ahnt, dass sie heute vielleicht das letzte Mal mit den anderen Frauen hier sitzt; erst vor einem Mond hat sie einem Weißen das Leben gerettet, den ihr Vater, der Häuptling, eigentlich töten wollte. Morgen soll sie zu einem Schiff der Weißen gehen um sich die Belohnung dafür abzuholen.

Pocahontas, gerade 18 Jahre alt geworden, wird auf dem Schiff gefangen genommen, getauft, später mit einem Farmer verheiratet und schließlich nach England gebracht, wo man sie als eine Indianerprinzessin behandelt. Natürlich trägt sie nun höfische Kleidung, aber sie hat vor drei Jahren – als sie auf dem Schiff wie eine Geisel gefangen gehalten wurde - ein Stück ihres alten Lederhemdes behalten dürfen. An diesem riecht sie manchmal, wenn sie abends im stickigen London des angehenden 17. Jahrhunderts nicht schlafen kann. Der Geruch trägt sie zurück in eine Zeit die schon Jahrzehnte zurückzuliegen scheint, obwohl sie gerade erst 21 Jahre alt geworden ist. Man mag sie am Hof, denn sie ist exotisch, voller Anmut und klug. Trotzdem möchte sie zurück in ihre Heimat; auch zusammen mit ihren Mann, Hauptsache zurück. Da sie inzwischen als Botschafterin des Indianerkönigs, also ihres Vaters, gilt, willigt man bei Hofe schließlich ein. Sie packt ihre Sachen und verwahrt das Stück ihres Lederhemdes in ihrem Mieder, denn es soll ihr ganz nah sein. Pocahontas stirbt während der Reise noch auf englischem Boden an einer Krankheit; im Todeskampf kaut sie immer wieder auf dem Lederstück.

Neil Young singt, dass er gern ein Trapper wäre und dann tausend Felle dafür geben würde mit Pocahontas zusammen in einem Tipi zu schlafen. Nachdem er mit ihr und Marlon Brando zusammen am Lagerfeuer gesessen hätte, unter dem eiskalten amerikanischen Himmel. Um zu erfahren, was sie gefühlt hat, am Morgen, auf der grünen Prärie, in dem ihr vertrauten Land, das wir niemals gesehen haben.

Ich bin nicht Neil Young, aber für mich gibt es Cuir Mauresque als Sehnsuchts- und Traumduft. Dieser entwickelt sich an mir so weich und zärtlich wie ein gepflegtes Stück dünnen Wildleders, und nicht so wie ich mir den Geruch von Marlon Brandos Lederjacke vorstelle. Ja, wie Cuir Mauresque könnte Pocahontas und die Tausenden der anderen Indianerprinzessinnen geduftet haben; in dem ihnen vertrauten Land, das wir niemals gesehen haben.

Mein Verhältnis zu Düften von Caron ist sehr gespalten; bis jetzt testete ich das "Pour un Homme de Caron", das "Yatagan" und nun das Yuzu Man. Yatagan mochte ich auf Anhieb, Pour un Homme fand ich einfach nur uninteressant. Yuzu als Duftbaustein mag ich sehr; "L`Eau par Kenzo pour Homme" mit seiner anfänglichen Yuzuorgie begleitete mich jahrelang im Hochsommer. Aber hier – wo der Name für mich Programm sein sollte – werden die Bestandteile der Kopfnote von meinem Gehirn einfach nur als 4711 identifiziert. Danach kommt schnell etwas Grünes und da…
…da hätte der Duft für mich einfach in einer anderen Richtung weitergehen müssen. So wie mich neulich "Golden Boy" überrascht hat, als plötzlich Weihrauch auftauchte. Aber das ist eine andere Baustelle. Yuzu Man macht einfach weiter wie viele anderen Düfte auch; siehe die Kommentare weiter unten, denen ich nichts hinzuzufügen habe. Deshalb noch eine kleine Abschweifung:

