Rivaner

Wieder einer dieser tollen Düfte großer Marken, der dem Einheitsbreistreben geopfert wurde. Pour Homme ist leider nicht mehr im aktuellen Sortiment der Florentiner zu finden, stattdessen setzt man voll auf die beliebigen F- und Incanto-Serien. Eine Nachfrage im Ferragamo-Shop in Frankfurt hat dies auch noch mal bestätigt. Wirklich schade, denn SFPH ist wirklich alles andere als ein Standardduft.

Meine beiden Vorschreiber haben ihn schon sehr gut charakterisiert. Dem gibt es meinerseits nicht viel hinzuzufügen. Der Auftakt wird eindeutig vom Feigenblatt dominiert, aber schon wenige Minuten später entwickelt sich eine sehr ausgewogene Kombination in der ich hauptsächlich eben dieses Feigenblatt, Vetiver und Rosenblüten wahrnehme. Die Einzelnoten würden mich gar nicht so sehr ansprechen, aber wie von Apicius erwähnt, ist alles wohl durchdacht und harmonisch aufeinander abgestimmt. Ein klassisches EdT, jedoch mit deutlich zeitgenössischem Einschlag. Dies zeigt sich schon an der zurückhaltenden Projektion. Der Duft bleibt nah an der Haut, aber die Haltbarkeit ist sehr ordentlich (8h+). Damit fühlt man(n) sich den ganzen Tag gut begleitet.

Und nicht nur die Herren dürfen sich angesprochen fühlen. Meine Partnerin greift mitunter gern auf den formschönen (und sehr handlichen) Flakon zurück. Sie mag die Kombination aus Feigenblatt und Rose, ohne die aufdringliche Süße, die der Duft in einer ähnlich gelagerten Damenversion wahrscheinlich entwickeln würde.

Eindeutig Daumen hoch. Restbestände gibt’s leider nur noch in Onlineshops, wobei sich in diesem Fall ein Blindkauf durchaus als Gewinn herausstellen könnte.

Vor einiger Zeit habe ich einen Flakon Individuel geschenkt bekommen. Oh fein! Den wollte ich schon immer mal testen. Die Geschichte des dazugehörigen Tages ist dann auch schnell erzählt. Die Dame des Hauses hing des Öfteren an meinem Hals, schnupperte und lies sich ein ums andere Mal zu einem begeisterten Kommentar hinreißen. Nun ja, es gibt schlimmeres.

Diese Euphorie wollte und will sich allerdings nicht so recht auf den Träger übertragen. Dem Duft kann man zweifelsohne eine gewisse Eleganz attestieren - er ist kein Krawallbruder, er kratzt nicht, er klebt nicht, er ist nicht synthetisch - aber in der Entwicklung ist er mir insgesamt zu einseitig lieblich, ohne dass ein ausgleichender Gegenpart bereitgestellt wird. Von den angegebenen Kopfnoten bekomme ich außer der Vanille nur homöopathische Dosen zu riechen, der Duft krallt sich schon nach kürzester Zeit an die Basis, wobei das Zimt-Himbeer-Gemisch eine außerordentliche Ausdauer beweist. Irgendwo sprießen auch noch ein paar Veilchen. Würzige Aromen schlagen sich dagegen leider nicht zu meiner Nase durch.

Im Gegensatz zu einigen anderen mag ich den bei warmem Wetter nicht gern aufsprühen, schon gar nicht im Büro, denn dann fängt er mich ob der schon erwähnten Zimthimbeere an zu nerven. Das geht bis zu leichten Kopfschmerzen. In solchen Situationen verkehrt sich dann auch die gute Haltbarkeit (bis zu 10h) ins Negative. Da mein Umfeld, sowohl daheim als auch auf Arbeit, den Duft allerdings sehr positiv wahrnimmt, trage ich ihn von Zeit zu Zeit. Sollten wir jetzt doch noch einen Hauch von Sommer bekommen, wandert er allerdings erstmal in eine hintere Ecke und wird erst im Herbst wieder rausgeholt.

Oh je, was für eine Enttäuschung! War die Erwartungshaltung wie bei meinem Vorredner einfach zu hoch? Nein, daran allein liegt es nicht. Ich zähle mich nicht unbedingt zur jungen süß&fruchtig-Generation, aber wo dieses Wässerchen elegant und dezent frisch sein soll, erschließt sich mir leider auch am zweiten „Versuchstag“ nicht. Einfach eine unbefriedigende Interaktion mit meiner Haut? Bis auf einen alkoholisch-metallisch stechenden Grundton bleibt nämlich nichts mehr übrig, wenn die deutlich zitrigen Kopfnoten spätestens nach 15 Minuten verflogen sind. Erinnert mich in der Basis an eines dieser aggressiven Billig-Aftershaves, von denen die Haut nach dem Auftragen lichterloh brennt. Wo ist der Wassefall? Wo die sommerliche Frische, die so oft erwähnt wird?

Für mich ein gutes Beispiel dafür, dass man sich als „Unbedarfter“ nicht blind auf die Bewertungen (egal woher) verlassen, sondern die Düfte immer selbst probieren sollte. Dies ist das erste und letzte EdT, was ich mir nur aufgrund der Bewertungen und dem von den Usermeinungen generierten Duftprofil erstanden habe. Bitte nicht falsch verstehen, da dies in allererster Linie als Kritik an mir selbst zu verstehen ist. Dieses Portal ist fantastisch um sich Anregungen zu holen, aber die Wirkung von Düften ist nun mal bei jedem verschieden. Und dieser geht bei mir gar nicht.