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vor 7 Jahren - 05.02.2017
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Wissenswertes zu Jaguar und Uhu

Wenn Menschen auf der Straße von einem Kamerateam interviewt würden – wohlan – ich kann die folgende Aussage nicht wissenschaftlich fundiert untermauern – würde vermutlich eine große Mehrheit auf die Frage „Woran denken Sie bei dem Begriff ‚Jaguar‘?“ antworten – „An eine große Raubkatze (Panthera onca) im Mittel- und Südamerikanischen Urwald“ oder „An eine große Raubkatze bei uns im Zoo“ (letzteres mehr diejenigen, die sich mit den Mittel- und Südamerikanischen Urwaldgebieten nicht so gut auskennen und/oder die hauptsächlich BigBrother oder Germany’s Next Top Model gucken. Oder diejenigen, denen der Jaguar – diese schöne und wilde Raubkatze - eigentlich schnurzpiepegal ist. Die letztgenannte Gruppe hört jetzt besser auch auf, hier weiter zu lesen.) Wie schreibt man eigentlich schnurz piep egal? Schnurz-piep-egal? Die Rechtschreibkorrektur ist da keine Hilfe, sie hat primär Probleme mit dem Schnurz. Und ehrlich gesagt, weiß ich auch nicht, was ein Schnurz ist und warum dieser "piep egal ist", auch nicht. Das wollte ich auch gar nicht analysieren. Was wollte ich eigentlich?

Ach richtig – ein Jaguar ist primär eine große und furchteinflößende Raubkatze.

Weil viele sich gerne mit fremden Federn schmücken – nein, natürlich nicht die Jaguare, außer sie erbeuten ein Federvieh – aber verschiedene Unternehmen sich und ihre Produkte, war es in der Gründungshistorie des modernen Marketings nahe gelegen, dass auch „der Jaguar“ adaptiert wurde. Und zwar gleich zweimal. Mindestens. Zum einen ist da die vornehme, englische, alt-eingesessene Automarke, die werden die meisten von Euch kennen. Sollten unter meinen reiferen Lesern auch solche mit einem militärisch seemännischem Hintergrund sein, so werden diese „die Jaguar“ als Schnellboot-Klasse kennen. Wenn man sich nämlich im Internet auf den Seiten der Deutschen Marine nach 1945 herumtummelt – nein falsch, dort tummelt sich niemand, das sind alles hochspezialisierte Fachbesucher (hoffentlich) – Fachbesucher tummeln nicht, die fachsimpeln – Ihr merkt, ich schweife schon wieder vom Spannungsbogen ab – dann hat der Markenname „Jaguar“ überhaupt nichts mehr mit dem Automobil zu tun, sondern steht stellvertretend für eine Serie von Schnellbooten für den Einsatz auf der Ostsee. Toll oder. Hatte Euch schon immer interessiert. Selbst schuld, wenn Ihr meinen Blog lest.

Nachdem Schnellboote und feine Düfte jedoch nur umgekehrt proportional miteinander in Verbindung gebracht werden können, schwenke ich zurück zur Automarke „Jaguar“. Weil diese gar so sehr für Stärke, Gediegenheit, edel-altmodisches Design, mondänes Selbstverständnis und hochgezüchtete Motoren steht und findige Marketingexperten immer auf der Suche sind nach Merchandising-Produkten, entstand irgendwann die Idee, neben Automobilen auch feine Düfte feilzubieten. Feilbieten ist ein heute nur noch selten verwendetes Wort, oder? Schade eigentlich. So viele Ausdrücke und Worte verschwinden einfach. Warum nur? Zurück zum Thema.

Was wollte ich zum Jaguar noch berichten? Ach ja…

Markenbildung und Wiedererkennungswert: Der Jaguar ist auch ein sehr bekanntes und in seiner Form sehr typisches Raubtier und die meisten Kinder schon kennen den Namen und haben einen Jaguar gesehen. Die meisten im heimischen Zoo, sehr wenige in freier Wildbahn. Ein paar vor Papas oder Nachbars Garage. Dieses bildhaft-einprägsame, starke, animalische färbt da gewissermaßen auf die Marke ab. Naja - bis auf die Qualität der Flakons - aber dazu später noch ein wenig mehr...

Das sehen wir etwa auch beim berühmten Alleskleber „UHU“. Da wurde ein nahezu allen Kindern schon vertrauter Tiername für eine Marke herangezogen (das ist jetzt rein spekulativ und nicht wissenschaftlich – hintergrundrecherchiert), um eine Namensassoziation aufzubauen und den Markennamen in die Köpfe breiter Bevölkerungsschichten einzumeißeln. Was der Eulenvogel mit dem Alleskleber zu tun hat, erschließt sich uns dabei nicht sofort – aber – es ist ein toller Name. UHU-Alleskleber. Ihr müsst zugeben „Braune-Nacktschnecken-Alleskleber“ wäre nicht so einprägsam gewesen, obwohl die braune Nacktschnecke viel klebriger ist, als ein Uhu. Ist ein Uhu überhaupt klebrig? Das führte jetzt zu weit. Außerdem würde der Schriftzug „Braune-Nacktschnecken-Alleskleber“ auch nicht so gut auf das gelbe Alleskleber-Pappschächtelchen passen. Warum die Schachtel vom Uhu-Klaeber überhaupt gelb ist hat sich mir noch nie erschlossen. Was ist an einem Uhu eigentlich gelb?

