Shamis

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16 - 20 von 47
Shamis vor 7 Jahren 15 4
3
Sillage
3
Haltbarkeit
2.5
Duft
Der Zonk in meiner Sammlung
Manche werden sich vielleicht noch an die Sendung "Geh aufs Ganze!" erinnern, in der die Kandidaten zwischen drei Toren, Umschlägen, Kisten usw. wählen durften. Zu gewinnen gab es tolle Reisen, schicke Autos, ein Bündel Geldscheine - oder einen Zonk. Das war eine große rot-schwarze Stoffmaus, das Symbol für "Niete". Und so eine Art Zonk befindet sich seit heute auch in meiner Bodyspraysammlung. Mein persönlicher Zonk ist zwar pink statt rot-schwarz, aber das macht die Sache auch nicht besser.

Den Zonk habe ich mir angelacht, weil ich auf der Suche nach Kokos-, Urlaubs- und Stranddüften bin und dabei hin und wieder mal ins Tief(st)preisniveau abtauche. Von einem Bodyspray für ca. zwei Euro erwarte ich auch nicht gerade ein olfaktorisches Feuerwerk, aber es gibt da manchmal nette Sachen. 2013 etwa habe ich ebenfalls von Balea "Erfrischendes Bodyspray Brazil Mango" probiert und fand es zum Erfrischen ganz angenehm. Von Bahamas Dream habe ich mir etwas Ähnliches erfofft, nur mehr in Richtung Kokos. Es gab zwar keinen offiziellen Tester, wohl aber eine offenbar schon geöffnete Flasche, an der ich mal vorsichtig geschnuppert habe - natürlich ohne zu sprühen. Gemeinerweise riecht das Bodyspray in der Flasche für meinen Geschmack sogar gut. Wie erwartet nach Kokos, dabei aber etwas fruchtig und nicht allzu penetrant. Ein bißchen wie ein angenehm duftendes Haarpflegeprodukt. Prompt habe ich es gekauft.

Zuhause beim Aufsprühen kam dann das böse Erwachen: auf der Haut verfliegt die fruchtige Note sofort und der Duft wird muffig. So etwa wie diese Kokosnüsse, die man manchmal fix und fertig in der Frischetheke kaufen kann, wenn sie anfangen zu schimmeln. Aber so ist das eben, wenn man aufs Ganze geht: satt dem erhofften Urlaub gibt es manchmal einen Zonk. Naja, meiner hat nur zwei Euro gekostet. Die armen Kandidaten damals haben sich über ihre Zonks sicher mehr geärgert.
4 Antworten
Shamis vor 7 Jahren 19 8
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Alles wird gut.
Auch wenn die Überschrift vielleicht so klingt - "Un bois vanille" ist kein Kuschelduft. "Alles wird gut." bezieht sich auf den Refrain des Songs "Alles brennt" (Johannes Oerding), denn gleich zu Beginn entwickelt der Duft eine beißende Rauchnote. Die Kombination von Vanille und Rauch finde ich zwar in den meisten Fällen sehr angenehm und harmonisch, doch hier nicht. Dieser Rauch ist scharf, ist bitter - wie die dunkelgrauen Schwaden eines zwar gelöschten, aber immer noch schwelenden Brandes, in dem wir etwas existenziell Wichtiges verloren haben. Vielleicht ein Heim, vielleicht ein Herz. Den Glauben an eine Sache, eine Person oder uns selbst. Etwas ist passiert.

Die Vanille, ebenfalls von Anfang an wahrnehmbar, ist sehr süß und im Vergleich zu der kokelnden Rauchnote irgendwie schwach. Sie wirkt wie der rührend hilflose Versuch Trost zu spenden, wo Trost unmöglich ist. Immer wieder versucht sie durchzudringen, zu streicheln, zu umarmen. Immer wieder ziehen neue Schwaden Bitterkeit durch sie hindurch, drängen sie zurück. Ein Kampf, der an die mühsamen Versuche erinnert, wieder Mut zu fassen, wenn wir am Boden zerstört sind. Und doch ein Rest Überlebenswille uns zum Weitermachen drängt. An den verzeifelten Versuch, uns selbst zu trösten.

