Shamis

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6 - 10 von 47
Shamis vor 5 Jahren 17 6
Haus zu verkaufen - renovierungsbedürftig!
"Älteres Haus zu verkaufen, günstig, renovierungsbedürftig!" - so stand es in der Anzeige, die sie hierher geführt hat. Angelockt von dem günstigen Preis stehen sie nun vor dem windschiefen Kasten, schauen Hand in Hand auf den verwilderten Rasen und das schmutzigweiße "zu verkaufen"-Schild. Ja, das graue Ungetüm von einem Haus wirkt mehr als renovierungsbedürftig, doch bereits auf den ersten Blick haben sie ihr Herz daran verloren und aneinander. Und so krempelt das junge Glück die Ärmel hoch und stürzt sich nicht nur in die Schulden, sondern vor allem in die Arbeit...

Ein paar Wochen später: die Formalitäten sind erledigt, die stolzen neuen Besitzer eingezogen, die Handwerker aus Kostengründen nicht bestellt. Man werkelt selbst, weicht die dicken Schichten alter Tapeten mit Unmengen von Wasser ein, kratzt sie mühsam von den Wänden und rührt eimerweise Kleister für die günstigen, aber hübschen neuen Tapeten an. Eine Zeit der Mühen und der Anstrengung, aber auch der Hoffnung, der Vorfreude und des gemeinsamen Glücks. Was gibt es Schöneres als die Erschaffung des eigenen Zuhauses? Wird es zu mühsam, geht man für ein Weilchen in den Keller und stöbert dort in Kisten mit alten Büchern und Papieren.

Genauso riecht Paperback für mich: nach etwas muffigen eingeweichten Tapeten und Kleister. Ich mag diesen Geruch, weil ich ihn mit der einerseits aufreibenden, andererseits aber auch euphorischen und hoffnungsfrohen Zeit einer Renovierung verbinde. Die Kleister-Illusion ist dabei so gelungen, dass ich etwa eine Stunde nach dem Aufsprühen an dem Zimmer vorbeigegangen bin in dem ich aufgesprüht hatte und mich einen Moment lang gefragt habe: wieso riecht es hier nach Tapezieren? Ein bißchen Taschenbuch ist vielleicht auch enthalten, allerdings ganz sicher nicht druckfrisch. Es hat im Gegenteil schon mehrmals Feuchtigkeit gezogen.

Und doch: ein Parfum im eigentlichen Sinne ist "Paperback" für mich nicht. Ich mag den Renovierungsgeruch, wenn er in der Luft liegt, aber selbst möchte ich nicht unbedingt danach duften. Aus diesem Grund verzichte ich auf eine Bewertung. Eine spannende Dufterfahrung war der "Paperback"-Test aber allemal.
6 Antworten
Shamis vor 6 Jahren 13 8
8
Sillage
9
Haltbarkeit
7
Duft
Im Wald wohnen die Räuber
Prinzessinnendüfte gibt es wie Sand am Meer. Meist kommen sie in rosa Flakons daher, gerne mit Schleifchen und Glitzer verziert. Aber wie sieht es mit Parfüms für all die anderen Märchengestalten aus? Der böse Wolf wurde zwar mit "Mechant Loup" bedacht, für die restlichen fällt mir jedoch nicht viel ein. Schade, so eine Märchen-Kollektion würde ich spannend finden. Wie duftet Rapunzel? Die sieben Zwerge? Frau Holle?

Mit "Join the Club - Don" habe ich nun immerhin einen Duft gefunden, der wie geschaffen scheint für die bösen Räuber ("Die Bremer Stadtmusikanten"). Vom ersten Moment an wird hier nämlich ordentlich Pulver verschossen. Diese Schießpulvernote habe ich so noch nicht gerochen und auch wenn sie zu Beginn besonders stark ist, verläßt sie den Duft zu keiner Zeit. Ich mag das zwar nicht, finde es aber erstaunlich gut getroffen. Wenn die Räuber nicht gerade schießen, zünden sie ein kleines Lagerfeuer an, stochern in der Glut und lassen es qualmen und kokeln. Ob sie dabei auch noch ein Pfeifchen rauchen, läßt sich nicht ganz ausmachen. Auf jeden Fall schwitzen sie ein wenig. Den Whisky haben sie leider in ihrem Haus im Wald vergessen oder schon ohne mich ausgetrunken.

