Ich ergebe mich und fresse das gesamte Süßigkeitenregal leer. Oder Designerdüfte für Damen 2023.
Erst kürzlich beschwerte ich mich über die rauchenden Schlote des Chemiewerks. Und ich muss
schon wieder meckern zum Thema Duftmode. Aktuell folgt auf fast jede
Enttäuschung eine weitere. Ich spreche von aktuellen Designerdüften. Während
wir vor ca. 20 Jahren aus einer unglaublichen Vielfalt an Duftrichtungen wählen
konnten, riecht heute gefühlt jede Neuerscheinung gleich. Damals waren neue
Düfte immerzu eine Überraschung. Einige waren kühle Chypres, die am liebsten die
kalte Schulter zeigten, andere waren Calonebomben, die für eine
Meeresassoziation sorgen sollten (klappt bei mir bis heute nicht), es gab sinnliche
Orientalen sowie wunderschöne florale Düfte und softe Moschussschmeichler. Die
Auswahl war einfach riesig. Und jedes Töpfchen fand sein Deckelchen.
Hier stehen zwar mit fast 40 Düften zwischenzeitlich genügend Deckelchen, aber hey,
entdecken macht Spaß und außerdem ist im Schrank ja auch noch etwas Platz. Die
Gefahr, dass ein aktueller Designerduft bald in diesem Schrank steht, ist
allerdings nicht gerade groß. Denn wie bereits erwähnt, besonders viel Auswahl
gibt es anscheinend nicht mehr. Ob Lancome, Guerlain, YSL, Valentino oder Dolce
& Gabbana: Gefühlt jedes neue Parfum für Damen ist eine Ethylmaltolbombe.
So süß und zuckrig, dass ich mir den Duft gerade mal an 14-15-jährigen Mädchen
vorstellen kann. Lollipop mit Kirschgeschmack trifft auf Fritt-Stangen und
Trolli-Würmchen. Dazu noch Geleebananen und Cocktail-Fertigmischungen und das
wieder und wieder und wieder. Originalität? Fehlanzeige! Sexiness? Okay, wenn „friss
Dich bewusstlos“, ein Attribut meiner Henne Bella, heutzutage als sexy gilt,
dann eventuell. Der aktuelle D&G-Duft hat den wundervollen Namen Devotion.
Ergebenheit. Was soll ich darunter verstehen? Ich ergebe mich und fresse hier
gleich im Supermarkt das komplette Süßigkeitenregal leer? Was hat das bitte
noch mit Parfum zu tun? Hätte es vor 20 Jahren oder noch früher ausschließlich
solche Parfums gegeben, ich hätte mich vermutlich niemals für das Thema Duft
interessiert.
Ein kleiner Vergleich mit Speisen zeigt schnell auf, worauf ich hinauswill: Mal angenommen,
es gibt nur noch Süßigkeiten und zwar nur noch die rosa Sorte mit viel
Fruchtgeschmack. Besonders künstlich, versteht sich. Mit echtem Obst hat das
nichts zu tun. Das wurde selbstverständlich abgeschafft, bzw. gibt es nur noch
als Vintage-Version für den zehnfachen Preis wie vor 15-20 Jahren auf Ebay. Kann
schließlich Allergien auslösen. Das gleiche gilt für saure Gurken, für Wurst
und Käse, überhaupt sämtliche deftigen Speisen, Gemüse uvm. Ja, so in etwa
fühle ich mich, gehe ich heutzutage in eine Parfümerie und schaue mir die
Neuerscheinungen an.
Verwirrend sind für mich außerdem die Duftnotenbezeichnungen. Ich lese immer wieder
Orangenblüte. Eine für mich gar wundervolle Note. Doch dieses Üppige, Florale,
wie ich Orangenblüte kenne, etwa von einem meiner Lieblinge JPG Classique, das
existiert heute nicht mehr. Die Vorstellung, die Parfumeure heutzutage von
Orangenblüten haben, ist Zuckerwasser mit Gummibärensoße, Geschmacksrichtung
Orange, nicht Blüte. Ich vermute mal, das trifft heutzutage auf so manche
Duftnote zu, egal welche Richtung.
Kurzum, ich verstehe es einfach nicht mehr. Ein Glück, dass hier und da noch schöne
Klassiker in den Regalen stehen, die behutsam reformuliert wurden. Das Schöne:
Sie duften noch nach Blüten, nach Gewürzen, nach Moschus, nach Leder, teilweise
noch nach Eichenmoos und anderen schönen Dingen. Sie duften nach Parfum. Und
genau das würde ich mir heute auch hin und wieder wünschen. Der Süßkram ist ja
prinzipiell okay, für diejenigen, die so etwas mögen, aber es gibt doch weiß
Gott noch genügend Leute, die gerne einfach nach Parfum duften würden. Leute,
macht mal wieder Parfum. Also richtiges Parfum. Das wär toll!
Eure Polly
Bildnachweis: Kostenfreie Bilder von Pixabay.
Vielleicht ist es wirklich diese Zeit, in der für die Haupt-Zielgruppen alles möglichst bunt, poppig, knallig (und süß) sein muss?
Wie oft lese ich hier, dass jemand diesen oder jenen Duft im Beastmode sucht oder sogar einfach nur "einen Duft der so richtig knallt"... Was nicht laut und üppig ist, taugt nichts...
