Nur der Duft zählt. Und ich bin vermutlich zu langsam
Die heutige Zeit verstehe ich manchmal nicht so recht. Bin ich zu langsam? Denke ich zu
antiquiert? Die Anzahl an Neuerscheinungen auf dem Duftmarkt wird immer größer.
Neue Marken, Nische- aber auch Artisan- und Indie-Bereich, schießen wie Pilze
aus dem Boden. Jedes Haus veröffentlicht massenhaft neue Düfte. Wir sind ja
kaum mehr in der Lage, die alle zu testen. Wie wollen wir das bewerkstelligen?
Und wo sollen wir all die Proben herbekommen? Findet sich dann unter 200-300
getesteten Düften – hier bei Parfumo dreht ja so einiges die Runden – ein
wirklich schöner Duft, dann ist er ruckizucki wieder eingestellt. Ja, meistens
geht’s mir tatsächlich so. Und sehr viele schöne Düfte lerne ich tatsächlich
erst kennen, wenn sie gar nicht mehr verfügbar sind. Und dann geht die Suche
los. Die Jagd nach dem Schätzchen. Gollum lässt grüßen. Ich habe schon mehrmals
viel zu viel Geld ausgegeben. Aber war am Ende dann doch glücklich, den Duft,
der sich in mein Herz geschlichen hat, in meiner kleinen Kollektion zu haben.
Mir geht es ähnlich, wie auch Turandot, ja gar nicht um das Sammeln. Nein, ich möchte
einfach ein paar schöne Düfte haben und tragen. Ich finde zwar viele Parfums
sehr schön, aber so wirklich besitzen und tragen möchte ich nur einige Wenige.
Und da ich das Hobby schon weitaus länger als 20 Jahre betreibe, kommt halt ein
bisschen was zusammen. Aber Sammeln würde ich das nicht nennen. Ich trage und
genieße meine Düfte lediglich. That’s it.
Mir ist es völlig egal, ob mein geliebter Duft ein Designerduft ist, im Nischensegment
angesiedelt ist oder aus einem Artisan- oder Indiehaus stammt. Mir ist es
meistens auch fast egal, ob er teuer oder eher günstig ist. Letzteres passiert
eher selten, da ich auch die preisgünstigeren Düfte meistens erst dann für mich
entdecke, wenn sie schon wieder vom Markt zu verschwinden drohen. Und damit
werden sie automatisch wieder teuer, da lediglich Restbestände noch zu bekommen
sind.
Ein paar Marken gibt es allerdings schon, die ich über die Jahre schätzen und lieben gelernt
habe. Das sind bei mir beispielsweise Perfumer H, Santa Maria Novella oder auch
Ikiryō. Ikiryō schafft die ganze Palette: Von finde ich absolut grauenhaft bis
hin zu ich bin schockverliebt, muss ich SOFORT haben. Aber auch bei Marken, die
mich für gewöhnlich nicht so sonderlich interessieren, kann ich durchaus fündig
werden. Ich schließe auch Hype-Düfte nicht aus. Ich liebe beispielsweise
Elysium pour Homme von Roja an meinem Mann. Leider auch teuer. Sehr teuer.
Ähnlich verhält es sich mit Parfumeuren. Ich habe meine Lieblinge, neben Lyn Harris
beispielsweise auch immer noch Michel Almairac und natürlich Olivia Giacobetti.
Das schließt aber nicht aus, dass ich auch bei einem Quentin Bisch oder einem
Alessandro Gualtieri, die mich mit ihren meistens sehr lauten Kreationen schon
häufig abgeschreckt haben, auch mal fündig werden könnte.
Mir ging und geht es bis heute ausschließlich um den Duft. Ja, ich fotografiere auch meine
Flakons und möchte IMMER einen Flakon besitzen, wenn ich mich in einen Duft
verliebt habe. Aber der Duft ist es, der mein Herz erobert. Egal welche Marke.
