Raffatja

Raffatja

Rezensionen
Filtern & sortieren
6 - 8 von 8
Raffatja vor 3 Jahren 36 6
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Wow!
Wer hat behauptet, Chanel hätte heuer außer dem blauen Riesen und mehr oder weniger belanglosen Allüren auf der Nebenbahn nichts mehr zu bieten? Vermutlich niemand, und doch höre ich sie förmlich unken, sehe ihr verächtliches Abwinken…

… zu Unrecht, sage ich. Zu Unrecht! Dieser Duft sollte die Zweifler Mores lehren, nicht von Ungefähr steht er hier auf Parfumo hoch im Kurs. Man stelle sich nun also meine Überraschung vor, als neulich die unaufdringlich nette, wenngleich leicht ahnungslose Douglaselfe mir auf meine Frage nach der Edition Blanche schulterzuckend entgegnete, dass nach diesem Duft niemand fragen würde, und man daher momentan keinen Tester da hätte.

Erschütternd. Nach diesem Meisterwerk zitrisch-eleganter Frische kräht kein Hahn, während besagte Filiale vor süßlichen Belanglosigkeiten nur so trieft. Sagte ich schon: erschütternd? Nun gut, wozu gibt es Parfumo, resp. den Souk. Hier bekam ich in der Tat zeitnah eine Duftprobe, und nun auch bereits einen fast vollen Flakon dieses Duftabenteuers, danke an der Stelle nochmals an Danori. Und ich muss sagen: Wow!

Der Duft:

Kennt ihr das, wenn euch Düfte wohlklingender Hauchbastler eine Zitrusfrische versprechen, die weder schwachbrüstig noch kurzlebig ist und auch ganz gewiss nicht nach WC-Ente müffelt? Erinnert sich jemand an die Enttäuschung, wenn man sich dann beim Probeschnüffeln gewahr wird, dass man mal wieder in die Irre geführt wurde? Tja, nicht so bei Chanel Allure Homme Edition Blanche. Diese Zitrone ist grandios, frisch und gleichzeitig eingebettet in ein zu Beginn pfeffrig scharfes, und dann mit zunehmender Verweildauer auf der Haut immer weicher und eleganter werdendes Bett aus fast schon komplexer Eleganz. Keine Spur von Klospray oder Duftbaumromantik. In der Tat kann ich aus meiner eigenen, höchst bescheidenen Erfahrung lediglich Creeds „Sublime Vanille“ ein ähnlich überwältigendes Erlebnis des Themas Zitrone in einem Parfüm bescheinigen. Phänomenal.

Wertung: 10/10, ohne Wenn und Aber.

Seine Eigenschaften:

Der Duft macht eine übersichtliche Entwicklung von fast schon scharfer Frische hin zu einem cremig-sanften Sorbetgenuss durch, die wunderbar schöne Zitronennote bleibt dabei stets der Star der Komposition. Haltbarkeit und Sillage empfinde ich für einen frischen Duft ohne viel süße Schwere als durchaus beachtlich, wenngleich man sicherlich nicht von „Beastmode“ sprechen kann. Die für Chanel so typische Dichte und Qualität sind auch in diesem Flanker unverkennbar vorhanden.

Wertung: 8/10

Sonstiges:

Der Flakon ist nett und entspricht der Allure-Linie. Nichts Außergewöhnliches. Der Preis ist in Ordnung, kein Schnäppchen, aber das sind Chanel-Düfte ja nun selten. Unisex? Klar, warum nicht. Ich persönlich empfinde das Wässerchen zwar schon als klar maskulin, aber was heißt das heuer schon. Definitiv ein Duft, der an warmen Tagen seine volle Stärke ausspielen kann, ich werde ihn aber auch im Herbst mit Wonne tragen.

In Summe: 9/10

Fazit:

Ja, ich weiß. Nischendüfte sind schon aus Prinzip besser, Allure ist eher was für den gewöhnlichen Schnüffelpöbel, dem die Erleuchtung des wahren Expertentums noch nicht zuteil wurde und X, Y und natürlich vor allem Z setzen das Zitronentörtchen viel gekonnter in Szene. Lasst bitte stecken!

Addendum:

Ich habe mich schelmisch bemüht, in dieser Bewertung Begriffe wie „Synthetik“, „Olfaktorisch“ und „Massentauglich“ zu vermeiden, der weniger geneigte Leser darf diese Eckpfeiler der rhetorischen Selbstverliebtheit gerne nach Belieben im Geiste und an passender Stelle selbst einfügen. Ich… muss weg.