Jedenfalls wären die Tuben – ob des unhandlichen Schriftzugs - weitaus länger geworden.

Vielleicht natürlich hieß die Entdeckerin dieses Klebstoffs auch Ute Huber und ihre Mitschülerinnen hatten – um der Kürze und der schrägen Assoziation Willen - aus den Anfangsbuchstaben des Namens U. Hu. (ber) den Uhu zusammengesetzt – wie auch immer diese Geschichte sich tatsächlich zugetragen hat – und ich könnte Euch hier noch Hunderte weiterer teils plausibler, teils abwegiger Varianten aufzählen – ich wollte ja eigentlich über den Jaguar schreiben und nicht über den Uhu-Alleskleber. Obwohl der auch gut riecht.

Mittlerweile habe ich 5 Exemplare aus der Serie. Rossmann und seinen wechselnden Sonderangeboten sei es gedankt. Jede Woche ein anderer Jaguar für 16 oder 17 Euro pro 100 ml. Es sind einige sehr ansehnliche Exemplare darunter. Über den roten Classic Red schrieb ich schon vor längerem. Das ist heute mein Lückenfüller schlechthin geworden. Immer, wenn ich nicht weiß, was am Tage auftragen – springt mir der Classic Red in die geöffnete Hand und der Sprühnebel unters Hemd. Ich mag ihn. Er ist schon ein alter Vertrauter geworden. Ein schöner warmer, kuscheliger Vertrauter. Dann der Classic-Gold. Ein echt gewaltiger Duft. Da schreib ich demnächst nochmals einen ausführlichen Kommentar – wiewohl auf der Seite vom Classic Gold schon viele schöne Kommentare zu finden sind. Der Classic Gold ist nicht unisex, das ist ein echter Duft für Männer. Finde ich. Der Pace ist auch ein großer Wurf – allerdings ist die Haltbarkeit ein wenig zu klein. Immerhin macht es Spaß, mit dem Pace zu experimentieren und auszugehen, so man den Flakon bei sich führt und ab und an nachsprühen kann. Dieser Flakon ist übrigens mal etwas weniger klapprig als die der Classic-Serien. Gut dass die Autos besser verarbeitet sind als die Jaguar-Duft-Fläschchen. Der grüne Jaguar for Men ist eine ziemliche Bombe mit langem Nachhall. Nichts für Dünnbrettbohrer, würde ich sagen. Weihrauch, Leder, Holz und dunkle Herrenschokolade. Ich hatte mich gleich zu Beginn meiner Streifzüge durchs Nasenland schon mit dem grünen Jaguar for Men beschäftigt. Bleibt noch der blasse Jaguar Classic. Wie der Name und die Farbe ein wenig dünn und fieselig. Ich weiß eigentlich gar nicht so genau, warum ich mir den gekauft hatte. Vermutlich wegen der „Bergamotte“ Beschreibung. Vielleicht hatte ich ihn auch nur zu schnell in die Ecke geworfen. Letzte Woche hatte ich noch den Vision Sport ausprobiert. Ist aber nicht meine Welt. Zu austauschbar, ohne eigenes Profil.

Insgesamt aber eine tolle Vielfalt und Düfte-Welt zu oft unschlagbarem Preis, die der Jaguar-Parfüms.

Abschließend bemerkt: Sollte einer meiner Leser hier bei der Firma Henkel arbeiten oder jemanden kennen, der bei Henkel arbeitet oder von jemandem gehört haben, der jemanden kennt, der bei Henkel arbeitet (Henkel, die mit dem Uhu-Alleskleber für all diejenigen unter Euch, die nicht wissen warum ich nach Henkel frage sogar diejenigen bei der Firma Henkel oder die jemanden kennen, der bei Henkel arbeitet oder von jemandem gehört haben, der jemanden kennt, der bei Henkel arbeitet (Ihr merkt schon, ich mag kurze Sätze)) – vielleicht könnt Ihr dann mal im Marketing nachfragen oder denjenigen, der jemanden kennt, der bei Henkel arbeitet bitten, beim Henkel Marketing nachzufragen oder denjenigen, der von jemandem gehört hat, der jemanden kennt, der bei Henkel arbeitet, bitten, mal bei der Öffentlichkeitsarbeit von der Firma Henkel nachzufragen, warum der Uhu Alleskleber "Uhu Alleskleber" heißt und nicht „Braune-Nacktschnecken-Alleskleber“ und warum das Schächtelchen gelb ist.

Es grüßt Euch herzlich Euer RiechArt

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