Trollo

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Trollo vor 3 Jahren 12 7
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Flakon
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Duft
Schimmerndes Licht, gravitätische Schönheit – der Kristall aus Afrika
Viele Parfums haben eine Geschichte, nur wenige erzählen eine Geschichte. Crystal d’Afrique nimmt den geneigten Tester sogar mit in diese Geschichte, auf eine olfaktorische Reise durch Afrika.

Eine Reise ohne Worte
Madegassischer Ingwer empfängt den Duftreisenden mit voller Macht und begleitet ihn bis zum Ende tief in der Nacht, die ganze Duftpyramide hindurch. Zum Auftakt sind einige zitische Aspekte wahrnehmbar, Bergamotte mutmaßlich. Ein Sturm wie ein Wüstensturm aus Blüten verschiedenster Landesteile Afrikas folgt auf dem Fuße. Die Blütenfülle Afrikas ist überwältigend und sehr gut miteinander verwoben, einzelne Noten kann ich kaum ausmachen. Eine leichte Süße bringt die Mimose wohl mit sich und ich kann Neroli wahrnehmen, der wohl auch für die leicht „grüne“ Facette verantwortlich zeichnet. Ist das Jasmin, der im Hintergrund ausnahmsweise im Chor singt und einmal nicht die erste Geige spielt? Diese ersten Eindrücke eines Kontinentes sind so vielfältig, aber dabei bleibt es nicht, der Reisende wird mit weiteren Eindrücken bestürmt.
Die Basisnoten zeigen sich im Hintergrund des Blütensturmes, zunächst verschwommen und verhalten, dann durchdringen sie ihn mit sukzessiver Steigerung, während der Sturm abflaut: Würzige Holzigkeit der gewaltigen Zeder des Atlasgebirges steigt aus der Basis mit sanfter, balsamisch-warmer Myrrhe herauf und durchdringt zunehmend den Duft. Natur, Geschichte und Kultur sind in diesem Kontinent eins. Betörende Bourbon-Vanille mischt sich verhalten darunter, und für eine Weile äußerst dominanter harzig-aromatischer Weihrauch lässt den Reisenden in die jahrtausendealte Geschichte dieses Kontinentes mit seinen bedeutenden Reichen früherer Zeiten eintauchen, lässt ihn die zutiefst sakralen Aspekte afrikanischer Tradition und Geschichte erleben, die diesen Kontinent bis heute geprägt haben.
Diese ehrfurchtserweckenden Impressionen hält der sinnliche drydown über viele Stunden aufrecht: Edelste Bourbon-Vanille umgibt sich mit Geschenken der drei Könige, Weihrauch und Myrrhe, umrahmt von einem Hauch von Ingwer - der Empfindung nach ist dies der echte „Angelique Encens“, oder vielleicht besser noch – „Encens Vanille Ange“.

Taktile Schönheit – der Flakon
Der handschmeichelnde Flakon besteht aus schwerem Kristall und wurde in Handarbeit geschaffen. Seine Form soll an die Sanddünen afrikanischer Wüsten erinnern. Der runde Verschluss besteht aus marokkanischem Marmor, der von Hand poliert worden ist. Der Flakon steht in einem fingerverzinktem Rahmen aus handwerklich sehr gut verabeitetem Padouk-Holz, in dem eine gepolsterte runde Auslassung im Deckel für einen stabilen Stand sorgt, ohne den Marmorverschluss oder gar die Gravurplatte zu beschädigen, die ebenso wie die Gravurplatte auf dem Rahmen mit einer 24karätigen Vergoldung versehen ist.