Ich jedenfalls bin froh - auch durch Parfumo - so einiges an (für mich) wirklich schönen Düften gefunden zu haben... Grünes, würziges, frisches und auch leises - solche Düfte in "freier Wildbahn" aufzuspüren ist (gerade für einen Newbee wie mich) nicht gerade einfach. In der Parfumerie sage ich, ich suche etwas leichtes, würziges und die Verkäuferin hält mir "La Belle" entgegen 😳
Wenn das in Ihren Augen "leicht und würzig" ist, wird mir klar, warum alles um mich herum nach Gummibärchensirup mit Karamell und Sahne riecht! 😂
Danke Polly - dein Blog zeigt mir gerade wieder, dass ich ohne Parfumo bis heute nicht die...
Oh Mann, ja Orangenblüte. In echt, ist das einer meiner allerliebsten Gerüche. Meine Mutter hatte mal einen kleinen Orangenbaum zum Geburtstag geschenkt bekommen und eines Tages stehe ich auf und das ganze Haus duftet unglaublich betörend. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, es war himmlisch - und es war das kleine Orangenbäumchen, das über Nacht die Blüten ...
Nicht so der durchschnittliche Duftkunde: Dieser orientiert sich hauptsächlich durch Werbung u. Bestsellerlisten der Parfümerien.
Und wahrscheinlich ist ein Großteil mit dem Angebot zufrieden, sonst würden nicht unaufhörlich weitere Süßkramdüfte auf den Markt gebracht.
Die junge Kundschaft scheint happy damit zu sein.
Wer sich darüber ärgert, sind wir erfahrenen DuftliebhaberInnen, weil unsere langjährigen Dufterfahrungen uns zu einer anspruchsvollen Kundschaft gemacht haben.
Jede Epoche hatte ihre typischen Düfte. Und im Rückblick betrachtet, meist aus gutem Grund.
Irgendwann wird auch dieser süße Trend enden.
Aber wenn man sich die Entwicklung der Herrendüfte der letzten Jahre ansieht, die werden ja auch immer süsser, immer mehr Schoko, Praline, Vanille, Ananas, leider oft ohne ausgleichende Bitternoten.
Mich schaudert ...
Ich bleibe bei den Klassikern und suche in der Nische deren Weiterentwicklung. Neoklassische Düfte, wenn man so will.
Der Rest und die, die das benutzen, können mir gestohlen bleiben !!!
Ich bin auch nicht grundsätzlich gegen Süßes, aber was man "nowadays" so zu riechen bekommt, ist auch gar nicht meins.
Immer wieder versuche ich "Neue Düfte" zu testen und komme dann doch zu meinen Klassikern zurück. Ich bin nach wie vor auf Vintage-Jagd und lebe wohl dufttechnisch gesehen sehr in der Vergangenheit. 😊
Also meckere ruhig weiter, ich lese gerne was Du schreibst!
Das ist der "Zeitgeist".
So, wie gegessen wird, wird auch parfümiert. Viel zu viel Süsses. Zucker.. Zucker.. ohne Ende.. und am liebsten gleich in allem.
Das ist eine Sucht, die das ganze menschliche System beeinträchtigt.
Schau, z. B. in den 50ern, 60ern und 70ern gab es das schlicht einfach nicht.. siehe alte Fotos etc.
Und am Schluss ist es ein riesiges Geschäft, welches "wie ein amüsantes Spiel" aussieht.
✨🏆✨ 🍬🍬🍬
"Frisch von der Leber" geschrieben und darum so gut!!!
Danke dir.
Verstehe auch nicht, warum es der Zielgruppe nicht zu eintönig wird.
An sich ändern sich die Geschmäcker immer mal wieder. Da kann man nur hoffen.
Heute gibt es extra Harzer und Romadur mit sauren Gurken dazu! Prost Mahlzeit!
Kämpfen, Polly! 🙂
eigentlich wäre das ja kein problem, aber diese dauerpräsenz macht so müde, die neugierde lässt nach, man fühlt sich so stehen gelassen an der letzten haltestelle.
Auch riechen viele ähnlich und es gibt keinen Wiedererkennungswert, einfach süß, belanglos und penetrant..
Wenn ich Süßes will, dann kaufe ich mir eine Tüte Fruchtgummi, aber ich möchte nicht so riechen.
Da trauere ich ebenfalls den Düften aus den 80er und 90er Jahren hinterher, bei den meisten Neuerscheinungen lohnt sich für mich ein Test nicht mehr, da sie keinerlei Kaufreflex bei mir auslösen. 😳
Grüß mir Henne Bella 🐔😁
Lassen wir das. Ich war stets brav.
Komische Zuckerwatte da ähnelt dich viele Düfte find ich auch langweilig die Parfumeure von heute kannste vergessen finde ich ruhen sich auf Papis Namen aus
und haben kein Talent der Markenname wird's schon richten gibt paar wenige Ausnahmen der Rest möchte schnelles Geld machen und keine Kunst mehr wie früher. Das ist meine Meinung
schöner Block von dir:)
Inzwischen haben viele Düfte eine ähnliche DNA und gehen mit diesen kaugummiartig- süßen Noten immer eine Nummer sicher. Der Markt hat den Trend erkannt und ist nun darauf aufgesprungen. Sehr schade, einfach weil viele neue Düfte keinen Wiedererkennungswert mehr haben.
Aber ein Hoch auf Geleebananen, Dosen-Ravioli und Bazooka Joe Kaugummi🤣😅 Die erinnern mich an meine Kinder-, Jugend- u. WG-Zeiten und da bekomme ich dann auch feuchte Augen. Welcher Duft riecht denn nach Gelee-Bananen? Den würd ich dann glatt testen😜😎