Profuma

Profuma

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6 - 10 von 213
Profuma vor 2 Jahren 7 4
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Flakon
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Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ein richtig freches Früchtchen!
Huiii….!
Da sehe ich direkt eine komplett entfesselte Tänzerin à la Josephine Baker, zwar nicht über die Bretter einer Bühne, aber barfuss über eine gepflegte Rasenfläche in einer grossen Parkanlage am See wirbeln!
Ihre Bewegungen sind die unmittelbare Antwort auf die Sambaklänge aus einem mit bunten Blüten geschmückten Ghettoblaster.

Die Sonne lacht vom Himmel auf das Spektakel herab und die Temperatur steigt und steigt mit den zunehmenden Tanzeinlagen und immer zahlreicher ankommenden Zuschauern.
Ihr Klatschen und Anfeuern, die Pfiffe und Rufe heizen die heissen Moves nur noch mehr an.

Statt dem Bananenröckchen trägt dieser weibliche Wirbelwind ein „Tutu“ aus spiralförmig gedrehten Zitronenschalen, zwischen denen abwechselnd Stränge aus aufgezogenen Himbeeren und Johannisbeeren mit der Tanzdynamik baumeln.
Eine Vielzahl an Ketten aus Orangenblüten verdecken den wippenden Busen, lassen aber durch die wilden Bewegungen hier und da einen Blick auf die darunterliegende schimmernde Haut zu.
Die Unterarme des heissblütigen Showgirls zieren Ranken mit roten Rosen und um die Fussknöchel sitzen lockere Bänder aus verwebten Patchouliblüten, die sich lebhaft mit den getanzten Schritten bewegen.
Den Kopf der aufgedrehten Rasenballerina ziert ein Mandarinenhütchen mit keck schrägem Sitz. Es ist im Haar mit mehreren Vanillestängeln befestigt, die als Hutnadeln fungieren.


Dieser Duft steht für mich genauso wie die ausgelassene Tänzerin für Exotik, gute Laune pur und heisse Rhythmen.

Wenn mich die Duftwolke mit Girl of Now Forever fast ebenso ausgelassen tanzend umkreist, geht bei mir die Sonne auf, innerlich genauso wie direkt vor mir.
Die Wärme des Duftes erfüllt die Fasern meines Körpers und das Betätigen des Sprühkopfes verwandelt sich augenblicklich in das Drücken eines Gute Laune- Buttons.

Diese lebendige Spritzigkeit der Zitrone und Mandarine bereits am Anfang, in die sich nach und nach Himbeeren und Johannisbeeren ergiessen, lassen meine Hormone tanzen und blenden jegliche Rationalität aus. In der Folge verbiegen sich meine Mundwinkel fast ebenso rasant nach oben in ein breites Grinsen und ich höre Beats in meinem inneren Ohr, die meine zunehmend gute Laune noch bis zum Anschlag weiter beflügeln.

Mir ist nach Singen und Tanzen, nach quietschvergnügtem Schabernack und völlig losgelöstem über den Wolken gleiten. Alles auf einmal.

Verrückt…Entrückt…Berauscht.

Erst recht mit den Auftritten von Cashmeran und Vanille.
Die verleihen dem frechen, spritzigen Charme der Anfangsnoten eine intensive weiche Dichte oder ist es eine intensive dichte Weichheit?
Jedenfalls entsteht durch das Zusammenspiel der Komponenten ein fast undurchdringbares, rauschähnliches Duftgeflecht.

Und dieser Rausch bleibt.

Gefühlt ewig hält er an und lässt immer wieder kleine Flashbacks der mit ihm verbrachten Zeit aufblitzen.
Als wäre ich in einer Endlos-Duftschleife aus purer Lebensfreude gefangen.
Oder in einem endlos anmutenden ausgelassenen Tanz mit einem so richtig frechen Früchtchen!
4 Antworten
Profuma vor 2 Jahren 17 8
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Schwarzer Engel der Nacht
Meine Gedanken kreisen.
Der Tag war anstrengend, die Kundschaft anspruchsvoll, die Anerkennung ausgeblieben und der Bus am Feierabend vor der Nase abgefahren.

