Tantelotte
Tantelottes Blog
vor 7 Jahren - 23.07.2017
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Ein olfaktorischer Alltagsspaziergang


Der Tag beginnt mit einer Punktlandung meines rechten Schuhs in einem Hundehaufen. So an und für sich habe ich nichts gegen Hundekacke. Habe ich doch selber einen sehr großen Hund, der naturgemäß auch entsprechend große Hinterlassenschaften produziert. Die mache ich aber weg und klebe sie mir auch nicht an den Schuh. Also, ab nach Hause und in dieser streng riechenden Masse gepult und sie abgewischt. Danach den Hund füttern. Auch ein etwas strenger Geruch, stört mich aber nicht. Hund ist satt und die Post ist da! Ein Blindkauf- Flakönchen. Schnuppere erwartungsvoll am Sprühkopf (war in letzter Zeit richtig gut im Blindkaufen!) und habe auch sofort ganz deutlich etwas in der Nase. Nämlich: Blumenpipi..! Grmpf, das ist eben einfach das Risiko.

Auf zur S-Bahn, denn heute bin ich umweltbewusst (und es gibt eine Riesenbaustelle auf meinem Weg..). Die Bahn ist voll. Ich finde noch ein Plätzchen neben einem Mann, der seinen Besitz am Körper und in einem Rucksack bei sich trägt und sicher zur Zeit keinen Badezimmerluxus genießen kann. Ich sitze. Mir steigt heftigster alter Körpermuff in die Nase. Deswegen war da wohl auch frei. Ich bleibe sitzen, denke, ich möchte ihn nicht beleidigen. Kann kaum atmen. Nächster Halt. Durch den Gang läuft Lady Million. Meine Nase ist hin- und hergerissen. Ich wende mich meinem Nachbarn zu. Dann werden weiter hinten ein paar Plätze frei, ich stehle mich verschämt davon.

Bin bei der Arbeit angelangt. Ist ein Internat und ich bin auf einer Jungsgruppe. Die kleinen Wilden sind alle um die 10 Jahre alt. Sie kommen aus der Schule, großes Hallo, erstmal eine Kabarunde. "Bitte zieht noch eure Schuhe aus und wascht euch die Hände, ja?" Wir sitzen zusammen. Es steigt Fußgeruch in meine Nase. Ich bin einiges gewöhnt, aber dieser Eine schafft mich immer. Ich schnuppere, aufkommender Brechreiz, ich übertreibe nicht, es gibt Füße... Ich raune ihm zu: "Bitte, würdest du mal flott deine Füße waschen gehen, das ist schon bißchen heftig." Maulend zieht er ab. Der Nachmittag verläuft überwiegend geruchsneutral.
Abendessenszeit. Mit zwei Jungs wird der Küchendienst erledigt. "Bitte Hände waschen. Ok?" Gurkensalat muss vobereitet werden. Ein kleiner Spezialist drückt sich gern vorm Händewaschen. "Hast du?" "Jaaa!" Er hält mir dabei seine Hand unter oder eher fast in die Nase. Oh, Mann! Meine Kollegin nennt es "Popofinger".. Jungs kratzen sich ja gern mal versonnen hier und da.. Bah! "Nicht die Gurke anfassen, bitte!" Nur mäßig überzeugt marschiert er wieder ins Bad.
Keine weiteren olfaktorischen Vorkommnisse vorerst. Bettgehzeit. Im Zimmer des Fuß-Kandidaten müffelt es gewaltig. Ich spähe in den Schrank. Wäsche von letzter Woche. Er hat vergessen, sie über's Wochenende mit heim zu nehmen. Reiße das Fenster auf und verpacke das Geruchsgrauen. Dann sind alle frisch geduscht im Bett. Duschgelduft durchzieht die Wohngruppe.

Dann steigt mir zum Tagesabschluss noch was in die Nase.. Nichts aus meiner Sammlung.. Eine gute Freundin nennt es " Döner- Schweiß". Das bin jetzt ich, mit zwiebeligem Unterton. Kurz, und frei nach dem Sonnenkönig, bißchen Deo "drüber". Macht es nicht wirklich besser. Jetzt flott auf die Bahn und nur nicht die Arme heben! Zuhause dann Luxus pur: eine Dusche und ein Sprüher aus meiner heiligen Abfüllung "Une Nuit a Doha". Für meine Nase der Höhepunkt des Tages. Wobei es von der Sillage her eindeutig die Füße waren..


Man stelle sich nur mal vor, wieviel intensiver Hunde Gerüche wahrnehmen! Und, ist es nicht einfach wunderbar, dass wir so leben können, dass ich denke, ich schreib jetzt mal'n Blog über sowas? Und vielleicht liest ihn dann sogar noch jemand!

Schön hier bei Euch in der Duftgemeinde! :)

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