Irgendwie kriege ich bei diesem Duft das Bild des mittelalten Paares, die Kinder sind aus dem Haus, nicht aus dem Kopf, welches nach langem verbalem(!) Hin-und-Her einen Sexualtherapeuten aufsucht: er, weil er – nun ja, es wird ja keine körperliche Ursachen wie Durchblutungsstörungen und Fettleibigkeit infolge eines übermäßigen Zigaretten- und Bierkonsums haben – sich von Mutti , so nennt er sie nunmal immer noch, nicht mehr angetörnt fühlt, und sie weil sie endlich wissen will, ob er sie inzwischen unattraktiv findet. Und was sagt der Therapeut: Sie müssen versuchen sich wieder neu zu verlieben, dann kommt auch das Begehren wieder. Also wechselt er – unfreiwillig - die Biermarke und die Strümpfe neuerdings täglich. Sie meldet sich beim Powerzumbakieseryogaspinning an und kauft sich ein – wie sie denkt ganz ausgefallenes – Parföng; das heißt so wie ihre Lieblingsschauspielerin aus „Unter uns“. Er kriegt schlechte Laune weil die anderen Biere nicht schmecken, sie probiert einen neuen Weichspüler mit ganz viel Moschusersatz. Und dann passiert das Unerwartete: An einem verregneten Sonntagmorgen merkt er, dass sein Aftershave leer ist. Aber da steht ja zum Glück etwas Neues im Bad, welches kurzerhand als Ersatz herhalten muss. Nachdem er es sich dick ins Gesicht geklatscht und seinen Fehler bemerkt hat, fällt der entscheidende Satz: „Muddi, ich hab` was vormehrd unn dei Ohdegolonsch vorblembort.“ Sie stürmt ins Bad und da steht er. Naja, er ist immer noch der alte, aber dieser frische Duft…
…den kennt sie doch von irgendwo her. So riechen die jungen Leute heute doch alle. Und auch er fühlt sich plötzlich, so, so, so unerwartet beschwingt…
…frisch steht sie vor ihm, die Wangen leicht gerötet und die Nasenflügel gebläht. Plötzlich wird er von einem Gefühl überschwemmt, welches er schon lange nicht mehr hatte: DAS ist MEINE Mutti! Und während sie beide glucksend das Bad verlassen denkt er noch „Vielleicht sollte ich sie doch wieder Gabi nennen; wie früher…“

Was ich damit sagen will: Der Duft ist schon okay, aber er ist halt nichts Besonderes; wenn man nicht etwas Besonderes damit macht. :)

Ich bin von Fraîcheur Végétale – Bambou begeistert, ein unkompliziertes EdC gebrauche ich im Sommer zu Erfrischungszwecken sehr gern; ein Parfüm kann ich ja noch extra tragen.
Der 4711-Klassiker, welchen ich seit über 15 Jahren immer wieder nachkaufe, hat natürlich seine unbestrittenen Qualitäten; von den etwas preisintensiveren 4711-Varianten Acqua Colonia besitze ich das Bergamot&Vetiver sowie das Melissa&Verbene und nutze diese auch gern…

…aber an dieses Bambus-Duft-EdC kommt keines der oben genannten heran: kühl-grün, sogar mit einer kleinen Entwicklung ins Holzige, aber in erster Linie sehr erfrischend und mich bei hohen Aussentemperaturen schnell wiederbelebend. Mein Gehirn ordnet die Moleküle welche in meine Nase gelangen folgenden ihm bekannten Geruchseindrücken zu:

Kopf: Gras direkt nach dem Regen (aber kein frisch gehauenes Gras), irgendetwas ganz leicht Florales – Lichtnelken aus der Ferne und blühende Vogelmiere duften so (also keineswegs süß), Rainfarn vor der Blüte
Herz: frisch geschälte Holunder- bzw. Haselnussruten (das wird wohl der Bambus sein, den mein Gehirn aber nicht kennt)
Basis: die schon etwas länger als eine Stunde herumliegenden Rindenstücke obiger Weichholzruten, abgeschälte Rindenstücke der Eberesche; das geht ein kleines bisschen(!) ins süßlich-balsamische und bleibt dabei für meine Nase aber immer natürlich

Ich habe keine Ahnung, ob die Duftstoffe von Fraîcheur Végétale – Bambou total künstlichen Ursprunges sind oder ob natürliche Duftstoffe ein wenig aufgehübscht wurden; ich will hier auch nicht von großer Parfümeurskunst reden…
…aber das Ergebnis hat mich voll und ganz überzeugt.

Die 125 ml-Flasche kostet regulär ca. 17 Euro, im hiesigen Shop ist sie gerade für 8,95 € zu haben…
…und ich hole mir jetzt gleich noch eine, bevor das Zeug irgendwann alle ist.

Das Wässerchen hätte auch gut aus der Demeter-Duft-Bibliothek stammen können, aber dieses hier finde ich sogar erstaunlich lange anhaltend: der Kopf ist zwar leider nach 2 bis 3 min schon ab und das Herz braucht ungefähr einen Stunde in welcher es sich allmählich in die Basis verwandelt. Diese hält bei mir dann aber bis zu 5 Stunden durch - das finde ich für ein EdC an mir sehr erstaunlich; ich hoffe das bleibt so, und mein Gehirn gewöhnt sich nicht irgendwann so sehr an den Duft, dass es ihn im "Hintergrundrauschen" versteckt.

Hurra, ich habe meinen Erfrischungsduft für diesen Sommer gefunden.