Sleepflower

Sleepflower

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1 - 5 von 8
Sleepflower vor 7 Jahren 33 7
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Perfektion
Wenn man mich fragt, warum ich so gerne Düfte trage, mich sogar ein wenig verloren fühle, falls ich (sehr selten kommt das vor) morgens mal vergesse, einen Duft aufzusprühen, dann hat das einen ganz einfachen Grund.

Parfum ist für mich wie eine Schicht Kleidung, die man nicht sehen oder anfassen kann, aber die für mich wahrnehmbar und auch notwendig ist. Parfum ist der letzte Schliff; so wie für andere die richtige Tasche oder das richtige Accessoire, macht für mich der richtige Duft das Äußere komplett. Nicht unbedingt meine Kleidung, aber sehr wohl mein Duft verrät, ob ich mich an einem Tag öffnen und nach außen wenden kann, ob ich mich wohl fühle, ganz bei mir selbst bin, herausfordernd auftreten will oder zurückgezogen bin.

Kein Duft konnte mein Äußeres je so sehr vervollständigen wie Plum Japonais das kann. Ich finde den Pflaumengeruch grundsätzlich spannend in Düften, doch bislang hat es noch kein Pflaumenduft zu mir geschafft. Fast jede Abfüllung - sei es Chambre Noire, Andy Warhol, Assenzio oder Midnight Rain - musste weiter ziehen. Plum Japonais hingegen ist sofort, ohne mit der Wimper zu zucken, in meinem Einkaufsbeutel gelandet. Und nein, ich bin kein Typ für spontane Parfum-Einkäufe für 200€.

Plum Japonais ist für mich absolut perfekt austariert. Er riecht intensiv pflaumig, ohne dabei an Essbares zu erinnern. Die Oud-Begleitung fängt das zu Saftige, zu Süße der Pflaume ein, hält diesen Aspekt des Geruchs eher am Boden. Man könnte fast sagen, das Oud "erdet" diese Komponente; fast so, wie Patchouli es gelegentlich kann. Das ist noch weniger nachvollziehbar, da der Duft - wahrscheinlich durch Benzoe - einen Hauch schokoladigen Beigeschmacks enthält, ein wenig Zimt durchklingt und auch die Vanille, wenn auch ganz subtil, zu erahnen ist. Doch wahrscheinlich ist es diese Subtilität der Nuancen, die den Duft nicht in eine Richtung kippen lässt. Auf der Gegenseite der Gourmand-Nuancen stehen holzige Anklänge; und irgendwo in dieser Mitte befindet sich Plum Japonais. Er ist kraftvoll und weich zugleich; er ist würzig, aber gleichzeitig auch unglaublich geschmeidig; er ist zutiefst sinnlich, ohne anbiedernd oder gar sexy sein zu wollen. Er hat etwas Dunkles, gleichzeitig aber auch etwas Strahlendes an sich. Er hat eine gute Projektion; doch die eigentliche Subtilität der Komposition, die bleibt ganz bei seinem Träger.

Ob man einen Parfumnamen treffend findet oder nicht, hat sicherlich in erster Linie mit den eigenen Assoziationsketten zu tun. Für mich passt dieser Name hervorragend; denn einen Duft, der so sehr die Balance halten kann, verbinde ich durchaus mit japanischer Ästhetik.

Plum Japonais ist wie ein Wollschal, der das Rauhe aus einem Herbsttag nimmt; wie eine Tasse Tee, die einem hilft, bei sich selbst zu sein; wie die Worte eines nahestehenden Menschen, die Licht in dunkle Momente bringen. Plum Japonais ist eine Schicht, die mehr aus einem macht.
7 Antworten
Sleepflower vor 8 Jahren 6 1
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
4
Duft
Merkwürdigkeiten
Jeder der hier Angemeldeten hat sicher ein ganz eigenes Verhältnis zu Parfum und zu seinem Verwendungszweck. Einige möchten schlichtweg "gut" riechen (und das kann von sauber über lecker über erotisch bis zu animalisch,je nach Gusto, ja alles Mögliche sein), andere möchten einfach etwas Besonderes, Ungewöhnliches und vielleicht sogar Sperriges an sich tragen (oder auch einfach nur riechen, ohne des Tragens willen), wiederum andere möchten, dass vor allen Dingen sie selbst etwas vom Duft haben und sich nicht zwangsläufig für ihre Umgebung beduften.