Reichte das?

Aber nein!

Das heftige Gewitter auf meinem Heimweg hatte mich trotz Schirm bis auf die Knochen durchnässt. Laub -und Ästeschnipsel, die durch die Windböen von den Bäumen und Sträuchern ab -und mitgerissen wurden, fand ich angeklatscht an meiner Haut und Kleidung wieder.
Meine armen Schuhe schafften es mit mir noch gerade bis zu Haustür, bevor sie sich von ihren aufgeweichten Sohlen verabschiedeten.

Noch im Flur meiner Wohnung schälte ich mich mühsam aus den triefend nassen und schmutzigen Kleidern und wusch mir im Bad den ganzen Dreck und Frust vom Körper.

Draussen tobte noch immer das Unwetter.
Das Grollen des Donners hallte von den dunkel verhangenen Bergen wider, die unsere Stadt umgeben und die Blitze verwandelten die sonst wunderschöne Landschaft in eine apokalyptisch anmutende Szenerie.

Gut, dass ich drinnen war.
Safe in meinen vier Wänden, inzwischen wieder sauber und sogar imstande, trotz der Widrigkeiten des Tages und dank einem Trost-Käffchen wieder tiefer und entspannter durchzuatmen.

Später.

Tiefschwarze Nacht.

Liege ich wach in meinem Bett?
Oder schlafe ich tief und fest und träume?
Ich weiss es nicht.

Da höre ich in der Dunkelheit ein Geräusch. Was mag das sein?
Ich mache das Licht nicht an. Ich versuche stattdessen, es zuzuordnen und horche.

Es ist, als höre ich das Schlagen von grossen Schwingen.
Die Flügel eines mächtigen Vogels? Oder einer anderen Kreatur?

Etwas scheint über mir zu kreisen. Noch immer habe ich nicht das Gefühl, das Licht anmachen zu müssen.
Keinerlei Angst beschleicht mich, ich bin ganz ruhig und entspannt.
Irgendwie ganz leicht und zufrieden versuche ich, den Ursprung des Flügelschlags auszumachen.

Dann sehe ich es…

Ein wunderschönes Luftgeschöpf.
Inmitten tiefster Nacht.
Mit Schwingen aus schwarzen Federn.
Hat mir etwas mitgebracht.

Trotz Dunkelheit erkenn‘ ich es, als wäre es taghell,
auf den Flügeln Sternenstaub, schwarzer Diamant,
Magie ist hier wohl sehr im Spiel,
legt einen Flakon in meine Hand.

Der Engel schwebt im Raum, so auch über mir
sieht mich mit ganz viel Güte an,
schenkt augenblicklich Trost und Liebe
wie es nur ein Engel kann.

Mit einem Lächeln das Kreisen endet,
der Engel steigt empor sodann,
die Schwingen rauschen, glitzern schön,
bis ich ihn nicht mehr sehen kann.

Der Duft der dann im Raum steht, ist wie nicht von dieser Welt.
Givenchy hat mit seiner L’Ange Noir Kreation ein Werk erschaffen, das mich und meine Sinne tief berührt. Tief entspannt. Tief beeindruckt.

Ein recht dunkler Akkord gibt den Takt dieses Werks an. Mystisch mutet es an, als möchte es sein Geheimnis nicht preisgeben.
In der Tat ist für mich der Duft eher wie ein Gesamtkunstwerk wahrzunehmen, als dass ich fortlaufende Auftritte der Komponenten erkennen kann.

Oder vielleicht möchte ich sie auch gar nicht so klar und deutlich aufspalten? Weil ihr Zusammenspiel der Inbegriff von Harmonie für mich ist?

