ScytheraFae

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Rezensionen
ScytheraFae vor 2 Jahren 5 1
Wie ein alter Freund...
So vertraut und doch jedes Mal neu. 2012 habe ich dich als Probe in die Hände bekommen und seitdem kreuzen sich unsere Wege. Früher täglich, beim Zivi und in der Uni, heute eher selten, aber wenn dann ist es genau wie früher. Frisch, clean, edel, aber ein bisschen verspielt. Du machst alles mit. Die wilden Partynächte, die Vorstellungsgespräche und auch die tägliche Arbeit und den Abend vor dem Fernseher. Mit dir wirds nie langweilig. Ich freue mich auf die nächsten Jahre mit dir, alter Freund!
1 Antwort
ScytheraFae vor 2 Jahren 10 1
Der Weg in den Kaninchenbau
Spoiler: Die folgende Geschichte wird dem ein oder anderen vielleicht bekannt vorkommen.
Es ist der Spätsommer 2021 in Norddeutschland. Corona. Viel passiert gerade nicht. Die Tristesse des Homeoffice verführt dazu wahllos jedes Video auf YouTube anzuschauen.

Doch dann zerstört eine kleine rot-weiße Karte meine schon fast liebgewonnene Eintönigkeit. Eine Freundin und Kollegin wird heiraten und lädt mich zu dieser Festivität ein. "Endlich mal was los" denke ich und bald schon stelle ich mir die üblichen Fragen "Was schenkt man und was ziehe ich an" Beide Fragen wurden recht rasch geklärt, doch bei der Wahl der Garderobe störte mich ein Detail. -Der Duft.

Nie zuvor hatte ich mir groß darüber Gedanken gemacht. Zwar habe ich im Laufe der Jahre immer mal wieder verschiedene Düfte ausprobiert, aber war immer der Ansicht, dass einer völlig ausreicht. Mein über viele Jahre treuer Begleiter „Allure Homme Sport Eau Extreme“ von Chanel hatte leider vor kurzem seinen letzten Sprüher abgegeben, sodass ich nun also auf der Suche nach einem Nachfolger war.

Ich stöberte also auf einigen Internetseiten und schaute mir "die Besten Düfte 2021", "die größten Komplimentendüfte" und dergleichen mehr an. Die meisten Düfte kannte ich, oder hatte zumindest schon mal von den Designern gehört und immer wieder tauchte der Name "Aventus" auf. Irgendwie fasziniert von diesem scheinbar magischen Elixier begab ich mich weiter in den Kaninchenbau. Auf Youtube wurde ich im altbekannte, exzentrischen Ex-Boybandmitglied unserer Herzen fündig und war erstaunt wie euphorisch man über Parfum sein kann. In einem Video sprach Jeremy über den Duft „Club de Nuit intense“ und dass er eine preiswerte Alternative sei. Da mein Verständnis, sowie mein Geldbeutel sich weigerten so viel Geld für einen Duft auszugeben wurde also besagte Alternative angeschafft und ich war zufrieden, aber nicht wirklich begeistert. Dennoch war mein Interesse geweckt und die Reise ging weiter.

Nach vielen Stunden Videorecherche stellte ich fest, dass immer wieder diese schicken bunten Flakons mit den Pferden drauf angepriesen wurden. Immer verbunden mit dem Begriff "Nische". Eines Tages als ich in der Innenstadt war kam ich an einer Parfümerie vorbei, die mir trotz des imposanten Baues und der langen Firmengeschichte nie so bewusst aufgefallen war. Als ich den Laden betrat erblickte ich sie. Die bunten Pferde. Ich fragte die junge Verkäuferin ob ich die mal Probe riechen könne. Sie zeigte mir zuerst den Carlisle der mich wirklich auf einer anderen Ebene überwältigt hat. Gefolgt vom Percival und Sedley. Völlig benommen frage mich die nette Verkäuferin ob ich noch einen Duft probieren wollte. Ich fragte Sie ob sie noch eine Empfehlung für mich hätte.
Nach kurzem zögern griff sie hinter sich. Das oberste Regal, der Flakon in der Mitte. „Das ist Cuirs – von Carner Barcelona“ sagte sie, sprühte die durchsichtige Flüssigkeit auf den Teststreifen und gab ihn mir. Mein erster Eindruck war im Vergleich zu den recht süßen PdM-Düften eher negativ. „Der riecht ja nur nach Rum“ dachte ich bei mir und hatte den Duft schon in Ablage P einsortiert.
Doch dann tat sich ein neuer Gang im Kaninchenbau der Düfte auf. „Was riecht denn hier nach Lagerfeuer?“ Ungläubig, dass ein Parfum so riechen konnte, oder vielmehr sollte verließ ich den Laden. Im Gepäck meine 4 Teststreifen. Ich lief noch lange ziellos durch die Stadt und alle paar Minuten holte ich einen anderen Teststreifen aus der Tasche um daran zu riechen. Ich stellte fest, dass ich bei dem Teststreifen des „Cuirs“ jedes Mal einen anderen Duft in der Hand und Nase zu haben schien. „Wie ist das möglich?“ Mal ein Piratenschiff und Rum, danach ein Lagerfeuer, ein bisschen wie ich den Geruch in der Kirche beim Konfirmandenunterricht in Erinnerung habe. Selbst Stunden später konnte ich immer noch neue Nuancen erkennen.
Seit diesem Tag ist meine Leidenschaft für Parfum geweckt und ich verbringe jeden Tag viel Zeit mit diesem schönen Hobby und alle Düfte dieses Tages haben es (zumindest als Abfüllung) in mein Regal geschafft.
Auch wenn ich mittlerweile viele andere, noch viel außergewöhnlichere Düfte getestet habe, und der „Cuirs“ von Carner Barcelona auf meiner Haut leider nicht dieselbe Projektion und Vielfältigkeit wie auf einem Teststreifen entwickelt, so wird er für mich immer einen Platz im Herzen haben, da er mir das Tor in die Duftwelt ganz weit aufgestoßen hat.
Für alle die meine „Memoiren“ komplett gelesen haben – vielen Dank. Danke auch an den netten Parfumo der mir den Duft verkauft hat und die junge Verkäuferin aus der Parfümerie.
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