Sequoia

Schwiegerpapa: "Sohn, organisierst du für Weihnachten Mamas Parfum? Du weißt schon, das Coco."

Mann stimmte zu und schaute bei der nächsten Gelegenheit in der Parfumerie des Vertrauens vorbei. Er stellte fest, dass dort viele nahezu identisch aussehende elegante Flacons mit dem Aufdruck "Coco" standen und war trotz Dufttest verwirrt. Er ging ohne nach Hause und fragte Schwiegerpapa in einem unbeobachteten Augenblick nach der Farbe der Flasche. Die Antwort war "Schwarz".

Mann bestellte im Internet und berichtete Frau strahlend, dass er das schwarze Parfum für Schwiegermama schon organisiert hat. Frau schlug die Hände über dem Kopf zusammen, ging zum Spiegelschrank und holte eine Flasche "Coco Noir" heraus. Die Duftprobe bewies, dass es definitiv nicht Schwiegermamas Parfum war und Mann wartete ratlos auf die Lieferung...

...Glück gehabt, das richtige Parfum wird unterm Tannenbaum liegen.

Eine Geschichte, wie sie vielleicht in vielen Haushalten in diesem Herbst passiert sein könnte. Eine Geschichte über ein Parfum, dass heißt wie ein Klassiker und dennoch anders ist. (Gott sei Dank!) Eine Geschichte über Familienähnlichkeiten und die entscheidenden Unterschiede.

Ich weiß nicht, wie die ältere Schwester dieses Duftes an mir wirken würde. Obwohl es immer im Haus ist, habe ich es nie getestet. Aber meine Einbildung sagt, dass "Noir" tatsächlich herber ist und einen anderen Charakter besitzt. Für mich ist es ein gelungener und eleganter Herbst-/Winterduft. Sehr feminin, aber eher dunkler Samt als rosa Seide.

Es ist ein schwerer Duft. Doch er duftet weder nach Kopfschmerzen, noch verfolgt er mich tagelang.

Achja: Schwiegermama mag ihn nicht.

Vor einigen Jahren habe ich dieses Parfum im Riesenflacon geschenkt bekommen. Es war Sommer. Glow passte zu meiner Laune und wurde mein Begleiter tags und nachts.

Einen halben Flacon und einige Monate später geriet es in Vergessenheit. Vielleicht lag es daran, dass ich mich zu sehr an den Duft gewöhnt hatte. Andere Parfums waren jedenfalls auf einmal viel spannender und interessanter und passten besser zu mir.

Ein paar Jahre lang stand Glow in der hinteren Reihe meines Spiegelschrankes. Bei einer allgemeinen Aufräumaktion drohte schon der Mülleimer... doch zumindest musste ich probieren, ob der Rest noch in Ordnung war. Seitdem mag ich es wieder.

Der Name ist Programm: Glow strahlt vor Sauberkeit. Es riecht wie gute Seife. Es wirkt weich und warm, jedoch nicht überladen. Wie nach einer warmen Dusche an einem sonnigen Morgen.

Das einzige, was Glow davon abhält, wieder zu meinen Lieblingsdüften zu gehören ist, dass ich inzwischen gern Parfums mit mehr Ecken und Kanten mag. Glow ist nach meinem heutigen Geschmack ein bißchen zu rund, zu gefällig. Aber es ist das beste Promi-Parfum, dass ich kenne.

An einem der heißeren Frühlingstage wanderte ich durch die Stadt, genoss die Sonne und bekam die Eingebung: "Mensch, du könntest doch mal nach einem Sommerduft schauen." Ich dachte an Jil Sander's Sun oder Sport, aber der recht bunte Karton von Summer Splash erregte meine Aufmerksamkeit und ich testete.

Mir fiel sofort positiv auf, dass es kein aquatisches Wässerchen war, sondern einen schönen warmen, sonnig-zitronigen Eindruck hinterließ. Auch die Abwesenheit süßer Noten entsprach durchaus meinem Geschmack und etwas dezent blumiges schien durch. Soviel zu Kopf- und Herznote...

Es hätte mich gleich vorsichtig werden lassen müssen, dass Summer Splash nur in der Riesenflasche zum recht vernünftigen Preis erhältlich war. Im Alltagstest stellte sich heraus, dass der Duft nach kurzer Zeit an Sonnencreme erinnerte. Irgendwie synthetisch und eher an Drogerie als an Parfumerie. Er war auf der Haut kaum wahrnehmbar und verschwand ziemlich schnell. Um sich ganztägig frisch zu fühlen hätte ich regelmäßig nachlegen müssen, aber für die Handtasche war mir der Riesenflacon einfach zu unhandlich.

Ich gehe mal davon aus, dass der Hersteller bei diesem Duft eher an ein Körperspray dachte, dass einem gelegentlich bei hochsommerlichen Temperaturen Verdunstungskühle verschafft. Deswegen - und wegen dem recht netten Auftakt - bleibt's bei 50%.

Diese Frage stelle ich mir jedes Mal, wenn ich den angestaubten Flacon aus dem Badezimmerschrank hole - nur zum Aufräumen oder Staub putzen versteht sich. Bunte Flacons sprechen mich zwar auch heute noch an, aber dieses pink-bunte Ding ist für mich eher untypisch.

Gut, meine Vorliebe für natürlich aromatisierte Lebensmittel hat sich erst später entwickelt. Doch ich schmier mir auch keinen Erdbeerjoghurt ins Gesicht. Zumindest nicht freiwillig...

Es ist mir ein Rätsel. Jedenfalls ist das Parfum noch nicht umgekippt (vorsichtig an Handtuch getestet). Und solange es das nicht tut, bleibt es wo es ist. Schließlich lauert hier schon ein kleines Mädchen auf all das, was es aus meinem Kosmetikschrank abgreifen kann. Und besser als "Prinzessin Lillifee" Badeschaum riecht es allemal.

Ein halbes Jahr lang habe ich nach einem Alltags-Parfum für meinen Mann gesucht. Aber alles, was er getestet hat, entsprach nicht seinem Geschmack. Zu herb, zu süß, zu frisch, zu langweilig...

Dann empfahl uns eine Freundin, doch Sporty Citrus mal für ihn zu testen. Er schaute schon etwas skeptisch beim Griff ins Frauen-Regal, aber 10 Minuten später war der Duft in der Tüte. Seitdem trägt er ihn tatsächlich täglich.

Ich mag den sonnig-zitronigen Duft. Sporty Citrus ist weder aquatisch, noch fruchtig-süß. Der Name "sporty" passt schon: unaufdringlich, unkompliziert, frisch und sauber. Aber trotzdem noch wahrnehmbar. Zur Haltbarkeit: Ich denke ca. 4 Stunden, denn nachmittags legt er gern nochmal nach.