Schule

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26 - 28 von 28
Schule vor 8 Jahren 11 4
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Trotzkopp im Orbit
Ich erinnere mich noch gut an die Streifzüge von mir und meinen Kumpels durch die kleineren Parfümerien Berlins Mitte der 90er. Auf der Suche nach einem Schnäppchen zogen wir los, als preisbewusste Schüler mit begrenztem Budget bettelten wir die Ladies in den Parfümerien nach „Pröbchen“ an und scannten die Grabbelkisten nach unerhörten Deals.

Komische Blüten trug das zuweilen, vor allem, wenn man im Kaufrausch nicht mit leeren Händen gehen wollte, oder sich mit einem kleinen Kauf weitere „Pröbchen“ dazuverdienen wollte.

Schmerzgrenze 20, 30 Mark - die großen Flakons kamen nicht infrage, schließlich wollte man ja Vielfalt. „Nische“ spielte geldbedingt keine Rolle - dann lieber statt 100 Mark für was Solides in groß mehrere kleine Sachen zum Taschengeldkurs, selbst wenn es halbgar war und nicht hundertprozentig der eigene Geschmack. Oder doch lieber ne ganz bestimmte CD? Oder eher was ähnliches vom Kumpel auf Tape überspielen lassen und dann lieber doch noch einen kleinen Flakon mitnehmen…

Und da grinste mich dieses merkwürdige Gebilde an, Reisegröße, 25 ml, mit diesem dämlich türkisem, rauem Hartplastik überzogen, im Format einer schmalen Zigarettenpackung. Passt da ne Flachbatterie rein und es ist eigentlich ne Taschenlampe? Voll die futuristische Schrift. Sieht das billig aus oder doch cool? Ganz schön komisch. Mal sprühen… Hä, was ist das denn? Da zieht sich ja alles zusammen. Naja, erstmal mitnehmen, hat noch keiner von den Jungs, vielleicht gewöhnt man sich ja dran…

Tut man aber nicht. Trussardi Action Uomo bleibt strange. Was hat sich der Macher dabei bloß gedacht, das habe ich mich immer wieder gefragt.

Der Duft ist erstmal etwas grell-frisch. Minze in nem Parfum? Naja, Origins Mint Wash hatte ich auch schon aus dubiosen Gründen erworben.

Minze ist doch okay, da tut man noch was zitrisches dazu, dann passt das schon. Aber nö - "olle Trussardi" packt da einfach was pudriges, seifiges dazu, dazu eine synthetisch wirkende unbelebte, kühle grüne Note, wahrscheinlich aus lauter natürlichen Zutaten, das muss man erst mal schaffen.

„Ich will grünen Weltraum“, sagt der eine Parfumeur. „Ich will Puder“, sagt der andere. „Es gibt nur einen Duft,“ sagt der Chef, „aber ich bin ja nicht so - kippt den Quatsch einfach mal zusammen. 1. April - das lassen wir jetzt so, geben das in die Produktion und ziehen alle noch ne Line. Soll sich doch unser Marketing die Zähne dran ausbeißen, hehe…“

20 Jahre später immer noch das gleiche Gefühl, zwischen Anziehung und dem Gefühl, einen Fremdkörper auf sich zu tragen.

Jetzt kann ich das einfach genießen. Ohne die blöden Fragen. Die Fragezeichen haben bei dem Geruch eh die anderen…

P.S. Nach einem heutigen Test von Cerruti Image Uomo ist mir doch noch eine ziemliche Ähnlichkeit zu Action Uomo aufgefallen, so dass ich nochmal beide gegeneinander getestet habe. Der "grüne Kern", etwas hohl und stumpf, aber auch interessant andersartig wirkend, ist bei beiden Düften sehr ähnlich, doch wird er beim Action deutlich kräftiger/stoischer vorgetragen, beim Image hingegen eher jugendlich, zeitgenössisch, und spielerisch-fruchtig verpackt. So als wäre der Action Uomo der strenge, leicht kauzige Vater, und der Image der etwas leichtfüßigere, legere, gefälligere Sohn, der die Familienähnlichkeit jedoch nicht verbergen kann.
4 Antworten
Schule vor 8 Jahren 3 7
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
7.5
Duft
Ein frisches, helles Räucherstäbchen…
Nachdem dieser Duft vielfach gelobt worden ist, vor allem wegen der Nähe zum bekannten Vorbild , habe ich mich spontan zu einem Blindkauf entschieden. Zu den aktuellen Preisen eine überschaubare Investition.