Haltbarkeit und Sillage sind schon recht ordentlich, erreichen aber nicht ganz das Ende der Fahnenstange (hier ist für mich "Vanitas" der Referenzduft). Den Duft selbst zu bewerten ist schwieriger. Er ist sicher gut gemacht, aber ich mag weder das leicht Angeschwitzte noch das allgegenwärtige Schießpulver. Den sollen die Kerle mal ruhig behalten.
8 Antworten
Shamis vor 6 Jahren 16 5
7
Sillage
8.5
Duft
Stark bleiben!
Zugegeben: als Teenie habe ich regelmäßig heimlich geraucht. Vorzugsweise gemeinsam mit der besten Freundin irgendwo in der freien Natur. Zu unseren Raucherutensilien gehörte außer Tabak und Feuerzeug auch eine besondere Sorte Bonbons, die es nur in Apotheken zu kaufen gab. Eine Art mit Pfefferminze ummantelte Salmiakpastillen. Ich mochte sie fast so gerne wie den Zug an der Kippe und liebte diese besondere Geruchsmischung aus süßem Minzbonbon und Tabak, die ich mit der aufregenden Erfahrung bewußter Grenzüberschreitung verband. Beim Aufsprühen von "Tabacco d'Autore" war die Erinnerung daran plötzlich wieder da und nach Jahren der Abstinenz packte mich auf einmal die Lust, vor die Tür zu gehen und eine zu rauchen. Da hilft nur eines: stark bleiben!

Nach dem für mich grandiosen Auftakt gesellen sich schnell weitere Duftnoten dazu. Hin und wieder rieche ich etwas leicht Fruchtiges, was mich an Pfeifentabak und vielleicht auch Pfeifenrauch denken läßt. Außerdem kommt noch eine Art kalter Rauch hinzu; diese Note hat mir bereits in "Collection Première - Cuir Blanc" von Evody erstaunlich gut gefallen. Vermutlich ist es das Leder, das ich in beiden Düften mit diesem sich durchschlängelnden kalten Rauch assoziere. Es passt hier auf jeden Fall sehr gut. Beide Duftnoten kommen mal mehr, mal weniger zum Vorschein. Dazu kommt eine leichte Süße, wie man sie oft in losem Tabak findet. Es bleibt aber bei einer nur leichten Süße, was mir persönlich sehr gefällt. Nach etwa vier Stunden verabschiedet sich der Tabak so langsam, es wird ein wenig harzig und erinnert mich zum Schluß an klassische Gewürzseife.

"Tabacco d'Autore" gefällt mir während des gesamten Verlaufs ausgesprochen gut, doch lieber würde ich ihn an einem Mann riechen. Und auch da passt er nicht zu jedem. Auf jeden Fall wurde das Thema "Tabak" gut umgesetzt - fast zu gut für meinen Geschmack... Ich bin aber stark geblieben und werde die Probe in einigen Tagen ohnehin weiterschicken - soll sie doch andere in Versuchung führen!
5 Antworten
Shamis vor 6 Jahren 7 6
3
Flakon
5
Sillage
6
Duft
Du bist doof!
Durch das Tauschspiel kam ich vor ein paar Wochen zu einem Flakon "Reve de Weil". Und obwohl er nicht unbedingt zu den Lieblingen in meiner Sammlung gehört: irgendwie mag ich ihn. Abgesehen von dem wirklich etwas billig wirkenden Plastikdeckel ist auch der Flakon recht hübsch und vor allem die Schachtel. Als ich heute dann einen nahen Verwandten des Duftes für wenig Geld entdeckte lag es nahe, kurz mal auf Parfumo nachzuschauen. "Frisch-blumig"? Naja, das kann alles und nichts bedeuten und ist nicht uneingeschränkt meine Duftrichtung. Von den Duftnoten gefallen mir aber so einige - was noch lange nicht bedeuten muss, dass das Gesamtwerk gefällt. Doch die Neugier und/ oder der Kaufimpuls hat gesiegt.


