Les Parisiens

Derby 2005

Version von 2005
Derby (2005) von Guerlain
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8.2 / 10 314 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Guerlain für Herren, erschienen im Jahr 2005. Der Duft ist würzig-holzig. Die Haltbarkeit ist überdurchschnittlich. Es wurde zuletzt von LVMH vermarktet.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Ledrig
Chypre
Grün

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte OrangeOrange
Herznote Herznote
GewürzeGewürze GartennelkeGartennelke indische Hölzerindische Hölzer
Basisnote Basisnote
WaldbodenWaldboden LederLeder PatchouliPatchouli

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.2314 Bewertungen
Haltbarkeit
8.5240 Bewertungen
Sillage
7.8232 Bewertungen
Flakon
7.6218 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
6.936 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 23.02.2024.
Wissenswertes
Das Parfum war Teil der Kollektion „Les Parisiens”.

Rezensionen

22 ausführliche Duftbeschreibungen
6
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Profumo

284 Rezensionen
Profumo
Profumo
Top Rezension 29  
Ein Meisterwerk!
Dieser Duft hat alles was ein wirklich großer Duft haben muß: Inspiration, Raffinesse und eine geniale Komposition aus harmonischen und dissonanten Elementen: die frischen Kopfnoten mit Minze kontrastiert, die floralen Herznoten mit würzigen Akzenten versehen und eine kräftige Chypre-Basis mit der berühmten Guerlinade und einer wunderbar weichen Ledernote gemildert.
Ein charismatischer Duft, eigenwillig und mit aristokratischer Attitüde, dabei nicht so gefällig wie Habit Rouge oder Heritage, was den Duft alles in allem etwas komplizierter macht, auf lange Sicht aber interessanter.
Jean-Paul Guerlains Meisterwerk!

Nachtrag 15.08.2010

Berichtet wird, dass J.P. Guerlain während einer Reise durch Tunesien vor dem großen Amphitheater in El Djem gestanden habe und das dieses, samt der Vorstellung, dass darin einstmals Pferderennen stattgefunden hatten, ihn derart faszinierte, dass er die empfangenen Eindrücke in einen Duft fließen lassen wollte. So inspirierten ihn die Arena und die vergangenen Wagenrennen zu seinem Duft Derby, den er zunächst ‚Centurion’ zu nennen gedachte, des alt-römischen Bezuges wegen. Da dieser Name aber doch zu steif klang, entschied er sich für den auch im Pferdesport üblichen Begriff ‚Derby’.
Olfaktorisch betrachtet führt die Reise dann auch tatsächlich eher in Richtung Maghreb, als in das Heimatland der Pferde-Derbys, nach England.

Zu Beginn des Duftverlaufes entfaltet sich das Aroma eines arabischen Bazars: Frische Zitrusfrüchte und eine ungewöhnliche Minze eröffnen den Reigen, um einer ganzen Kaskade von aromatischen Gewürzakkorden, dominiert von Artemisia (Beifuß), Piment, Muskat und Pfeffer, den Raum zu öffnen. Einige Blüten gesellen sich im Herzen dazu: eine deutlich erkennbar Nelke, etwas Rose und Jasmin.
Im Fond schließlich: süß-harziges Labdanum und jede Menge bitteres Eichenmoos (zumindest im ursprünglichen Derby). Dazu kräftige Ledernoten und eine feine, dabei unaufdringlich animalische Nuance die den gesamten Duft durchzieht. Derby ist sehr langlebig – noch Stunden nach dem Auftragen entfaltet sich ein exquisites Aroma von edlem, poliertem Holz und Würze, und der gesamte Duftverlauf ist fein austariert: alles fließt geräuschlos ineinander und vereinigt sich zu einem breit und mächtig dahin ziehenden Fluss.

