Purim

Purim

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1 - 5 von 6
Purim vor 3 Jahren 6 1
5
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
6.5
Duft
Unlustig!
Vorweg gesagt: Ich bin ein fan trockener und holziger Düfte. Mich faszinieren diese weil sie für mich Erinnerungen an erlebte Outdoor-Erlebnisse zurückbringen.

Steige ich aber in diesen Bentley ein, dann bleibe ich etwas ratlos zurück. Boozy? Check! Holzig? Check! Leder? Check!

Aber Welt, entschuldige: irgendwie packt mich das Gesamtkonzept nicht. Der Einstieg ist vielversprechend mit einem guten Schuss Rum und Ahnungen an die Holzfässer, in denen er gelagert wurde. Doch alsbald schon, wird dieser Duft doch recht einsilbig.

Es herrscht dann eine recht humorlose und recht plakative Schau vermeintlich männlicher Attribute vor. Jaja, die Lederjacke, dessen Besitzer sich mit diesem Wasser eindieselt, ist gut beraten. Genau so war auch mein Gedanke. In den Kopf kam mir Komissar Schimanski, der gedankenverloren an der Duisburger Kaimauer steht und einen kniffligen Fall zu lösen hat.

Und das ist wohl das Problem: Der Duft erinnert mich an die 80er, an längst vergangene Zeiten, in denen Weihrauchnoten verbunden mit Leder noch als exotisch galten. Sie gesellen sich recht schnell dazu und verströmen einen Vibe, der für meine Nase zu gewollt erscheint.

Rum, Holz, Leder, Weihrauch: Und das in einer Kombination, die weder Frucht noch sonstige Spielereien zulässt? Reduce to the max, hieß es ja mal.

Reduziert wurde für mich allerdings damit auch der Spaß. Und Komissar Schimanski, mit seiner zur Schau getragenen Zerknirschtheit, wollte ich noch nie werden. Ich mag trockene Düfte, ich mag trockenen Humor, aber das eine oder andere Spritzerchen frivoler Fruchtigkeit darf es trotzdem sein.

Ich jedenfalls lass den Schimanski in seiner angesüßten Ruhrpott-Romantik nun alleine stehen und ziehe die geweihräucherte Lederjacke aus.

Fazit: Fast schon langweilig.
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Purim vor 3 Jahren 5 1
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Waschtag bei Omma
Ein steril aufgeräumter Raum. Der Boden, sowohl wie die Wände, sind in leicht zu säubernden Fließen gekleidet. Natürlich in reinlichem Weiß. Und eben dort in der Mitte des Raums steht ein dampfender Holz-Bottich, gefüllt mit heißem Wasser und kiloweise portionierter Weißwäsche. Davor eine alte Frau, die in aller Seelenruhe mit ihrem Holzlöffel schwerfällige Bahnen in eben jenen Bottich vollführt.

Mit diesem Eindruck empfängt mich das Wässerchen aus Parma: Waschtag bei Omma. So wie sie es schon immer getan hat.. gefühlt seit 1916. Der Seifenduft riecht bis in den Kellerflur und ins Obergeschoss hinein und weckt Assoziationen an Reinheit, Sauberkeit und eine gewisse Ordnung. Wenn da nicht ein paar Spritzer aus jenen Fläschchen wären, die Omma erst kürzlich in die Hände bekommen hat.

Gefüllt waren sie mit einem Zitronenöl und das andere Fläschchen roch eben so, wie manch ein Gast des ersten Hotels am Platze. Die hat Omma immer bewundert. Für ihren Geruch, der für sie gleichbedeutend war mit Luxus und Geld. Und wie haben die Gäste nicht immer geschwärmt von der sauber riechenden Bettwäsche? Also rein mit den Fläschchen in den Waschsud… schaden kann es ja nicht, dachte sie sich.

