Shamis

"Ihr charmanter Begleiter" - so oder so ähnlich stelle ich mir den ursprünglichen Werbe-Slogan für diesen wunderschönen Damenduft vor. Das Erscheinungsjahr hätte ich ein wenig früher vermutet, denn mich erinnert "Lauren" sehr an die Düfte, die die Generation meiner Mutter in jungen Jahren getragen hat. Als ich zum erstenmal an "Lauren" schnupperte, schrumpfte ich dann auch prompt zusammen auf einen laufenden Meter, stand in der offenen Badezimmertür und schaute meiner Mutter beim Schminken zu. Ich fand, sie sah ganz toll aus, und dieser Duft! Ein bißchen habe ich sie beneidet, weil ich spürte, dass sie einen aufregenden Abend vor sich hatte, während mein letztes Highlight des Tages in der Gute-Nacht-Geschichte bestehen würde.

"Lauren" ist für mich ein Duft junger Frauen, die unerhörterweise bei aller Liebe zur Familie auch noch ein Stück weit Frau bleiben wollten und dies mit feminen, eleganten Parfums unterstrichen. Ein Duft, den ich selbst wohl nicht oft benutzen würde, weil er mir das Gefühl gibt, ich bin ein kleines Mädchen, das "erwachsen sein" spielt. Den ich trotzdem gerne hätte, weil er eben so schön nach "früher" duftet. Den Flakon kenne ich leider nur vom Bild hier, aber ich glaube, er paßt ins Gesamtbild. Ich finde ihn schön.

Beim ersten Aufsprühen hegte ich die Befürchtung, die Sillage wäre mir zu heftig, doch statdessen bleibt der Duft gepflegt dezent. Die Haltbarkeit könnte sogar ein wenig besser sein. Mit den ersten Spritzern steigt auch ein wenig Schärfe in meine Nase, die aber rasch verfliegt und einem sanfteren, ganz leicht pudrigem Duft Platz macht. Kühl, und doch ein wenig verführerisch, niemals aufdringlich, und doch unverwechselbar. Alles in allem ein rundum gelungener Duft, der sich für mich von der Masse abhebt.

Es ist noch früh an diesem Morgen, als ich vor die Tür trete, aber es ist schon warm. Über den Wiesen liegt Nebel, es sieht aus, als würde die Erde dampfen. Das wird wieder so ein ganz heißer Tag! In der Luft liegt der Gesang der Vögel und der Duft des Sommers...

Und genauso riecht er für mich: Eau de la Recolte Bleue! Wie ein Sommermorgen, ein richtiger Sommermorgen. Einer, an dem man sich vorstellen könnte, man wäre in einem exotischen Land. Schuld daran ist wohl der Lavendel, der in diesem Duft die Hauptrolle spielt. Im Sommer blüht er reichlich in meinem Garten, ich liebe diesen Duft! Andere Komponenten kann ich nicht einzeln herausriechen, sie federn den Lavendel aber wunderbar ab, so dass er nicht zu intensiv und stechend wird, eben wie in der freien Natur.

Zur Haltbarkeit kann ich nur sagen, viel hilft viel. Nach etwa einem halben Tag möchte ich nachsprühen, was bei diesem Parfum jederzeit gefahrlos möglich ist. Eine Duftbombe kann man damit nicht zünden. Überhaupt ist der Duft ein unaufdringlicher, aber sehr angenehmer Begleiter für jeden Tag. Ein Allroundtalent für den Frühling und Sommer. Nebenbei bemerkt sagt man Lavendel ja entspannende Wirkung nach, was mir an stressigen Arbeitstagen sehr gelegen kommt.

Wegen dieser entspannenden Wirkung werde ich mir ihn heute Abend auf mein Kopfkissen sprühen. Ich schließe meine Augen, höre Vögel zwitschern... Heute Nacht träume ich vom Sommer!

Endlich mal ein Duft, den ich ganz bestimmt nicht haben möchte! Es gibt da nämlich eine ganz spezielle Vanillenote, die mein absoluter Angstgegner ist. Begegnet mir diese Art von Vanille in einem Duft, schlägt mich das sofort in die Flucht. Der Duft hat sich damit für mich erledigt. Entwickelt hat sich diese Abneigung bei mir erstmalig gegen "Wish" von Chopard. Doch Mini Vanille ist schlimmer. Es ist mein Angstgegner in seiner Reinform!

Dabei fängt es immer ganz harmlos an: erst rieche ich leckere gebrannte Mandeln, freue mich auf den nächsten Weihnachtsmarkt und - von einer Sekunde zur anderen finde ich den Duft nur noch nervtötend aufdringlich. Mit diesen zwei unmittelbar aufeinander folgenden Eindrücken ist zum Duftverlauf auch schon alles gesagt, wobei ich diesen Verlauf nebenbei bemerkt keineswegs freiwillig getestet habe. Ich habe nur unvorsichtigerweise direkt am Handgelenk aufgesprüht, und eines muß man dem kleinen Varens lassen: seine Haltbarkeit ist enorm, daran könnte sich manch teures Duftwässerchen ein Beispiel nehmen! Da hilft nicht mal Waschen.

