Souhsza

Ich gehe durch die Stadt und es riecht nach nichts. Besonders im Winter entbehre ich Gerüche. Dann ins volle Kaufhaus. Menschenansammlungen, die nach nichts riechen erhöhen das Duftvakuum. Im Erdgeschoss natürlich die Parfumabteilung und auf meinem Weg zur Rolltreppe die Auslage fürs Weihnachtsgeschäft.

Ein Flakon fesselt mein Auge: Eternity

Die Parfumeurin hat Mut ihr Parfum Eternity zu nennen denke ich mir noch, den Tester schon in der Hand. Sie kreiert damit eine unglaubliche Erwartungshaltung.

Eternity ist doch nicht irgendein Wort. Es ist ein unglaublich großes Wort. Es ist so groß, dass ich sogar den Eindruck habe die Menschen fürchten sich vor diesem Wort. Warscheinlich wird es deswegen so gut wie nie mehr in den Mund genommen. Man hört es heute wohl höchstens noch in der Kirche.

Das Wort ist deswegen so enorm, weil es keine Zeit kennt. Ich spritze etwas von dem Duft auf meine Haut und entgleite in Erstaunen und Verzauberung.

Tatsächlich, was ich rieche ist mehr als irdisch und im Augenblick da. Es ist umspannender. Es schlägt eine Brücke und führt Vergessenes zu dem Jetzt. Nur so kann kann ich mir erklären, dass der Duft neu für mich ist und mir gleichzeitig vertraut vorkommt. Es ist als ob ich mich erinnere. Die Zeit im Kaufhaus bleibt einen Augenblick stehen. Ich bin entrückt. E verbindet mich mit dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos. Es ist geheimnisvoll ungreifbar und unreal irgendwo und dies alles ohne Puder. Möglicherweise verbindet es mich auch mit der Zukunft, die ich natürlich nicht kenne. Dies scheint daher zu kommen, dass es keine Zeit kennt, es ist sozusagen nicht mehr vierdimensional.

Damit erscheint mir der Name für dieses Parfum genau treffend und gerechtfertigt. Ich bin glücklich über den Geruch und überwältig in meiner Erwartungslosigkeit, erledige ich bereichert und fröhlich, meine Besorgungen.

Neroli, Bamboo e Fior di Loto riecht unschuldig, wohltuend grün, nach einem Garten mit wohlduftendem Blütenmeer.

Ich sehe eine Jungfrau, die dem Meer entsteigt oder eine Frühlingskönigin bei den Kelten. Und den uns von Heinrich von Kleist vermittelten Traum des Kätchens!

Liebesursache: Der Graf von Strahl: "Was fesselt dich an meine Schritte?
Käthchen: Mein hoher Herr! Da fragst du mich zuviel.
Und läg' ich so, wie ich vor dir jetzt liege,
vor meinem eigenen Bewußtsein da,
auf einem goldnen Richtstuhl laß es thronen
und alle Schrecken des Gewissens ihm
in Flammenrüstungen zur Seite stehn,
so spräche jeglicher Gedanke noch
auf das, was du gefragt: Ich weiß es nicht."

Träumerisches Vorbeilieben an dem Geliebten vorprogrammiert.

Neroli, Bamboo e Fior di Loto ist eine Mischung aus Innocence von Chloe und Un jardin du nil, was es fast tragbar für "reifere möchtegern Bräute" macht.

Der Winter dauert und dauert und ich sehne mich nach Licht und Wärme! Also weit weg in südliche Gefilde. So geh ich in die nächste Parfümerie und teste, was ich schon lange einmal wollte: Un Jardin après la Mousson.

Und tatsächlich vor mir breitet sich die ganze nachgesagte Stimmung aus: das Land am Nachmittag nach einem warmen Monsunregen. Die Luft ist gereinigt und wie neu, erfrischt und klar. Hier kann man nackt durch den Garten laufen. Hier muss man sich nicht unter einer dicken Daunendecke lieben. Hier kann man sich seine Körper zeigen.

Hier duftet es betörend nach Pflanzen, die in Blüte stehen und eine/n mit ihrem Blühen anstecken und mitreißen.