Viele sagen dieser Duft sei das maskuline Pendant zu Mitsouko, so wie Habit Rouge als Shalimar pour Homme gilt – ich sehe das nicht ganz so. Derby fehlt es an der für Mitsouko so typischen Fruchtigkeit, der Duft ist unvergleichlich würziger und nur die Basis – vor allem der alten Fassung - weist gewisse Ähnlichkeiten auf. Doch auch hier entwickelt sich Derby in eine holzigere Richtung, während Mitsouko die herb-fruchtige, bitter-moosige Grundstruktur in allen Phasen geradezu durchdekliniert. Dennoch, im beziehungsreichen Guerlainschen Kosmos hat Derby die meisten Bezüge tatsächlich zu Mitsouko, ohne – in meinen Augen - einfach dessen maskuline Variante zu sein. Dafür ist der Duft dann doch zu eigenwillig und auch zu eigenständig.

Ganze zwanzig Jahre brauchte Guerlain um nach dem großen Erfolg von Habit Rouge mit einem neuen Herrenduft (der aber genauso für Frauen geeignet ist und von diesen auch häufig hymnisch gepriesen wird!) auf den Markt zu kommen – ein Zeitraum, den sich heute vermutlich kein Haus mehr leisten könnte. Damals aber war der Markt noch nicht so überhitzt und der Parfumeur arbeitete an einem einzigen Duft mitunter Jahre. Und meines Erachtens ist Derby so ein Duft dem man auch heute, in seiner nunmehr dritten Fassung, noch immer anmerken kann wie sehr an ihm gefeilt und mit welcher Sorgfalt er erarbeitet wurde – ein duftendes Kunstwerk! Nur leider verwendete man nicht dieselbe Sorgfalt an Verpackung und Präsentation des Duftes: die sogenannte ‚Eagle-Bottle’ war auch schon damals nicht wirklich schön, und vollends verunglückt die unter dem Motto ‚Barbare et très civilsé’ stehende Kampagne in den Medien. Das Model: ein Herr, mittleren Alters, mit markantem Kinn und monströser Fliege, irgendwie nach rechts oben ins Nichts schauend. Ein bisschen wenig für die hedonistischen 80er Jahre – man sehe sich dagegen an wie Antaeus von Chanel beworben wurde!

Nun, wie auch immer: Derby, obwohl von Kritikern wie Parfum-Enthusiasten gefeiert, war kein Erfolg beschieden (vielleicht hatte das Parfum auch einfach für seine Zeit zu wenig Sex?!) und nach nur wenigen Jahren verschwand es von den Regalen. Schließlich war es nur noch in Paris in einer neuen Aufmachung erhältlich, in der kurzzeitig alle Herrendüfte von Guerlain präsentiert wurden: in der sogenannten Habit-Rouge-Flasche. Vor kurzem erneut umgearbeitet (aufgrund der mittlerweile dritten Restriktion von Eichenmoos) ist es nun Bestanteil der exklusiven Reihe ‚Les Parisiennes’ - so gut und so delikat wie eh und je, nur etwas leichter und transparenter.
Luca Turin – der Derby zu den zehn besten Herrendüften zählt – beschrieb einmal das Verhältnis des Duftes zu seinem Nachfolger ‚Héritage’ wie folgt: „ Si Derby était le dream-car... Héritage est un superbe coupé...“ Er zählt auch zu meinen Traum-Autos.
4 Antworten
10
Haltbarkeit
8
Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 26  
Ironie durch Parfum?
Durch diese Samstagnacht hat mich Derby begleitet. Jetzt ist es gleich 4 Uhr morgens, und ich lasse die Reste bei einem Glas Single Malt und John Coletranes „A Love Supreme“ verklingen. Ich gestehe, die heutige Erfahrung reicht noch nicht ganz aus für ein abschließendes Urteil. Ich bin verwirrt.

Ich habe diesen Duft als eine Art Duft von „Mann an sich“ erfahren, aber nicht als Duft eines speziellen Mannes, der etwa mit einem Parfum seine Individualität betont. Insoweit funktioniert Derby anders als die weiteren großen Guerlain Herrendüfte. Wer Habit Rouge trägt, Chamade pour Homme, Vetiver sowieso, ja selbst das zeitgemäße holzige Guerlain Homme könnte durchaus hin und wieder nach dem von ihm verwendeten Parfum gefragt werden. Bei Derby kann ich mir das eher nicht vorstellen. Das muss aber kein Fehler sein.

