Primrose

Primrose

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1 - 5 von 18
Primrose vor 12 Jahren 18 13
2.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Weihrauch und Wiesn
Eigentlich wollte ich heute endlich mal den Manifesto testen. Aber YSL (bzw. L'Oréal) hatte kein Erbarmen, in ganz München gibt es zur Zeit nirgendwo auch nur einen Flakon davon. Dafür am Marienplatz, Stachus und wo auch immer unendlich viele Menschen, die auf die Wiesn wollen. Ob des Gedrängels, der gruseligen trachtigen Verkleidungsversuche mancher Besucher und einer Schock-Schlagzeile, die mir auf einem Boulevardblatt ins Auge sprang "Carmen Geißen wird Dirndldesignerin" wollte ich nur noch in Richtung eigene vier Wände flüchten, als ich mich an den Gecko-Kommentar von FLUidENTITY erinnerte und am L'Occitane-Counter vorbeischaute.

Also schnell rauf auf den Duftstreifen mit dem Eau des Baux und schon überkam mich eine erste Weihrauch-Verzückung. Auf dem Flakon, in dem der Duft aussieht wie ein Haarwasser, steht "pour Homme". Beides hat mich nicht abhalten können, ihn auch noch auf der Haut zu testen.

Die erste Minute ist nicht schön, da kommt so eine medizinische "ich fühl mich krank"-Note zum Tragen. Aber dann ist dieser sanfte Weihrauch wieder da, der mich total umschmeichelt und mir zuflüstert "komm nimm mich mit". Katholisch aufgewachsen und sozialisiert, hab ich gleich den Geldbeutel gezückt und einige Euros, nein, nicht in den Klingelbeutel, sondern in die L'Occitane-Kasse gegeben. Gut, davor bin ich eine Stunde durch die Stadt gelaufen, um den Duft auf mich wirken zu lassen. Es kommt noch viel süsse Vanille zum Vorschein, die sonst nicht mein Fall ist, hier hat sie mit dem Weihrauch und der Zypresse die richtigen Begleiter. Ja, die Ähnlichkeit zum Dior Homme sehe ich auch, finde das Bauxsche Wasser aber erwachsener, erdiger und noch besser.

In einem der Kommis las ich etwas von Wellness. Das trifft es genau. Mit dem EdB auf dem Arm wird man plötzlich sehr gechillt, übersetzt ins Bayrische, es ist einem auf einmal vieles wurscht, was einem vorher aufgeregt hat.

Besoffene und Bierleichen schon zu Nachmittag in Tram und S-Bahn, mei, die armen Hascher vertragen halt nix.
Soll sich doch die halbe Welt in Pseudo-Trachtn zum Affen machen, halb so wuild, es is ja nur für zwei Wochen.
Solange es so schöne Düfte gibt, kann die Welt so verkehrt ned sein.
13 Antworten
Primrose vor 12 Jahren 6 2
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Als Nicole Kidman noch eine rotgelockte, natürliche Schönheit war
und kein von Hollywood, Tom Cruise und Botox domestiziertes Blondchen, hätte Cabaret großartig zu ihr gepasst. Ich verbinde diesen hellen und frischen Duft beim ersten Schnuppern immer mit einer sommersprossigen Rothaarigen mit Feuer im A....

Aber natürlich können auch wir Nicht-Rothaarigen ihn tragen, weil er einfach toll ist. Im Sommer finde ich ihn besonders gut: wenn ich nach ein paar heißen Tagen meine Sommerlieblinge Cristalle von Chanel, Mandarin-Basilic von Guerlain und das Eau sensuelle von Rochas mal überhabe und einfach ein bisschen mehr Wumms haben will, dann ist Cabaret von Gres goldrichtig. Der ist unheimlich frisch, ganz und gar nicht süss und hat was Klares, Kühlendes, das lange anhält.

Er entwickelt sich bei mir grün - da sind wohl eher die Stengel der Blumen als deren Blüten drin - mit ein paar saftigen Holzsplittern. Die Haltbarkeit ist Bombe, morgens zwei Sprüher und es reicht bis in den späten Abend. Jetzt bin ich ja nicht die Chypreliebhaberin vor dem Herrn, aber dieser Chypre, der ist absolut nach meinem Geschmack. Nach vielen Stunden kommt eine sanfte Cremigkeit zum Vorschein, an der man sich dann auch noch mal lange erfreuen kann, wahrscheinlich der Moschus, den ich in der Form bisher nicht kannte.

