Sana2014

Sana2014

Rezensionen
Sana2014 vor 9 Jahren 21 5
7.5
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Dieser Duft zwingt dich in die Knie!
"Ein Duft zum Niederknien!" habe ich mir notiert, als ich letztes Jahr ein kleines Pröbchen von "Supreme Bouquet" geschenkt bekommen habe - und genau das dachte ich auch gestern, als ich in einer Parfümerie erneut über dieses Parfum stolperte: Cremig und blumig kommt es daher, aber vor allem SÜSS auf eine Art und Weise, die jeden Widerspruch verbietet! Entweder der überraschte Tester macht seinen (Geruchs)Schnabel direkt auf, um die olfaktorische Muttermilch in großen Zügen einzusaugen - oder er dreht angewidert das Köpfchen weg, weil ihm das einfach zu viel Mutter auf einmal ist... "Supreme Bouquet" ist überwältigend intensiv und nimmt mich sofort in seine übergroßen Arme. Seliges Grinsen breitet sich aus.

Für mich beherrschend sind die süßen Blumennoten in diesem Duft, jedoch das allein wäre nichts wirklich Außergewöhnliches: Tuberose, Ylang Ylang und Jasmin finden sich vielen Blumenparfums, wo sie allein oder in Kombination ihre Superkräfte austoben. Aber in "Supreme Bouquet" tritt eine Duftnote zu dieser Allstars-Blumendivenbesetzung hinzu, die ich bislang nicht kannte und die mich fasziniert: Es muss das Amberholz sein. Gestern hätte ich in meiner Ignoranz noch Stein und Bein geschworen, dass es Oud sei, denn an dessen leicht medizinische Note fühlte ich mich erinnert. Ich bin kein Oud-Fan und deshalb wirklich froh, dass es in diesem Parfum (augenscheinlich) nicht enthalten ist. Amberholz aber ist ein neuer Spieler auf meiner Geruchsbühne und verdient eine genauere Betrachtung.

Wikipedia sei Dank weiß ich jetzt, dass Amberholz vom Amberbaum stammt, der vor allem auf dem nordamerikanischen Kontinent verbreitet sei; sein Holz habe einen würzigen Geruch und sei bei Kunsttischlern sehr beliebt, sein flüssiges Harz aber sei früher zur Herstellung von Kaugummi verwendet worden. Hm. Könnte es sein, dass diese letzte Komponente den (früh)kindlichen Appeal von "Supreme Bouquet" ausmacht? Diesen "Ach, egal wie alt ich bin, ich will zu Mama"- Effekt? Es wäre wirklich interessant, Amberholz einmal pur zu schnuppern, um zu verstehen, wie es in der Kombination mit anderen wirkt. In "Supreme Bouquet" scheint es dazu beizutragen, dass das Dufterlebnis sehr persönlich, ja, sehr animalisch wird; nicht umsonst sind in der Duftpyramide entsprechende Noten aufgeführt. Süß bedeutet deshalb in diesem Parfum NICHT zuckrig, sondern so natürlich lecker wie einige Babies am Kopf riechen. (Ich kann mich lebhaft an den deutlichen Schokoladenduft erinnern, den ich einmal am Kopf eines Kindes wahrgenommen habe - in sofern kann ich Parfümliebes vorhergehenden Kommentar sehr gut verstehen!)

Zurück zu "Supreme Bouquet": Das Parfum hat eine gewaltige Sillage und eine große Haltbarkeit, die auch eine ausgiebige Dusche noch übersteht. Im Verlauf der Duftentwicklung weichen alle cremigen Aspekte relativ rasch zurück und überlassen dem Würzig-Süßen den Raum. Fast wird mir das ein bisschen zu viel, wie gesagt, ich hatte schon das allgewaltige und omnipräsente Oud im Verdacht, meine Schnupperstelle am Handgelenk gekidnappt zu haben. Aber letztlich ist es nur FAST zu viel, und der Duft bleibt angenehm. Es wäre den Versuch wert, "Supreme Bouquet" auf ein Kleidungsstück aufzutragen um herauszufinden, ob dieser unvergleichliche "Schnabel-auf!"-Effekt sich dort länger hält. Glücklicherweise habe ich ja noch das Pröbchen vom letzten Jahr, denn ich muss bei aller Faszination sagen, dass mir ein Preis von beinahe €200,- dann doch zu viel für diese Süßorgie ist.