Und nein, Omma hatte recht: Diese Noten schaden tatsächlich nicht, aber sie vermögen auch nur bedingt jenen Vibe zu verdecken, der regelmäßig durch ihr Haus zieht, wenn eben mal wieder Waschtag ist. Seife und eine kompromisslose Sauberkeit ist da eben das Maß der Dinge. Den würzigen Duft des Holzbottichs nahm sie eh nur wahr, wenn sie den Seifensud ausspülte...

Erfrischungstuch? WC-Duft? Also eine allzu überinterpretierte Duftnote, die sich an ihrer großen Vergangenheit wärmt? Nunja, ich würde mich jedenfalls nicht als Kronzeuge der Verteidigung anbieten, wissend, dass es durchaus Menschen zu geben scheint, die diesen Vibe mögen. Und die erhalten sicherlich einen handwerklich toll gemachten Duft.

Für mich indes ist das nichts. Wie der Waschtag bei Omma - so experimentell sie auch eingestellt sein mag – nein: So möchte ich nicht riechen. Aber sie lüftet ja auch immer ordentlich. Der aufgepeppte Seifenduft hat sich dann ja auch schon bald wieder verzogen.. die einen finden es schade, die anderen gar nicht mal so.
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Purim vor 3 Jahren 18
7
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Eine sichere Bank
Machen wir uns nix vor: Youtuber sind unsere neuen Douglas-Berater - auch schon vor Corona. Kein Wunder also, dass dieser Duft weitgehend unter dem Radar deutscher Konsumenten duftet. Eine deutschsprachige Rezension habe ich jedenfalls bislang noch nicht gefunden..

Schade eigentlich, denn dieser Duft wirkt zwar billig in der Aufmachung (hä, Deo?) und auch der niedrige Preis mag Vorbehalte nähren, doch in Wirklichkeit ist es ein hidden Champ!!!

Und ja: es ist ein Aventus-Clone. Und! Ein wirklich guter! Seine (Sorry!) Eier sind zwar nicht so dick wie die etwa von Oliver Creed oder die von CDNIM, aber um ein Bild zu bemühen: Er ist der, der während der Party meist in der Ecke steht, und am Ende doch die Nummer der Party-Schönheit auf dem Handrücken hat.

Doch zum Duft: Zum Start empfängt die Nase ein frisch-fruchtig-zitrischer Akkord, der weder stechend noch übermäßig synthetisch wirkt. Frisch. Einfach nur frisch, zwischen Zitrone und Ananas. Aber schnell gesellen sich rauchig-holzige Töne dazu, die dem Dufterlebnis eine gewisse Tiefe und Kantigkeit verleihen.

Der ein oder andere mag diesen Eindruck von Aventus kennen. Auch hier das selbe Muster. Doch Victor der 9. macht seine Sache dabei richtig gut.. Freilich ist die Power eine andere, aber kein Aspekt wird überzogen, keine Note ist bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Einfach ein unglaublich harmonisch-würzig-frischer Gesamteindruck.

Und der verzieht sich auch nicht so schnell. Zwar ist nach 6 bis 7 Stunden Schluss, zuvor aber verändert sich die Duft-DNA nach den ersten 20 Minuten kaum noch. Linear, in anderen Worten. Doch wenn es sich bei dieser Linearität um eine funkelnd-würzige Spritzigkeit wie beim Victor handelt, dann kann ich damit sehr gut leben.

Wie es jemand schon mal schrieb: Auch ich könnte mir das Fläschchen als Aventus-Flanker der sportlichen Art vorstellen. Ein easy-to-use-Immergeher...

Kürzlich wurde ich im Supermarkt von einer wildfremden Frau am Nudelregal angesprochen, ich würde so gut riechen. Boy! Dieser Duft kommt an!

Reden wir über den Preis: Himmel! Ich sehe ihn ja kaum: 15 Schleifen.

Kaufbefehl, eine sicher Bank!
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Purim vor 3 Jahren 8 1
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Lehrgeld bezahlt
Also, das war so: Meine Reise durch die Welt der Düfte dauert noch gar nicht mal so lange. Vor zwei Jahren startete ich die Suche nach "meinem" Duft aber endgültig. Also Internet angeschmissen, naja, Aventus. Was sonst? Nicht weil der Creed überall Thema ist, sondern weil mich das Geruchsprofil interessierte. Also, genau das! Ich mags zitrisch und holzig... Aber 250 Tacken? Ja, um Gotteswillen?!

