Pollita
Hühnergegacker
vor 1 Monat - 15.03.2024
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Fluffige, blumig-weiche und sanfte Eau de Parfums aus dem Hause MGO

Durch einen lieben Parfumo konnte ich kürzlich die Eau de Parfums No. 3, 4 und 5 von MGO Duftmanufaktur – Hans-Georg Staudt – testen. Da sie hier auf Parfumo leider insgesamt keine so guten Bewertungen genießen, ich jedoch finde, dass die drei fluffig-feinen EdPs, die für die Manufaktur etwas untypisch sind, unbedingt ihre Berechtigung haben, möchte ich hier mal eine Lanze für die schönen EdPs brechen. Die drei gibt es auf der Website von MGO in einem Paket (je 10 ml) zusammen mit einem vierten Duft, No. 6 Oud Breeze, für 65 Euro zu kaufen. Einzeln habe ich die Düfte noch nicht entdeckt, gehe allerdings davon aus, dass es auch hier Möglichkeiten geben wird, den einen oder anderen Duft solo zu erwerben, wenn das gewünscht ist.

MGO steht in der Regel für hochwertige Oud-Düfte. Nicht ganz die Welt einer Polly, deshalb habe ich bislang auch noch nicht so viele von Hans-Georgs Werken kennenlernen dürfen. Hier geht der Parfümeur, der auch persönliche, individuelle Duftkompositionen und Workshops anbietet, einen anderen Weg. Die Liebhaber von weicheren, fluffigeren und blumigeren Noten, auch hier und da etwas Gourmandsüße, sollen hier zum Zuge kommen. Okay, ein Oud-Duft ist ja ebenfalls enthalten, diesen konnte ich selbst nicht testen. Vielleicht geht dieser ja in eine andere Richtung, nehme aber mal an, dass auch No. 6 Oud Breeze vermutlich Nasen ansprechen soll, die sich für gewöhnlich im Designersegment bewegen und Nischen- und Artisandüfte mögen, die nicht unbedingt auf echtes Oud fokussiert sind.

Und genau das ist Hans-Georg, wie ich finde, wunderbar gelungen. Wer mich kennt und meine Blogbeiträge und Rezensionen regelmäßig liest, dürfte wissen, dass ich den aktuellen Neuerscheinungen im Designerbereich oftmals nicht sonderlich zugetan bin. Für mich duftet da vieles relativ identisch. Ich habe manchmal das Gefühl, die Parfümeure und Häuser kabbeln sich, wer die Gummibärchennote am authentischsten rüberbringt. So ziemlich alles ist süß, süßer Ethylmaltol. Alle haben Vanillebasen und nach ein paar Stunden ist zwischen aktuellen Designerdüften, manchen Nischendüften auch nicht ausgenommen, kaum mehr ein Unterschied auszumachen. Kurzum, wer es nicht extrem süß mag, tut sich schwer, hier noch etwas halbwegs Raffiniertes zu finden.

An dieser Stelle hat Hans-Georg Staudt mit No. 5 Jasmon Amber, No. 3 Cotton Flower und No. 4 Coconut Musk angesetzt. Jasmon Amber ist der Süßeste von allen. Bei den Duftnoten wird Maltol auch explizit erwähnt, jedoch ist dieser Duft weit entfernt von dem typischen Maltolduft, bekannt aus beispielsweise La Vie Est Belle oder Flowerbomb. Zunächst einmal wird man vom Duft nicht gleich von Süße erschlagen. Er ist blumig, er ist sanft süß, kommt aber ganz ohne Keule aus und die Basis erinnert an einen frisch angespitzten Bleistift. Freilich sind ähnliche Kompositionen bereits auf dem Markt verfügbar, aber dieser Semi-Gourmand greift das Thema auf, ohne hier zu sehr in Richtung „Friss Dich bewusstlos“ (Gruß von meiner Henne Bella) abzudriften. Ich selbst würde ihn nicht tragen, da ich Ethylmaltol einfach schwierig finde, aber ich finde ihn um Längen besser als einen Großteil der kürzlich lancierten Designerdüfte, die ich innerhalb der letzten zwei bis drei Jahren insgesamt getestet habe.

Wer es gerne pudrig mag, dem empfehle ich No. 3 Cotton Flower. Auch dieser beginnt zunächst süßer und fein floral, entwickelt sich dann aber nach und nach zu einem edlen, relativ trockenen Puderduft. Nicht ganz so erstickend wie ein Teint de Neige, aber diese feine, weiche, für mich weiße Moschuspudrigkeit hat dieser auch. Sehr elegant, wie ich finde und durchaus tragbar auch für Freunde etwas klassischerer Düfte. Hier absolut keine Süßigkeitenkeule, auch wenn der Duft etwas süßer startet als beliebte Puderklassiker.

Für die Freunde von Südseezauber & Co. hat Hans-Georg noch No. 4 Coconut Musk in petto. Meine Leserinnen und Leser wissen, ich bin prinzipiell kein Kokosfan und Urlaubsdüfte sind für mich für gewöhnlich mit Vorsicht zu genießen. Dieser hier ist allerdings schön gemacht. Die Kokosnote erinnert mich an die Basis von Tom Ford Lavender Extreme, den mein Mann sehr gerne trägt. Beim Tom ist es zwar angeblich Tonkabohne, ich muss da allerdings immer an Kokos denken, und zwar im positiven Sinne. Der Duft ist etwas hautig, minimal schmuddelig, auch das mag ich gerne. 

Synthetisch sind alle, keine Frage, aber für meine Nase viel innovativer und weit eleganter als so manche Neuerscheinung von YSL, D&G, Valentino, JPG & Co. Deshalb möchte ich diese Duftreihe unbedingt empfehlen, und zwar bewusst denjenigen Personen, die sich, da wie ich vielleicht keine expliziten Oud-Liebhaber und -Experten, bislang noch nicht so richtig an die Düfte herangetraut und sich daher noch nicht intensiver mit der Marke beschäftigt haben. Denn ich vermute, das ist der Grund, weshalb die Bewertungen hier so niedrig ausfallen. MGO-Fans erwarten einfach etwas Anderes. Kurzum, ich finde die Düfte gut und bin gespannt, wie sie auf euch wirken.

Bedanken möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei Chizza, der mir die Testmuster hat zukommen lassen.

Eure Polly

Die Bilder habe ich mit Bing Image Creator erstellt.

Aktualisiert am 22.03.2024 - 10:29 Uhr
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