Die Darbietung ist erst einmal recht hochwertig - eine aufwendig erscheinende Umverpackung mit einer Schiebschachtel, die eine gewisse Klasse verspricht.

Der Flakon ist sehr schwer und massiv, insgesamt hochwertig, auch was Deckel und Sprühkopf betrifft. Die Gestaltung selbst empfinde ich ein wenig zwiespältig. Der Farbverlauf mit der aufgesprühten weißen Farbe wirkt auf mich ein wenig billig. Normales unlackiertes Glas hätte es meiner Meinung nach auch getan. Der Namenszug soll mit seiner Metalleinprägung wahrscheinlich hochwertig und aufwendig wirken, macht auf mich mit der senkrechten Schrift und der uninspirierten Schrifttypenauswahl einen etwas „gewollten“ Eindruck. Da hätte man sich gestalterisch mit etwas mehr Mühe einen größeren Gefallen getan.
Eine interessantere, feinere Schrift und der Verzicht auf den Farbverlauf hätten dem sonst sehr schweren und soliden Flakon mit überzeugender Kappe und Sprüheinheit sehr gut getan, aber das mag Geschmacksache sein.

Der Duft selbst steht für sich. Man kennt ihn, weil man ihn schonmal irgendwo aufgeschnappt hat, er wirkt anders, neu, frisch - und hieraus ergibt sich sicher auch die Beliebtheit.

Anders als die meisten Kommentatoren kann ich dieses fruchtige, oder die besondere Tiefe nicht wirklich nachvollziehen. Ananas - vielleicht, in Ermangelung eines anderen Vergleichs. Leicht stechend und vordergründig rauchig, da gehe ich schon eher mit. Ein frisches, helles Räucherstäbchen…

Der Duft sticht für mich eher durch seine Durchdringungsfähigkeit, seine präsente Frische und seine Markanz heraus.

Auf mich wirkt er überhaupt nicht natürlich oder fein abgestimmt - sondern strahlt für mich eher etwas synthetisch-unterkühltes aus, wobei hier die üblichen Pfade verlassen werden. Er wirkt wie ein neues Konzept, das man deshalb als besonders erkennt und ihm dann Filigranität und großes Know-How unterstellt. Das Besondere ist eher eine Art Bestimmtheit. Das Bekenntnis, Frische und Durchsetzungsfähigkeit anders erreichen zu wollen, als andere Kompositionen.

Wie aus einem Labor, das vom Rest der Welt ein wenig abgeschnitten, zum Thema Frische und Durchsetzungsfähigkeit in Unkenntnis der üblichen Pfade eine eigene Lösung mit der stechenden leicht rauchigen Note gefunden hat.

Der Duft ist diesbezüglich gut gemacht und eigenständig, dass er sich dabei besonders teuer oder aufwändig anlässt, kann ich da erstmal nicht hineininterpretieren. Wenn es der Glückstreffer eines Branchennewbies der Drogeriebranche wäre, bei dem man - warum auch immer - vieles richtig gemacht hat, es hätte mich auch nicht gewundert.

Virtuosität - vielleicht - dann, wenn man es nur am resultierenden Effekt misst, nicht weil die Bestandteile erlesen wirken, oder die Komposition die Meisterschaft des Machers verrät. Wenn man das nicht trennen kann, mag das dann zu Lobeshymnen führen.

Er weckt auf, pusht das Ego, ist präsent. Das tut gut, aber so ganz kann ich mich darin nicht wiederkennen.

Ich finde die Sillage sehr kräftig, auch auf Papier hängt der Geruch sehr lange im Raum. Zwei Sprüher sind sicher ausreichend für die meisten Anlässe.

