Rieke2021

Rieke2021

Rezensionen
Rieke2021 vor 2 Jahren 32 15
9
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
4
Duft
Wie das Moulin Rouge zu seinem Namen kam
Es war einmal eine kleine Kirsche, die in einem Chemie-Labor das Licht der Welt erblickte. Sie hieß Rouge, weil ihre rote Farbe leuchtender war als die jeder anderen Kirsche. Ihre Haut war rein und makellos; kein Insekt und kein Hagelkorn hatten sie je verletzt. Nur ihr Duft konnte nicht mit dem einer natürlichen Kirsche mithalten. Wenn sie durch das Labor rollte, hinterließ sie eine blutrote Spur. 

Vor allem an den Wochenenden, wenn das Labor verlassen war, langweilte sich die kleine Kirsche Rouge sehr und träumte von dem Leben der Menschen. Sie war neugierig, wie das Leben in der großen Stadt wohl sein könnte. Und ob es dort vielleicht noch mehr Kirschen wie sie gab. Und eines Tages, als sich die Gelegenheit ergab, versteckte sie sich in der Jackentasche eines unaufmerksamen Menschen und machte einen Ausflug in die Straßen der großen Stadt. Sie staunte über das bunte Leben und die vielen Menschen. Und sie musste sehr aufpassen, das niemand auf sie trat, während sie über die Trottoirs rollte. Niemand beachtete sie, obwohl sie eine blutrote Spur hinter sich herzog. Die Menschen hatten es viel zu eilig und waren mit anderen Dingen beschäftigt. Rouge bewunderte die Pracht einer riesigen Kirche mit zwei eckigen Türmen auf einer Insel im Fluß und sie erschrak vor einem fürchterlich hässlichen Turm aus Eisen, der bis in den Himmel ragte.

Doch im Labor blieb ihre Flucht nicht lange unbemerkt. Es wurde schon dunkel, als sich eine gigantische Ambroxan-Wolke auf den Weg machte, um die kleine Kirsche wieder einzufangen. Sie folgte der blutroten Spur, die Rouge hinterlassen hatte.

Als die schwarze Wolke in die Stadt kam, flüchteten viele Menschen vor dem grässlichen Gestank; sie hatten Angst vor einem Chemieunfall und hielten sich Tücher vor Mund und Nase. Andere wieder genossen den Duft der Ambroxan-Wolke; sie blieben stehen und atmeten den holzigen Wohlgeruch tief ein.

Die kleine Kirsche Rouge roch die Wolke bevor sie sie sah. Schließlich kannten sie sich gut aus dem Labor. Doch so schnell wollte sie sich nicht wieder einfangen lassen. Sie rollte einen Berg herauf, auf dem eine weiße Kirche mit einer Kuppel stand. Wie wunderschön, dachte sie. Doch die Ambroxan-Wolke kam immer näher. Hinter der weißen Kirche lag ein heruntergekommenes Viertel mit engen Gassen. Hier konnte sie sich besser verstecken. Es stank fürchterlich nach Müll und Fäkalien; die Menschen hier beachteten die schwarze Wolke daher kaum. Sie hatten andere Sorgen. Die kleine Kirsche musste sich jetzt nicht nur vor der Wolke, sondern auch vor den vielen hungrigen Ratten in Acht nehmen. So schnell sie konnte, rollte Rouge über den Trottoir und entdeckte eine alte Mühle. Durch einen kleinen Schlitz in der Tür quetschte sie sich in das verlassene Gebäude. Die Ratten passten zum Glück nicht hinterher und blieben vor der Tür zurück.