Die weibliche Seele Afrikas
Crystal d’Afrique ist jedoch nicht nur eine Reise nach Afrika. Der Duft wurde geschaffen von einem französischen Designer mit nordafrikanischen Wurzeln. Für Crystal d‘Afrique nutzen David Thibaud-Bourahla und Clémentine Humeau ausschließlich nachhaltig verarbeitete natürliche Ingredenzien, soweit möglich aus Afrika selbst. Die Qualität der Zutaten zeichnet den Duft durchgängig aus, und doch hat er als afrikanisches Naturparfum die Raffinesse eines französischen Parfums.
Symbol des Hauses Thibaud-Bourahla ist ein altes Symbol der Berber, das für Weiblichkeit, Geduld und Harmonie steht, waren bei diesem Volk doch in vorislamischer Zeit die Frauen von großer Bedeutung in der und für die Gesellschaft. So sehe ich diesen Duft auch eher an einer Frau. Crystal d’Afrique ist ein Ausnahmeduft, er gestattet einen Blick in die zutiefst weibliche Seele eines Kontinents. Vor meinem inneren Auge erscheint das Bild eines Kontinents mit unglaublich vielen Facetten, faszinierender Geschichte, kultureller Bedeutung, respekteinflößender Landschaft und exotischer Schönheit.
Wie man das wahre Afrika auch nicht als „Pauschaltourist“ nebenbei erfassen kann, erschließt sich dieser Duft mit all seinen Facetten dem geneigten Tester auch nicht "so mal eben nebenbei", sondern es braucht Konzentration und Imagination sowie wiederholtes „Reisen“ mit dem afrikanischen Kristall, um nicht vor der Qualität und Intensität der Inhaltsstoffe und ihrer Verwobenheit staunend oder überwältigt innezuhalten oder gar von den gewaltigen Impressionen des afrikanischen Kristalls abgeschreckt zu werden.
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Trollo vor 3 Jahren 19 8
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Duft
"Liebe keinen außer mir!" - "N'aimez que moi!"
Paris, 1916.

Auf dem Bahnhof herrscht dichtes Gedränge. Junge Paare stehen dicht vor den offenen Türen eines langen Zuges beisammen, verabschieden sich mit leisen Worten. Auf dem Bahnsteig ganz hinten fährt ein langer Zug ein. Die Türen öffnen sich, heraus steigen langsam und müde viele Männer in schmutzigen Uniformen. Müde Augen schauen ins Leere. Aus den Schiebetüren heben Soldaten andere Männer auf Tragen heraus. Ihre Rufe und ihr Stöhnen dringt durch das leise Flüstern auf dem anderen Bahnsteig. Die Paare halten inne und schauen hinüber. Schnell blicken sie wieder weg und heften ihre Blicke fest aufeinander. Ein schriller Pfiff ertönt.
Bevor er in den Zug einsteigt, drückt er ihr ein kleines Paket in die Hand, das in Paketpapier eingewickelt ist und flüstert: „N’aimez que moi!“ - "Liebe keinen außer mir!" Die Türen schließen sich, der Zug rollt langsam aus dem Bahnhof heraus. Lange steht sie da, das kleine Päckchen in der Hand und schaut dem Zug hinterher. Schließlich blickt sie auf das kleine Paket und wickelt langsam das Packpapier ab: „N’aimez que moi“.

Machthungrige Männer hatten Europa in einen Krieg hineingetrieben, der für Jahrzehnte in seiner Grausamkeit seinesgleichen suchen sollte, der die ganze Welt schließlich erfasste und Millionen von Menschenleben kosten sollte. Frankreich befand sich 1916 in einem Stellungskrieg gegen das kaiserliche Deutschland, der großenteils als Materialschlacht vor allem vor Verdun ausgetragen wurde ist: Züge brachten Tote und Verwundete zurück, gesunde junge Männer wurden mit ihnen zum Kampf gegen "den Feind" – junge Männer einer anderen Nation – an die Fronten in ihre Stellungen verbracht, die Maschinerie der Industrienationen belieferte den Höllenschlund zuverlässig mit Nachschub an Menschen und Munition. Die Männer in den Gräben mussten permanentes ohrenbetäubendes Bombardement und Gasangriffe aushalten; nicht wenige von Ihnen trugen irreparable psychische Schäden davon, so sie denn der Hölle entkamen.

In dieser bedrückenden Situation schuf Ernest Daltroff einen Duft, zum Trost und als Geschenk für die zurückbleibenden Bräute dieser jungen Soldaten: „N’aimez que moi“.