Das ist echtes, authentisches Cabaret, ohne übertünchend künstliches Chichi, daher wohl auch ein Komplimentefänger erster Klasse.
2 Antworten
Primrose vor 12 Jahren 16 6
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
2
Duft
Wer wird hier zu Grabe getragen?
Natürlich war ich auf den Duft gespannt. Und da er jetzt in den Läden steht, konnte ich ihn endlich testen. Pffffft. Schon auf dem Weg vom außergewöhnlichen Flakon in Richtung Duftstreifen empfand ich die Duftmoleküle von "Truth or Dare" als etwas ... na ja ... ungewöhnlich. Wobei ungewöhnlich ja zuerst mal neutral ist. Ein bisserl Jasmin, ein bisserl Vanille, ganz viel Tuberose, in Summe eine süssliche Mischung, irgendwie gewöhnungsbedürftig. Aber mal schauen, was noch passiert, so schnell geb ich nicht auf, vielleicht geht's noch in eine andere Richtung. Daher hab ich den Duftstreifen in meine Tasche gesteckt. Und ihn danach auch gleich wieder vergessen.

Viele Stunden später in der U-Bahn - weil's zog, hab ich meinen Schal aus der Tasche geholt - wunderte ich mich, warum der Mann neben mir so schrecklich nach Parfum roch. Meine Vermutung ging in Richtung irgendwas neues morbides von JPG. Als ich ihn schließlich schon leicht genervt danach fragen wollte - die Duftschwaden wurden nämlich immer schrecklicher - war er bereits ausgestiegen und der unangenehme Duft immer noch da. Irgendwann haben meine Gehirnzellen 1 + 1 zusammengezählt, nein, es war nicht der Nachbar, es war mein Schal, der so übel roch. 4 Stunde Kontakt mit einem Duftstreifen, der einen sanften Sprüher abbekommen hatte und der Schal und auch die Jacke, die noch in der Tasche vor sich hin knuddelte, "dufteten" intensiv nach süßer, überreifer Tuberose, zu der sich noch eine ziemlich üble Moschusnote gesellte. Jacke und Schal landeten sofort in der Waschmaschine. Der Duftstreifen wurde in einer Extraplastiktüte im Müll sicherheitsverwahrt. Das nenn ich mal Haltbarkeit und Silage - aber die hat Madonna in ihrer langjährigen Showbizkarriere ja immer wieder bewiesen.

Da ich Düfte nicht bewerte und kommentiere, wenn ich sie nur vom Duftstreifen kenne, habe ich mich überwunden und Madonnas Tuberosenbomber am nächsten Tag direkt an meine Haut gelassen. Es ging nur eine Stunde, denn die süßliche Kombination aus dem Tuberosenkopf und der Moschusbasis, die mich in einer MegaMonsterSilage umnebelte, lies mich nur an zwei Dinge denken: Fäulnis und Verwesung. Und das an einem wunderschönen Sommertag. In meinem Duftleben ist "Truth or Dare" bisher der ungewöhnlichste, aber auch der unangenehmeste Duft, den meine Haut und meine Nase kennengelernt haben. Es war eine Erlösung, als ich ihn abwaschen konnte.

Auf die 0% hab ich nur deshalb nicht geklickt, weil ich Madonna dafür bewundere, wie sie sich mit ihrer eher durchschnittlichen Stimme schon so lange so weit oben in dem für zarte Seelen wohl zu harten Musikgeschäft hält. Seit sie da am Start ist, sind ja nicht gerade wenige Megastars mit großen Stimmen vor die Hunde bzw. über den Jordan gegangen.