Wenn auch die Hartnäckigkeit, mit der sich der Mini bei mir an Haut und Kleidung geklammert hat, für mich bestimmt kein Vorteil war, gebe ich anstandshalber 30%. 0% für den Duft, 0% für das Outfit, mind. 100% für die Haltbarkeit. Wer diese ganz spezielle Duftnote mag, ist mit Mini Vanille also gut bedient. Nur zu nahe kommen dürfte mir die entsprechende Person dann nicht: Mini Vanille ist eines der ganz wenigen Parfums, die ich auch an anderen Menschen nicht ausstehen kann.

Wer kennt sie nicht, diese netten kleinen Schilder in fremden Badezimmern? "Gep. ...wird im Sitzen", liest man da, meist verdeutlicht durch ein entsprechendes Bildchen. Ich dachte immer, so etwas brauche ich nicht. Fand diese Schilder albern. Aber jetzt will ich doch eins haben. Auf meinem soll stehen:"Finger weg vom Black!"

Dabei hatte ich bislang Vertrauen in meine Gäste. Aber da hatte ich auch noch kein "Black". Dieser dunkle Flakon fällt einfach auf zwischen all meinen "Pastellos". Und dann dieses "for her"... Damit kann ja wohl jede gemeint sein. Das kann man ja gleich übersetzen mit "Tester" oder "Treat me". Nein, "Black" ist nicht "for her". Es ist "just for me"!

Da mir dieses absolute "Nicht-teilen-wollen" bei Düften noch nie passiert ist (ein Spritzer von einem meiner Düfte ist doch eigentlich ein Kavaliersdelikt, eine Art Pendant zum Mundraub), mache ich mir schon meine Gedanken. Wohnt im Herzen des dunklen Flakons eine Art Flaschengeist, welcher des Nachts an mein Bett schleicht und meinen Egoismus dazu bringt, ganz neue Blüten zu treiben? Na, immerhin scheint dieser Geist an "Black" gebunden zu sein, denn bei allen anderen Düften bleibe ich großzügig.

Dabei benutze ich "Black" nicht mal besonders oft und werde die Flasche wohl niemals ganz leeren. Ich rieche aber oft und gerne am Flakon. Da wirkt dieser Duft nämlich noch oppulent und intensiv-blumig, und vor meinem inneren Auge erscheint ein schönes altes Theater. Mit rotem Samtvorhang und Damen in Abendkleidern. Oder ein Ballsaal. Etwas Besonderes eben. Und darum nichts für den Alltag.

Aufgesprüht verflüchtigt sich dieser Eindruck allerdings ein wenig. Am Anfang erkenne ich eine Mischung aus Veilchen und, hm, Gras. Erinnert ein bißchen an die Parfümöle, die es früher auf Flohmärkten zu kaufen gab. Dann nimmt der Duft sich etwas zurück und bleibt wahrnembar, aber dezent. Ich mag ihn trotzdem nicht im schnöden Alltag verpulvern.

Nun habe ich gesehen, dass es mein edles "Black" gerade bei Rossmann im Angebot gibt. Das tut meiner Habgier aber keinen Abruch. Ich denke lediglich darüber nach, auf meinem Schildchen noch zu ergänzen: "Getestet wird bei Rossmann!"

Ach, was ist das für ein wunderbarer Duft: unschuldig, verträumt und so schööön. Ein richtiges Schnuckelchen. Gestern Abend sah ich das noch ganz anders!
Aufgestachelt von den spannenden Kommentaren wollte auch ich unbedingt den Duft kennenlernen, der die Kindheitserinnerungen an Hitparade und Co auf einen Sprühstoß hin zum Leben erwecken kann. Und eine Erweiterung meines Duft-Horizonts ist ohnehin nötig, warum also nicht mit der Mimose beginnen? Beim Stöbern im Souk merkte ich auch schnell, dass dieses Experiment durchaus bezahlbar war, und so nahm ich dank einer lieben Parfuma gestern Abend mit Spannung meine Abfüllung in Empfang.
Erwartungsvoll schnüffelte ich am offenen Fläschchen und - war irgendwie ratlos. Mimosa duftet süß. Nicht nach Vanille, Honig oder Zuckerwatte. Einfach nur sehr süß. Tja. Ich legte das Fläschchen erstmal zur Seite und beschloß, am nächsten Morgen unter Ausschluß der Öffentlichkeit hautnah zu testen. Das tat ich, anfangs noch zögernd. Soviel Süße machte mir ein bißchen Angst. Doch die war völlig unbegründet, denn Mimosa ist alles andere als ein "Wummser". Ich mußte gleich ein paar Tropfen nachlegen, um den Duft, der mir immer besser gefiel, richtig genießen zu könnnen. Toll, so süß und dabei doch so sanft. Und sehr hautnah.
Plötzlich fühle ich mich mit Mimosa rundum wohl. Da ist tatsächlich ganz viel Kindheit, etwas Urlaub und ein großes "Mmm, schööön". Mimosa ist ein Duft, der sich durch die Hintertür in meine Nase und mein Herz geschlichen hat. So wie ein Mensch, den man schon etwas länger kennt, und dann auf einmal als Freund wahrnimmt.Und wie jeder gute Freund hat auch Mimosa einen verzeihbaren kleinen Fehler: etwas zu schüchtern, zu sehr im Hintergrund bleibend.
Davon abgesehen ist Mimosa ein Duft, der mich im zweiten Anlauf einfach um den kleinen Finger gewickelt hat. Ich habe keine Ahnung, wie und warum. Große Veränderungen erlebe ich bei Mimosa nicht, bei mir bleibt dieser Wohlfühlduft von Anfang bis Ende gleich schöööön.