Den opulenten Auftakt bildet ein berückend schönes Bouquet aus zartem durchdringenden Flieder und durchdrungen von dunkelroten Rosen, edel und mit ihrem Duft den Garten beherrschend: Flieder steht für den Mai, einen Monat, in dem die Bäume und Sträucher ausgeschlagen sind und Hoffnung auf das Ende des Winters machen. Ein Fliederbusch ist über und über mit Blüten bedeckt, deren süßlicher Duft schon von weitem wahrzunehmen ist. Der Mai ist traditionell der Monat für die Verliebtheit, die junge Liebe, die im Laufe des Sommers reift. Die Rose tritt als Sommerblume entsprechend dem Flieder an die Seite. So typisch unterstützt die etwas pudrige Iris als Blume der Beständigkeit und Treue die beiden ausladenden Duftschönheiten. Der Geruch von Zeder durchdringt dieses puderzarte und zugleich ausdrucksstarke Trio und erdet sie, stärkt sie, gibt ihm Tiefe und Ruhe. und auch die Zeder, Zeichen für Beständigkeit und Stärke. Sandelholz und Vanille gelten nicht nur als kostbar, sondern auch aphrodisierend, in keinem Parfum wie diesem mit der Liebe als Thema sollten sie fehlen. Sie fügen dem Bouquet weiche und sanfte Süße hinzu und runden ihn so ab, ohne dass die Vanille wie in heutigen Düften überbordend wirken würde. Die klassische Caron'sche Mousse de Saxe aus Vetiver und Eichenmoos sowie Moschus geben dem Duft im weiteren Verlauf schließlich einen düsteren, gar schwermütigen Verlauf, der wie die Gefühle der Menschen "ewig" anhält. Die dunkle Basis in Verbindung mit der immer noch vorherrschenden blütigen vanillesandelholzigen Süße drückt als regelrecht olfaktorisches Oxymoron ein Paradoxon der Liebe zwischen Leidenschaft und Verlust aus - erneut eine Verbeugung Daltroffs vor dem Opfer dieser jungen Menschen.

Daltroffs Schöpfung „N’aimez que moi“ verwebt Hoffnung und Verzweiflung der Menschen jener Zeit in ein olfaktorisches Meisterwerk. Der Duft lebt und zehrt von dem Widerspruch hell (Flieder, Rose) und dunkel (Zeder, Mousse de Saxe), romantische Liebe und Verlust, und spiegelt so letztlich auch die Gedanken und Gefühle der jungen Frauen, die ihre Geliebten und Ehemänner sehenden Auges in einen grausamen Krieg ziehen lassen müssen, sich erinnernd an die wunderbare Liebe, wehmütig wegen der verlorenen Zeit und sorgenvoll in die Zukunft blickend. „N’aimez que moi“ hat eine zutiefst melancholische Seite: Er ist der Beitrag eines begnadeten Parfumeurs für sein Land, für die Menschen seiner Heimat, in einem Krieg, der keinen echten Sieger hervorbringen sollte. Wie beispielsweise "Tabac Blond" oder "En Avion" ist "N'aimez que moi" ein thematischer Duft, jedoch ein im Vergleich zu den genannten Caron'schen Ikonen eher wenig bekanntes frühes Meisterwerk Ernest Daltroffs.
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Trollo vor 4 Jahren 13 8
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Duft
Chypre oder nicht Chypre, das ist hier die Frage…
Françis Coty kreierte 1917 seinen Duft „Chypre“, der zum Namensgeber einer ganzen Gattung von Parfums wurde: Eine frische Kopfnote, blumiges Herz, moosig-holzige, warme Basis. Die Zutaten sind meist im Mittelmeerraum zu finden, daher der Name „Chypre“ („Zypern“).

Fast ein Jahrzehnt zuvor entwickelte der heutzutage kaum (noch) bekannte Parfumeur Godet einen Duft gleichen Namens. Ist das nun ein Chypre oder nicht? Beim ersten Auftragen musste ich mich das wirklich fragen.

