„No Beastmode, please“ oder „Wir müssen draußen bleiben“
Beastmode, Beastmode, allüberall. Habe ich diese übelst penetranten, für mich meist auch chemisch-stechenden Düfte, die für meine Nase mit Duft mal so gar nichts mehr zu tun haben, bis vor ca. einem halben Jahr fast nur innerhalb von Großstädten wahrgenommen, finden sie nach und nach auch den Weg aufs Land. Okay, bei größeren Veranstaltungen im ländlichen Rahmen, etwa ein schwäbisches Stadtfest oder ein Rockkonzert, begegneten sie mir auch schon hier und da. Dennoch hatte ich größtenteils meine Ruhe vor diesen fiesen Monstern.
Doch auf einmal sind sie nahezu überall. Erst heute Morgen im Supermarkt wieder blieb mir fast die Luft weg. Aus der Ferne eine sehr süße Duftwolke, die mich ein wenig an meine Hassliebe aus Kindheit und Jugend – Roma – erinnerte. Als der Träger, ein älterer Herr im Schlabberlook mit Rauschebart, mir allerdings näher kam, zeigte sich das wahre Gesicht dieses Gebräus. Da waren sie wieder: Die rauchenden Schlote des Chemiewerks. Mächtig, stechend, brachial. Schwarze Wolken stiegen zu meiner Nase auf. Ich beeilte mich, um schnellstmöglich wieder fortzukommen.
Der Duft war im gesamten Supermarkt gut wahrnehmbar. Von der Fleisch- und Käsetheke bis hin zum Waschpulverregal. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Ich frage mich da immer: Was soll sowas? Warum wälzen sich Menschen ausgerechnet in dieser Art von Duftwasser?
Nun, ich glaube ja mittlerweile, dass dahinter kleine fiese Monsterchen stecken. So ähnlich wie auf meinem Bildchen könnten sie tatsächlich aussehen. Sie werden von dieser Art Duft magisch angezogen und sind mindestens genauso nimmersatt wie Hühner, wenn es um Essbares geht. Ein bisschen Humor kann tatsächlich helfen, wenn die Luft komplett wegbleibt. Rede ich mir zumindest ein.
Erst vor Kurzem las ich eine Rezension zu einem dieser Beastmode-Düfte, bei dem der Träger eines Sternerestaurants verwiesen wurde. Könnten die sowas nicht grundsätzlich überall einführen? Hach, das wäre schön. Ich würde dann nur noch in Läden einkaufen, mit dem Siegel „No Beastmode, please“. Wenn ich das Schildchen mit den bunten Monsterchen an der Türe sehe, darunter „wir müssen draußen bleiben“, ja, dann wüsste ich auf Anhieb, hier kann ich verweilen und auch immerzu ganz problemlos atmen.
Ich liebe Parfum. Ich trage auch mal etwas mehr auf, je nach Anlass, aber diese Düfte beißen sich in die Nase, als ob irgendwo Musik auf Anschlag laufen würde. Ich glaube, nächstes Mal nehme ich einfach einen Ghettoblaster mit zum Einkaufen und drehe Soilwork oder All That Remains voll auf. Ich möchte wetten, da halten sich ein paar die Ohren zu und möchten den Laden besser verlassen. Ich schließe nicht aus, dass ich des Geschäfts verwiesen werden würde. Oder aber jemand mein Radio zerstört. Spaß, aber diesen Vergleich habe ich hier auch mal gelesen und finde ihn sehr treffend.
Beastmode, egal ob olfaktorisch oder akustisch, ist natürlich legitim. In jedem von uns steckt doch dann und wann ein Monsterchen, oder nicht? Jeder soll sich austoben dürfen. Ich persönlich tu das aber besser zu Hause.
Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht euch eure Polly
Die Bilder habe ich mit Bing Image Creator erstellt.
Köstliche Monster!
😂😂😂😂
Diese Supermarkt-Erfahrung durfte ich vor ein paar Tagen machen.
Üüüüübel!!!
Ich werde mal versuchen, mit Jules von Dior mein Duft-Monster frei zu lassen.
😂😂😂😂
Die Graphiken sind kongenial!
