Silverstream

Silverstream

Rezensionen
Silverstream vor 4 Jahren 6 2
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Genial - aber wo ist das Leder?
Genial -aber wo ist das Leder!

Viel ist bereits geschrieben worden über Pradas „L`Homme“ und seinen kräftigeren Partner „Intense“ und immer wieder ist in diesem Zusammenhang von einer „Ledernote“ zu hören.

So nimmt es nicht Wunder, dass auch ich eben jene Ledernote erwartet habe, als ich die Intense-Version zum ersten Mal „verkostet“ habe.

Machen wir es kurz: Offenbar stimmt mit meiner Nase etwas nicht, denn ich vermag nicht im Geringsten etwas zu erschnuppern, das mich auch nur annähernd an Leder oder dessen Derivate erinnert. Wem es ähnlich wie mir geht (alle anderen natürlich auch) möge dies doch bitte in den Kommentaren kundtun und zu meinem Seelenheil beitragen :-)

Zum Duft: Vorab - ich liebe ihn! Zum Auftakt vernimmt meine Nase zunächst die altbekannte und wunderbar reine und edle Irisnote, die es in der Form offenbar nur bei Prada gibt. Allerdings durchaus weniger keck als in der „normalen“ Variante von Prada L`Homme. Die transparente Frische und der begleitende Zitrusakkord treten etwas zurück, wenngleich sie latent vorhanden bleiben. Der Duft ist dichter und komprimierter, satter und markanter.

Gleichwohl bleibt eine solide Grundfrische durchgehend vorhanden, sodass ich mir „L´Homme Intense“ auf jeden Fall auch im Frühling und an lauen Sommerabenden vorstellen kann. Der Herbst dürfte sich ebenso als Tragezeit gut eignen. Im Winter sicherlich sehr gut in Innenräumen denkbar - z.B. im Büro - da die Intense-Variante für meinen Geschmack bei adäquater Dosierung niemanden vergraulen dürfte. Wobei Ausnahmen ja bekanntlich die Regel bestätigen.

Im weiteren Duftverlauf gesellt sich aus dem Hintergrund eine angenehme Süße hinzu, die den Träger und sein Umfeld zu keinem Zeitpunkt überfordert oder bedrängt. Die Grundfrische bleibt, während eine würzige Süße an Raum hinzugewinnt.

Nun tritt allmählich eine Note hinzu, deren Beschreibung mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet und wohl jene zu sein scheint, die allgemein als Ledernote interpretiert wird. Nach langem Hin und Her habe ich mich dazu durchgerungen, sie wie folgt zu beschreiben: Ich nehme würzigen Ahornsirup mit einem Schuss Cola wahr! Bitte nicht durch das Nomen „Sirup“ irritieren lassen. Sirupartig süß ist der Duft auf keinen Fall! Wer schon einmal Ahornsirup verzehrt hat, denke sich bitte das Süße weitgehend weg und konzentriere sich auf das Aromatisch-Würzige dieses Gebräus. Hinzu nun der prickelnde und wiederum frisch-süß-würzige Duft einer gut gekühlten Cola.

Diese Ahorn-Cola-Note kombiniert mit der oben erläuterten Grundnote ergibt für mich „Prada L`Homme Intense“. Mit ist natürlich klar, dass es nur sehr bedingt möglich ist, Dufteindrücke verbal wiederzugeben, aber ich hoffe, dass sich der ein oder andere mit der Beschreibung identifizieren kann - oder es vielleicht auch ganz, ganz anders sieht.
2 Antworten
Silverstream vor 6 Jahren 11 8
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Zwanzig gemeinsame Jahre
Ich weiß es noch, als wäre es gerade gestern gewesen. Ich, gerade um die 20, auf der Suche nach einem neuen Duft. Vielleicht war es sogar
DER erste im Erwachsenenalter, nachdem ich mir - man wird es kaum glauben - mit vielleicht 12 einmal ANTAEUS zu Weihnachten schenken ließ :-).

Da ich überrascht werden wollte, schickte ich meine Mutter in die Parfümerie. "Bring`mir am besten den von BOSS mit. Oder irgendwas in der Art... ." Als meine Mutter dann mit der Tüte nachhause kam, konnte ich es kaum erwarten, das gute Stück auszupacken. Doch was fand sich - zunächst zu meiner Enttäuschung - NICHT darin? BOSS Bottled aus der Werbung.

Ich verlangte nach Aufklärung. "Die Dame in der Parfümerie hat gesagt, der von BOSS sei eher was für ältere Männer, der hier von Jil Sander sei viel besser!"

