Profuma

Heute habe ich zu meinem Einkauf ein Pröbchen von Rihanna's Rogue bekommen.
Daheim angekommen, sprühte ich das Wässerchen vorsichtshalber erstmal auf ein Handtuch auf. Hatte kürzlich eine schlechte Erfahrung mit einem wirklich hartnäckigen Duft gemacht, der sich kaum noch abwaschen liess. Für die, die ihn lieben ein Segen, für mich aber leider nicht und so pirschte ich mich diesmal behutsam an den Probeduft heran.

Zuerst fällt mir der zitronig-beerige Auftakt auf. Eine in Watte gepackte Frische gesellt sich dazu, ich denke das sind die blumigen Komponenten.
Ich wage mehr und sprühe ihn auf Handgelenk und gleich daneben auf den Ärmel.

Dasselbe Szenario, frischer Start der Früchte und die Blumen nehmen die Verfolgung auf. Und dies alles in einem höchst angenehmen Rahmen.
Nun ist eine ganze Weile vergangen und die beiden "Duftläufer" werden von hinten von der Amber- und "Holzklasse" eingeholt.
Zu ihrer Überraschung will sie sie aber nicht überholen, sondern sie laufen vielmehr alle Hand in Hand über die Ziellinie. Dort wartet auch schon die Ledernote mit dem Pokal. Die restlichen Inhaltsstoffe bildet das applaudierende Publikum, das seine Stars auf Händen durch die Arena trägt.
Es könnte sein, dass da noch ein nicht eingeladener Gast herumgeistert, ich nehme Weihrauch wahr, der gar nicht aufgeführt ist. Es muss das Zusammenspiel von Amber, Moschus und Sandelholz sein, was bei mir diesen Vergleich auslöst.

Es ist erstaunlich, wie sich dieser Duft entwickelt und das im positivsten Sinne.
Das nun harmonische Ganze ist weich, süss und verführerisch, mit einer gewissen aber ausbalancierten Schwere, die mich sofort in den Bann zieht.
Etwas davon ans Ohrläppchen getupft ging ich später noch zum Briefkasten.
Ich muss sagen, in der Kälte zeigt er seine wahre Grösse erst richtig.
Was mir da um die Nase wehte war schlicht der Wannsinn. Es schien, als würde er noch zulegen.
Und entgegen den vielen Promidüften, hält dieser was er verspricht und das für sehr lange. Er ist in Haltbarkeit und Preis eine ernst zu nehmende Konkurrenz für manch grosse Markenparfüms.
Alles in Allem ein femininer und verführerischer Duft für Frauen, die wissen was sie wollen und dazu stehen, dass man sie wahrnimmt. Trotz allem und den beiden einzigen Spritzern, die ich mir gegönnt habe, ist er nicht raumfüllend und schreiend, sondern bei mir sehr körpernah und jede Bewegung fächert mir ein klein wenig davon zu.
Für mich ein herbstlich, winterlicher Wohlfühlduft.
Im Sommer könnte er womöglich schwülstig daherkommen und seine weichen Akkorde einbüssen. Vielleicht müsste man auch nur einfach ein halbes Tröpfchen davon nehmen.
Aber so wie ich ihn in der Novemberkälte wahrgenommen habe, kann ich ihn mir nicht an warmen Tagen mit gleichem Effekt vorstellen.

Auch kann ich mir gut vorstellen, dass so ein Duft nicht nur von seinem Star beworben, sondern auch wirklich ausgeführt wird. Wenn ein Duft zu Rihanna passt, dann denke ich, ist es auch der. Man kann sie sehr gut damit assoziieren. Ungezogenes Mädchen mit weichem Kern, das auch mal die Lady durchblicken lässt, wenn es ihr danach ist.
Also durchaus mal ein Starstreich mit Starpotential.

