19.04.2020 - 07:37 Uhr
Trollo
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Trollo
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19
Die Nichte der vornehmen Dame…
In den einschlägigen Foren wird immer wieder über die Herstellungsfolge Guet-Apens (1999), No 68 (2002), Attrape Coeur (2005) und Royal Extract (2014) diskutiert und Vol de Nuit Evasion als 2007 erschienene, alltagsfähige Eau de Toilette-Version des Erstgenannten aufgeführt. Im direkten Vergleich Guet-Apens und Vol de Nuit Evasion zeigen sie sich aber als eigenständige Düfte – mit einiger verwandtschaftlicher Beziehung.
Der Duft
Vol de Nuit Evasion startet mit zartem Pfirsich. In seiner Begleitung erscheint sodann die Rose, aber keine alte und vollmundige dunkle Rose, sondern eine der moderneren mit hellem und eindringlichem Duft, was für die „Schärfe“ Vol de Nuits Evasion verantwortlich sein könnte, von der einige Rezensenten berichten. Leise ertönen die anderen Blumenstimmchen, aber die Rose ist im Vordergrund bis in die Herznote hinein gut erkennbar. Gelegentlich kommen hierbei Erinnerungen an Vanisia von Creed bei mir auf. Vanille bleibt ein ständiger Begleiter, bis sich der Duft mit wunderschönem und sehr weichem Amber-Vanille-Ausklang langsam verabschiedet.
Es ist ein leiser Duft mit moderater Silage, also durchaus alltagstauglich. Er wird recht bald körpernah, aber deutlich vernehmlich und ist nach 8 Stunden immer noch als leichter Hauch wahrnehmbar – für ein Eau de Toilette eine beachtliche Leistung.
Guet-Apens hingegen beginnt wie viele klassische Guerlain-Düfte sehr sanft, hier mit einem wunderschönen prägnanten Pfirsich-Duft, der so sehr an Mitsouko erinnert. Bei der geringen Silage könnte man in Versuchung kommen, noch etwas aufzulegen. Doch Vorsicht! Nach wenigen Augenblicken zeigt Guet-Apens wie andere Klassiker auch eine sehr starke Präsenz und die Silage erscheint raumfüllend. Im Gegensatz zum hellen und leichten Vol de Nuit Evasion dominiert eine langsam weicher werdende Gartennelke den weiteren Verlauf, bis er nach vielen Stunden deutlich vernehmbarer Silage in einen außerordentlich langen dry-down übergeht, bei dem zarter Vanille-Pfirsich mit einiger Nelken-Präsenz selbst am nächsten Morgen noch wahrzunehmen ist.
Der Flakon, der Flakon, der Flakon – und der Name…
Gekleidet in den renommierten Flacon Bouchon Coeur, in dem erstmals in den 1910er-Jahren Klassiker wie L’Heure Bleue, Fol Arôme und zuletzt Mitsouko erschienen sind und der später immer mal wieder für Flanker verschiedener Düfte herangezogen wurde, ist die Kappe des Vol de Nuit Evasion jedoch aus Kunststoff wie in den 2000ern für Eau de Toilettes und Eau de Parfumes üblich. Über den Flakon kann man durchaus eine Verbindung zu Mitsoukos Pfirsich-Duft erahnen, aber angelehnt ist er zudem ganz konkret über die Namensgebung an Vol de Nuit.
„Vol de Nuit“ sucht man in „Vol de Nuit – Evasion“ jedoch vergeblich. Nichts Dunkel-Balsamisch-Grünes, weder Galbanum noch Eichenmoos, eben kein Chyphre, kein „Nachtflug“, sondern lichter Tag, hell und leicht stellt sich Vol de Nuit Evasion dar. Aber genau das ist er ja – eine „Evasion“, eine „Flucht“ vorm dunklen Nachtflug: Sie sind wie Tag und Nacht.
Guet-Apens und Vol de Nuit - Die Nichte der vornehmen Dame...
Hier sei der Vergleich zu Guet-Apens gestattet: Auch Guet-Apens bedient sich bei seiner Erscheinung eines klassischen Flacons, des Flacon Lanterne, der von 1935 an für wenige Jahre für Jicky und andere Düfte genutzt worden ist:
Als „Ausguck“ erlaubt er einen kleinen Blick in die Vergangenheit, eine Zeit, als Damen in einer Zeit des Aufbruchs nach Ende der Weltwirtschaftskrise kostbare pelzverbrämte Kleidungsstücke trugen.