Ich finde, dass fast jeder Duft einer dieser Absichten zugeordnet werden kann - von massenkompatibel über individuell&toll bis hin zu sowas von speziell ist mir schon einiges untergekommen. Was genau allerdings Rem bezwecken soll und möchte, ist mir ein Rätsel. Das fängt schon bei der Pyramide an, die mich stutzig macht. Maritime Noten und Flieder mit Patchouli, Vanille und Tonkabohne? Was genau ist denn nun intendiert; soll der Duft tatsächlich blumig-aquatisch sein, vielleicht lieber erdig, oder doch gourmandig?
Wenn ich den Duft auftrage, passiert genau dieses Irrspiel: Der Duft ist von allem etwas, und nichts davon ist wirklich gut. Die "maritimen Noten" stechen mir schnell in die Nase; ich kann Algen ausmachen, etwas leicht Salziges und diesen synthetischen Hauch, der irgendwo zwischen wässrig und verkohltem Plastik pendelt. Das Ganze wird kombiniert durch einen ordentlichen Schuss Patchouli, der ein bisschen ausgegrabene Erde aus dem Keller mitbringt. Auch die Tonkabohne empfinde ich als gut wahrnehmbar (weitaus stärker als die Vanille), was zusätzlich einen balsamischen, leicht gourmandigen Anklang mit reinbringt. In der Summe ist das wirklich absurd und hinterlässt mich ebenfalls völlig ratlos.

Mit dem Duft fühle ich mich nicht gut, aber auch nicht so schlecht, dass ich es sofort abwaschen müsste. Er riecht nicht lecker, nicht frisch, nicht blumig, nicht skinnig, nicht sauber, nicht dreckig oder animalisch, nicht extravagant, nicht zu sperrig um tragbar zu sein... er riecht im Grunde genommen wie olfaktorischer Brei. Alles wabert ineinander und erzeugt dabei ein nicht mehr erkennbares Farbspiel. Und nur so nebenbei: Der Flieder kann sich aus dieser Suppe auch nicht retten und geht sang-und klanglos unter.

Über die Haltbarkeit kann ich mich nicht beklagen; auch 6 Stunden nach dem Auftragen und sogar nach dem Sport haftet das Zeug an meiner Armbeuge fest wie Pattex. Die Sillage bleibt dabei (glücklicherweise) mäßig.
Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich wahrscheinlich doch ganz froh, wenn ich ihn gleich runter waschen kann.
1 Antwort
Sleepflower vor 9 Jahren 1 1
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Verführung im Duschgel-Format
Wie meine Vorgängerin komme ich auch nicht umhin, sofort einen Zwilling zu erahnen (allerdings ohne direkt die schöne "Kill Bill"-Sirene im Kopf zu haben). Dieser kommt jedoch weniger vom Türkisen D als mehr aus dem D-Markt. Denn so wie Mistress riechen auch etwa 80% der am Markt verfügbaren Männerduschgele. Bspw. gibt es da so ein schönes Grünes von adidas - ich sag's euch, 1 zu 1 derselbe Duft! Jedenfalls in den ersten 30 Minuten.

Ich muss gestehen, dass mich das etwas unerwartet getroffen hat; ich persönlich verbinde zwar nicht viel mit dem Namen Jasper Conran, aber das Wort "Mistress" hat mich doch in eine ganz andere Ecke gelockt. Mir scheint es, hier möchte man(n) eher auf das Männliche im Weiblichen anspielen als auf etwas ausschließlich feminin Sinnlich-Betörendes, was bspw. durch warm-würzige Aromen, opulente Blumen oder derartiges hätte hervorgerufen werden können.

Mistress startet also grün, leicht herb, frisch und würzig. Die gelistete Kopfnote ist gut riechbar, ohne dass die Aldehyd-Komponente hier zu dominant ist. Nur ein Hauch von Seifigkeit ist erahnbar, was sich aber ganz gut macht. Die Herznote hingegen räumt dem Lotus die Bahn frei, der Duft driftet ins leicht Aquatische ab, und im Kopf heißt es schon wieder "Duschgel".