15.11.2014: So, nun habe ich den Test im Vergleich zu Bottega Veneta gemacht und ja, die Ähnlichkeit ist enorm. Jedoch muss ich sagen, dass Rihanna mehr Durchhaltevermögen beweist als die teurere Variante. Die versagte schon kurz nach Aufsprühen auf dem Streifen und ich hatte das Gefühl, dass sie am Handgelenk schon gar nie ankam.
Rogue hingegen hält und hält und hält...es reicht wirklich eine kleine Menge davon. Mein Pulliärmel vom Testen am 13.11. roch noch immer, als hätte ich ihn gerade frisch besprüht. Dafür müsste es noch einen Bonus-Stern extra geben!

Es hat gestürmt und gegossen wie aus Kübeln,geschneit hat es hier auch schon. Mir ist klar, dass ich einen (neuen) Begleiter brauche, der mir durch die düstere und kalte Jahreszeit hindurch hilft.

Als Trägerin des "grossen Schwarzen" von Rodriguez musste ich mir natürlich auch den neuen Duft zu Gemüte führen.
Was gleich bleibt, ist die puristische, schwere und blickdichte Haltung des Flacons, bei dem man extrem viel Feingefühl in den Händen haben muss, um zu erspüren, wieviel Parfum noch drin ist, gerade wenn es um die letzten Tropfen geht. Ansonsten kann man, wenn man eine digitale Küchenwaage hat, bei einem leeren und einem vollen Flacon das Gewicht feststellen. So kommt man auch dahinter, was noch an Reserve da ist. Der Flacon müsste also Punkteabzug dafür bekommen, aber ich liebe diese Düfte zu sehr, also bleiben alle Sterne stehen.

Der Duft startet mit einem Blütenbouquet, gebettet auf Amber. Wüsste ich von der Farbe des Flacons nichts, würde ich sagen, dass er "weiss" riecht. Vetiver und die Zedernkomponenten verschaffen die nötige Balance, damit der Duft der Blüten nicht ins Kitschige, zu Süsse abfällt. Es ist einer dieser "Sauberdüfte", wobei sich das Seifige nicht aufdrängt. Es ist da und harmoniert mit dem Rest. Cremig und sahnig legt er sich um meine Nase. Ich kann mir gut vorstellen, dass Trägerinnen von l'Instant Magic von Guerlain auf der Suche nach einer Winterversion hier gut bedient sein könnten. Ich empfinde Narciso als schwerere Variante davon, zwar sicher unbeabsichtigt aber dennoch als gut gelungen.

Zuerst auf dem Streifen erschnuppert, wird bald klar: Ich will mehr.

Am Handgelenk erobert er mich schliesslich vollends.
Die Wärme, die von diesem Duft ausgeht, hält mich sofort gefangen. Dass er sich bei mir so schön entwickelt, will was heissen. Ich habe eine sehr schwierige Haut für Parfums und meistens kippen die aufgesprühten Düfte am Handgelenk ins Unangenehme. Der hier aber signalisiert mir, dass er mich so sehr mag, wie ich ihn. Der Duft verändert sich auf meiner Haut nicht. Was ich aufsprühe, bleibt erhalten. Genauso mag ich ihn. Ich ertappe mich dabei, wie ich ihn im Verlauf des Tages ein paarmal richtig tief einatme. Ich bin hin und weg.


Bei unserem ersten Ausgang fühle ich mich, als würde mich ein Kokon leicht wie eine Wolke ummanteln. Ich suche augenblicklich nach einem passenden Wort. Ich komme beim Nachdenken an "einbetten" vorbei, auch an "auffangen", aber ich würde für mich einen Schritt weiter gehen und "geborgen" den Vorzug geben.

Der Duft mit seiner gewissen Schwere, die einem aber nicht erschlägt, ist ideal für kühle Herbsttage und natürlich prädestiniert für den Winter.

