03.01.2011 - 14:58 Uhr
Profumo
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23
Von Herrn Lutens' Scheitern an zu großen Vorbildern...
Viele Jahre mussten vergehen bis endlich auch ‚Cuir Mauresque’ Eingang in die Export Linie von Serge Lutens gefunden hat – wie sehr hatte ich darauf gewartet! Nach all den überschwänglichen Besprechungen, den Vergleichen mit den von mir so sehr geschätzten ‚Knize Ten’ und ‚Tabac Blond’ (die angeblich frappierende Ähnlichkeit mit beiden hielt mich bis dato davon ab ihn direkt und ungetestet in Paris zu bestellen) – nun stand das solcherart gelobte endlich vor mir, bereit zum Test.
Ich sprühte es auf – wunderbar! Etwas eigenständiger und eigenwilliger hatte ich es mir vorgestellt, nicht ganz so nah an den beiden vorgenannten, aber sei´s drum.
Um knapp 100 Euro erleichtert verließ ich die Parfümerie, im sicheren Bewusstsein einen weiteren großartigen Lederduft neben meine ohnehin recht zahlreichen Lederdüfte reihen zu können.
Doch leider hatte ich mich getäuscht.
Nicht, dass ‚Cuir Mauresque’ ein schlechter Duft wäre, nein, beleibe nicht. Der Duft ist schön konzipiert – ein opulenter klassischer Lederduft mit orientalischen Anklängen, sehr würzig mit Noten von Zimt, Cumin, Muskatnuss und Nelke, dazu Akzente von Fruchtschalen, jede Menge Amber, Weihrauch, Myrrhe, Zeder und eine ordentliche Portion - für Lederdüfte unerlässliches - rauchiges Storaxharz, und auch das ‚Gewisse-Etwas’ fehlt nicht: eine kleine Spur Zibet, unaufdringlich und delikat. Soweit, so gut.
Und wenn er auch ‚Tabac Blond’ an Reichtum und Grandeur um Längen unterliegt, und ‚Knize Ten’s schroffen, sensationell eindringlichen wie bilderreichen Lederakkord (Schuhsalon etc.) ebenso wenig erreicht – er ist dennoch ein guter Lederduft von ordentlicher Substanz und mit Geschmack komponiert.
Doch das Seltsame ist: er erreicht mich nicht, lässt mich kalt. Und zu allem Überfluss strahlen auch noch ‚Tabac Blond’ und ‚Knize Ten’ im Lichte von ‚Cuir Mauresque’ umso heller. Sie, die ohnehin schon Legenden der Parfumkunst sind, lassen ‚Cuir Mauresque’ auf einmal doch recht fahl, blass und uninspiriert aussehen – zumindest für mich.
Und dann beginne ich mich zu fragen: warum dieser Duft?
Diese Frage hatte ich mir schon einmal in einem sehr ähnlichen Kontext gestellt, als nämlich ‚Gomma’ von Etro auf den Markt kam. Allerdings konnte ich nach einer Weile feststellen, dass es Edouard Fléchier gelungen war, mit diesem Duft eine leichtere, tragbarere Version von ‚Knize Ten’ zu schaffen, die noch dazu ein wenig in Richtung ‚Tabac Blond’ rückte. ‚Gomma’ besaß somit für mich, bei allen Ähnlichkeiten, eine gewisse Daseinsberechtigung, die ich persönlich Cuir Mauresque leider nicht zusprechen kann. Ich finde den Duft überflüssig, einen ziemlich plumpen ‚rip-off’, einen lahmen Abklatsch.
Zudem ist er meines Erachtens ein recht gutes Beispiel für Serge Lutens´ Größenwahn, Meisterwerke (für die andere, die wirkliche Meisterwerke schufen, mitunter Jahre benötigten) sozusagen am laufenden Band schaffen zu wollen. Serge Lutens haut sie raus, einfach so: immer zwei, Jahr für Jahr, pünktlich. À la longue muss man aber leider sagen: es ist kaum eine Handvoll wirklicher Meisterwerke darunter, und Cuir Mauresque gehört ob seiner Uninspiriertheit gewiss nicht dazu.
Was mir vollends den Genuss an diesem Duft verdirbt, ist eine nicht enden wollende Bienenwachs-Note, die, nachdem der Duft im Großen und Ganzen schon längst das Zeitliche gesegnet hat, noch Tagelang (ich übertreibe nicht) regelrecht auf meiner Haut klebt: zäh und fast nicht weg zu bekommen, weder durch Reinigung, noch durch Übersprühen mit einem anderen Duft. Immer wieder dringt sie durch, penetrant und unerbittlich.
Nicht dass ich etwas gegen den Geruch von Bienenwachs hätte, nein, ich finde ihn - ganz im Gegenteil - ziemlich großartig in Düften wie ‚Antaeus’, oder um ein aktuelleres Beispiel zu nehmen: Penhaligons´ ‚Sartorial’. In beiden Düften ist diese süßlich-schwere Wachsnote wunderbar eingebunden und erfüllt eine tragende Funktion im Gerüst der Komposition, doch im Falle von ‚Cuir Mauresque’ bleibt es vollkommen isoliert einfach übrig, und bleibt, und bleibt, und bleibt...
Nein Danke, Herr Lutens. Sie mögen diesen Duft für Ihren besten halten, den Sie nur zu seltenen Anlässen tragen, wie Sie uns einmal geruhten mitzuteilen.