"Supreme Bouquet" hinterlässt mich etwas gespalten: Die erste Sekunde ist reine Ekstase, die erste Minute Seligkeit, die erste Stunde größte Freude - und was dann kommt, finde ich angenehm, aber würde ich mir nicht kaufen. Deshalb leider keine volle Punktzahl für "Supreme Bouquet". Wer sich jedoch gerne den Atem von einem Duft rauben lässt, dem empfehle ich, sich das Vergnügen zu machen und einmal tief am Sprühkopf zu schnuppern: Mehr braucht es nicht, um wieder selig lallend in der Wiege zu liegen!
5 Antworten
Sana2014 vor 9 Jahren 14 9
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Duft
Kunterbunte gute Laune
Es gibt ja sehr viele Gründe, ein Parfum zu mögen. Der einzige, der mir bei "We love NY - Vamp à NY" einfällt, ist auch gleichzeitig der schlagendste: Dieser Duft macht Spaß!!! Er ist nicht tiefgreifend oder hochtrabend, nicht sehr elegant und wahrscheinlich kaum sexy. Aber ich muss grinsen, sobald ich ihn rieche!
Mich erinnert "We love NY - Vamp à NY" ausschließlich an die leckeren knallbunten Kaugummikugeln, die man früher an Automaten "drehen" konnte. Als ich noch klein war und kaum die Nase auf Kugelhöhe bekam, haben meine Brüder das für mich erledigt, während ich versuchte Anweisungen zu geben, welche Farbe ich gerne hätte. Das Glück, wenn das kleine Ding dann endlich auf dem Händchen lag! Als ich größer war, konnte man diese Kugeln auch in Packungen kaufen, die trug man mit sich herum wie die Erwachsenen Bargeld, um damit bei anderen Kindern zu tauschen. Am Ende wanderten die klebrigen Dinger aber immer in die Münder, dafür waren sie einfach zu verlockend!
"We love NY - Vamp à NY" riecht vor allem SÜSS, ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Rum in Kombination mit Tuberose und Vanille eine solche Wirkung erzielen kann. Gleichzeitig hat der Duft aber auch eine "gefährliche Kante", so wie diese Kaugummikugeln bzw. ihre bunte Glasur, die wie Brausepulver auch ein bisschen sauer und prickelig war. Aaaaaah! Mmmmmm...... ;o)
Für mich ist "We love NY - Vamp à NY" die schönste Erinnerung an frühe Tage, an Zeiten, in denen kleine Dinge mich vollständig glücklich machen konnten. Und an viele, viele Sommertage, an denen ich nichts anderes getan habe, als zu kichern und die Nase (neu)gierig in den Wind zu halten. Dass ich ausgerechnet dieses Parfum zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen habe, ist wie ein Wink des Lebens, mich noch mehr auf das kleine Glück zu besinnen und alles andere in Grund und Boden zu lachen!
9 Antworten
Sana2014 vor 10 Jahren 12 4
5
Sillage
7
Duft
Süße Iris mit Veilchen-Teint
"Velvet Orris / Violet / White Pepper" von dem griechischen Naturkosmetik-Hersteller Korres ist vor allem ein leichter und pudriger Duft, der zwar süße Frucht- und Blumennoten enthält, diese aber gekonnt im Zaum hält. Natürlich ist es die Iriswurzel (auf Englisch "orris root"), die hier deutlich das Regiment führt, ohne allerdings zu trocken zu sein. Bergamotte und Pfeffer nehme ich nur nach dem ersten Aufsprühen wahr, alle anderen Duftnoten verbinden sich zu einem Ganzen und sind selbst auf dem Teststreifen zum größten Teil nur zu erahnen.

Am interessantesten an diesem Duft finde ich, dass tatsächlich so etwas wie ein Veilchen-"Fingerabdruck" entsteht, ohne dass irgendwelche Bestandteile dieser Pflanze in der Rezeptur enthalten wären. Wer sich nicht von der ersten Süße abschrecken lässt, entdeckt nach einer Weile auf seiner Haut einen frischen und gleichzeitig vornehmen Duft, der sich niemandem aufdrängt; eine besonders ausgeprägte Sillage entwickelt sich hier also nicht, dafür riecht man aber auf eine raffinierte Art sauber und gepflegt. Dies ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass die Firma Korres vor allem mit hochwertigen Hautpflegeprodukten punktet.