Eher zufällig entdeckt, reizte mich dieser filigrane und außergewöhnliche Flakon, den ein Verkäufer im europäischen Ausland feil bot. Noch verschlossen, versiegelt, sogar im Originalkarton. Kurzentschlossen blind gekauft als Belohnung für viel zu viel Arbeit in der letzten Zeit musste ich noch eine Weile auf meinen kleinen Schatz warten.

Dann hatte ich ihn endlich in der Hand: Ein Flakon, der trotz seiner Zierlichkeit ein wirklicher Handschmeichler ist, mit einem Glasstopfen, den oben das „G“ für das Parfumhaus Godet zierte. Kein Baccarat-Flakon, so würde ich vermuten, sondern aus Glas, der gefühlt in den 40er-Jahren befüllt worden ist. Kann das denn sein? Es heißt doch, das Parfumhaus Godet habe in der Wirtschaftskrise am Ende der 20er-Jahre aufgeben müssen? Hm, historische Recherchen für den Interessierten mögen das künftig einmal klären...

Trotz aller Hartnäckigkeit musste der Glasstopfen meiner Neuerwerbung am Ende nach rund fünf Stunden meinen Öffnungsversuchen doch nachgeben. Ein etwas alkoholischer Duft stieg mir entgegen, nicht untypisch für sehr alte Düfte, die Bergamotte in der Kopfnote haben. Der Flakon war seit Jahrzehnten verschlossen, etwas Luft verhalt ihm zu einer etwas anderen Entwicklung.

Es entwickelte sich beim Auftragen doch eine deutliche Bergamotte-Note, die sehr schnell in eine blumig-cremige Herznote überging. Rose und Jasmin vielleicht? Einen Augenblick lang hatte ich den Eindruck, eine Nelke würde sich zeigen, aber ich bin mir nicht sicher. Sehr schnell mischt sich eine cremige, eine balsamische Note darunter. Benzoin wurde in anderen Kommentaren / Statements genannt, das kann passen. Vielleicht auch noch etwas Amber und ein klein wenig Weihrauch, der der Herznote viel Würze mitgibt. Einmal hatte ich kurz den Eindruck von Leder, aber nur sehr kurz. War das vielleicht Sandelholz, das manchmal bei den sehr alten Vintage-Düften lederartig wirken kann? Zugleich schwingt von Anfang an eine stärker werdende moosige Note samtig mit, die als Basis für Stunden verbleibt. Es ist jedoch keine dominante Note, sondern ruhig und ausgeglichen.

Eigentlich mag ich Chypre-Düfte nicht: Das Eichenmoos ist mir in der Regel viel zu dominant und passt so gar nicht zu mir.

Vor kurzem hatte ich die Chyprette von A. Neuffer bewertet und war überrascht von der Natürlichkeit des dort verwendeten Eichenmooses; ‚der erste Chypre, der mir gefällt‘, so hatte ich es formuliert.

Diese Aussage kann ich nicht mehr aufrechterhalten: „Chypre“ von Godet ist zweifelsohne ein kleines Meisterwerk: Als Zufallsentdeckung und Blindkauf ein Volltreffer: Es ist ein leiser Duft, ein ruhiger und entspannter und auch entspannender Duft. Nicht aufdringlich, sondern dezent und zurückhaltend, ein Duft für beiderlei Geschlechter.
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Trollo vor 4 Jahren 19 11
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Duft
Die Nichte der vornehmen Dame…
In den einschlägigen Foren wird immer wieder über die Herstellungsfolge Guet-Apens (1999), No 68 (2002), Attrape Coeur (2005) und Royal Extract (2014) diskutiert und Vol de Nuit Evasion als 2007 erschienene, alltagsfähige Eau de Toilette-Version des Erstgenannten aufgeführt. Im direkten Vergleich Guet-Apens und Vol de Nuit Evasion zeigen sie sich aber als eigenständige Düfte – mit einiger verwandtschaftlicher Beziehung.