Aber nun beiseite jede Emotion: Un Jardin après la Mousson ist für mich inspiriert durch die Demeterdüfte. Einmal von der Idee eine Naturstimmung nachzuvollziehen wie z.B. bei Demeter "Snow".

Aber es gibt auch konkrete Duftpaten für die besondere Stimmung in Un Jardin après la Mousson. Es sind für mich Thunderstorm, Rain, Humidor und Wet Garden. Bzgl. dem Erdigen ans Verwesen reichende Mushroom, Greenhouse und Dirt.

Was Un Jardin après la Mousson unterscheidet ist, dass es runder ist mit seinen Blumen und grün darin, was es zu einem richtigen, soll heißen tragbaren Parfum macht, allerdings für mich nur an Hochsommertagen, wo es so richtig knallheiß ist.

Außerdem ist Un Jardin après la Mousson für mich der erste wirkliche Unisex- Duft. Ich kann ihn wirklich nicht einem Mann oder einer Frau zuordnen, was ich bisher bei allen Unisexdüften getan habe.

Ich vergnüge mich immer Mal wieder damit Parfums in Drogerien, Apotheken oder bei Yves Rocher usw. auszuprobieren. Es gibt einige Düfte, die mich halb ansprechen. Aber irgendwie bleiben alle Düfte, die ich probiere, auf dem Weg stecken oder verändern sich in Ihrer Entwicklung nicht zum Positiven.

Ich erinnere mich daran, dass es mir so schon vor 20 Jahren ging, was verbunden mit der für mich verwirrenden und abstoßenden pudrigen Duftmixwolke, die Douglas Läden verströmen, schließlich dazu führte, dass ich mich nicht mehr für Düfte interessierte.

Dank Nischenparfüms und Parfumo hat sich das wieder geändert. Ich bin dankbar über die netten TauschpartnerInnen und edlen SpenderInnen, dank derer ich vieles entdecken durfte, was meine Freude am Riechen wieder geweckt hat.

Meine letzte große Entdeckung war dank Marrons Großzügigkeit und Erfahrung Premier Figuier. Vielen Dank dafür!

PF ist ein grünes Parfum.

Es riecht rein, aber nicht wie die meisten rein riechenden Parfums auf diese jungfräuliche Weise, die nur jungen Frauen steht.

Es riecht eher rein wie ein Palmenstrand an einem frühen Morgen nach der klärenden Nacht. Es ist ein Traum aus Feige, Kokosnuss, süß und fruchtig. Wie vom Baum, unterm Baum, am Baum direkt dran, exotisch, warm, weil Assoziationen mit südlicheren Gefilden weckend, reife Früchte, Reife, Sommer, Ernte, dreimal im Jahr, bombastisch, absolut und vollkommen rund, alles was ich mir von einem Sommerduft wünsche.

Es macht durch seine Art rund und warm, am Schluss rieche ich nur noch schöne reife Feige, die zum hereinbeißen, lutschen, zwischen die Zähne nehmen und von mir aus küssen.

Ich trage es zurzeit ständig. Beim Tragen werden jedes Mal wie durch Zauber alle meine positiven Sommererinnerungen wach.

Leider habe ich den Eindruck, ich kann es nur allein riechen, denn es verflüchtigt sich so schnell, dass ich mich immer frage, ob es eine Chance hat an eines anderen Nase zu kommen?

Greenhouse bringt es nur bei 30 Grad Celcius im Schatten! Jetzt ist es zu kühl dafür! So kann sich die Treibhausatmosphäre nicht entfalten. G ist da, um der Hitze noch Schwüle drauf zu geben, auf das der Atem ganz und gar stocke.

Ich sehe die Glasscheiben. Einige sind angelaufen. Ja, jemand scheint vergessen zu haben das kleine Lüftungsfensterchen aufzumachen. Die feuchtheiße Luft steht.

Ich sehe die Schösslinge, wie sie stramm da in ihren kleinen Töpfchen stehen! Die feuchte warme Erde zwischen meinen Händen riecht intensiver als es in jeder anderen Situation möglich wäre.

Mein Sohn sieht allerdings eher eine Litschi-Bionade im Biergarten im Sommer vor sich. Nun, ja...