"Velvet Orris" ist letztlich kein sehr komplexer Duft, aber für ein Parfum dieses Preissegments ist er qualitativ durchaus überzeugend. Aufgrund des pudrig-süßen Gesamteindrucks würde ich vermuten, dass dies kein Duftwasser für die Herren ist und dass die Damen, die ein klares Duft-Statement mit deutlicher Ansage bevorzugen, hier nicht fündig werden. Wer allerdings zarte und eher romantische Parfums mag und kein Vermögen ausgeben möchte, ist mit dieser Kreation von Korres durchaus gut bedient.
4 Antworten
Sana2014 vor 10 Jahren 24 10
9
Duft
Ein Akkord von Holz und Sonne
Als ich Pentachord White zum ersten Mal gerochen habe, fühlte ich mich in Bruchteilen von Sekunden in meine früheste Kindheit zurückversetzt, denn dieses Parfüm verbindet den Geruch von frisch gesägtem Tropenholz mit dem Duft von ganz feinem, herb-süßem Pfeifentabak. Das ist wohl meine erste Erinnerung an meinen Vater, der Tischler war und Pfeifenraucher. Lustiger Weise wird mir das jetzt erst klar, indem ich Pentachord White rieche.
Gerüche sind in vielerlei Hinsicht wie Töne, denn sie sind flüchtiger Natur und setzen sich in Schwingungen fort; selten ist mir das so deutlich geworden wie bei diesem Duft. Andy Tauer schlägt mit seinem Parfüm einen musikalischen Akkord an, der den Eindruck heraufbeschwört, dass jemand die Basssaite eines Cellos streicht und dieser Ton sich unendlich fortsetzt. Wem dieser Klang nicht liegt, der wird Schwierigkeiten mit Pentachord White haben. Wer jedoch auf derselben Wellenlänge schwingt, fühlt sich sanft in die Arme genommen und geborgen.
Ich bin leider keine Musikerin und kann deshalb hier keine spezifische Tonart benennen, aber wenn ich raten müsste, würde ich vermuten, dass es einer von diesen Durklängen ist, die beinahe wie Moll-Akkorde klingen. Der "Ton" von Pentachord White durchmisst den Raum wie ein Sonnenstrahl, der durch die Scheiben eines Dachbodenfensters dringt und um den die Staubpartikel von Jahrzehnten summend und sirrend kreisen wie aufgeregte Elektronen um ihren Kern.
Die Musiker, Physiker und Chemiker unter euch mögen mir meine Assoziationen verzeihen; ich bin auf allen diesen Gebieten Laie. Was ich aber mit größter Sicherheit sagen kann - da ich durch meinen Vater mit vielerlei Holzarten in Kontakt gekommen bin - ist, dass Pentachord White die Süße und Trockenheit und Wärme von tropischen Hölzern nahezu perfekt in Szene setzt. Alternativ kann man sich auch den teuersten und edelsten Pfeifentabak vorstellen; vor Jahren habe ich einmal eine Spezialmischung für einen befreundeten Raucher besorgt, und obwohl ich passionierte Nichtraucherin bin, wandelte ich wie beseelt mit diesem Päckchen Privatglück durch die Gegend und wollte mich gar nicht davon trennen.
Ich denke, ich würde Pentachord White nicht unbedingt als Alltagsparfüm bezeichnen, eher als besonderen Duft für besondere Anlässe oder ein Musikstück, dass man nicht nebenher konsumiert, sondern in aller Muße und Konzentration auskostet. Dieses Parfüm mag die Gemeinde der Riechenden in zwei Lager spalten und vielleicht auch viele nicht ansprechen, aber eines ist es mit Sicherheit nicht: Mittelmaß. Stattdessen folgt es den Spuren seiner antiken Vorgänger, die als Rauch den Göttern dargebracht wurden und so den Dialog mit den Himmlischen und ihren Gestirnen ermöglichten: Es ist eine reine, strahlend helle Opfergabe an den majestätischen Klang der Sonne.
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