Der Duft
Vol de Nuit Evasion startet mit zartem Pfirsich. In seiner Begleitung erscheint sodann die Rose, aber keine alte und vollmundige dunkle Rose, sondern eine der moderneren mit hellem und eindringlichem Duft, was für die „Schärfe“ Vol de Nuits Evasion verantwortlich sein könnte, von der einige Rezensenten berichten. Leise ertönen die anderen Blumenstimmchen, aber die Rose ist im Vordergrund bis in die Herznote hinein gut erkennbar. Gelegentlich kommen hierbei Erinnerungen an Vanisia von Creed bei mir auf. Vanille bleibt ein ständiger Begleiter, bis sich der Duft mit wunderschönem und sehr weichem Amber-Vanille-Ausklang langsam verabschiedet.

Es ist ein leiser Duft mit moderater Silage, also durchaus alltagstauglich. Er wird recht bald körpernah, aber deutlich vernehmlich und ist nach 8 Stunden immer noch als leichter Hauch wahrnehmbar – für ein Eau de Toilette eine beachtliche Leistung.

Guet-Apens hingegen beginnt wie viele klassische Guerlain-Düfte sehr sanft, hier mit einem wunderschönen prägnanten Pfirsich-Duft, der so sehr an Mitsouko erinnert. Bei der geringen Silage könnte man in Versuchung kommen, noch etwas aufzulegen. Doch Vorsicht! Nach wenigen Augenblicken zeigt Guet-Apens wie andere Klassiker auch eine sehr starke Präsenz und die Silage erscheint raumfüllend. Im Gegensatz zum hellen und leichten Vol de Nuit Evasion dominiert eine langsam weicher werdende Gartennelke den weiteren Verlauf, bis er nach vielen Stunden deutlich vernehmbarer Silage in einen außerordentlich langen dry-down übergeht, bei dem zarter Vanille-Pfirsich mit einiger Nelken-Präsenz selbst am nächsten Morgen noch wahrzunehmen ist.


Der Flakon, der Flakon, der Flakon – und der Name…
Gekleidet in den renommierten Flacon Bouchon Coeur, in dem erstmals in den 1910er-Jahren Klassiker wie L’Heure Bleue, Fol Arôme und zuletzt Mitsouko erschienen sind und der später immer mal wieder für Flanker verschiedener Düfte herangezogen wurde, ist die Kappe des Vol de Nuit Evasion jedoch aus Kunststoff wie in den 2000ern für Eau de Toilettes und Eau de Parfumes üblich. Über den Flakon kann man durchaus eine Verbindung zu Mitsoukos Pfirsich-Duft erahnen, aber angelehnt ist er zudem ganz konkret über die Namensgebung an Vol de Nuit.

„Vol de Nuit“ sucht man in „Vol de Nuit – Evasion“ jedoch vergeblich. Nichts Dunkel-Balsamisch-Grünes, weder Galbanum noch Eichenmoos, eben kein Chyphre, kein „Nachtflug“, sondern lichter Tag, hell und leicht stellt sich Vol de Nuit Evasion dar. Aber genau das ist er ja – eine „Evasion“, eine „Flucht“ vorm dunklen Nachtflug: Sie sind wie Tag und Nacht.

Guet-Apens und Vol de Nuit - Die Nichte der vornehmen Dame...
Hier sei der Vergleich zu Guet-Apens gestattet: Auch Guet-Apens bedient sich bei seiner Erscheinung eines klassischen Flacons, des Flacon Lanterne, der von 1935 an für wenige Jahre für Jicky und andere Düfte genutzt worden ist:
Als „Ausguck“ erlaubt er einen kleinen Blick in die Vergangenheit, eine Zeit, als Damen in einer Zeit des Aufbruchs nach Ende der Weltwirtschaftskrise kostbare pelzverbrämte Kleidungsstücke trugen.
Genau hier mag eine historisierende Metaphorik vielleicht die Beziehung von Guet-Apens und Vol de Nuit Evasion erhellen: So kann ich mir Guet-Apens gut vorstellen, an einer elegant gekleideten Dame in in ihren besten Jahren.
Und wo Guet-Apens von einer vornehmen Dame getragen werden kann, kleidet Vol de Nuit Evasion ihre Nichte – erkennbar verwandt, aber nicht einfach eine blasse Kopie des Originals, sondern ein ganz eigenständiger Charakter.
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