Egal wie billig oder teuer. Egal welcher Parfumeur. Kai Pflaume würde sagen,
„nur die Liebe zählt“ und genau so empfinde ich das hier auch. Nur der Duft
zählt, bringt mein Herz zum Singen und kann auch mal einen saublöden Tag so
richtig schön machen. Es gießt in Strömen und der Himmel ist dunkel und grau:
Cašmir wärmt mein Herz meistens sehr schnell. Der Job stresst und der Urlaub
muss leider kürzer ausfallen: Burberry Women, den ich mir im letzten
Spanienurlaub gegönnt habe, nimmt mich einmal mehr mit nach Barcelona. So kann
das funktionieren. Und ich lächle.
Ja, meine Bestände sind größtenteils endlich. Aber ich habe genügend Flakons in Summe,
dass ich keine Angst zu haben brauche, schnell etwas aufzubrauchen. Trotzdem
fände ich es schön, es gäbe noch ein paar mehr Düfte, wie beispielsweise meinen
Burberry Women, den ich in der aktuellen Formulierung noch so sehr liebe wie
damals und der immer noch in den Regalen steht. Passiert leider immer seltener.
Denn sie müssen alle irgendwann Platz machen für Neues. Ein Hype jagt den
nächsten. Ja, vermutlich bin ich einfach zu langsam.
Eure Polly
Immer, wenn ich was finde, das ich mag (man erinnere sich nur an Pure von Jil Sander): Eingestellt - vorher ein kaum beachteter Duft im Müller Drogerie-Markt, aber dann....
Jaaaaa, DANN wurde er von jetzt auf gleich eingestellt - und glaub mir: Du möchtest nicht wissen, wie besessen ich den gejagt habe und v.a. möchtest du auch nicht wissen, was ich für den bezahlt habe, als bei Parfumo auf einmal stand "Die Produktion wurde offenbar eingestellt"...
Leider auch bei mir, wie bei dir: Schöne - WIRKLICH schöne - Düfte lerne ich meist erst kennen, wenn es sie eigentilch schon wieder nicht mehr gibt. Auch mir kommt vor, daß die Düfte viel schneller eingestellt werden als früher... Als ich bei Parfumo anfing, konnte ich in Ruhe (!) testen und dann innerhalb von mind 5 Jahren entscheiden, ob der Duft einziehen darf oder nicht - heute: Max 2 Jahre...
Schade, eigentlich - gerade für uns Gollums...
(;-D
Ich bin ja noch recht "frisch" (leider nur in Punkto Parfum 😂) und staune oft, wie viele Flanker in kurzer Zeit von erfolgreichen Düften auf den Markt geworfen werden... und wie lange wird es sie geben?
Und vieles wird sooo schnell wieder eingestellt... :(
Das erinnert mich daran, dass ich meine Merkliste noch aussieben wollte - alles was eingestellt ist rauswerfen... möchte mich nicht unglücklich verlieben... 😉😊
Mir geht es ähnlich, wie Dir, schöne Düfte, die ich endlich entdeckt habe, sind eingestellt und sehr schwer oder gar nicht mehr zu haben.
Wie die Namen der Hersteller sind, ist mir auch schnuppe, mir geht es wirklich immer nur um das Dufterlebnis. Auch ich habe schon viele Parfüms gehabt und habe ich noch, ich trage sie aber alle. Und wenn ich sie nicht mehr mag, dann werden sie verschenkt oder günstig hier verkauft. Aber meistens KAUFE ich mir welche, sodass es immer mehr werden. Leider oder Gott sei Dank, wie man es sehen mag. 😍
Wenn Parfum zum Stressauslöser wird, läuft was schief.