Die Basis hingegen macht den Duft interessant, schön und - ja - irgendwie auch sexy. Gegen Ende lässt sich so tatsächlich ein luftiger Chypre ausmachen, mit einer schönen Eichenmoos-Zeder-Moschus-Basis. Das hingegen gefällt mir sehr und macht aus dem Duschgel dann doch noch ein Parfum, welches zum Schluss mit einer interessanten Wendung aufwartet.

Haltbarkeit und Sillage sind übrigens ziemlich gut; wer also Lust auf (eher maskulines) Frischegefühl den ganzen Tag hat, dem sei Mistress wärmstens ans Herz gelegt. Mir persönlich gibt das leider viel zu wenig, als das Mistress mich zu einem Kauf locken könnte.
1 Antwort
Sleepflower vor 10 Jahren 5 4
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
3
Duft
Danke, aber Nein Danke!
Ich mach ja vieles mit. Ich teste auch gern mal was (nicht nur "etwas", sondern auch gern viel!), ich bin flexibel, verstehe Spaß (ja, auch olfaktorisch) und kann mich auf vieles einstellen - aber auch ich kenne Grenzen.
Und als hätte ich es geahnt, war Clockwork zufällig der letzte Duft der Roads-Reihe, den ich getestet habe. Danach war für mich Feierabend.

Meine Erfahrungen mit den Roads-Düften sind insgesamt nicht sehr positiv ausgefallen. Die Düfte sind zum Teil okay, zum Teil sehr belanglos und zum Teil sehr "zerstückelt"; sie riechen oft nicht homogen / wie aus einem Guss gemacht.

Allerdings setzt Clockwork dem ganzen Spuk irgendwie die Krone auf.

Der Auftakt allein bringt mich nahe daran, sofort aufzugeben und zur nächsten Örtlichkeit mit Wasser und Kernseife zu flüchten. Clockwork startet recht kühl, grün und rauchig. Das wäre ja gar nicht so schlecht, wenn das kühle Grüne nicht durch den sofort wahrnehmbaren Tannenbalsam entstehen und das Rauchige durch Muskat und Pfeffer kreiert werden würde. Insgesamt riecht das, wie gewisse Lokalitäten morgens um halb zehn riechen, nachdem man die letzten Besucher inklusive ihrer letzten Getränkereste und nur zur Hälfte aufgerauchten Zigaretten rausgeworfen hat. Da Meister Proper an diesem Tag leider Feierabend hatte, hat man eben schnell zum Badeschaum gegriffen, der so schön nach Tannennadeln riecht und das Wasser giftgrün färbt.
Kurzgefasst: Das Ganze ergibt eine Kombination aus kalter Zigarette und Tannennadel-Badewasser. Warum man so riechen sollte und will, ist mir unerklärlich.

Da ich es nicht wage, die nächsten 80 Minuten meine Nase an mein Handgelenk zu bringen, muss ich nun kurz die Skip-Taste drücken. Auf dem Weg zwischen Herznote und Basis wird das Ganze jedenfalls erträglicher. Die "Rauchnote" verfliegt, der Tannenbalsam wird harziger (und nein, der Duft kann nichts dafür, dass ich auf Harziges nicht so kann) und Eichenmoos gibt eine leichte Tiefe, auch der Vetiver wird langsam riechbar und macht das Badewasser noch ein wenig grüner.

Das Ganze rettet den Duft aber auch nicht mehr wirklich. Schlimm, wirklich schlimm, das alles.

Viel wurde hier ja über die Namen der Düfte spekuliert. Vielleicht hat die Schöpferin Clockwork Orange geguckt, als Idee dieses Duftes enstanden ist.
Das wiederum könnte ich nachvollziehen.
4 Antworten
Sleepflower vor 10 Jahren 22 6
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Es ist doch was dran
Zunächst geht mein Dank an Don & sein Probenpaket, den ohne es wäre dieser Kelch - d.h. Eau Premiere in Probenform - an mir vorbeigegangen.