Dieser schwarze Engel duftet für mich wirklich dunkel, nicht aber düster. Sondern ein angenehmes Dunkel.
Ein wohliges und einlullendes Dunkel. Etwas, was ich zuvor so noch nicht gerochen habe.
Eine dichte Wolke, in der Mandelduft, Iris und Tonka mit Ambra vermengt in der Luft hängen und eine Art Symbiose bilden. Für mich ist der Duft einfach da. Die Noten alle auf einmal. Keine Reihenfolge. Auch nicht im Verlauf.
Er beginnt und endet für mich gleich. Gleich traumhaft und schon fast unwirklich schön.

Dieser Duft lässt mich zur Ruhe kommen, runterfahren und abschalten.
Die Widrigkeiten vom Tag haben ihren Schrecken verloren. Die Welt sieht mit einem Mal freundlicher aus und ich fühle mich geborgen und gestärkt.

Manchmal braucht es dazu nicht viel.
Ein liebes Wort. Ein sanftes Streicheln oder ein zärtlicher Blick.

Bei mir ist es eine Begegnung.

Die Begegnung mit einem Schwarzen Engel in der Nacht…


8 Antworten
Profuma vor 2 Jahren 12 4
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Sonnenstrahlen tanzen auf meiner Haut
Elie Saab und ich…das ist eine etwas komplizierte „Beziehung“.
Er überschüttet mich mit Orangenblüten, füttert mich mit Mandarinen oder raspelt Zitronenschalen über meine Desserts.

Was für andere Damen ein höher schlagendes Herz, beschleunigter Puls oder Schnappatmung bedeutet, ist für mich ein Grund, die wiederholt aufkeimende „Liebschaft“ nach ein paar Dates wieder zu beenden.
Seine Zuwendung ist mit der Zeit erdrückend. Die Last seiner Zuneigung zwingt mich in die Knie.
Too much Love is killing me.

Dabei sind die Flakons mit den oft transparenten bis goldblonden Haarschöpfen und ihrem mal helleren oder dunkler gepflegten Sonnenteint durchaus eine Sünde wert.
Dass sie auch immer so tolle Gewänder tragen, macht ein Wegschauen auch schier unmöglich.
Was habe ich mich nach ihnen verzehrt, nur um wieder unter der überdeutlichen Zuwendung zusammenzubrechen.
„Wir sind wohl definitiv nicht füreinander geschaffen,“ so endeten meine Gedanken nach dem letzten Duft, den ich wehmütig veräusserte.

Bis ich auf „Girl of Now Lovely “ stiess.
Zwar tummeln sich die “üblichen Verdächtigen” immer noch in den Reihen der Pyramide, doch das Drumherum verheisst Hoffnung.
Davon sehr angetan und nach intensiver Dufteindruck-Recherche hier und anderswo beschloss ich, dank eines guten Angebotes einen kleinen Flakon zu ordern.

Hier ist er nun.
Gewohnt güldener Schopf, gewohnt teures Halsgeschmeide und ein fliessendes Gewand als wäre es aus gehärtetem Nektar.
Zaghaft betätige ich den Sprühkopf, weiss ich doch, was mich sonst immer niedergefahren hat wenn ein Elie Saab bei mir eingezog.

Hier aber ist meine Vorsicht vollkommen unbegründet.
Liebliche Duft-Klänge erreichen meine Nase und mein Gehirn. Meine Geruchsrezeptoren und Hirnsynapsen sind komplett aus dem Häuschen!

Weder Unmengen von Orangenblüten, Mandarinen noch Zitronenschalen fegen über mich hinweg, sondern hier beginnt alles bereits abgerundet und weich.
Nichts sticht, nichts beisst und nichts kratzt.

Ein Marshmallow mit einem Hauch Mandarine, gut wahrnehmbare reife Birne und Galbanum schwebt im ersten Moment vor meinem Gesicht. Ein paar Augenblicke später erreicht das leckere Stück bereits mehr Tiefe und Süsse. Frangipani und einige gezuckerte Mandelstückchen glaube ich ebenfalls recht tonangebend wahrzunehmen.
Ich glaube, die Rose ist hier wie in Sirup eingelegt.
Sie eckt nicht an, ist nicht fordernd und kaum als solche wahrzunehmen, wenn man sie unter dem üblichen Duftcharakter sucht.