Dabei tritt Derby in einer Riege an, deren Verteter an Aussagekraft in der Regel kaum sparen. 1985 veröffentlicht, gehört es in die Gruppe der „Eighties Powerhouses“, die oft ziemlich laut und macho daherkamen, dabei unrasiert und finster in die Gegend schauten und vor Testosteron nur so strotzten. Doch bei Guerlain griff man mit Derby diesen Trend zwar auf, machte ihn aber letztlich nicht mit.

Beim Aufsprühen zeigt sich sofort, zu welchem Stamm Derby gehört: Das ist ja wie Trussardi Uomo, war mein erster Gedanke. Wenngleich sofort größere Feinheit spürbar wird. Nun ja, ein paar Gemeinsamkeiten sind anhand der Pyramiden erkennbar. Doch schnell legt Derby mit zusätzlich Noten nach. Ich erkenne vor allem Piment – reichlich Würze, und es sieht zunächst alles nach einer charakterstarken Entwicklung aus. Wenn man denn von einer solchen überhaupt sprechen möchte. Denn nach einer halben Stunde bricht das schon zusammen. Kaum hat sich der Duft etwas gesetzt, mündet er schon in einen Stunden währenden Drydown, und um den geht es hier vor allem. Die Basisnote ist eine absolut dezente und unaufgeregte Version dessen, was ansonsten unter Macho-Duft abgehandelt wird. Ohne Moschus, aber chypreartig bitter und dunkel. Sie überdeckt dabei weitgehend die berühmte Guerlinade. Die ist nun eigentlich das Gegenteil von macho und wird daher in diesem Parfum gut versteckt. Nur dem Kenner offenbart sie sich ab und an mit einem Augenzwinkern.

Irgendwie kommt mir Derby wie ein distanziert-ironischer Kommentar auf den damaligen Modetrend vor. Wenn doch die derzeitigen Guerlain-Verantwortlichen ähnlich souverän mit heutigen Trends umgehen könnten! Ein Sportduft, der bei genauem Hinschauen gar keiner ist, wäre eine große Sache!

Damit hätte Derby in den 80ern seine Berechtigung gehabt, aber wie sieht das heute aus? Was bleibt, ist ohne Zweifel ein qualitativ hochwertiger Duft in der Art der großen Guerlain Erfolge. Er könnte die Vorlieben derjenigen Parfumfreunde treffen, die es selbverständlich klassisch mögen, keinerlei Experimente mitmachen und einen eindeutig maskulinen, aber nicht übertriebenen Ausdruck schätzen. Insoweit ist Derby heute ein bis ins Mark konservatives Parfum.

Mich hat Derby in dieser Nacht noch nicht überzeugen können. Ich mag es gerne etwas ausdrucksstärker. Ein Chamade pour Homme mit seiner dezenten aber distinkten Kombination von Kräuterigkeit und Guerlinade hat mir mehr zu sagen. Und als hochwertiger Business-Duft, bei dem es auf dezenten Hintergrund statt individuelle Eskapaden ankommt, wäre mir Derby einen Tick zu dunkel.

Derby gehört zu den Parfums, die Guerlain in der berümten „Bee-Bottle“ nur an wenige Partner ausliefert. In Deutschland kann man ihn bei Schnitzler in Düsseldorf in der Filiale Breidenbacher Hof bekommen und natürlich auch notdürftig testen. Ich finde, ein Parfum wie dieses benötigt zum Kennenlernen mehr Muße, als die Düsseldorfer Innenstadt bietet. In den bekannten Online-Shops ist er nicht erhältlich. Daher ganz besonders herzlichen Dank an Profumo für die zur Verfügung gestellte Probe. Schäm dich, so wenig zu diesem Parfum zu schreiben ;)
6 Antworten
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Yatagan

