Scheeheratze

.. ansonsten finde ich keine rose, nur röslich gefärbtes zuckerwasser. fast hätte ich den duft blind gekauft, zum glück war ich grad pleite und so gelang es mir, ihn gestern erst mal zu testen. nicht mein ding, zu süss, zu wenig rose, keine tiefe, nichtssagend, einer von vielen. ich hatte mir mal auf la palma einen rosenduft gekauft, keine designer-marke, sondern einfach nur ein rosenduft, kostete ein paar euronen - damals noch die gute DM . und dieses wasser war und ist um einiges besser, duftet um einige mehr nach rose, als der teure designer. sorry an alle d&g-fans.

... Ich bin schön.
wunderschön.
Ich bin anmutige Schönheit.
Wohlwissend, dass nur wenige neben mir bestehen;
doch ich bin erlöst vom Wettstreit, vom besser-sein-wollen.
Neid, Eifersucht, Ich-Sucht, jegliche Sucht an sich ist mir fremd.
Ich bin einfach schön,
werde darum geliebt.

Diese Worte von Jürgen Trott-Tscheppe passen zu diesem Duft. Mich erinnert er an eine Studienreise zum Demeter Rosenprojekt in der Türkei. Noch vor Sonnenaufgang mit dem Muezin aufstehen und aufs Feld und Rosenblüten zupfen, dann zur Destille und lange auf das Ergebnis warten und endlich war es da, das teure Rosenöl.
Rein, 100%, kostbar und köstlich. Ein warmer, sinnlicher, herb-süsser , ein wenig krautiger Duft. Nicht so wie diese pappigen Synthetikbomben einem einen Rosenduft weismachen wollen.
Die Caron Rose erinnert an die echte Rose. Zu der Rose gesellt sich noch die Rosengeranie, die dem ganzen mehr Süsse und Power verleiht. Die Iris pudert ein wenig die Rosen ab und gibt schwere, süsse Tiefe, gerade noch so, dass es nicht unangenehm wird. Und als Rafinesse, das Tüpfelchen auf dem I, schwebt ein minzblatt, das eine herrliche Frische gibt.
Der duft verleiht irgendwie königliche Würde.

der Wäscheschrank meiner Mutter war voller Nelkenseifen von Roger und Gallet, ein phantastischer Duft strömte einem entgegen und jedesmal, wenn ich ein Handtuch aus dem Schrank fischte, fiel mir eine von diesen Seifen auf den Kopf und ich drohte, sie in Wasser aufzulösen. Im Garten blühten Nelken, die ich zwar sah, aber für derartiges damals keinen Sinn hatte.
Als ich später ein paar dieser Nelken in meinem Garten pflanzte, frassen die Schnecken über Nacht alles kahl und ich vergass das Thema Nelken.
Und nun nach vielen Jahren stöbere ich in Parfumo herum und entdecke Bellodgia, die längst vergessene Nelke und nenne nun eine Flasche EDP mein Eigen.
Und wenn ich nun den goldenen runden Verschluss abnehme, ist es als käme der Geist aus der Flasche, der lächelt und mich zurückführt in eine längst vergangene Zeit. Den Duft einatmen, die Augen schliessen und mir kommt vor, als würde mich diese unvergessene Frau umarmen. Und millionen Nelken spielen dazu ihr unvergleichliches Lied, bitter-herb-süss, einmalig und unvergessen. Und der name Bellodgia ist wie ein hingehauchter Kuss von Mutti.