Strassimaus

Dieser Duft war schon seit Erscheinen ein Test-Kandidat für mich, aber leider war ja bis vor ein paar Wochen das Schnuppern gehen immer mit Aufwand verbunden. Da kam mir also das Sharing von Rundreas gerade recht. Nach dem Nachtdienst aus dem Briefkasten gezogen und direkt auf den Arm gesprüht. Der erste Eindruck direkt mmm lecker, ein Amberduft, kurz harzig fast kratzig, dann weich und cremig, Milch nur im Hintergrund in meiner Nase. Es kommt ein Hauch von Vanillekipferln und Zimtsternen dazu, dabei ist es nicht direkt gourmandig sondern schon „parfümig“, wunderbar kuschelig und fluffig.
Ein Flashback katapultiert mich in die 90er ins Chemiestudium, 5. Semester, Analysenkurs organische Chemie. Dreistofftrennung. Weißliche Kristalle in einer transparenten Flüssigkeit. Flugs abfiltrieren. Geruch Lösemittel und Plätzchen. Nach Reinigungsarbeiten ist nach Geruch und Schmelzpunktbestimmung klar, das ist Zimtsäure. Bingo. Eingentlich dachte ich an Feierabend aber der Forscherdrang war erwacht. Also einen Teil der Flüssigkeit in eine Destille und losgelegt. Bei 110 grad kann ich was auffangen. Es riecht nach Nagellackentferner und Bethmännchen. , nochmals nachdestillieren. Die aufgereihte Fraktion kann bestimmt werden. Auch Bingo. Ich glaub es war Toluol. Der Rest roch so krass nach Weihnachten, dass ich mal auf Benzaldehyd tippte. Bingo.
Nun ist es komplett vermessen, diesen wunderbaren Kuschelduft mit einem Chemielabor zu vergleichen, das täte ihm wahrhaft Unrecht. Man verzeihe mir diesen nerdigen Ausflug in die Vergangenheit. War ein echter Erfolgsmoment damals.
Es muss die Benzoe sein, zusammen mit der Tonkabohne, die eine ähnliche Kombi ergeben wie dieses Plätzchen im Kolben.
Milk Musk ist ein echter Kaufkandidat für den nächsten Winter! Danke für die Einladung zu diesem Sharing!

Der Winter neigt sich langsam zum Frühling hin. Es ist noch kalt, aber der Himmel ist stahlblau und die Sonne scheint. Es macht Spaß, durchzulüften, das Bett ist frisch bezogen und der Schnee tropft vom Dach. Noch ein paar Tage, und die Schnneeglöckchen kommen raus. Weihnachtsstimmung hat sich mit der schon viel höher stehenden Sonne verzogen und damit auch der Heißhunger auf meine geliebten Gourmands. Ein idealer Zeitpunkt im Duftjahr für Tardes. Aufgrund der Noten hätte ich einen marzipanigen Gourmand erwartet, hier landet man in einer fluffig weißen Wolke aus Rosen- und Mandelduft, im Verlauf wird die Rose durch holzige Noten etwas nach hinten verschoben und auf eine Basis von Heliotrop und Tonka gesetzt. Pflaume macht sich kaum bemerkbar, und Sellerie glücklicherweise gar nicht.
Mein optischer Eindruck ist ein komplett mit Raureif überzogener, sonnendurchfluteter Wald, in dem Glitzer von den Ästen fällt.
Alles in allem ein toller Sauberpuderduft, für die Tage, wo alles auf Klarheit und Neuanfang steht.
Love it!

Heute aus einer Laune heraus vorgekramt, ist er doch in meiner Vorstellung eher im Frühsommer angesiedelt, aber im Moment ist ja hier auch fast Frühling. Vom Beerenmix der Kopfnote erreicht mich hauptsächlich die Erdbeere vielleicht mit einem Hauch Himbeere. Das ganze fühlt sich an, als hätte man gerade reife Beeren mit Puderzucker vermischt, den Saft aufgefangen, getrocknet und zu feinem Staub gemahlen. Die Blumen der Herznote nehme ich als solche nicht wahr, aber mutmaßlich erzeugen sie gemeinsam mit Moschus und Amber diese Assoziation von zartpinken Puderwolken, durch die man schwebt und in denen einem die Beeren, die den ganzen Duftverlauf da sind, das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Kleinmädchentraum, aber der Duft ist durchaus auch für erwachsene geeignet. Im heißen Sommer zerfließt der rosa glitzernde Puder zu Sirup, der schnell mall sehr überreif riechen kann.
Eine oft zitierte Ähnlichkeit zu BR 450 kann ich lediglich in dem Vibe des schimmernden Pulvers finden, nur dass er bei BR 450 transparent golden ist und hier babypink.
Wunderhübsch, aber eher für die nicht so heissen Sonnentage.