Ach ja, KAUFEN! Danke.
6 Antworten
Raffatja vor 3 Jahren 9 4
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Pour un homme… mais pas seulement!
Der Lavendel-Klassiker von Caron, was könnte ich hierzu noch groß schreiben, was nicht schon einhundert Mal geschrieben wurde… Dieser Duft bedeutet für mich Wärme, Ruhe, Geborgenheit. Ist Pour un homme de Caron ein hochkomplexes Gespinst verschiedenster Facetten? Nein, sicher nicht. Erlebt man eine Reise quer durch die Grasser Gassen des guten Geruchs? Auch das nicht. Dieser Duft ist anders. Wie anders? Lasst es mich so erklären:

Der Duft

Leicht ambrierter, mit Vanille gesüßter Lavendel. Mehr gibt es hierzu im Prinzip nicht zu sagen. Der Lavendel beginnt stark, authentisch und würzig, ein zutiefst sinnliches Erlebnis für alle, die wie ich Lavendel lieben. Weniger vermutlich für jene, die das Kraut nicht mögen oder es als „alt“ und „muffig“ empfinden. Solche Geruchgourmands sollten wohl einen großen Bogen um Pour un homme machen. Wer aber Lavendel liebt und außer einem sinnlich warmen, in eine wunderbare Vanillenote eingehüllten Lippenblütler nichts weiter will und erwartet, der bekommt hier für einen schmalen Taler einen einfachen, aber doch sensationellen Duft.

Bewertung: 8/10

Seine Eigenschaften:

Der Lavendel ist der Star dieser Show, ganz klar. Anfangs überdeutlich und dominant wird er im Duftverlauf mehr und mehr von der samtweichen Vanille eingehüllt wie in eine warme Decke. Dieser Duft hält dann, je nach Hautchemie, ein paar Stunden an. Im Ausklang schließlich wird die Chose dann eher zu einem würzigen Bourbon-Bonbon. Die Haltbarkeit ist moderat, völlig in Ordnung, aber kein Dauerbrenner. Projektion und Sillage sind eher zurückhaltend, fast ein klein wenig enttäuschend.

Bewertung: 6.5/10

Preis und Prestige

Hier kann ich mich kurz halten, der Duft ist schlicht, aber elegant. Edel zurückhaltend und doch vollmundig. Einzig der „große Name“ fehlt hier zum Glück, für jene, die einen feuchten Kehricht um dergleichen Dinge geben, vielleicht ein Minuspunkt. Für mich indes gar nicht. Der Preis ist schlicht sensationell, meinen 200ml Flakon habe ich online für gut 50 Euro erstanden. Phantastisch.

Bewertung: 9.5/10

Für wen eignet sich der Duft?

Lavendel und Vanille, was soll ich groß sagen. Unisex? Auf jeden Fall. Klassisch-maskulin? Aber hallo. Alles geht, nichts muss. Ich persönlich verbinde zwar am Ehesten den gepflegten Herren mittleren bis fortgeschrittenen Alters mit diesem Duft, kann ihn mir aber auch an lebensfrohen, selbstbewussten Damen gut vorstellen. Teenager und Twens, schaut euch vielleicht eher anderweitig um, denn für junge, dem Zeitgeist zugetane Nasen mag das Ganze durchaus zu „oldschoolig“ schnuppern.

Fazit

Ich liebe diesen Duft. Eher unaufdringlich und mit leisem Elan vermittelt der süße Lavendel mir ein beruhigendes, fein ziseliertes Gefühl von Wärme und gepflegtem Understatement. Ein Duft vor allem für den Träger selbst, nicht so sehr für jene, denen er (sie/div) begegnet. Haltbarkeit und Projektion sind bestenfalls Durchschnitt, aber für den Preis kann man quasi jederzeit bedenkenlos nachsprühen… wenn man denn will. Für mich ein No-Brainer!

Ergebnis: 8/10

Salve!
4 Antworten
Raffatja vor 3 Jahren 29 5
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der Schöne ist ein Biest…
… zugegeben, von einem „Biest“ sprechen sogenannte Duftexperten i.d.R. eher in Bezug auf schwere, süßlich-orientalische Düfte, gerne von Amouage, Mancera & Co.