Nun ja, selber schuld, dachte ich mir, hätte ja klarere Anweisungen geben können. Doch dann...wunderbar! Und so ganz anders als das, was ich bis dahin gerochen hatte. Ich spare mir an dieser Stelle detaillierte Duftbeschreibungen, das können andere weitaus besser. Der Duft startet für mich im Grunde so, wie er am Ende ausklingt. Eine signifikante Entwicklung in verschiedenen Phasen kann ich nicht wirklich ausmachen...gut, am Ende ist er deutlich sanfter und cremiger als zu Beginn. Man muss sie gerochen haben, diese ungewöhnliche Frische, würzig, und doch leicht, ins Transparente gehend, dennoch sehr markant und irgendwie...modern.

Ja, ich finde diesen Duft modern, auch wenn er schon 20 Jahre auf dem Buckel hat. Wenn ich nur ein Attribut zur Verfügung hätte, wäre es das. Urban, noch so ein Modewort, würde sich als Assoziation auch gut eignen, finde ich.

Sander for Men ist für mich ein Duft, der auch heute noch tragbar ist und es wahrscheinlich auch noch in zehn Jahren sein wird. Im Grunde einer für Männer von 18 bis 88. Er hat mir in den vergangenen Jahren eine Reihe Komplimente eingebracht, während ich mich sonst immer frage, woher manche nur die vielen Komplimente nehmen, von denen sie in ihren Youtube-Videos immer sprechen. Egal, liegt wohl an mir.

Außerdem ist es der einzige Duft, den meine Frau - eine erklärte Parfumgegnerin - an mir liebt. Und was kann es eigentlich für ein schöneres Kompliment für einen Duft geben als dieses.
8 Antworten
Silverstream vor 9 Jahren 6
7
Duft
Woran erinnerst du mich?
Als Parfumo-Neuling habe ich mir gestern vorgenommen, heute meinen ersten Kommentar zu verfassen. Dass das weitaus schwieriger ist, als zunächst gedacht, zeigte sich schon bei der Auswahl des zu kommentierenden Duftes. Obwohl ich schon mehr als zwei Jahrzehnte Düfte trage. Als Experte bezeichne ich mich deshalb nicht. Vor allem beziehe ich mich ausschließlich auf Designer-Düfte, da ich mit Nischenprodukten bislang keine Erfahrungen gesammelt habe

Warum mit dem neuen Herrenduft aus dem Hause Dior starten? Ein Zufall führte mich heute in die Filiale einer bekannte Parfümeriekette und - angeregt durch die kontroversen Diskussionen auf dieser Seite - sprühte ich das Edt auf mein Handgelenk. Und je länger ich nun daran schnuppere, frage ich mich immer mehr: Woran erinnert mich der Duft? Vorweg: Angenehm ist ein schönes Wort für diesen Duft, wie ich finde. Angenehm aber sehr beliebig.

Ich muss dazu sagen, dass mich Düfte häufig an Situationen oder auch nur Gefühle aus der Vergangenheit erinnern. Meistens sind es "nur" Emotionen, die ich nicht zuordnen kann. Bei diesem Duft geht es mir ähnlich. Er startet recht harmlos; ich hatte das Gefühl, so etwas schon unzählige Male gerochen zu haben. Frisch-herb, nicht süß oder orientalisch, eher klassisch, ohne jedoch - und das ist wichtig - dabei altmodisch zu wirken. Ich assoziiere definitiv nichts Wildes oder Extrovertiertes mit dem EdT - weder mit dem Auftakt noch mit dem weiteren Duftverlauf.

Die spritzige Frische und auch Schärfe (die ich allerdings nicht so dominant wie andere empfinde) tritt mit der Zeit zurück. Der Duft wird weicher und samtiger, bleibt jedoch maskulin und holzig. Das letzte Adjektiv trifft vielleicht am ehesten den Gesamteindruck: Für mich ist Sauvage ein holziger Duft - allerdings eine moderne Interpretation desselben.

Und so klingt er für mich auch aus. Hinter der herb-holzigen-Frische nehme ich zitrische Nuancen wahr, die den Duft zum alltagstauglichen Allrounder machen. Wohl ideal für`s Büro und nahezu sämtliche Anlässe. Man duftet gut und wird damit nirgendwo anecken.

Bis auf heiße Tage ab 27 Grad im Prinzip ganzjährig tragbar.

Tja, woran erinnerst du mich nun. Noch einmal schnuppern und da ist es wieder, dieses Gefühl, das lange zurückliegt, aber sein Geheimnis nicht preisgibt. Würde ich ihn mir kaufen? Nicht sofort oder gezielt, es sei denn, ich wäre gerade auf der Suche nach einem Allrounder und hätte wenig Zeit für Vergleiche. Doch da fällt mir gerade Bleu de Chanel ein, der für mich noch ein wenig runder und frischer ist.

Letztendlich empfinden wir oder unsere Nasen doch alle höchst sensibel und unterschiedlich. Und das ist schön.
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