Vielleicht wollte Madonna mit ihrem Duft gerade darauf hinaus, denn der morbide Flakon matcht den Duft perfekt. Ein weisser Glitzer-Glam-Sarg, in dem wer auch immer zu Grabe getragen wird. Der Duft? Michael, Amy, Whitney? Madonnas Wunsch nach einer seriösen Schauspielkarriere? Ich weiss es jedenfalls nicht.
6 Antworten
Primrose vor 12 Jahren 17 10
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ganz großes Kino
Metal war ein Blindkauf. Mein erster und bisher einziger, vor einiger Zeit im Resteregal entdeckt. Leider war kein Tester mehr vorhanden, ich hab ihn trotzdem mitgenommen, da ich mich an die verheißungsvollen Kommentare bei Parfumo erinnerte. Das Metalldings hatte mich irgendwie neugierig gemacht und ich dachte mir, du kannst ihn ja, wenn er dir nicht gefällt, immer noch Verkaufen oder Verschenken. Und ein bisschen Risiko muss ja auch mal sein.

Das Auspacken war wie Ostern, Weihnachten und Geburtstag zusammen. Jetzt begann ich die Blindkauf-Fraktion zu verstehen. Schon der Flakon ist was Besonderes, sehr schlicht, sehr edel, sehr schön. Da stimmt einfach alles, zumindest was die äußere Hülle anbetrifft.

Dann wurde getestet. Die Kopfnote, mmmmh, seventies-aldehydig und ziemlich seifig. Das hat man zu der Zeit so schon häufiger gerochen. Nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend. Vor meinem inneren Auge lief einer der drei Original-Engel für Charlie im frisch gewaschenen, luftigen Kleid unter strahlender Sommersonne durch eine üppige Blumenwiese - natürlich im 70er-Komplettlook. Kleid, Haare, Make up, Sonnenbrille, Hut. Das war mir dann fast ein bisschen to much.

Als ich schon anfing meinen Blindkauf zu bereuen, rollte ohne Vorwarnung eine kühle, metallische Duftwelle auf mich zu. Meine Nase mochte es kaum glauben, aber das riecht wirklich nach Metall. Und dieses metallische Herz nahm mich total gefangen. Charlies Engel steckte wie durch ein Duftwunder plötzlich in einem engen silbrig glänzenden Catsuit, dazu breite Armreife an beiden Handgelenken. Sie klirrten kalt, aber sie glitzerten verführerisch.

Wie wir wissen, schmilzt manchmal auch das kälteste Herz. So auch bei Metal. Nach einiger Zeit fangen die metallenen Armbänder an sich zu erwärmen, werden dabei weich und biegsam und schmelzen langsam auf der Haut. Die flüssigen Metalltropfen entwickeln sich dabei in eine Art Blütenhonig. Aber nein, es ist kein dickflüssiger, schwerer, klebriger Honig. Was im Fond bleibt ist eine hautnahe, feine, leichte, dennoch präsente Süße, die noch sehr lange auf der Haut verweilt.

Ja, das ist ganz großes Duftkino. Und wenn nach vielen vielen Stunden endlich der Abspann läuft (die Haltbarkeit ist nämlich phantastisch), ist man immer noch benommen von dem unglaublichen Verlauf, den Metal genommen hat und von all den offenen Fragen, die er hinterlässt:

Warum wird ein Duft von der Qualität vom Markt genommen?

Wie hat Robert Gonnon das damals so hinbekommen?

Weshalb hat dieser Duftzauberer nur eine handvoll Parfums kreiert?

Wieso habe ich Metal nicht schon eher für mich entdeckt?

Eines ist aber klar, meinen 100ml-Flakon geb ich nicht mehr her, diesen Schatz werde ich so was von hüten.
10 Antworten
Primrose vor 12 Jahren 12 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Verrückte Paare
Vor ein paar Stunden haben sich eine große Orange und die kleine Zitrone geküsst, der Dill stand still und leise daneben, beobachtete staunend den süss-saftigen Kuss.

Lang hat der gedauert, doch dann wars plötzlich aus mit dem Geknutsche und schon schaute keck der Moschus vorbei. Tee hatte er keinen dabei, nur ein helles Wässerchen, in dem er ein wenig badete.

Später spitzte dann noch der Ingwer um die Ecke, Arm in Arm mit der Vanille. Ein seltenes, seltsames Paar. Sie tanzten einen langsamen Wiener Walzer auf meiner Haut und der war wunderbar.

Meine Nase mag diese verrückten Paare.
4 Antworten
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