Völlig außer Atem und mit pochendem Herzen erkundete sie die alte Mühle. War sie jetzt eine verlorene Kirsche? Oder war es ihre Bestimmung, diesem Gebäude neues Leben einzuhauchen? Rouge entdeckte in dem verwahrlosten Gebäude einen funkelnden Flakon mit einem schwarzen Deckel, der sie an eine Kuppel aus der Belle Époque erinnerte. Neugierig öffnete sie den schweren Deckel und … eine Bezaubernde Jeannie stand vor ihr. „Du hast drei Wünsche frei, weil Du mich befreit hast!“ sagte die Bezaubernde Jeannie zu Rouge. Da freute sich die kleine Kirsche und sagte: “Mein erster Wunsch ist, das die Ambroxan-Wolke mich nicht wieder ins Labor zurückbringt. Mein zweiter, das ich in diesem zauberhaften Flakon wohnen kann. Und der dritte, dass diese Mühle meinen Namen trägt und ganz viele Menschen hier ein- und ausgehen, damit ich nie wieder Langeweile habe …“ Die Bezaubernde Jeannie zwinkerte und erfüllte die drei Wünsche. Und die kleine Kirsche lebte von nun an glücklich im Flakon und hatte viel Spaß am bunten Treiben der Menschen im Moulin Rouge…

Zum Duft: Die Bezaubernde Jeannie hat den Fehler gemacht, neben dem Alkohol auch noch eine kräftige Portion der Ambroxan-Wolke mit in den Flakon zu packen. Und das verleidet mir den Duft leider sehr. Eine stechende Note verfolgt mich von der Kopfnote bis zum Drydown, so dass ich die übrigen Duftnoten kaum wahrnehmen kann. Verrucht duftet es bei mir überhaupt nicht, und Kirsche, Vanille oder Tonka verblassen hinter der Synthetik. Die scharfe Störnote kombiniert mit klebriger Süße ist mir so stark in Erinnerung geblieben, dass ich mich bisher noch nicht zu einem weiteren Test durchringen konnte, zumal die Haltbarkeit erschreckend gut ist…

Ich wollte ihn so gern mögen und auch wenn mein Fotografinnen-Herz beim Anblick des stilvollen Flakons mit der roten Flüssigkeit schneller schlägt, wird er mich wohl wieder verlassen …
15 Antworten
Rieke2021 vor 2 Jahren 14 5
7
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Dolce Vita mit süßen Gedanken...
Aus dem Sharing einer lieben Parfuma konnte ich eine große Abfüllung Dolci Pensieri ergattern und habe den Duft in den letzten Tagen ausgiebig getestet. Und jeden Tag gefällt er mir besser...

Der Name des Duftes bedeutet "süße Gedanken" und ich finde, er passt perfekt. Wenn man den Namen googelt, finden sich zahlreiche Konditoreien...

Während der Auftakt ziemlich Vintage mäßig daher kommt und bei mir keine Begeisterungsstürme auslöst, entwickelt der Duft sich über den Tag zu einem sehr angenehmen Begleiter. Ich sehe mich an einem sonnigen Herbsttag durch einen Rosengarten wandeln; der Tisch ist schon mit süßen Leckereien gedeckt. Bei den Rosen denke ich übrigens mehr an wilde und natürliche Rosen, nicht an hochgezüchtete Schnittblumen. So ein von Heckenrosen überwuchertes Café zum Beispiel, und davor in der Sonne warten Espresso und Cantuccini.

Päonien und Rosengeranien entdeckt meine ungeschulte Nase nicht, aber die nicht zu süße Vanille sorgt für das Gebäck-Feeling. Und etwas warmes, holziges ist im Hintergrund, vermutlich das Sandelholz. Insgesamt wirkt der Duft auf mich weich, warm und genau richtig süß. Die Rose ist stark, aber eingebunden und nicht dominant. Dadurch bleibt der Duft hell und erinnert mich immer wieder ans Sonnenlicht. Die gelbe Farbe des Duftes passt perfekt dazu. Für mich ist es daher ein Tag- und kein Abendduft.

