Rarar

Rarar

Rezensionen
Rarar vor 2 Jahren 8
7
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
4.5
Duft
Safranreis im Puff
Direkt nach dem Kauf war ich von dem Duft begeistert, solch eine DNA (Rose/Oud+Safran) gepaart mit der Haltbarkeit (normales Duschen ist bei Shaghaf Oud wie einen Waldbrand mit einem Duschkopf zu löschen) und Sillage (so penetrant wie Klitschkos Fäuste) für den Preis von einem Viertel eines Nischenduftes, das kann doch gar nicht wahr sein!

Und leider, leider ist es dies auch nicht. Schnell (beim zweiten oder dritten Mal tragen) legte sich meine Begeisterung, da diese unglaublich süße Praliné-Note einfach alles Positive, was das Parfüm zu bieten hat überdeckt und in die stille Ecke drängt. Und dann riecht man einfach so, wie es hier der Titel beschreibt — nicht unbedingt schlecht, aber ich möchte nicht damit assoziiert werden.

Kurz ein paar Worte zur Haltbarkeit und Sillage: so etwas habe ich wirklich noch nicht erlebt, nichtmal bei Oud Satin Mood oder Ombre Nomade. Der Duft ist selbst nach dem Duschen am nächsten Morgen noch deutlich zu vernehmen, aber leider von seiner schlechtesten Seite. Mit der geballten Kraft der gourmandigen Süße, welche schon fast Brechreiz auslösend sein kann bleibt er hartnäckig an der Haut kleben.
Und Sillage bietet er auch, oh ja, aber leider hilft mir das nichts wenn die DNA einfach so "billig" riecht. Wenn ich eine Woche duschabstinent bleibe, ist meine Sillage sicher auch stark... und genauso angenehm wie Shaghaf Oud am zweiten Morgen.
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Rarar vor 2 Jahren 6 2
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Der Duft von Weihnachten
Ich habe diesen Duft blind gekauft, und war zu Beginn sehr überrascht — bei Bortnikoff generell und den drei genannten Oudsorten erwartet man, dass einen die Holzigkeit und Animalik direkt beim Aufsprühen in das Gesicht springt und die Nase überflutet.

Was wir hier aber vorfinden, ist etwas ganz anderes — ein anfangs sehr warmer, vanilliger sowie natürlich-rauchiger (rauchig wie stark geräucherte Wurst von einem kleinem traditionellem Räucherunternehmen, nicht wie Weihrauch oder der Speck vom Aldi) Aprikosenduft. In den ersten Minuten wandelt sich das Parfüm immer wieder von frischer Aprikose in Vanillesauce zu nahezu purem unverfälschtem Rauch, nur um dann wieder seine fruchtige Seite zu zeigen und beim nächsten Riecher erneut die Rauchbombe zu zünden. Mit der fortschreitenden Zeit kommt auch langsam das alkoholische hervor und eine dezente Rumnote schmiegt sich an die Räucheraprikose, während die Vanille eine sanfte Basis bildet und dezent im Hintergrund verbleibt.
Nach zwei bis drei Stunden traut sich die Vanille doch etwas aus ihrem tiefen Versteck heraus und lugt immer wieder zwischen dem Rauch, der nun deutlich dezenter wird, sowie den fruchtigen Noten hervor.
Die Holzigkeit des Ouds kommt hier erst sehr spät zur Geltung und übernimmt dann die Rolle welche anfangs die Vanille trug, sie bildet den Hintergrund für die Rum- und Fruchtnoten, so wie der Kontrabassist und der Schlagzeuger einer Jazzband den Hintergrund für die Soli der Blechbläser legen.

Haltbar — ja, das ist der Duft ohne Nachteile zu bieten, nach etwa 8-10 Stunden ist bei mir nur noch eine leichte Aprikosen-Oud Note am Arm zu erhaschen.
Projezieren tut er, allerdings sehr dezent und zurückhaltend (was bei der durchaus "schweren" DNA ein großer Vorteil ist, da man sonst voraussichtlich eines der ersten Todesopfer von Parfüm wäre), hier könnte man wieder eine Analogie zur Jazzmusik ziehen und ihn als Fahrstuhllautstärke bezeichnen — man bemerkt den Duft, ohne das er aufdringlich wird.

Jetzt habe ich hier viel geschrieben und bin noch gar nicht auf den Titel eingegangen, warum nenne ich ihn "den Duft von Weihnachten"? Nun, hier müssen wir kurz etwas ausschweifen.
In Polen ist es Tradition an Weihnachten "Kompot" (ein Getränk aus aufgegossenen Früchten) zuzubereiten bzw. zu trinken, und dieses beinhaltet u.a. geräucherte Pflaumen. Genau diese geräucherten Pflaumennoten im Kompot meiner Großmutter erinnern mich sehr stark an die rauchigen Noten in Sayat Nova. In Kombination mit der Vanille, der Fruchtigkeit und leichten Alkoholnote — genau das bedeutet für mich Weihnachten.
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