Weisse Unschuld?
Ich finde nicht. Der Duft hat eine klare Linie. Die Trägerin weiss was sie will, der Duft unterstreicht das. Die weisse Farbe täuscht. Vielleicht ist das ja beabsichtigt. Vielleicht soll ja erraten werden, was das Geheimnis der Frau ist, die ihn trägt. Es ist fast so als wolle er nicht alles auf einmal offenbaren, mehr so peu-à-peu. Und das was er ans Tageslicht bringt, kann es ja durchaus in sich haben.

Die Haltbarkeit ist enorm, wie bei den anderen "Roddies".
Ich sprühe ihn am Morgen auf, er ist präsent den ganzen Tag, ohne dass ich nachlegen muss. Ich empfinde ihn auch nicht als raumfüllend, trotz seiner Intensität. Mein Gefühl ist, dass er die ganze Zeit einfach dicht bei mir bleibt und nicht von mir weicht.

Für mich persönlich ein absoluter Wohlfühlduft, rein und doch unterschwellig, geheimnisvoll,reizvoll und ein bisschen sündhaft.

Also ich habe meinen Begleiter für die nassen, kalten Tage gefunden!

Darf mittlerweile nachtragen, dass ich etliche Komplimente dafür erhalten habe.

Wer gerne "Ja" sagt zum Leben, sollte es mal in der italienischen Variante versuchen.
Es geht ganz leicht und braucht keinen Sprachlehrer.
Einfach den Duft zur Hand nehmen, daran schnuppern und "Si" sagen.
Basta.

Normalerweise ist immer irgendeine Zutat in den Armanidüften, die mir den Kauf abrät. Ein weisses Blümchen zuviel hier, ein oranges Früchtchen zuviel dort. Einfach immer etwas was meine Nase davor gehemmt hat, sich nach mehr davon zu sehnen.

Hier hingegen war alles anders. Zuerst auf dem Teststreifen erschnüffelt, traute ich mich schliesslich neugierig an die Hautvariante.
Und irgendwie schien meine Nase dauernd davon angezogen. Ich konnte einfach nicht anders, als den Duft immer und immer wieder in mich hineinzuziehen. Diese Wolke aus Wohlfühlen, Wärme und Behaglichkeit liess mich nicht mehr los und das war der Anfang unserer Duft-Beziehung, basierend auf einem schmachtenden "Si".

Der Duft ist eher für Herbst und Winter, so empfinde ich ihn, denn die Wärme die von ihm ausgeht, könnte man im Sommer nicht gebührend ehren und geniessen. Watteweiches Amber, sanfte Holznoten und ein sinnlich dezentes Vanillenötchen kuscheln sich nahtlos ein in die Blumen-und Fruchtakkorde, die dem gefürchteten Aufdringlichkeitsfaktor schön gekonnt entgehen.

Ich finde die Zusammensetzung absolut gelungen, die Haltbarkeit ist bei mir top. Die "Gefahr", sich zu wohl damit zu fühlen und süchtig nachzuparfümieren ist gross. Deshalb setze ich ab und zu bei dem einsetzenden Gefühl mal einen Tag oder zwei aus, danach nehme ich "Si" wieder in voller Fülle wahr.
Der kantige Flacon ist schön gegensätzlich gehalten, was ich gut finde, wenn man die dagegen sinnlich geschwungene Opulenz des Duftes kennt. Der Duft soll für sich selbst sprechen, nicht vom Design des Flacons förmlich überrennt werden. Hier ist das meiner Meinung nach perfekt gelungen.

Kurz: wer zwar Vanille, Hölzer, Beeren und Blumen mag, sich aber bei vielen Düften von ihnen unterdrückt fühlt, sollte sich an "Si" heranwagen. Hier ist nichts was ständig um Oberhand kämpft. Alles ist artig und harmonisch vereint.
Und was am Wichtigsten ist: es unterstreicht die Weiblichkeit seiner Trägerin.

Ich habe bereits "Si" gesagt...zum Leben und zu diesem Duft.
Wann tust du es...?