396 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 23  
Der Ritt ins Nirvana
Derby, benannt nach einem Pferderennen, ist ein außerordentlicher Duft. Als er 1985 herauskam, erhielt ich als Jugendlicher in einer Parfümerie eine Probe des Duftes. Natürlich kann ein 18jähriger (im Allgemeinen) nicht viel mit so einem Parfum anfangen. Ich wäre damals auch nie auf die Idee gekommen, mir diesen Duft zu kaufen. Dennoch hütete ich diese Probe wie einen Schatz und selten, ganz selten benutzte ich das Pröbchen, um mir einen Tropfen aufzulegen. Ich genoss diesen Duft in der Stille für mich selbst. Kein Parfum also, das ich mit meiner Umwelt teilen wollte, kein Duft für die Party oder um Mädchen zu beeindrucken (die hätten das damals wahrscheinlich auch nicht zu würdigen gewusst und Derby als Duft für ältere Herren empfunden).

Natürlich kam der Tag, an dem die kleine Probe endgültig zur Neige ging. Eine Weile hob ich sie noch auf, weil sie noch duftete, wenn man die Kappe entfernte und an der Öffnung roch. Als auch hier ein Ende erreicht war, gelang es mir irgendwie in einer kleinen Parfümerie, deren Inhaber dort noch heute hinter der Ladentheke steht, eine Miniatur des Duftes zu ergattern. Ich glaube, ich kaufte damals gerade Habit Rouge. Sicherlich auch kein Duft für einen jungen Mann, aber ich war seinerzeit schon der Guerlinade verfallen und so führte kein Weg an einer Flasche dieses roten Guerlainwassers vorbei. Vermutlich schloss der Parfümeriebesitzer daraus, dass auch Derby etwas für mich sein könnte. Er wusste vermutlich gar nicht, welche große Freude er mir damit machte, zumal ich gar nicht gezielt nach einer Miniatur von Derby gefragt hatte.

Später, nachdem sich der Spiegel der Duftminiatur bedrohlich dem Boden zuneigte, erstand ich dann bei einem allseits bekannten Internetauktionshaus zwei weitere Miniaturen dieses unglaublichen Duftes. Noch kam ich nicht auf die Idee, mir eine ganze Flasche zu kaufen. War ich immer noch nicht reif für diesen Duft? Ich weiß es nicht genau, aber fest steht, dass mir irgendwann dämmerte, dass Derby ein Auslaufmodell geworden und in den Parfümerien meines Vertrauens gar nicht mehr zu haben war. Auch im Internet waren die Preise wenige Jahre später so gestiegen, dass ich vor einem Kauf zurück schreckte, ausgerechnet jetzt, wo ich mich tatsächlich reif für diesen Duft fühlte.

Und wieder spielt mir nun das Schicksal übel mit. Der neue Derby, der hoffentlich weitgehend dem alten entspricht, ist nur über die Guerlain-Flagship-Stores erhätlich und keiner dieser Luxustempel findet sich in meiner Nähe. Da muss ich wohl in nächster Zeit zur Verwandtschaft nach Berlin reisen, um endlich fündig zu werden - und das, obwohl der Preis heute kaum billiger ist als vor Jahren zu den schlimmsten Derby-Goldgräberzeiten im Internet. Irgendwann werde ich meine eigene Flasche Derby in Händen halten, da bin ich mir ganz sicher.

Trotz aller Leidenschaft nur eine 90% Bewertung. Warum das? Meine Miniaturen haben ausnahmslos alle einen gewissen Unterton, den ich nur als metallisch beschreiben kann. Dieser Akzent war mir schon als junger Mann ein wenig störend aufgefallen, als ich meine erste Probe erhielt. Ich kann nicht einmal vermuten, wie dieser Ton zustande kommt. Die Inhaltsstoffe scheinen auf den ersten Blick recht gewöhnlich, so wie sie in vielen Herrenparfums obligatorisch kombiniert werden. Näheres will ich daher zur Duftentwicklung gar nicht sagen. Kaum ein anderer Duft ist ein solch hermetisches Gesamtkunstwerk wie dieser.