Ja, vermutlich bist Du genau richtig langsam. Doof nur, wenn das am Ende des Tages bares Geld kostet. Da setze ich mich dann zu Ergo auf die Schwabenbank :)
Ich schütze mich allerdings vor eingestellten Düften. Was nicht zu kaufen ist, will ich gar nicht kennenlernen. Meine Leidensfähigkeit ist begrenzt.
Auch beim Preis gibt es eine Grenze. Mehr als 3 €/ml zahle ich ungern, mehr als 4 aus Prinzip nicht. Was teurer ist, teste ich ebenfalls nicht. 😇 Bisher komme ich auf diese Weise okay durch den Dschungel 🙃
Ich jage schon lange keinem Hype mehr hinterher, gerade wegen der Flut an Angeboten, und dem bereits getesten. So vereinfacht es sich mir, nur noch spezialisiert nach bestimmten Duftrichtungen, Noten & Marken zu suchen, und auch dabei nur begrenzt & das am besten klingende (& wie du leider sagst VERFÜGBARE)
Dadurch kann es passieren, dass ich nur noch wenig im Auge / zu testen habe, aber das ist auch nicht schlimm, und dafür gibt es den Austausch hier, für einige unerwartete Überraschungen untereinander eben.
Von Lyn Harriss kenne ich noch nichts, aber ich bemühe mich in letzter Zeit, mich näher mit ihr & den Angeboten auseinanderzusetzen, insbesondere die frischen Düfte, welche wirklich schön klingen. Die beiden anderen Marken klingen auch gut, danke für die Vorschläge 🙏🏼😊
Sehr tiefgründiger & gelungener Blog ! 👍🏼
Düfte habe ich ja nicht so viele. Aber jeder davon überzeugt mich so sehr, dass mir die ganzen Neuerscheinungen hier und da vorbei gehen. Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass einer von denen eingestellt werden könnte ... ein Albtraum 😣
Ich bin erst seit kurzem ein Duftjunkie. Beruflich war es nicht möglich viel Parfums zu tragen, und so hatte ich maximal 10 Lieblinge und kam mir damit verschwenderisch vor.
Bei Parfumo merke ich allmählich , wie mir der Überblick abhanden kommt. Normalerweise ging es mir mit Haarpflegeprodukten so. Wie oft stand ich vor den Regalen und wusste nicht, welches Shampoo ich nehmen soll. Meine Haare sind mir wichtig, weil ich sie etwas länger trage...
Inzwischen habe ich mir abgewöhnt ständig neue Düfte zu testen. Ich wundere mich sehr, in welchen Marathon hier Statements geschrieben werden. Wenn ich einen Duft teste, dusche ich morgens, lege ihn auf und beobachte, wie er sich entwickelt.
- Manche Düfte lösen bei mir Kopfschmerzen aus und vielleicht liegen deshalb hier viele Proben, die ich noch nicht testen wollte.
Meine Oma hatte ,wenn ich mich richtig entsinne, genau zwei Parfums in ihrem Leben- erst war es Toska und dann Boucheron.Sie hütete sie wie einen Schatz!
Erfreulicherweise oder leider, bin ich wie ein Kleinkind im Spielwarenladen, immer neugierig, leicht zu begeistern. Es gibt aber auch beständige Liebschaften. Ja, das Wort Liebschaften ist mit Absicht gewählt. Wenn der Duft diese beendet durch dauerhaftes "verduften", findet sich nach ein paar Tränen eine neue.
Parfum ist nicht das einzige - die einzig wahre, passende Foundation, weg. Der BH, den ich ohne Anprobe nachkaufen könnte, weg. Die TK Pizza, die das verwöhnte Gör besänftigen konnte, weg. Es sammelt sich zuviel an um allem nachzutrauern.
