Pollita
Hühnergegacker
vor 4 Monaten - 27.12.2023
52 72

„No Beastmode, please“ oder „Wir müssen draußen bleiben“

Beastmode, Beastmode, allüberall. Habe ich diese übelst penetranten, für mich meist auch chemisch-stechenden Düfte, die für meine Nase mit Duft mal so gar nichts mehr zu tun haben, bis vor ca. einem halben Jahr fast nur innerhalb von Großstädten wahrgenommen, finden sie nach und nach auch den Weg aufs Land. Okay, bei größeren Veranstaltungen im ländlichen Rahmen, etwa ein schwäbisches Stadtfest oder ein Rockkonzert, begegneten sie mir auch schon hier und da. Dennoch hatte ich größtenteils meine Ruhe vor diesen fiesen Monstern.

Doch auf einmal sind sie nahezu überall. Erst heute Morgen im Supermarkt wieder blieb mir fast die Luft weg. Aus der Ferne eine sehr süße Duftwolke, die mich ein wenig an meine Hassliebe aus Kindheit und Jugend – Roma – erinnerte. Als der Träger, ein älterer Herr im Schlabberlook mit Rauschebart, mir allerdings näher kam, zeigte sich das wahre Gesicht dieses Gebräus. Da waren sie wieder: Die rauchenden Schlote des Chemiewerks. Mächtig, stechend, brachial. Schwarze Wolken stiegen zu meiner Nase auf. Ich beeilte mich, um schnellstmöglich wieder fortzukommen.

Der Duft war im gesamten Supermarkt gut wahrnehmbar. Von der Fleisch- und Käsetheke bis hin zum Waschpulverregal. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Ich frage mich da immer: Was soll sowas? Warum wälzen sich Menschen ausgerechnet in dieser Art von Duftwasser?

Nun, ich glaube ja mittlerweile, dass dahinter kleine fiese Monsterchen stecken. So ähnlich wie auf meinem Bildchen könnten sie tatsächlich aussehen. Sie werden von dieser Art Duft magisch angezogen und sind mindestens genauso nimmersatt wie Hühner, wenn es um Essbares geht. Ein bisschen Humor kann tatsächlich helfen, wenn die Luft komplett wegbleibt. Rede ich mir zumindest ein.

Erst vor Kurzem las ich eine Rezension zu einem dieser Beastmode-Düfte, bei dem der Träger eines Sternerestaurants verwiesen wurde. Könnten die sowas nicht grundsätzlich überall einführen? Hach, das wäre schön. Ich würde dann nur noch in Läden einkaufen, mit dem Siegel „No Beastmode, please“. Wenn ich das Schildchen mit den bunten Monsterchen an der Türe sehe, darunter „wir müssen draußen bleiben“, ja, dann wüsste ich auf Anhieb, hier kann ich verweilen und auch immerzu ganz problemlos atmen.

Ich liebe Parfum. Ich trage auch mal etwas mehr auf, je nach Anlass, aber diese Düfte beißen sich in die Nase, als ob irgendwo Musik auf Anschlag laufen würde. Ich glaube, nächstes Mal nehme ich einfach einen Ghettoblaster mit zum Einkaufen und drehe Soilwork oder All That Remains voll auf. Ich möchte wetten, da halten sich ein paar die Ohren zu und möchten den Laden besser verlassen. Ich schließe nicht aus, dass ich des Geschäfts verwiesen werden würde. Oder aber jemand mein Radio zerstört. Spaß, aber diesen Vergleich habe ich hier auch mal gelesen und finde ihn sehr treffend.

Beastmode, egal ob olfaktorisch oder akustisch, ist natürlich legitim. In jedem von uns steckt doch dann und wann ein Monsterchen, oder nicht? Jeder soll sich austoben dürfen. Ich persönlich tu das aber besser zu Hause.


Einen guten Rutsch ins neue Jahr wünscht euch eure Polly

Die Bilder habe ich mit Bing Image Creator erstellt.

Aktualisiert am 27.12.2023 - 05:14 Uhr
52 Antworten

Weitere Artikel von Pollita