Bald schon bleibt der Duft in diesem Stadium.
Die Haltbarkeit kann sich sehen lassen und was bei mir eher selten ist, so sind die Aufsprüher auf der Haut und dem Tüchlein im Vergleich kaum voneinander zu unterscheiden.
Was mir bei den anderen Saab-Düften oft zu herb, frisch oder säuerlich rüberkam, fehlt hier gänzlich.

Was mir auffällt ist die Wärme, die der Duft wie einen Sonnenstrahl über meine Haut legt.
Fast so als schwebe er dort.
Als bewege sich diese wohlige Wärme schwerelos inmitten seines goldenen Lichts.

In meiner Fantasie sehe ich goldene Partikel in diesem Schein glitzern. Ein zartes Wirbeln, mehr ein Atmen.
Als würden sich in einem Raum Milliarden von Stäubchen in einem Lichtschein zu einer lautlosen Melodie bewegen, die nur sie hören können.

Diese Schwerelosigkeit holt mich mit diesem Duft ein und ab.

Obwohl „Girl of Now Lovely” warm, sirupig, süss und gourmandig für meine Nase daherkommt, bleibt dieser Eindruck auch nach Stunden für mich erhalten.

Bei jedem Sprühstoss erlebe ich ihn aufs Neue.
Dann sehe ich auch sie wieder.
Sonnenstrahlen tanzen auf meiner Haut.
4 Antworten
Profuma vor 2 Jahren 11 4
8
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
My kind of thing
Pfeffrig-lavendeliger Auftakt und schon wird’s weicher und runder, weniger prickelnd aber immer noch würzig.

Je länger der Duft auf Haut und Stoff verbringt, desto besser gefällt er mir.
Er hat für mein Empfinden eine sehr einlullende, dichte und kuschelige Aura.
Die Orangenblüte hält sich bei mir dezent im Hintergrund, dafür strahlt Patch etwas mehr, ohne zu übernehmen oder anzustrengen.

Die Basis ist dann einfach traumhaft!
Lavendel ist auch hier noch mit einem mikrofeinen maskulinen Einschlag zu vernehmen, tänzelt aber definitiv auf der femininen Seite.
Dieser violette Hauch mit dem Lorenox, das Düften eine amber-holzige und zuweilen auch ledrige Note beisteuern kann und die Vanille bilden ein traumhaftes Gespann.
Der Duft erhält dadurch einen ganz leichten gourmandigen Einschlag, wird aber nie zu süss, dank dem Lavendeltwist darin.
Eine schöne, ungewöhnliche und wunderbar harmonische Kombination strahlt wärmend und vibrierend auf meiner Haut und auch die Haltbarkeit kann sich sehen lassen.

Ich bin von diesem Blumarine mehr als begeistert und sehe ihn wegen der wärmenden und satten Noten eher an Frühlingstagen, kühlere Zeiten im Sommer und dann wieder eher Herbst und mildem Winter. Warum milder Winter? Ich befürchte, dass ihm Kälte seinen Charme nehmen könnte. Die Wärme im Duft braucht etwas Wärme in der Luft, um sich so schön zu entfalten. Hitze wäre jedoch auch wieder ein Killer und die Basis würde wohl überladen und erdrückend rüberkommen, wie ein „System overload“.

„Let you love me“ ist ein selbstbewusstes und keckes Statement für diesen Duft.
In einer Beschreibung steht:
Zitat:„Er ist feminin und betont das Selbstbewusstsein der modernen Frau von heute. Sie ist sich ihrer Weiblichkeit bewusst, sieht sie als Stärke an, steht mit beiden Beinen im Leben und hat doch die Romantik nicht verloren. Deshalb ist der Name des Eau de Parfum Sprays „Let You Love Me“ auch kein Schreibfehler. Die Frau, die diesen Duft trägt, erlaubt es dem Gegenüber, sie zu lieben, nicht andersherum.“

Was soll ich dazu noch sagen?