Ich muss zugeben, dass mich meine Parfumleidenschaft nicht gerade als Erstes zu den Klassikern geführt hat. Ganz im Gegenteil - ich habe bewusst einen Bogen darum gemacht. Vielleicht aus Respekt, vielleicht aber auch, weil mir aus anderen Disziplinen heraus durchaus klar ist, dass die Klassiker im Grunde genommen den Schlechtesten aller Einstiege darstellen, da einem oft noch das Verständnis dazu fehlt.

Auf Chanel No 5 war ich jedoch neugierig und wollte wissen, was den Duft aller Düfte so besonders machen soll. Mein erster Test erfolgte vor langer Zeit, und dann immer wieder, wenn mir gerade sonst nichts Besseres einfiel. Die Reaktion meiner Nase war jedes Mal wieder die Gleiche: zu alt, zu konservativ, das bin ich einfach nicht. Als U30-Vertreterin und mit Jeans & T-Shirt in der Soziologie-Vorlesung (oder auch mit Flaschenbier in der Hand in der Keller-Diskothek) ließ sich Chanel No 5 einfach nicht tragen - und ich wollte es auch schlichtweg nicht.

Als sich die Möglichkeit des Proben-Pakets mit einigen Klassikern bot, dachte ich mir, es wäre ja jetzt (immernoch U30, aber dafür im Berufsleben) eine passende Gelegenheit, sich noch einmal mit diesen Werken zu beschäftigen.

Mit etwas Missmut sprühte ich Chanel No 5 aufs Handgelenk und fragte mich schon, zu welchem der mir überlassenen Düfte ich überhaupt einen würdigen Kommentar schreiben sollte - als ich mit viel Erstaunen innehielt und das Schnüffeln begann. So riecht das in meiner Erinnerung aber nicht!
Nochmal aufs Pröbchen geguckt und den kleinen, aber feinen Zusatz entdeckt: "Eau Premiere".
Da ich mich absolut nicht dafür interessierte, habe ich natürlich auch nicht mitbekommen, dass der Duft eine Verjüngungskur bekommen hat.

Damit aber eins klar ist: hier handelt es sich nicht um eine B-Promi-übliche Botox- und Silikon-Maßnahme! No 5 wurde mit zarten Händen und viel Fingerspitzengefühl behandelt und so ist Eau Premiere - das muss ich absolut ehrlich eingestehen - wundervoll geworden.
Alles, was mich beim Vorgänger davon abgehalten hat, mich näher mit ihm zu beschäftigen - also insbesondere die seifig-pudrige Strenge und das fast manische Herunterbeten der Aldehyd-Akkorde - wurden hier zwar nicht abgeschafft, aber unfassbar schön abgemildert.

Eau Premiere ist ein eher weicher Duft, von dem ich glaube, dass das Original hier nicht unbedingt verändert, sondern vielleicht verschlankt oder reduziert wurde.
Und witzigerweise bin ich erst durch diese Reduktion in der Lage zu erkennen, wie komplex das Original eigentlich sein muss. Denn auch Eau Premiere ist nicht gerade eindimensional!

Zu Beginn erfreue ich mich am meisten an der sanften Seife, die fast einen cremigen Eindruck hinterlässt. Kurz danach kullert eine Zitrone ins Panorama, die selbst an meiner Haut sehr natürlich und rein riecht. Zur Herznote hin wird der Duft hautnaher, die Pudrigkeit nimmt zu und ein schön-subtiles, außergewöhnliches Blütenbouquet macht sich auf meiner Haut breit.
Zur Basis hin wird das Parfum nun zum echten Knaller: etwas so fein-krautig-holziges hab ich noch nie gerochen! Das kann und will ich nicht mal mehr auseinandernehmen, aber den typischen Moschus- oder Vanille-Drydown braucht man hier nicht erwarten.
Eau Premiere entwickelt auf mir kaum Sillage, lediglich die Kopfnote ist sehr präsent, aber das finde ich irgendwie passend.

No 5 Eau Premiere ist natürlich nach wie vor sehr klassisch und damenhaft. Für mich erscheint es nun aber sehr viel zugänglicher und nun bin ich unglaublich neugierig darauf, mich auch mit dem Original noch einmal intensiv auseinanderzusetzen.
Wer hätte das gedacht!
6 Antworten
1 - 5 von 8