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vor 7 Jahren - 21.01.2017
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Erstarrende Gerüche im jahreszeitlichen Klarkalt

Kalt war es in der zurückliegenden Woche in der Hauptstadt. Und in Potsdam. Da war ich am Dienstag an der Uni. Mitten im Park Sanssouci. Wunderbar klarkalte sonnendurchflutete Schinkelfassaden vor weißschneebedeckten Parkanlagen, Hecken, Mäuerchen.

Gefühlt erlebe ich den Winter seit Jahren aufgeteilt in zwei Hälften. Die Zeit vor Weihnachten und die Zeit danach. Eine vom Menschen gezogene, willkürlich der Natur auferzwungene Grenze. Vielleicht. Vielleicht in unseren Breiten auch eine klimatische Grenze. Ausgeprägt für mich jedenfalls eine Zesur, ein Schnitt im Winter, jenes Weihnachtsfest.

Dort die Zeit vor dem Fest - meist eher regnerisch, hoffnungsvoll, hektisch und irgendwie jahreszeitlich und manchmal auch kräftemäßig ausklingend zugleich. Die durch Backwaren, Weihnachtsmärkte, Grünkohl und Festtagsbraten, Zimt-und-Schokoladengeruch geschwängerten Vorweihnachtsdüfte fordern unsere Nasen. Wir Menschen bemühen uns, durch tradiert-musikalische, olfaktorisch-schwere, warmgelb-lichtdurchflutete Erinnerungslandschaften eine an Kauf- und Wunschtraumlandschaft unserer Kindheiten anknüpfende „Wir-haben-uns-doch-alle-lieb-Stimmung“ zu wecken – ein gemütlich-vorfreudliches Grundrauschen schwingt durch Stadt und Land und erfüllt unsere Herzen und Gemüter.

Und dann der Januar und der Februar. Beginn einer nicht enden wollenden Wartezeit auf die Farben und die Gerüche des Frühlings. Oft bitterklarkalt reduziert jene zweite Winterhälfte unsere erlebte, gefühlte und Erfahrungs-vergleichende Wahrnehmung auf das Menschliche. Die Städte grau, die Landschaften in blau-weissen-Kaltlichtfarben. Mehr Sonnen-Aus- und –Untergänge als Tage, flache Lichtstrahlen. Und mir fällt auf – wie arm an natürlichen Gerüchen diese „echte Winterzeit“ ohne den Vorweihnachtsrummel doch ist. Wie die Natur und unser Fühlen scheint auch die Fähigkeit unserer Umwelt, Wohlgerüche auszusenden zu erstarren. Der Wald – sonst gefüllt mit Geruchssinn-fordernder Vielfalt aus Moosgeruch, Moder, Blüten-, Laubzersetzungs-, Keim-, Tier- und vielleicht Pilzgeruch liegt geruchsneutral und schlafend unter seiner weißen Schneedecke. Dieses Erstarren auch der Gerüche ist chemisch einfach zu erklären - aber im Erfühlen schwierig zu erfassen und zu beschreiben.

Na – jetzt habe ich den Bogen aber weit gespannt. Denn da kommen jetzt die menschgemachten Düfte ins Spiel. Gerade ob der fast völligen Geruchsleere um uns herum – glaube ich an mir selbst zu beobachten – steigt die Lust an Parfüms. Vielleicht wollen unsere Nasen ja ebenso beschäftigt werden wie unser Ohren und Augen. Musik und bewegte Bilder umgeben uns unentwegt. In Form natürlicher Bilder und Geräusche und in Form von Unterhaltung, Musik, Nachrichten, Fernsehbilder, Videos usw. – für unsere Nasen gibt es – Parfümerien. Oder Drogeriemärkte. Kann man seine Nase eigentlich trainieren? Viele Parfumo Mitwirkende können zum Beispiel, wenn sie ein Parfüm beschreiben, ganz klar definieren – hier ist das Zedernholz, hier ist der Pfeffer, hier der Muskat usw. – wie kommt man zu dieser Erkenntnis? Kauft man sich dazu die entsprechenden ätherischen Öle in Original- und Reinform und schnuppert sich durch und erlernt die Nuancen?

Überhaupt bin ich gerade an einem gefühlten Haltepunkt angekommen. Ich hab einiges ausprobiert, was die Community empfohlen hat, hab ein paar Düfte für mich gefunden, die mich beschäftigen und die ich neben dem altvertrauten und geliebten Fahrenheit beinahe auch als Signaturdüfte bezeichnen würde (den Sultan de Muscat und den Jaguar Classic Gold nämlich), hab mit dem Breath of Gold mal was ganz außergewöhnliches für spezielle Gelegenheiten entdeckt – wo aber mache ich jetzt weiter? Oder soll ich mich mit dem Erreichten zufrieden geben? Das wäre in jedem Fall pekuniär günstiger. Ratet mir zu einem Weg, liebe Blogleser.

In diesem (und in vielem anderen Sinne) Euch ein wunderschönes Januarwochenende

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