Natürlich enthält dieser Duft viele weitere nicht näher genannte Duftkomponenten, so wie wir es vom Hause Guerlain gewohnt sind, das ja häufig nur vage Angaben zu seinen Geheimrezepten veröffentlicht. Gut so! Damit ist und bleit der Duft, was er seit 1985 war: eine Legende und ein olfaktorischer Ritt ins Duftnirvana.
11 Antworten
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Profumorist

76 Rezensionen
Profumorist
Profumorist
Top Rezension 13  
Perfektion zur falschen Zeit
Ich bin momentan in Schreiblaune und habe mir zum Ziel gesetzt, dass ich jedem Duft in meiner Sammlung zuzüglich meiner Abfüllungen abzüglich meiner Düfte im Souk einen Kommentar widmen möchte. Warum? Weil sie es verdient haben. Sie sind ja nicht umsonst in meiner Sammlung.

Derby ist wohl einer der besten Männerdüfte aller Zeiten, der nie wirklich einen Durchbruch erlebt hat. Der nie ernsthaft im Blitzlichtgewitter stand. Und der nie die Gazetten dieser Welt schmückte. Woran lag es? Schwer zu sagen. An dürftiger Werbung oder am ziemlich hässlichen Flakon?

Oder vielleicht daran, dass dieser Duft selbst für die 80er Jahre einfach zu opulent, zu ausladend, zu schwer, zu komplex und zu aromadicht geraten ist. Diesen Duft könnte man ohne Probleme auch in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts verorten. Oder von mir aus Ende der 60er / Anfang der 70er.

Preisfrage zur Duftbeschreibung: „Was haben Orangen, schweres altes Holz und Gewürze mit einem klassischen englischen Pferderennen zu tun?“. Kurz nachgedacht. Richtig! Keinen blassen Schimmer. Ich habe bislang immer gedacht, dass Dior die Firma sei, die Probleme mit der Namensfindung hat. Wie dem auch sei, im Grunde ist es eh wurscht.

Die Eindrücke, die man bei diesem Duft beim Sprühen erlebt, sind überflutend, rauschhaft. Der Beginn startet mit einer vollen Breitseite gewürzter reifer Orangen. Normale Kopfnoten verfliegen nach ein paar Sekunden. Diese hier bleibt und bleibt. Die Bestandteile der Herznote sind klar erkennbar. Fast fließend gesellen sich zur gewürzten Orange die (indischen) Hölzer und Gewürze begleitet von ein wenig Nelke hinzu. Ich persönlich hätte eher auf indische Gewürze denn auch indisches Holz getippt. Das Ganze weiterhin opulent, schwer und raumfüllend. Zur Basis hin dimmt sich der Duft ein wenig runter. In seiner Ausrichtung und Anmutung wird er hier holzig-balsamisch mit einem leichten Anflug von Rauch.

Haltbarkeit und Sillage sind überragend. Mehr muss man hierzu nicht erwähnen.

Das hier ist Guerlainsche Parfümkunst in Perfektion. Oder um es mit den Zeilen von Luca Turin zu sagen: „Einer der besten Herrendüfte aller Zeiten.“ Leider war es Perfektion zur falschen Zeit. Zudem könnte es sein, dass er mittlerweile eingestellt wurde.

Gruß

Euer Profumorist
3 Antworten
7
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Ernstheiter

41 Rezensionen
Ernstheiter
Ernstheiter
Top Rezension 16  
Bella Figura - Der ungenutzte Dunkle Anzug im Schrank
Die guten Dunklen Anzuege fristen meist ein einsames Dasein. Sie haengen ueblicherweise in einer weniger leicht zugaenglichen Ecke des Kleiderschrankes, meist seit der letzten Reinigung mit einer Plastikschutzhuelle ueberzogen. Haben sie dieses Schattendasein wirklich verdient? Schliesslich ist der gute Zwirn einmal mit Bedacht ausgewaehlt, anprobiert und schliesslich erworben worden - und das fuer nicht wenig Geld. Ausserdem ist er auch hervorragend geschnitten und laesst einen "Bella Figura" machen. Vielleicht sollte ich besser sagen, der Dunkle Anzug l i e s s einen "Bella Figura" machen, damals als er noch ein neues Designerteil war. Mittlerweile geht er nur noch als Vintage durch. Und trotzdem besteht zu ihm eine Beziehung basierend auf Erinnerungen, Bedauern und Wertschaetzung.