Zuhause habe ich den Neuzugang gleich munter aufgesprüht. Oha! Etwas scharf Zitrisches - und zwar "scharf" im wörtlichen Sinn! - spritzt mich an. Die Mandarine vielleicht? Das habe ich so jedenfalls nicht erwartet und mein erster Gedanken ist: "Du bist doof!" Verpackung und Flakon können mich nicht versöhnlicher stimmen; beides wirkt auf mich wie eine billiger Abklatsch von irgendeinem "Cool Water Woman" Flanker. Und obwohl der Flakon beim Kauf noch original eingeschweißt war, hat sich bereits ein Fitzel von der weißen Farbschicht unten abgelöst... Aquatisch oder auch nur wie versprochen frisch finde ich "Eau de Weil" allerdings gar nicht. Ganz davon abgesehen, dass der angebene und von mir überprüfte Originalpreis nicht gerade auf ein Dupe schließen läßt.

Als hätte er meine Gedanken gelesen wird der Duft, den ich im Auftakt wirklich als Zicke empfunden habe, dann relativ schnell milder, freundlicher, gefälliger. Madame besinnt sich auf ihre guten Manieren. In der Basis finde ich ihn sogar "Reve de Weil" etwas ähnlich, doch mit deutlich weniger Sillage. Nicht schlecht, nicht unanagenehem, aber auch so gar nicht aufregend und leider etwas synthetisch. Da hätte ich von der Zicke mehr erwartet. Sachte blümelt sie nun vor sich hin, ein bißchen süßlich, vielleicht sogar hin und wieder etwas frisch. Klingt etwas langweilig? Ist es leider auch.

Ich gebe erstmal eine freundliche 6, denn überzeugt hat dieser Weil mich heute nicht. Ein paar weitere Tests werden folgen - sitze ja nun erstmal auf 100ml.

P.S.: existiert die Blindkauf-Selbsthilfegruppe noch???
6 Antworten
Shamis vor 6 Jahren 12 5
7
Flakon
4
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Auf "ungeschminkt" geschminkt
Wer es versteht, sich auf gekonnte Weise dezent zu schminken, geht mitunter als "hübsch und völlig ungeschminkt" durch. Wer sich selbst solcher Tricks bedient durchschaut die vermeintlich natürliche Schönheit anderer allerdings. Und kennt die Gründe: man möchte einfach nur ein bißchen besser aussehen, ohne sich irgendwie angemalt zu fühlen. Auffälliges Make-Up, das als solches auch sofort erkennbar ist, wird im Alltag als "too much" empfunden; völlig ungeschminkt dagegen fühlt man sich irgendwie nackt.

"Mistral Female" ist für mich ein olfaktorisches Pendant dazu. Ein Duft, mit dem man einfach nur etwas besser duftet, ohne sich dabei parfümiert zu fühlen. Beim Aufsprühen erkennt man noch deutlich frische zitrische Noten, doch diese verflüchtigen sich gleich wieder. Die blumigen Noten bemerke ich nicht, doch die Basis aus Moschus, Tonkabohne und Zeder finde ich gelungen: Moschus steuert Sauberkeit bei, Tonkabohne etwas Süße und Wärme und Zeder verhindert, dass das Ganze zu sehr ins Süße abrutscht. "Mistral Female" empfinde ich durchgehend als sauberen, dabei aber warmen Duft. Da er zudem sehr hautnah bleibt, wird er von den meisten Mitmenshen vermutlich gar nicht als Parfüm wahrgenommen. Man geht damit leicht als "unparfümiert" durch.

In meiner Sammlung befinden sich mittlerweile mehrere Vertreter dieser Richtung: "Comma", "Nuit Marine" und sicher noch ein paar andere. Angenehm, aber eben auch dezent und eher unauffällig. Keine olfaktorischen Herausforderungen, keine großen Würfe. Gut geeignet jedoch für Tage, an denen ich eigentlich keine Lust auf Parfümierung habe, mich völlig unparfümiert aber dufttechnisch nackt fühlen würde. "Mistral Female" benutze ich auch gerne zum Beduften meiner Kleidung. Ich mag ihn sehr, nur die Haltbarkeit könnte besser sein.
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