Ein Versuch, der nach einiger Zeit zumindest bei "Un bois vanille" doch noch gelingt: die Vanille bleibt, die rauchige Note wird schwächer. Nach dem bestürzend traurigen Beginn wird am Ende zwar vielleicht nicht alles gut, aber es wird besser.
8 Antworten
Shamis vor 7 Jahren 13 6
8
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
6.5
Duft
Endstation Freibad
Schieben wir es mal auf das anhaltend miese Wetter, dass ich in letzter Zeit an Düften einfach nicht vorbeikomme, die auch nur einen Funken Urlaubsfeeling versprechen. Nachdem ich in diesem Sinne schon mehrmals den "Miami Glow" umkreist habe und er dann auch noch von einem Tag auf den anderen um die Hälfte reduziert wurde, war es um mich geschehen. Ich habe mir kurzentschlossen eine Packung gegrabscht, bevor andere mit ähnlichen Ambitionen schneller sind als ich...

Den Flakon finde ich ganz süß und beim ersten Aufsprühen umgibt mich gleich ein cremig-zarter Kokosduft. Erwartungsvoll nehme ich in Gedanken schon mal im Flieger Richtung Miami Platz, schnalle mich an und schließe die Augen, während das Flugzeug zur Startbahn rollt. Doch was ist das? Rumpelnd kommen wir wieder zum Stehen. Als ich die Augen öffne befinde ich mich statt im schicken Flieger in einem etwas scheddrigen Bus.
"Freibad! Alles aussteigen, diese Fahrt endet hier!" tönt es gerade durch die Lautsprecher. Wußte ich es doch, dass man für sowenig Geld niemals bis nach Miami kommt...
Also gut, dann eben Richtung Freibad. Ich schnappe mir meine Badetasche und werfe mal einen Blick rein: soso, die günstige Familienpackung Sonnencreme und ein aquatisches Duschgel, wohl was Ähnliches wie Algemarin, habe ich also dabei. Unterwegs noch ein kleiner Zwischenstop am Kiosk, um ein paar quietschbunte Weingummischnuller und vielleicht noch ein Balla-Balla-Eis zu kaufen. Jetzt aber ab auf die grasige Liegefläche!

"Miami Glow" erinnert mich nach dem recht angenehmen Auftakt wirklich sehr an die Gerüche, die einem im Freibad so umgeben. Einserseits schön sommerlich, andererseits auf Dauer etwas zu künstlich. Was die Haltbarkeit betrifft: definitiv kein Tagesticket! Macht nichts, länger als drei bis vier Stunden bleibe ich sowieso nicht im Freibad und länger mag ich zur Zeit auch diesen Duft nicht um mich haben. Bleibt abzuwarten, ob er mir im Frühling, im Sommer, im Urlaub besser gefällt.
6 Antworten
Shamis vor 7 Jahren 13 10
10
Flakon
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Cat People
Kashmir Musk erinnert mich an den alten Horrorfilm "Cat People": die Hauptdarstellerin, eine attrakive junge Frau, verwandelt sich zeitweise in eine ebenso schöne wie gefährliche Pantherin. Dieses Spiel aus Erotik, Schönheit, Raubkatze und Gefahr verkörpert für mich auch Kashmir Musk. Das beginnt bereits mit dem Flakon. Dunkel, geheimnisvoll, anmutig. Ohne jede Spur von Verspieltheit. Nur für Erwachsene.

Beim Anschnuppern bemerke ich bereits ewas Animalisches, das aber noch Trägheit ausstrahlt. Mit dem ersten Aufsprühen dann kommt ein scharfes Fauchen. Ich vermute, Pfeffer und Ingwer sind für diese scharfen und äußerst ungnädigen Töne verantwortlich. Nach kurzer Zeit beruhigt sich die Raubkatze oder vielmehr der Duft, ohne jemals wirklich ruhig zu werden. Die bereits am Flakon wahrgenommene Trägheit schiebt sich wieder in den Vordergrund, doch es bleibt ein Grollen tief aus der Kehle. Die schwarze Pfote zuckt. Dieser Duft bleibt immer etwas widerspenstig, wird niemals zahm.