Beau de Jour könnte nicht weiter vom eben Beschriebenen entfernt sein, das stimmt, und doch empfinde ich den Duft, für das, was er ist, als ein Biest… und ein Schönling ist er ohnehin, lesen Sie in der Folge gerne mehr Details:

Der Duft

Was fällt einem selbst als Neuling in Sachen Wohlgerüche zuerst ein, wenn man die Noten und eine kurze Beschreibung von Tom Fords „Beau de jour“ liest? Maskulin, klar. Barbershop, natürlich. Teuer? Nun… seit der Duft in die Signature line aufgenommen wurde finde ich, der Preis ist durchaus angemessen.

Für mich indessen ist der Schönling des Tages aber vor allem eines: Die Vermählung von Lavendel und Patchouli. Und das riecht nicht im Mindesten wie das olle Duftsäckchen im Kleiderschrank, und auch nicht wie das Potpourri bei Oma auf dem Tisch. Dieser Lavendel ist wunderbar weich und aromatisch. In den ersten Minuten rieche ich nichts anderes. Dann gesellt sich ein Hauch Minze und eine wunderbare Patchoulinote hinzu, währen unter dem Ganzen das zum Tragen kommt, was man wohl gemeinhin als „Barbershopduft“ bezeichnet. Begriffe wie „Sauberkeit“, „Puder“, „Rasiercreme“ und „Eleganz“ huschen einem durch den Kopf, und ich habe bislang nur einen Duft gerochen, den ich in diesem Genre noch besser finde. Aber dazu dann irgendwann mehr an anderer Stelle. Männlich würzig, cremig, sauber und elegant. Mein momentaner Signaturduft, ich glaube, so nennt man das wohl.

Bewertung: 9/10

Seine Eigenschaften

Der Schöne ist ein Biest. Naja, zumindest eines dieser kleineren Biester. Um eine cineastische Analogie zu verwenden, vielleicht kein American Werewolf, wohl aber ein fieser Gremlin oder ein Critter. Der Duft projiziert ordentlich und hält sich, gerade im Vergleich zu z.B. At the Barber’s, sehr lange und konstant auf meiner Haut. Die Sillage ist auch völlig in Ordnung, kein Baccarat rouge, aber doch sehr gut. Vier bis fünf Sprühstöße genügen für einen Arbeitstag.

Bewertung: 8/10

Preis und Prestige

Es ist ein Tom Ford, also ist der Duft natürlich kein Schnäppchen, auch jetzt als Signature line - Duft nicht. Aber er ist den Preis wert, zumindest für mich. Ob der edle Duft dem Träger Selbstvertrauen gibt, hängt vom Träger ab. Ich persönlich trage mit demselben Stolz einen Bentley intense für 30 Mücken die Flasche, aber jeder, wie‘s ihm beliebt.

Bewertung: 7/10

Für wen eignet dich der Duft

Unisex? Na klar, jede(r) kann ja heuer alles tragen. Ich persönlich empfinde Beau de jour aber als einen zutiefst männlichen Duft, nichts für Bubis, Partyhengste und Typen, die für den Weg vom Parkplatz zum Eingang einen Regenschirm aufspannen, es sei denn, um einer Dame behilflich zu sein. Männlich, in der Tat, aber auf eine Gentleman-Art, nicht auf animalisch-ledrige Weise. Anders ausgedrückt, diesen Hauch trägt, um die wunderbare Welt der bewegten Bilder nochmals zu bemühen, eher ein Pierce Brosnan in Remington Steele als ein Mel Gibson in Braveheart.

Empfehlung: Gestandener Mann über 30

Fazit

Ich bin wahrlich kein Kenner. Ich besitze keine hundert Flakons, noch habe ich den Ehrgeiz, ein selbsternannter Duftexperte zu werden. Aber ich bin durchaus ein selbstbewusster Mann in den besten Jahren der weiß, was ihm gefällt und was nicht. Dieser Tom hier gefällt mir extrem gut. Bisher hat mich von den vergleichbaren Odeuren, die ich testen konnte, lediglich Masculin pluriel von MFK noch mehr beeindruckt. Ich genieße diesen, meinen wundervollen Duft den ganzen Tag, immer wieder, nur für mich. Komplimente gibt es zwar hin und wieder, aber offen gesagt bekommt man sicher mit „mainstream-tauglicheren“ Düften mehr davon. Sofern einen sowas kümmert. Der grüne Tom ist erwachsen, maskulin, respekteinflößend und elegant, repräsentiert also genau all das, was ich…

…gerne wäre. :D

in Summe vergebe ich hier 8/10.

In diesem Sinne, seid schön und duftet fein


LG Raffa
5 Antworten
6 - 8 von 8