Philomena21

Philomena21

Rezensionen
Philomena21 vor 4 Jahren 15 3
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Vor meinem Vaterhaus steht eine Quitte
Souk macht’s möglich...Dolce Amalfi kommt von einem freundlichen Parfumo aus dem Norden zu mir und ich liebe die edle Glasflasche auf den ersten Blick. Meine Vorfreude auf den ersten Sprüher des Inhalts hat natürlich mit meinen Erwartungen an das edle Dufthaus, aber auch an die in Düften eher selten gerochene Quitte zu tun. Dann: ein vorsichtiger Sprüher, kurz innehalten, bevor das Handgelenk zur Nase wandert. Und nun: Augen schließen, ganz auf den Geruchssinn konzentrieren. Zitroniger Auftakt, durchaus erfrischend. Safran und würzige Nelke. Gut bis jetzt. Immer noch Nelke. Ganz dezent etwas Fruchtiges - eher in Richtung vollreifer Apfel. Irgendwann wird’s holziger und rauchiger, aber die Frucht und die Nelke bleiben. Ein herrlicher Duft für diesen nicht allzu heißen Frühlingstag! Doch halt: wo ist denn die Quitte abgeblieben? Ich bin bestimmt nicht besonders gut darin, die einzelnen Noten herauszuriechen, aber Quitte würde ich erkennen, denn - ganz genau: seit ich denken kann, steht ein wunderbarer Quittenbaum vor meinem Elternhaus. Im Frühjahr ein blühender Traum, im Herbst die goldenen Früchte zwischen den dunkelgrünen Blättern. Die harten Quitten wurden in unserer Küche von ihrem Flaum befreit, gekocht, passiert und abgefüllt. Die schönsten Birnenquitten stellten wir zum Beduften der Räume auf unsere Kleiderkästen. Tja, meine Haut offenbart meiner Nase die Quitte nicht. Dennoch - Dolce Amalfi ist ein edler Duft für warme Tage, der die Essenz Italiens für mich treffend eingefangen hat. Nicht das moderne Italien, sondern das traditionelle. Hier versammeln sich Früchte frisch von den Bäumen, überlieferte Nachspeisenrezepte, katholische Riten, Arien, Liebesdramen und Eleganz. Dass sich die Quitte nicht zeigen mag, kann ich also verschmerzen - ich warte dann mal bis zum Herbst, denn den schönen Quittenbaum vor meinem Elternhaus gibt es immer noch...
3 Antworten
Philomena21 vor 7 Jahren 6 2
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Im Oudhimmel
Da meine Nase noch nicht so geschult und mein Riechsinn noch nicht lange kultiviert wurde, kann ich die Dufterlebnisse, die hier in Zusammenhang mit AO nicht so positiv geschildert wurden, guten Gewissens ausblenden. - Ich rieche nämlich nur die reine Glückseligkeit.
Beim ersten Sprühen kommt sofort eine würzige Note - auch die Dattel ist ganz kurz da. Sofort danach das feine Leder. Angenehm, sanft. Nun aber gehts zügig weiter hin zu einem wunderbaren Oud. Ob synthetisch oder nicht spielt für mein Riecherlebnis keine Rolle. Es riecht in Verbindung mit den Blüten einfach so einzigartig, dass ich das Handgelenk leerschnüffeln möchte, um nichts ungenutzt verdunsten zu lassen. Die Farbe des Duftes spiegelt sehr gut wider, was durch die Nase bei mir ankommt: goldene Fülle. Nein, nicht das Gold eines Goldbarrens, sondern das Gold, das wir vom Licht des Herbstes kennen. Sanft, majestätisch, ein wenig melancholisch. Die Emotion, die dabei in mir aufsteigt, ist das Erntedankfest, das bei uns am Land jedes Jahr im Herbst gefeiert wird. Pralle Körbe mit Getreide, Früchten, Sonnenblumen, leichte Weihrauchschwaden, feierliche Dankbarkeit.
Nach ca. drei Stunden ist die Fülle verschwunden, es bleibt bei mir ein sehr körpernaher Tonkaduft übrig, der weitere zwei Stunden hält.
Die Haltbarkeit ist also nicht zum Jubeln, aber durchaus in Ordnung - die Sillage könnte für meinen Geschmack gern etwas kräftiger ausfallen.
Über den Flakon kann ich nur sagen, dass ich genau diese Art von old-school Fläschchen sehr liebe!
Fazit für mich also: ein herrlicher Herbstduft, der sich interessant entwickelt und mich in eine absolut schöne Stimmung versetzt. Auch wenn der Duft nicht von allen positiv bewertet wird, finde ich, dass sich zumindest ein Test auszahlen wird.
2 Antworten
Philomena21 vor 7 Jahren 9 1
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Eine wahrlich intensive Erinnerung
Ich teste diesen Duft, den ich einem kleinen Probenfläschchen entnommen habe, ehrlich gesagt, bereits zum zweiten Mal. Naja, mein erstes Mal war eher eine Erfahrung, als eine Probe. Ich war gerade dabei, eine fünfstündige Zugreise anzutreten, als ich am Bahnsteig die glorreiche Idee hatte, mich mit ein paar Stößchen von VI zu bedurften. Im Freien war der Duft sehr angenehm und startete mit einer frischen grünen Rosenknospe. Dann fuhr der Zug ein, ich hatte im übervollen Wagon glücklicherweise reserviert, nahm Platz und mit der Wärme sprang die Rosenknospe in Rekordgeschwindigkeit auf und schrie gemeinsam mit Safran, Sandelholz und Weihrauch: HIER SITZT SIE! Nun, was soll ich sagen - ich habe wohl 5 Stunden lang nicht von meinem Buch aufgesehen, ganz nach dem Motto: ich seh euch nicht, ihr riecht mich nicht. Mein Bedauern gilt meinen armen Mitreisenden.