Ich gestehe, die Pantherin hat mich anfangs eiskalt erwischt. Unter Kashmir Musk hatte ich mir einen würzigen, aber doch weichen Moschusduft vorgestellt. Und doch - sie hat etwas an sich, das mich anzieht. Das mich häufig den Flakon in die Hand nehmen läßt. Soll ich oder soll ich nicht? Läßt man sie einmal frei, muss man ihre Gesellschaft schon einige Stunden ertragen können. Ich beschränke mich dabei absolut auf den Abend. Und begnüge mich zur Zeit noch mit einer Minimaldosis. Abschließend möchte ich sagen, dass es in dem anfangs erwähnten Film nicht nur weibliche Cat People gibt - und ich den Duft absolut unisex finde.
10 Antworten
Shamis vor 7 Jahren 23 11
10
Flakon
5
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
(Extrait) Das Flüstern der Vergangenheit
Cašmir, Loulou, Sun - sie alle durfte ich in "ihrer" Zeit kennenlernen, in ihrer natürlichen Umgebung. Kein ehrfurchtsvolles Schnuppern am Vintage-Pröbchen, sondern alltägliche Begegnung. Recht häufig sogar, denn wo sie auftauchten, da wurden sie auch bemerkt - sie hatten alle noch ordentlich Wumms unter der Haube. Im Laufe der Jahre wurde jedoch hier und da mal ein wenig verändert; wurde vereinfacht, verwässert oder beides. Vielleicht auch nur angepaßt, um zu überleben. Doch selbst unverändert würde ich die kleinen Kracher, die ich einst so liebte, heutzutage nicht mehr tragen: zu sehr sind sie mit meinem jüngeren Ich verbunden.

An ihnen riechen würde ich der Erinnerung wegen allerdings schon gerne ab und zu. Und so erwartet mich, als ich dank einer ganz großzügigen Parfuma einen Flakon Fath de Fath Extrait erhalte, eine wunderbare Überraschung: kaum gebe ich ein paar Tropfen auf meine Haut, da beginnt das Hexenwerk! Vanderbilt? Loulou? Es folgen vage Erinnerungen an das alte Cašmir, irgendwann schiebt sich sogar noch ein Hauch Sun dazwischen. Oder war es Maroussia? Fath de Fath Extrait spielt meiner Nase liebenswerte Streiche. Mal bringt er die eine, mal die andere wunderbare Dufterinnerung zum Vorschein. Ich weiß nicht, wie so etwas möglich ist. Ich habe es zuvor so noch nicht erlebt. Vielleicht ist es ein bestimmtes Duftmolekül, das allen gemeinsam ist? Doch Zauberei muss man eigentlich nicht erklären - man muss sie geniessen. Und das tue ich, wenn auch nicht tagsüber. Da befinde ich mich zu sehr im Hier und Jetzt. An manchen Abenden dagegen freue ich mich darauf, mich von meinem Wunderelixir einlullen und in vergangene Zeiten entführen zu lassen. Es hat etwas Tröstliches, etwas Beruhigendes.

Erstaunlicherweise bleibt Fath de Fath dabei aber nach dem ersten Aufflackern eher zart. Das Phänomen, an sich sehr üppige Duftnoten flüchtig und fragil wirken zu lassen, habe ich bereits bei Rose de Fath bewundert. Bei Rose de Fath geht es leider auf Kosten der Haltbarkeit, hier aber nicht. Es wirkt auch nicht verwässert, sondern eher so, als habe man von einem üppigen Duft am nächsten Tag noch einen letzten Hauch auf der Haut. Vielleicht kommt dieser Eindruck aber auch daher, dass ich Fath de Fath bisher noch nicht aufgesprüht habe. Es ist ein Schüttflakon aus schwerem Glas, den ich sehr mag. Es genügt mir, abends mit dem benetzten Stopfen über meine Arme zu fahren.

Fath de Fath: für mich ein Dufthauch, der aus einer anderen Zeit zu mir herüberzuwehen scheint - und mit ihm die leisen Stimmen der Vergangenheit.
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