Und ich habe ja schon viel Spaß bei der Jagd auf eingestellte und/oder seltene Düfte gehabt. Da erwacht mein Jagdinstinkt und ich bleibe zäh dran, bis ich Erfolg habe. Bisher liegt meine Rate da bei 100%. Vielleicht sollte ich mal eine Agentur „Finde für Sie seltene Düfte“ eröffnen…😉
Und sei ehrlich, ob davon demnächst ein Duft eingestellt wird, spielt keine Rolle. Tragen solltest Du sie trotzdem. So schnell leert sich ein Flakon wirklich nicht. Als Tagesbegleiter macht jeder Duft mehr Freude, als eingestaubt im Regal.
Bei mir kommt alles von innen.
Und dann lebe ich es konsequent.
Meine Bestände werde ich teils noch verkleinern bzw. mit einigen Vintage-Düften beglücken.
Ich habe aufgehört, jeden Neuen sofort zu testen und erkannt, welche Parfums mich wirklich faszinieren.. die allermeisten sind im heutigen Vintage-Bereich zu finden.
Mit Düften beschäftige ich mich seit 42 Jahren. Hunderte von Düften waren früher in meinem Bestand ohne mal zu sagen, dass ich sammelte, denn sehr viele bekam ich geschäftlich geschenkt. Unter den unzähligen Parfums befanden sich sehr viele sehr schöne, doch hiess es für mich nicht, dass ich sie für mich selbst verwenden mochte.
Nein.
Ich sagte jeweils "schön", doch "nicht meins" und habe sie weitergegeben.
Für einem selbst gut gewählter Minimalismus halte ich für wichtig in Hinsicht eines erleichternden Lebensstils.. Möbel, Einrichtung, Kleidung, Lebensmittel, Kosmetika und Parfums. Und es darf immer wieder neu justiert werden.
🏆
Ansonsten bin ich glücklich über meine kleine Sammlung, in der auch ein paar Vintage Klassiker sind, die ich nicht mehr missen möchte. Da geht's mir auch ähnlich wie Dir, oft gefallen mir Düfte, deren Produktion leider längst eingestellt ist. Auf die Jagd mach ich mich nicht, bis jetzt hatte ich immer das Glück, dass die Düfte auch so den Weg zu mir gefunden haben :-).
Deinen Blog hab ich sehr gerne gelesen.
Es geht selten um den großen Wurf, um die Entstehung eines Duftes der Geschichte schreibt und sich auf Dauer im kollektiven Gedächtnis verankert. Und es gibt viel zu viele Düfte!
Heute jagt ein Hype den nächsten. Die Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer. Genau das wird bedient. Das Ergebnis sehen wir !
Ich konzentriere mich auf bewährte Klassiker und auf Neuerscheinungen, die das Zeug dazu haben einer zu werden.
Den Rest lass ich gerne aus.
Die Freude wird so drastisch nach unten gedimmt.
Deine Haltung finde ich elegant und selbstbewusst.
👍😊
Ich liebe liebe liebe Düfte. Das ist die Essenz. Sie geben mir sehr viel!
Gerne gelesen und liebste Grüße...
Meistens interessieren mich Hypes gar nicht oder ich bekomme sie zu spät mit.
Ich kann mich hier auch sehr wiederfinden. Leider ist es so in unserer schnell-lebigen Welt, ich bin ja schon froh wenn ich über längere Zeit den gleichen Joghurt kaufen darf...Der Rubel muss rollen! Nur wohin, dass ist wohl die Frage...
( Was nicht heißt, dass ich nicht auch ab und zu "Flacon- Opfer" werde...)
Düfte auszuprobieren und kennenzulernen braucht aber ein Bisschen Zeit. Ich muss mit Parfums eine Zeit lang experimentieren, um rauszufinden, ob Liebe daraus wird. Mehrere Blindkäufe gehören mittlerweile z.B. zu meinen absoluten Lieblingen, während einige "Lieben auf den ersten Schnüff" unangetastet im Regal verstauben. Sobald man über 5 Flacons besitzt und schon mehrere tausend- oder auch nur ein paar hundert Düfte getestet hat, kann man dieses Thema doch eh sehr gelassen angehen....