Heute habe ich mich wieder an VI gewagt, weil ich den Duft ja eigentlich gut finde. Ich bin immer auf der Suche nach dunklen Rosendüften. Sicherheitshalber habe ich mir einen Urlaubstag ausgesucht, an dem ich kein Verweilen unter Menschenansammlungen geplant hatte. Und das war gut so, denn dieser Duft entwickelt sich an mir wie eine Bombe mit überirdischer Sillage und Haltbarkeit. Heute nur zwei zaghafte Sprüherchen aus meiner Probenviole genommen, aber der Effekt ist wieder gigantisch. Der Duft selbst gefällt mir immer noch, aber mit näherer Beschäftigung geht er mir doch zu sehr in die Richtung Rosenparfum für ältere Lady. Ein unbedingter Kaufkandidat ist IV also für mich in nächster Zeit nicht.
Ich kann nach der kurzen grün-floralen Note ganz am Anfang auch keine Entwicklung des Duftes feststellen. Wer also einen richtig starken Rosenduft, der in Weihrauch gehüllt wurde testen will, ist hier absolut richtig!
1 Antwort
Philomena21 vor 7 Jahren 8 3
6
Flakon
6
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Dampfender Kakao mit Sahnehäubchen
Draußen ist es den ganzen Tag über grau. Immer wieder regnet es. Der Herbst zeigt sich nicht von seiner goldenen, sondern seiner trüben Seite. Wie gut, dass wir Parfumbegeisterte unsere Hausmittel haben, um auch solche Tage zu genießen. Also dann: Das silberne Arzneifläschchen flugs geöffnet und ein paar Sprüher auf die Haut. Gleich zu Beginn steigt eine wunderbar würzig kandierte Orange in die Nase, die aber nach wenigen Minuten übergeht in eine feine Kakaonote. Dies ist allerdings kein herbes Kakaopulver- auch keine würzigen Bohnen. Dies ist eine dampfende Tasse warmer Kakao, der mit richtiger Milch zubereitet wurde. Ab und an erschnüffle ich dazwischen eine geröstete Mandel - die macht sich ja auch hervorragend auf dem schön drapierten Sahnehäubchen. Dieser kalorienfreie Genuss hält sich ca. sechs Stunden. Dann ist die Tasse geleert und es wird nachgeschenkt: diesmal ist das Kakaogetränk mit weißer Schokolade zubereitet. Ja, es ist exakt dieser milchig vanillige Duft, den ich so mag. Nach einer weiteren Stunde ist dann alles leergetrunken. Was nun? Noch eine Runde bitte!
Fazit: für alle, die ab und an etwas Gourmandiges, nicht allzu Süßes genießen können, ist dies ein wahrer Schatz. - Danke liebe Josie78, dass Du mir diesen Genuss ermöglicht hast!
Der Verlauf des Duftes ist nicht besonders raffiniert, der Flakon ist nicht besonders stylisch, aber ich liebe den Duft trotzdem - nicht täglich, aber an manchen Tagen ist er meine Rettung!
3 Antworten
Philomena21 vor 7 Jahren 7 1
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Weise Pantherin
Na jetzt aber: ganz frisch in dieser illustren Community und schon wage ich mich an den ersten Kommentar -also seid bitte etwas nachsichtig mit mir.
La Panthere war eine Blindbestellung, nachdem mir ein Kommentar auf youtube lange Zähne gemacht hatte. Die Duftpyramide klang auch verheißungsvoll und ich hoffte also auf einen markanten Duft abseits der breiten Safaritrampelpfade für Massentouristen. Tatsächlich habe ich dann eine Pantherin auf einer einsamen Lichtung gefunden. Sie saß allein auf einem imposanten Baumast und überblickte von dort das gesamte Geschehen in ihrem Umkreis. Man sah ihr an, dass sie schon einige erfolgreiche Jagden erlebt und einige Revierkämpfe gewonnen hatte. Ihre Gefährlichkeit erkennt man nicht im ersten Moment, aber sie strahlt eine ruhige Kraft aus, die ihr Respekt verschafft.
Tja, so bin ich also keinem zähneflätschenden Raubtier, sondern einer gereiften Wildkatze begegnet.
Der Duft hat mich im ersten Moment total verwirrt, da ich eine andere Erwartungshaltung hatte, denn machdem die erste Frische verflogen war, kam nach und nach eine richtige Oldschoolnote. Meine Oma hat so gerochen - nach frischer Seife, Handcreme und einem Hauch des 4711, mit dem sie ihre Stofftaschentücher parfümierte. Und: ich habe diesen Geruch geliebt. Sie wusste, wer sie war, was zu ihr passte und was sie wollte. Diesen Geruch ab und an wieder zu mir zu holen ist eine wunderbare Dufterfahrung und es macht nichts, dass ich dann eben wie eine ältere Dame rieche.
Ach ja und natürlich: Der Flakon ist wunderschön und passend zum Duft und die Haltbarkeit des Duftes ist sehr gut. Noch fünf Stunden rieche ich die saubere Basisnote auf meiner Haut.
Also - Testempfehlung für alle Damen, die sich einmal in diese altersweise Aura hüllen möchten.
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