Ich muss ihn mal durch die Gegend tragen und mal schauen, was passiert. Werde ich mir dann selbst als Poser vorkommen, wie jemand, der auf den Zug aufspringen und den Pantydropper-Gerüchten nachgehen will?

Vielleicht zu viel reininterpretiert, aber es drückt doch nur aus, dass der Reflex „Den trage ich heute!“ für mich trotz der unbestreitbaren Qualitäten irgendwie unterdrückt ist.

Wenn das Vorbild, das ich bisher nicht kenne, nicht deutlich feiner und mehrdimensionaler gearbeitet ist, vor allem was die Fruchtnoten betrifft, dann werden mir einige Kommentare zu diesem für immer ein echtes Rätsel bleiben…

Trotz allem - ein durchsetzungsfähiger Duft, mit eigenem Charakter, aufrüttelnd, mit tollem Preis-Leistungsverhältnis, den man auf jeden Fall auch für einen Blindkauf empfehlen kann.
7 Antworten
Schule vor 8 Jahren 3 2
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Flakon
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Sillage
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Haltbarkeit
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Duft
Terpentin mit Curry
Nach einem neuen Einstieg will ich mich hier mal an einem ersten Kommentar versuchen, da dieser Duft bisher noch nicht weiter beschrieben wurde.
Ich bitte um etwas Nachsicht bei meinem ersten vielleicht etwas tapsigen Kommentar.

Den Duft habe ich vor einiger Zeit erstanden als ein Store aufgelöst wurde und die Tester verramscht wurden.

Zum Flacon gibt es nicht sehr viel zu sagen - das Design ist relativ geradlinig, aber auch irgendwie nichtssagend. Die Hälfte des Flakons wurde mit mattiertem Glas gestaltet, die andere Hälfte unbehandelt belassen.
Ich persönlich finde, dass die Gestaltung eher zu einem geradlinigen, klareren Duft passen würde, als zu einem würzig-holzigen. Für mich strahlt der Flacon eher Coolness als Freiheit aus, aber gut...

Die bisher mäßigen Bewertungen kann ich auch nachvollziehen, da sicher einige den Duft als kratzig und synthetisch empfinden werden. Dennoch weist er einige Besonderheiten auf, die für mich einen Kommentar rechtfertigen.

Nach einem etwas frischen, zitrischen Auftakt entwickelt sich der Duft für meine Begriffe relativ linear und behält seinen Charakter dann lange Zeit bei. Nach kurzer zitrischer Komponente übernehmen rasch schärfere, würzige Noten, die ich Ingwer und Zeder zuschreibe.
Zwischenzeitlich gibt es eine kurze "bläulich" wirkende Eskapade, die kurz an einen Durchschnittsaquatiker erinnert, die sich aber Gott sei Dank schnell wieder verabschiedet.

Die schon genannte Schärfe würde ich als terpentinartig bezeichnen. Dabei gibt es aber auch eine würzigere Komponente, die ich am ehesten mit einer Currynote vergleichen würde.
Nachvollziehbar ist es, dass diese Komposition etwas grobschlächtig und wenig filigran anmutet und etwas kratzig wirken mag. Der Duft weckt bei mir jedoch Jugenderinnerungen an einen aufgeheizten, mit harzenden frischem Nadelholz getäfelten Dachboden, in dem eine Staffelei und eine Palette mit Ölfarben steht. Irgendwo an der Wand hängt ein Kranz aus Immortellen...

Durch die terpentinartige Note bleibt alles etwas technisch unterkühlt und wenig feinsinnig. Schön und interessant finde ich dennoch, dass auf eine moschusartige schwülstige ("kuschelige") Abrundung der holzigen Noten verzichtet worden ist, wie es bei vielen anderen Düften umgesetzt wird, so dass der harzig-würzige, deutlich stechende Charakter bleibt.

Diese Idee finde ich prinzipiell gelungen. Handwerklich kann man es sicherlich feiner umsetzen.

Was bleibt ist ein für mich durchaus tragbarer Duft, der sich durch die Kombination von Schärfe und Würze von anderen holzig-würzigen Kompositionen absetzen kann.
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