Typisch für Profumum Roma ist der Duft sehr ölig; man kann den hohen Anteil von Duftölen auf der Haut sehen. Er hält er von morgens bis abends; und selbst am nächsten Morgen nehme ich noch einen zarten Hauch auf der Haut war. Aber er ist kein Wummser wie zum Beispiel Confetto. Die erste Stunde ist die Duftwolke schon enorm; danach ist er aber zum Glück nur noch auf Armlänge wahrzunehmen. Dadurch passt er zu vielen Anlässen. Am besten aber zu sonnigen Herbst-Spaziergängen durch den bunten Blätterwald. Oder zu Kaffee und Kuchen auf der sonnigen Terrasse. Auch im Frühling kann ich ihn mir gut vorstellen. Für kalte Wintertage gibt es passendere Düfte, auch von Profumum Roma. Und im Sommer sehe ich ihn gar nicht.

Selbst für Profumum Roma Verhältnisse ist der Duft teuer; 100ml kosten auf der Website 265 EUR. Wie bei vielen Düften gibt es auch hier einen Travelflakon mit 18ml für 89 EUR.

Mein Fazit findet sich schon in der Überschrift - dieser Duft passt zu einem Tag, an dem man es sich gut gehen lässt, die Sonne, die Natur und gutes Essen genießt, Freunde trifft - Dolce Vita eben. Ob er auch einen stressigen Arbeitstag versüßen kann, muss ich noch ausprobieren... ;-)
5 Antworten
Rieke2021 vor 3 Jahren 6 1
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Mein Südsee-Traum-Duft
Für diesen fantastischen Duft und für mich die erste Rezension … Nachdem mich die Probe einer lieben Parfuma mit dem EdP verführt und ich gleich darauf ein gutes Angebot für das Extrait gefunden habe, konnte ich nicht widerstehen. Ich liebe Ylang Ylang; und dieser Duft kolportiert mich gleich zurück auf eine wundervolle Südseeinsel, auf der ich zum ersten Mal Ylang Ylang gerochen und die Blüten bewundert habe. Ich träume mich zurück in die Hängematte zwischen den Kokospalmen, umgeben von einem tropischen Garten mit einem Blütenmeer…

Zum Duftverlauf stellt meine ungeübte Nase fest, daß hier Ylang Ylang von Anfang an im Vordergrund steht. Es riecht fast identisch wie mein Aromaöl, mit dem ich meine Nase nach einer Corona Infektion geduldig wiedererweckt habe. Deshalb kann ich mir auch gut vorstellen, dass es sich hier um echtes Ylang Ylang von der Insel Nosy Be - in der Nähe von Madagaskar - handelt, wie dies Perris Monte Carlo beschreibt. Und nicht um eine synthetische Nachbildung. Neben dem dominanten Ylang Ylang Duft erkenne ich auch Noten von Jasmin, aber keine Rose. Ich empfinde den Duft als stark, aber nicht als stechend. Als warm, umhüllend und super geeignet für einen Tagtraum. Authentische tropische Blütenfülle …Die Basisnoten bleiben für meine Nase sehr im Hintergrund; Ylang Ylang dominiert den Duftverlauf von Anfang bis Ende.

Das EDP von Ylang Ylang Nosy Be empfand ich heftiger mit einer fast narkotischen Duftexplosion; das war mir etwas zu viel…Bei Embrun d’Ylang von Guerlain ist Ylang Ylang deutlich dezenter und die Vanille bekommt mehr Raum. Und im Vergleich zu Ylang in Gold von Micallef, das ich auch probiert habe, ist Ylang Ylang Nosy Be Extrait deutlich weniger süß, authentischer und auch ein passenderer Duft für heiße Sommertage.

Geeignet ist dieses Extrait sicher nur für Ylang Ylang Liebhaber*innen… Und für alle, die sich auf eine Duftreise in die tropische Blütenwelt begeben möchten. So bleibt es auch ein ganz besonderer Duft, nicht für jeden Tag und eher nicht fürs Büro, dafür aber für mich ein traumhafter Duft, den ich mir auch an einem trüben Wintertag auf dem Sofa gut vorstellen kann. Die Haltbarkeit ist bei mir sehr gut; und auch eine ordentliche Sillage wurde mir mit „eine Duftwolke im ganzen Treppenhaus“ bestätigt. Also sparsam dosieren; bei dem Preis auch durchaus sinnvoll ;-)

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