Blumarine – you are just my kind of thing!
4 Antworten
Profuma vor 2 Jahren 12 6
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Vanilla Star oder die Diva aus Bourbon
Wer Vanilledüfte mag, gerne anziehend aber nicht nach etwas Essbarem duften möchte, dem sei ein Flakon hiervon ans Herz gelegt.

Hier gibt es einen Duft, der nicht vor lauter Süsse Fäden zieht, keine Extrakalorien vorgaukelt oder Karies nur schon vom Schnüffeln verursacht.

Hier kommt ein Werk daher, welches das Näschen eines Vanilleliebhabers streichelt.
Liebevoll, kuschelig, sinnlich.
Ganz ohne Berge von Zucker, literweise Sirup oder kandiertem Süsskram.

Die Vanille-Diva spielt als „Vanilla Star“ die Hauptrolle in diesem Duft-Film.

Sie ist in die Jahre gekommen, kann sich kaum noch Texte merken, aber sieht einfach immer noch hammer aus.
Die Fans lieben sie und ihre Kurven, die sie unter ihren Duftschleiern gekonnt in Szene setzt. Eine Duft-Filmwelt ohne ihren Star ist für ihre Anhänger undenkbar und so drängte das Filmstudio die Diva zu einem letzten Auftritt. Einer, der sie von ihrer ganzen unvergleichlichen Schönheit zeigt. Eine Hommage, ohne viele Worte, ohne viel Spiel.
Einfach ein unendlich anmutender Moment, ein zeitloser Atemzug, ein losgelöstes Seufzen der Vergänglichkeit.

Es sind die Statisten, die diesen „Streifen“ zu dem einen, besonderen Werk machen, welches sich so von anderen, unzähligen Vanillefilmen unterscheidet.
Die Vanille lockt zwar als Star von den Duft-Filmplakaten, aber ohne das Ensemble wäre sie eines dieser Sternchen am Dufthimmel geworden, das früher oder später in der ganzen Menge untergegangen wäre.
Ein Name, an den sich mit der Zeit kaum mehr einer erinnert hätte.
Ein Schatten hinter tausend anderen Flakons mit ähnlichem Körperbau und unzähligen kopierten Gewändern und Hüten.

Vanilla Star, die Diva aus Bourbon weiss um ihre Reize.
Reif ist sie geworden, aber keineswegs langweilig oder altbacken.
Diese Reize gilt es auch in ihrem letzten Film einzusetzen.
Ihre Fans wollen genau das sehen.
Die Erwartungshaltung gilt nicht Monologen, Dialogen oder eloquenten Reden vor Menschenmengen.
Ihre Anhänger wollen vielmehr die Hülle ihrer Diva sehen, ihr Herz schlagen hören und sich in ihrem lasziven Blick verlieren.

So spielt sie einfach sich selbst.

Und nimmt ein Bad.

Sie steigt in eine echte antike Eichenholzwanne im Zentrum eines diffus beleuchteten Raums mit Holztäfelung und verdunkeltem Fenster.
Das Badewasser ist angereichert mit ätherischem Zitronenöl. Das warme Nass umspielt erst unruhig die Kurven der Actrice und umschliesst sie schliesslich ganz, als sie sich hinsetzt.
Dann fasst sie etwas von dem Wasser und streift es sich mit beiden Händen erst über das Gesicht und dann nach hinten über das Haar. Fast so, als wäre das Wasser der Hauch eines zarten Seidentuchs, das sie über sich entlang führt.
Geschmeidig greift sie nun seitlich auf das Tischchen neben der Wanne, auf dem ein paar Gegenstände stehen und nach dem runden Seifenstück aus Koriander.
Sie beginnt nun damit, sich mit kreisenden Bewegungen genüsslich und sehr langsam den Oberkörper einzuschäumen.