Ich werde nie vergessen, wie sich eine Dame in der Ubahn übergeben hat, weil sie meinte es wäre ihr zu viel Parfüm in der Luft. Das halbe Abteil roch nach Alien. Lecker!
Unsere neue Auszubildende dieselt sich jeden Morgen derart mit Libre UND Si ein, dass ich im Büro (sitze etwa 5-6 Meter entfernt) selbst mit Nase am Handrücken plattdrücken nichts mehr von meinem eigenen (dezent aufgetragenem) Duft wahrnehme... 😖
Mein Haus, mein Auto, mein Schaukelpferd(duft)
Etwaige Verluste (gibt es eigentlich Körperverletzung durch Geruch?) werden da schon mal in Kauf genommen. ;-)
Ich mag es aber auch nicht zu leise, gerade bei Konzerten. Finde ich es schön, wenn mich immer wieder eine angenehme Duftwolke von meinem eigenen Duft umweht. Und wem es stört, weil er mir zu nahe kommt, dann stell Dich doch wo anders hin oder rück ein Stück weiter! 😁
Ich verstehe auch die jungen "Männer" und "Frauen" nicht, die sich derart eindieseln, dass es fast schon an Körperverletzung ran kommt. Und fad noch toll finden, wenn jeder riechen kann, wer da seinen Status anhand eines Duftes präsentieren will.
Prost Neujahr, trotzdem ;-)
Okay, völlig veraltet ;-)
Gern gelesen.
find das iwie putzig ☺️
Im Supermarkt geht es noch, da bin ich auch schnell wieder weg. Aber was mache ich im klassischen Konzert, wenn jemand so dermaßen eingedieselt vor mir sitzt und ich nicht flüchten kann?
Ich glaube nicht, dass es an der Nase liegt. Eher an der Einstellung: man will gerochen werden! Lesen wir doch immer wieder: "Ich will bemerkt werden, wenn ich den Raum betrete! Ich möchte, dass die Leute sich fragen, was für ein Duft das ist!".
Bei manchen Düften, wie z.B. Naxos, Ombre Nomade, Erba Pura, Baccarat Rougen etc. kommts mir einfach nur hoch - Zumal die Düfte schon selbt an sich so riechen:
Ich bin was zusammengeschmissenes, aber Hauptsache man wird wahrgenommen - Und natürlich!: Immer bei den Trägern mit einer gnadenlosen Überdosierung, wo die Frage aufkommt: Willst du das saufen, oder dir ma direkt 'n Schuss setzen?
Für Mitriechende ist es schlichtweg Folter, für den Träger vorsätzlich dämliche Ressourcenverschwendung par exellence!
Die distinguierten Schmeichler, wo sind sie nur?!
Für mich hat Perfum immer etwas intimes. Die Menschen, denen ich nahme kommen will, sollen mich bei genügender "Nähe' olfaktorisch wahrnehmen.
Was bringt mir das Konzept "Parfum" , wenn ich jeden damit beglücke bzw. bestraft.
Diese Suche nach dem neuen "Beastmode" beißt sich mit dem Konzept von Parfum, so wie ich es verstehe und vorgelebt bekommen habe.
Vielleicht bin auch einfach nur zu alt 😅
Hab Deinen Beitrag sehr gerne gelesen!
10 von 10 Chemieunfällen für Dich!
Auch mir ist es letztens so gegangen, zunächst dachte ich nur, holla die Waldfee, da hat es aber jemand gut gemeint, allerdings empfand ich den Duft als unangenehm.
Irgendwie kannte ich ihn, konnte ihn aber nicht so richtig zuordnen, bis mir dann klar wurde, das ist ja einer von diesen - wie Du es so schön und treffend formuliert hast - übelst penetranten, meist auch chemisch-stechenden Düften. Man kennt sie irgendwie, weil natürlich aus Interesse auch schon mal irgendwo getestet, aber kann sie dann doch nicht wirklich zuordnen, weil sie irgendwie dann doch alle ähnlich riechen.
In dem Sinne, Dir ebenfalls einen guten Rutsch ins neue Jahr und alles Liebe und Gute für 2024, viele Grüße,
Andrew