In dieselbe Kategorie gehoert fuer mich Derby. Selbst ungeuebte Nasen koennen merken, dass es sich um einen besonderen Duft handelt; und geuebtere Nasen erkennen, dass es sich um eine Kreation aus dem Guerlainschen Kosmos handelt.

Gleich nach dem Aufspruehen macht sich ein spritziger Eindruck breit, ein Feuerwerk aus Zitrusfruechten, die ich aber nicht im Einzelnen identifizieren kann, denn ueber das Ganze legt sich sofort ein Schleier aus Minze, Gewuerzen und Hoelzern und nimmt so dem Auftakt seine Frische. Diese Phase des Duftes finde ich sehr spannend. Derby schafft es nach dem nur ganz kurz dauernden zitrischen Anfang sofort in eine wuerzig-holzige Richtung ueberzugehen, wobei dieser Richtungswechsel erstaunlicherweise ohne jeglichen Bruch oder Schock passiert. Die naechste Ueberraschung folgt in Form von Nelke, die sich langsam aber mit Bestimmtheit bemerkbar macht. Sie ist fuer mich in dieser Phase die einzige Duftnote, die ich deutlich wahrnehme, alles andere ist ein dicht gewebter Schleier aus polierten Edelhoelzern und aromatischen Gewuerzen.

Dies ist fuer mich immer der Zeitpunkt an dem ich mich frage, wann ich diesen handwerklich hervorragenden Duft tragen soll. Fuer mich geht es nicht um das Alter des Traegers, fuer mich geht es schlichtweg um die Frage nach der passenden Gelegenheit. Kann ein Duft so selbstbewusst sein, dass er mich verwirrt? Ich habe Derby gerne in meiner Duftsammlung, ich mag den Duft an sich - aber ich muss mich fast zwingen, ihn ab und zu aufzulegen.

Kann man einen solchen Duft mit Punkten bewerten?

Gerne wuerde ich Derby 10 Punkte geben, es aber gleichzeitig ungerecht finden, da ich ihn kaum auflege. Und die Tragbarkeit ist fuer mich nun einmal ein nicht unwichtiges Kriterium. Keine Zweifel habe ich bei Haltbarkeit und Sillage. Beide haben die volle Punktzahl verdient. Wenn ich Derby morgens auftrage, ist er abends immer noch deutlich wahrnehmbar. Die Sillage ist kraeftig, aber nicht raumfuellend. Ein Duft dieser Art macht sich
nicht durch Lautstaerke, sondern durch eine konstante Praesenz bemerkbar.

Ich glaube, ich werde morgen zur Arbeit Jeans und meine dunkle Anzugjacke anziehen und Derby auflegen.
9 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

31 kurze Meinungen zum Parfum
Eggi37Eggi37 vor 12 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Derby nach 20Jahren
Chypre Vs Fougère
Konservative Ausrichtung
Patchrasen statt Moos
RasierteGesichter
SpicyMatch
Ledertrikot
Nelke winkt zu
45 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 2 Jahren
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9.5
Duft
Holzig-würzige Ernsthaftigkeit, lediglich mit etwas Nelke und Zitrussprenkeln aufgelockert.
Dem 1985er sehr nah, aber etwas weniger komplex.
21 Antworten
SalvaSalva vor 2 Jahren
8
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
Meine Herzensmarke enttäuscht nie
Aromat-Frische Gartennelke
Abgeschmeckt mit feinsten Gewürzen
Wirkt streng&freundlich zugleich
Schön!
20 Antworten
ProfumoProfumo vor 4 Jahren
6
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Leute, das neueste Derby ist das beste seit Jahrzehnten und duftet (fast) wieder wie in der Vor-IFRA-Zeit. Das Schönste: Eichenmoos satt!!
2 Antworten
MefunxMefunx vor 5 Jahren
7
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Erdige Nelke als Leder-Chypre. Rasierseife, Wachs & eine Schiffsladung Gewürze aus den Kolonien. Wertvoller, aber ambivalenter Blick zurück.
4 Antworten
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