Die Filmcrew gerät ins Schwitzen und muss sich echt beherrschen, denn es wird am Stück gedreht. Man muss auch mit beschlagenen Brillen die Kamera auf Kurs halten, sonst ist die Arbeit umsonst.
Eine Legende wie Vanilla Star will hier keiner verärgern.

Und sie hat’s noch drauf, das Verführen.
Zu schade, dass die Kinoleinwand die schwingenden Duftnoten rund um die Wanne nicht im Saal verbreiten wird. Ein so duftendes Filmerlebnis würde den Zuschauern sicherlich unvergesslich bleiben.

Den Schaum der Korianderseife verteilt Vanilla Star mit einem Moos-Schwamm weiter über ihre Beine mit elegant gestreckten Füssen, die sie dazu abwechselnd aus dem Wasser anhebt und schliesslich auch über die Arme, bis hin zu ihren Fingerspitzen. Dann legt sie das Seifenstück auf das Tischchen zurück und nimmt sich nun das kleine Schälchen mit dem Jasmin-Shampoo.
Dieses verteilt sie mit ebenso absichtlich verlangsamten Handbewegungen in ihrer langen Mähne. Das Schälchen füllt sie anschliessend mit Wasser und spült damit den duftenden Schaum aus dem Haar. Dann wird auch dieser Gegenstand wieder an seinen Platz auf dem Tischchen gestellt.
Das Töpfchen gleich daneben kommt jetzt zum Zug.
Es ist gefüllt mit Vetiver-Öl, mit dem nun die Haarpracht übergossen wird.
Den glänzenden Haarschweif dreht Vanilla Star anschliessend einige Male geschickt, bis ein spiralförmiger „Zopf“ entsteht, den sie sich vorn über die nackte Haut legt. Das abtropfende Öl zieht langsam eine Spur an ihr hinab und ergiesst sich als schimmernder Film ins Badewasser.

Während sich die Diva weiter der sinnlichen Körperpflege hingibt und ihren Fans die Vanilla Star gibt, die sie so lieben, mache ich mir so meine Gedanken über die eigentliche Duftgeschichte.

Ist es nun ein Kurzfilm oder ein Werk in Spielfilmlänge?

Für mich ist es gestern eindeutig abendfüllend geworden. Sogar darüber hinaus. Noch am heutigen Morgen liegt der Hauch dieses Duftes über dem parfümierten Stoff meines Pyjamas und auf meinem zusätzlich besprühten Handrücken.

Fein, warm und weich. Leicht würzig. Süsslich vielleicht, oder etwa doch nicht? Holzig und moosig eingerahmt.

Ich war lange auf der Suche nach einem Vanilleduft, der mich nicht „zum anbeissen“ macht, aber dennoch die bekannte Duft-DNA hat. Er sollte eher zum wohlfühlen sein, als zum anknabbern. Auch dem gefürchteten Zuckerschock wollte ich entgehen.

Die Suche hat mich schliesslich auf die Duft-Spur von Vanille Insensée geführt, die ich gar nicht mal so „unsinnig“ finde, wie der Titel sie umschreibt. Eher eigenwillig.
Und für mich macht diese Vanille sogar durchaus Sinn, so wie sie ist.
Weil ihr all das fehlt, was mich bei normalen Vanilledüften anstrengt und weil sie stattdessen durch ihre Entourage für mich genau richtig ist.
Besonders den Eiche-Charakter und Vetiver finde ich darin so gelungen.
Eine wirklich ganz besondere Note, die aus einem Vanilleduft einen reifen Vanilleduft mit Charakter macht.

Ich habe hier meinen persönlichen Vanilleduft gefunden. Vielleicht ist er nicht jung und hipp, dafür ausgereift und besonders.

Wie ein gereifter Filmstar vielleicht?

Nein, nicht vielleicht. Bestimmt!

Gereift wie Vanilla Star oder die Diva aus Bourbon.

6 Antworten
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