Strandkind

Das 1925 kreierte Knize Ten begleitet mich bereits mein halbes Leben. Und ich liebe diesen weichen warmen Duft von der ersten Begegnung an.
Jetzt, wo die Tage kürzer werden und auch schon mal ein Herbststurm mit Windstärke 12 über die Ostsee fegt, da greife ich gerne zu diesem Meisterwerk der Herrenparfumerie. Er verströmt einen wohligen Duft, der einen wärmt...
Knize Ten startet mit Bergamotte-Zitrone und Kräutern. Ich nehme Rosmarin, Nelke, Kardamom und Zimt wahr. Anschließend verströmt er einen komplexen Cocktail von Orange, Iris, dunkler Vanille, Sandelholz, Amber und Moschus, dabei behält er seine für ihn typische Basisnote von feinem Leder bei, das durch einen seifigen Teer- und Kräutersud gezogen wurde. Auch ich erkenne den intensiven Duft nach Plastik (wie die alten Elastolin-Figuren) und dunkler Zitrone. Er ist trocken, beinahe pudrig. Die Sillage, also die Intensität, mit der der Duft von seiner Umwelt wahrgenommen wird, ist in der ersten Stunde nach dem Auftrag heftig. Da musste ich mir schon anhören: "Was hast Du denn da Intensives aufgetragen?", aber die Intensität legt sich nach ca. zwei Stunden und zurück bleibt die wundervolle Basisnote, die dann auch nicht mehr aneckt.
Knize Ten ist viel feiner als andere Düfte seiner Gattung, wie z.B. Creed´s Royal English Leather oder Taberome aus demselben Haus.
Etros Gomma erinnert an ihn, doch geht die Duftkomposition von Knize viel tiefer und bleibt auch standhafter.
Hermés Equipage und Bel Ami sind ebenfalls wunderbare Vertreter des Genres "Lederdüfte", doch sie sind ganz anders aufgebaut und haben einen anderen, im Vergleich beinahe schüchternen aber ebenfalls wundervollen Charakter.
Ähnlichkeiten zu Guerlain´s Habit Rouge oder Derby erkenne ich nicht.

Zum Alter des Trägers möchte ich keinerlei Wertung abgeben, nur so viel:
Knize Ten kann und sollte auch von jüngeren stilbewussten Männern getragen werden.
Und nein!
Es ist kein Damenduft, außer sie heißt Marlene Dietrich.

Warum gibt es eigentlich noch andere Düfte?
Das ist der perfekte Duft für den Herren!
Er beginnt zitrisch, geht leicht pudrig trocken weiter und endet ca. 20 Minuten später weich mit perfektem Tabak- und Vetiverduft.
Ein Duft für echte Aficionados.
Ich muss dazu sagen: Ich bin stolzer Besitzer eines 225 ml-Flacons mit alter Formel.
Ein wunderbarer unvergleichbarer Duft!

Ich liebe klassische Düfte und Paco Rabanne pour Homme befindet sich seit Jahrzehnten in meiner Sammlung.
Es handelt sich um einen eher süßen, leicht pudrigen, leicht seifigen Holz-Leder-Vanille-Duft.
Mit dem Duft verwöhnt man sich selbst. Ich trage ihn, wenn ich mich gut fühlen möchte und ähnlich wie Azzaro pour Homme erlebe ich spontane Komplimente meiner Umwelt, wie-gut-ich-rieche.
Außerdem fühle ich mich, wenn ich das Aftershave auftrage, sehr gut gepflegt.
Mittlerweile habe ich die 50 überschritten und dieser klassische Duft passt, wohl von außen betrachtet, besser als zu meinem 20-jährigen ich. Obwohl ich ihn damals auch wie selbstverständlich getragen habe.

Auch die Reformulierungen hat er gut überstanden. Der aktuelle Duft kann mit dem Duft, gekauft Ende der Achtziger, durchaus mithalten. Der alte ist allerdings etwas komplexer und hält sich länger auf der Haut. Doch wir wollen nicht pingelig sein.

Ich bin stolzer Besitzer der Originalausgabe.
Das ist ein Duft für die Übergangszeit von Sommer in den Herbst, dann aber auch gleich mit Sturm und Feuer im Kamin.
Im Auftakt orientalisch schwer. Dunkle Vanille, herbe Orange, bittere Bergamotte und ein Hauch Nelke treffen auf schwere alte Mahagonimöbel, dabei wirkt er pudrig, staubtrocken. Er erinnert mich unmittelbar nach dem Auftragen an Mitsouko von Guerlain.
Er hält sich lange auf der Haut und es bleibt auch nach fünf Stunden ein angenehmer Duft von Orange, Nelke und Holznoten.

Welche Gefühle löst er in mir aus?
Macht es Euch im Art-Deco-Lederclubsessel bequem und legt noch einen Patchouli-Fidibus im Kamin nach.

Dies ist kein Duft für Weicheier und Warmduscher.
Hier habe ich den englischen Landlord vor Augen, der das selbst erlegte Wild auch gleich vor Ort ausnimmt und hilft, den liegengebliebenen Land-Rover anzuschieben, ohne Rücksicht auf seine Maßkleidung.

Was soll ich sagen?
Ich kenne Habit Rouge von Guerlain schon seit 1986, da war ich gerade einmal 20 Jahre alt. Und bereits damals gefiel er mir schon.
Ich kenne kaum einen sinnlicheren Duft. Orientalisch, animalisch im Auftakt. Eine olfaktorische Bombe. Aber der komplexe Duft wird bald sanfter, behält aber sanft seine orientalischen Noten, mit Patchouli, dunkler Vanille und Juchtenleder.
Es ist ein solitärer Duft, der keinerlei Konkurrenz kennt.
Auch sämtliche Reformulierungen hat er unbeschadet überstanden.