StellaFox

Duchessa ist ein Kirschduft - davon gibt es ja mittlerweile viele, da Kirsche eine moderne Mode-Note (geworden) ist.

Der häufigste Vergleich, den ich lese und mit dem ich gleich aufräumen möchte ist: "Duchessa | Gritti" ist wie "Lost Cherry (Eau de Parfum) | Tom Ford". Ja, in beiden Düften ist die Kirsche führend. Aber Duchessa ist tatsächlich anders und eigen. Für mich ist Duchessa der schönste Kirschduft.

Erstmal ist die Fürstin so gar nicht androgryn, sondern sehr feminin, curves and all... Ich denke da an Monica Bellucci. Das heißt nicht, dass Männer "Duchessa | Gritti" gar nicht tragen können (jeder soll tragen was er will), aber wir bewegen uns mit Duchessa klar nicht im Unisex-Bereich wie bei Lost Cherry.
Die Kirsche selbst ist in beiden Düften ebenfalls unterschiedlich. Bei "Lost Cherry (Eau de Parfum) | Tom Ford" denke ich an knallrote Kirschen (beim anderen, gern genannten Vergleichs-Duft, nämlich "Rouge Smoking (Eau de Parfum) | bdk Parfums", an Kinder-Hustenbonbons, aber das habe ich ja schon in meiner Rezension besprochen).

"Duchessa | Gritti" eröffnet dagegen mit einer realistischen, opulenten Note pechschwarzer Kirschen. Prall, saftig, dunkel und im nächsten Moment direkt gebadet in Maraschino-Likör. Wer Maraschino kennt, der wird in Duchessa die bittere, herbe Marzipan-Note erkennen, mit trockenen, holzigen Anklängen, die die Süße der Kirsche gut ausbalancieren.
In der Herznote kommt dann die Verführerin, die man zuvor schon erahnen konnte, endgültig hinter dem kirsch-schwarzen Samtvorhang hervor. Es wird sexy und würzig mit Safran, mehr Mandeln und ein paar Jasmin-Blüten. Nach ein paar Stunden sind die Kirschen der Eröffnung zwar immer noch deutlich da, doch sie sind nun ummantelt von dunklem Kakao und einer gewissen süß-rauchigen Qualität, die ich nicht richtig zu fassen kriege, die mich aber begeistert.

Preislich ist "Duchessa | Gritti" zwar sicher kein Schnäppchen, macht für mich aber bzgl. Preis-Leistung mehr Sinn als Lost Cherry (oder die meisten TF).

Für Frauen (und Männer) mit Lust auf erwachsene Opulenz im kirschigen Spektrum unserer schönen Duftwelt ist es sicher eine gute Idee, sich von "Duchessa | Gritti" verführen zu lassen.

BDK, 2016 gegründetes Nischenhaus steht auf diversen Hype-Listen derzeit ganz weit oben. Von den 17 bei Parfumo gelisteten BDK Düften ist keiner schlechter bewertet als mit 7,0 und auch in den sozialen Medien finden sich größtenteils elegische Lobgesänge.

Daher: Neugier. Ich habe insgesamt 6 BDK Düfte getestet. Mein Fazit bisher:

- Könnte sich der Investoren-Pitch so oder so ähnlich angehört haben: "Tom Ford, nur irgendwie französischer."...?
- Die 2 Düfte die mir gefallen, sind wirklich schön, aber keine (duft-)lebensverändernden, earth-shattering Heureka-Momente.
- Die 4 Düfte, die mir nicht gefallen, bewegen sich zwischen "Naja, interessant" und Sprint zum Abwaschen.

"Rouge Smoking (Eau de Parfum) | bdk Parfums" gehört zur zweiten Gruppe. Ich weiß, damit schwimme ich gegen die 8,1-hohe Begeisterungswelle.
Für mich ist der Duft einfach total... kindlich. Ich habe nach vielen Worten gesucht und "kindlich" ist das was mir aus verschiedenen Blickwinkeln einfällt bei "Rouge Smoking".

Der Duft eröffnet mit einer Hype-Note der jüngeren Zeit: Kirsche (siehe auch: Tom Ford, mit mittlerweile 3 Düften). Einem Haufen Kirsche. Diese spezielle Kirsche hat etwas an sich, das ich lange nicht platzieren konnte bis ich heute in der Apotheke stand und bei den Hustenbonbons dieses rot-grün-gelbe Päckchen aus meiner Kindheit wiedererkannt habe: Kinder em-Eukal. Die Kirsche in Rouge Smoking ist die aus Kinder em-Eukal. Lecker, aber eben perfekt auf die kindliche Zielgruppe abgestimmt. Vielleicht ist das nur meine Assoziation, aber ich musste direkt lachen aufgrund des eklatanten Widerspruchs zum Marketing-Text auf der BDK-Website zu Rouge Smoking, ich zitiere: "She goes toward her wardrobe, inspired by that tuxedo that will enhance her bodylines. It is the Parisian glam, she knows it well, the trends too. Her bohemian style and erotic energy leaves indelible footprints on the streets." - ok, und scheinbar hat sie Husten und keine Bonbons für Erwachsene zur Hand.