Ich teile diese, Ihre Ansicht nicht, und halte es lieber – um bei Ihrem Oeuvre zu bleiben – mit ‚Serge Noire’, ein Duft der wirklich Format und Charakter besitzt.
Lederdüfte gibt es wahrlich bessere, vor allem aber originellere.
Ich sprühte es auf – wunderbar! Etwas eigenständiger und eigenwilliger hatte ich es mir vorgestellt, nicht ganz so nah an den beiden vorgenannten, aber sei´s drum.
Um knapp 100 Euro erleichtert verließ ich die Parfümerie, im sicheren Bewusstsein einen weiteren großartigen Lederduft neben meine ohnehin recht zahlreichen Lederdüfte reihen zu können.
Doch leider hatte ich mich getäuscht.
Nicht, dass ‚Cuir Mauresque’ ein schlechter Duft wäre, nein, beleibe nicht. Der Duft ist schön konzipiert – ein opulenter klassischer Lederduft mit orientalischen Anklängen, sehr würzig mit Noten von Zimt, Cumin, Muskatnuss und Nelke, dazu Akzente von Fruchtschalen, jede Menge Amber, Weihrauch, Myrrhe, Zeder und eine ordentliche Portion - für Lederdüfte unerlässliches - rauchiges Storaxharz, und auch das ‚Gewisse-Etwas’ fehlt nicht: eine kleine Spur Zibet, unaufdringlich und delikat. Soweit, so gut.
Und wenn er auch ‚Tabac Blond’ an Reichtum und Grandeur um Längen unterliegt, und ‚Knize Ten’s schroffen, sensationell eindringlichen wie bilderreichen Lederakkord (Schuhsalon etc.) ebenso wenig erreicht – er ist dennoch ein guter Lederduft von ordentlicher Substanz und mit Geschmack komponiert.
Doch das Seltsame ist: er erreicht mich nicht, lässt mich kalt. Und zu allem Überfluss strahlen auch noch ‚Tabac Blond’ und ‚Knize Ten’ im Lichte von ‚Cuir Mauresque’ umso heller. Sie, die ohnehin schon Legenden der Parfumkunst sind, lassen ‚Cuir Mauresque’ auf einmal doch recht fahl, blass und uninspiriert aussehen – zumindest für mich.
Und dann beginne ich mich zu fragen: warum dieser Duft?
Diese Frage hatte ich mir schon einmal in einem sehr ähnlichen Kontext gestellt, als nämlich ‚Gomma’ von Etro auf den Markt kam. Allerdings konnte ich nach einer Weile feststellen, dass es Edouard Fléchier gelungen war, mit diesem Duft eine leichtere, tragbarere Version von ‚Knize Ten’ zu schaffen, die noch dazu ein wenig in Richtung ‚Tabac Blond’ rückte. ‚Gomma’ besaß somit für mich, bei allen Ähnlichkeiten, eine gewisse Daseinsberechtigung, die ich persönlich Cuir Mauresque leider nicht zusprechen kann. Ich finde den Duft überflüssig, einen ziemlich plumpen ‚rip-off’, einen lahmen Abklatsch.
Zudem ist er meines Erachtens ein recht gutes Beispiel für Serge Lutens´ Größenwahn, Meisterwerke (für die andere, die wirkliche Meisterwerke schufen, mitunter Jahre benötigten) sozusagen am laufenden Band schaffen zu wollen. Serge Lutens haut sie raus, einfach so: immer zwei, Jahr für Jahr, pünktlich. À la longue muss man aber leider sagen: es ist kaum eine Handvoll wirklicher Meisterwerke darunter, und Cuir Mauresque gehört ob seiner Uninspiriertheit gewiss nicht dazu.
Was mir vollends den Genuss an diesem Duft verdirbt, ist eine nicht enden wollende Bienenwachs-Note, die, nachdem der Duft im Großen und Ganzen schon längst das Zeitliche gesegnet hat, noch Tagelang (ich übertreibe nicht) regelrecht auf meiner Haut klebt: zäh und fast nicht weg zu bekommen, weder durch Reinigung, noch durch Übersprühen mit einem anderen Duft. Immer wieder dringt sie durch, penetrant und unerbittlich.
Nicht dass ich etwas gegen den Geruch von Bienenwachs hätte, nein, ich finde ihn - ganz im Gegenteil - ziemlich großartig in Düften wie ‚Antaeus’, oder um ein aktuelleres Beispiel zu nehmen: Penhaligons´ ‚Sartorial’. In beiden Düften ist diese süßlich-schwere Wachsnote wunderbar eingebunden und erfüllt eine tragende Funktion im Gerüst der Komposition, doch im Falle von ‚Cuir Mauresque’ bleibt es vollkommen isoliert einfach übrig, und bleibt, und bleibt, und bleibt...
Nein Danke, Herr Lutens. Sie mögen diesen Duft für Ihren besten halten, den Sie nur zu seltenen Anlässen tragen, wie Sie uns einmal geruhten mitzuteilen.
Ich teile diese, Ihre Ansicht nicht, und halte es lieber – um bei Ihrem Oeuvre zu bleiben – mit ‚Serge Noire’, ein Duft der wirklich Format und Charakter besitzt.
Lederdüfte gibt es wahrlich bessere, vor allem aber originellere.
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