Alternativen waren schnell ergoogelt. Und dabei musste ich natürlich auch Schiffbruch erleiden. Insurrection II Pure war so ein Fall... ein anderer, weniger entäuschender: "Crush" von einer Berliner Dupefirma (Asperias).

Also doch ausgetretene Pfade betreten? Natürlich war mir auch schon damals CDNIM ein Begriff. Aber so einfach wollte ich es dann doch nicht haben. Also: Supremacy Silver bestellt. Und was soll ich sagen? Ich fühlte mich angekommen im Reich des Königs. Als Gradmesser diente mir übrigens ein Creed-Sample hier ausm Souk (danke nochmals!)

Es werden ja gerne Prozente angegeben, um Ähnlichkeiten zu belegen. Ich sage mal 90. SELBSTVERSTÄNDLICH ist das Original den entscheidenden Tick natürlicher, wohldosierter und harmonischer. Aber was kümmert mich die Meinung von Duft-Snobs?

Es ist ein unfassbar guter Blend, den man sich da in den Nacken sprüht. Das wohlgerundete Opening mit fruchtig-frischer zitrik und durchaus wahrnehmbarer Birke und eleganter Rauchigkeit überzeugt auf den ersten Hieb. Auch später wird es schwierig, ihn von original zu unterscheiden. Da ist das rauchige Holz, dezent florale Anleihen und insbesondere die Frische der Bergamotte, die diese krisp-funkelnde Spiel zwischen dunkel und hell In Höhen treibt.

Der Drydown ist angenehm weich, aber nicht schwach. Holzig, moosig und rund.

Und als ob das nicht genug wäre: Die Flasche ist ein Augenschmaus.

P.S.: Ich kenne inzwischen das CDNIM EDP und vermutlich wäre ich damals ebenso verliebt gewesen. Den Thron muss sich das EDP aber mit Supremacy Silver teilen.

Eins der Besten. Trust me: Für diese Erkenntnis musste ich einiges an Lehrgeld zahlen :-)
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Purim vor 3 Jahren 14
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Zweieiige Zwillinge
Habe sowohl das TDH EDT als auch den arabischen Halbbruder Fattan im Regal stehen. Wobei: Halbbruder passt eigentlich nicht ganz. Es ist schon eher der zweieiige Zwilling, der vielleicht nicht ganz die feinen Gesichtszüge trägt wie sein Bruder - aber in sich eben doch unverkennbar die selbe DNA.

Beide beherrschen zum Start das Spiel zwischen orangener Spritzigkeit und der erdig-trockenen Gelassenheit. Wo das Original dabei vielleicht doch hier und da um ein paar mehr Ecken schaut und die mediterane Luft etwas mehr aufnimmt, baut der Zwilling ganz auf Zitrik und holzigen Boden. Sehr belebend und vielleicht in der einen oder anderen Situation gar nicht mal so verkehrt.

Ganz sicher nicht verkehrt ist das Durchhaltevermögen von Fattan. Denn während TDH allmählich in den (zugegebenermaßen unerreichten) Drydown abtaucht, funkeln nach wie vor die frisch-zitrischen Akkorde des Bruders durch den holzig, grünen und mosigen Untergrund. Ein wahrlicher Dauerläufer ist er, der Araber. Auch nach Stunden noch deutlich wahrnehmbar und present.

Er kann seine enge Verwandschaft nicht verhelen. Nein, sein Zwillingsbruder ist immernoch der Meisterschüler und er wiederum ist nur der gelehrige Schüler. Einer aber, der seine Hausaufgaben gemacht hat und weiß, was zu tun ist, um zu gefallen. Dafür, dass er sich für einen Bruchteil anbietet, bekommt er einen Fleißpunkt.

Klare Empfehlung!

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