Ist der Kinder em-Eukal-Drops gelutscht, geht es in eine Richtung, die ebenfalls zu den derzeitigen greatest hits gehört, die aber einfach nicht meins ist: SÜSS und zwar in Großbuchstaben. Ich mag das im vielbesungenen "Baccarat Rouge 540 (Eau de Parfum) | Maison Francis Kurkdjian" genau so wenig wie im nicht weniger gehypten "Love Don't Be Shy (Perfume) | Kilian". Ist aber scheinbar durchaus geeignet, um viele Menschen zu begeistern (und damit Düfte jenseits der 150€ für 50ml zu verticken).
Um die Geschichte vor meinem geistigen Auge zuende zu bringen: Die oben beschriebene Dame ist im ihrem bodyline-enhancing Smoking nun zum Jahrmarkt gestöckelt, um sich dort am Stand mit Zuckerwatte und glasierten Früchten in die Warteschlange hinter die versammelte 2a der örtlichen Grundschule zu stellen.
Ich wünsche ihr dabei von Herzen viel Spaß. Aber ich würde sie nicht begleiten wollen.

L’Interdit Rouge, gehört unverkennbar zur L’Interdit-Linie, hat aber einen sexy, würzigen Accord plus eine Dosis saftige Blutorange.

Ich hatte den Duft kürzlich probiert und ihn dafür u.a. großzügig auf eine schwarze Pashmina aufgesprüht. Ein paar Abende später war ich aus. Die Pashmina war dabei und ich konnte mich den ganzen Abend am Duft von L'Interdit Rouge auf dem Stoff freuen... sexy, sinnlich, lecker. Seitdem habe ich mehr probiert und der Effekt bestätigt sich. Mit Stoff - und auch ohne.

* Duftverlauf
Die feurige Kopfnote mit der genannten Blutorange und Ingwer geht nach und in das typische Weißblüher-Herz von L'Interdit über, wobei das "Besondere", das L'Interdit Rouge vom normalen L'Interdit absetzt, durchweg erhalten bleibt.
Je länger der Duftstoffe auf der Haut bleibt, desto stärker wärmt eine Basis aus erdigem Patchouli und cremigem Sandelholz.

* Flakon
Der Flakon hat dieselbe Form wie die des normalen L'Interdit, kleidet sich aber in einem tiefen Dunkelrot - was perfekt die Ähnlichkeiten und die Unterschiede der beiden Düfte symbolisiert.

Der große Dominique Ropion ist die Nase hinter diesem opulenten Duft. Ihm haben wir neben Portrait of a Lady u.a. auch "Dune", "Jasmins Marzipane" und "Alien" zu verdanken. Portrait of a Lady ist daher wenig überraschend eine wunderschöne Kreation.

Die orientalische Rose in "Portrait of a Lady" ist intensiv, so gar nicht grün, eher samtig dunkel, irgendwo zwischen burgunderrot und einem warmen Violett. Dazu passen die tiefroten Beeren, die gleich zu Anfangs für eine leckere, saftige Note sorgen. Die große Leistung an "Portrait of a Lady" ist, dass die Komposition dabei nie zu süß wird. Das liegt an den würzigen Elementen (u.a. Nelke & Zimt) aber auch am Weihrauch, der für Klarheit und Reinheit sorgt. Und darunter: Patchouli, erdig und durchaus etwas dreckig. Genau so viel um die ansonsten himmlische Komposition richtig sexy & leidenschaftlich ladylike zu machen. "Unbeschreiblich weiblich" ist mir dazu eingefallen, wobei ich mir durchaus den ein oder anderen Mann vorstellen kann, der den Duft gut tragen könnte...

Für die Wein-Fans: Wäre "Portrait of a Lady" ein Wein, dann wäre es ein hochwertiger Primitivo.

Um das am häufigsten genannte Thema zu "Le Lion" gleich zu Beginn aus dem Weg zu kriegen: Nein, "Le Lion" ist nicht Chanels "Shalimar".
Sicher, beides sind Spielarten von Amber, beide eröffnen mit Bergamotte. Aber das war es dann schon mit den Parallelen.
Nach der Eröffnung wird Shalimar nämlich vanillig-pudrig, während "Le Lion" harzig-ledrig daherkommt mit Labdanum, Rauch & Benzoin.
Unter den Exclusifs sollte "Le Lion" neben Coromandel & Cuir de Russie stehen - reich, sinnlich und intensiv. Spontane Assoziation: Er passt zu Kaminfeuer, Amarone, Steak... Außerdem ist es interessant, mal ein Chanel ohne jegliche florale Note zu riechen.
Auch wenn "Le Lion" im allgemeinen als ein eher maskuliner Duft bewertet wird: Ich trage ihn oft und fühle mich Dank dieses wunderbaren Duftes gern als Löwin.