Genau hier mag eine historisierende Metaphorik vielleicht die Beziehung von Guet-Apens und Vol de Nuit Evasion erhellen: So kann ich mir Guet-Apens gut vorstellen, an einer elegant gekleideten Dame in in ihren besten Jahren.
Und wo Guet-Apens von einer vornehmen Dame getragen werden kann, kleidet Vol de Nuit Evasion ihre Nichte – erkennbar verwandt, aber nicht einfach eine blasse Kopie des Originals, sondern ein ganz eigenständiger Charakter.
Der Duft
Vol de Nuit Evasion startet mit zartem Pfirsich. In seiner Begleitung erscheint sodann die Rose, aber keine alte und vollmundige dunkle Rose, sondern eine der moderneren mit hellem und eindringlichem Duft, was für die „Schärfe“ Vol de Nuits Evasion verantwortlich sein könnte, von der einige Rezensenten berichten. Leise ertönen die anderen Blumenstimmchen, aber die Rose ist im Vordergrund bis in die Herznote hinein gut erkennbar. Gelegentlich kommen hierbei Erinnerungen an Vanisia von Creed bei mir auf. Vanille bleibt ein ständiger Begleiter, bis sich der Duft mit wunderschönem und sehr weichem Amber-Vanille-Ausklang langsam verabschiedet.
Es ist ein leiser Duft mit moderater Silage, also durchaus alltagstauglich. Er wird recht bald körpernah, aber deutlich vernehmlich und ist nach 8 Stunden immer noch als leichter Hauch wahrnehmbar – für ein Eau de Toilette eine beachtliche Leistung.
Guet-Apens hingegen beginnt wie viele klassische Guerlain-Düfte sehr sanft, hier mit einem wunderschönen prägnanten Pfirsich-Duft, der so sehr an Mitsouko erinnert. Bei der geringen Silage könnte man in Versuchung kommen, noch etwas aufzulegen. Doch Vorsicht! Nach wenigen Augenblicken zeigt Guet-Apens wie andere Klassiker auch eine sehr starke Präsenz und die Silage erscheint raumfüllend. Im Gegensatz zum hellen und leichten Vol de Nuit Evasion dominiert eine langsam weicher werdende Gartennelke den weiteren Verlauf, bis er nach vielen Stunden deutlich vernehmbarer Silage in einen außerordentlich langen dry-down übergeht, bei dem zarter Vanille-Pfirsich mit einiger Nelken-Präsenz selbst am nächsten Morgen noch wahrzunehmen ist.
Der Flakon, der Flakon, der Flakon – und der Name…
Gekleidet in den renommierten Flacon Bouchon Coeur, in dem erstmals in den 1910er-Jahren Klassiker wie L’Heure Bleue, Fol Arôme und zuletzt Mitsouko erschienen sind und der später immer mal wieder für Flanker verschiedener Düfte herangezogen wurde, ist die Kappe des Vol de Nuit Evasion jedoch aus Kunststoff wie in den 2000ern für Eau de Toilettes und Eau de Parfumes üblich. Über den Flakon kann man durchaus eine Verbindung zu Mitsoukos Pfirsich-Duft erahnen, aber angelehnt ist er zudem ganz konkret über die Namensgebung an Vol de Nuit.
„Vol de Nuit“ sucht man in „Vol de Nuit – Evasion“ jedoch vergeblich. Nichts Dunkel-Balsamisch-Grünes, weder Galbanum noch Eichenmoos, eben kein Chyphre, kein „Nachtflug“, sondern lichter Tag, hell und leicht stellt sich Vol de Nuit Evasion dar. Aber genau das ist er ja – eine „Evasion“, eine „Flucht“ vorm dunklen Nachtflug: Sie sind wie Tag und Nacht.
Guet-Apens und Vol de Nuit - Die Nichte der vornehmen Dame...
Hier sei der Vergleich zu Guet-Apens gestattet: Auch Guet-Apens bedient sich bei seiner Erscheinung eines klassischen Flacons, des Flacon Lanterne, der von 1935 an für wenige Jahre für Jicky und andere Düfte genutzt worden ist:
Als „Ausguck“ erlaubt er einen kleinen Blick in die Vergangenheit, eine Zeit, als Damen in einer Zeit des Aufbruchs nach Ende der Weltwirtschaftskrise kostbare pelzverbrämte Kleidungsstücke trugen.
Genau hier mag eine historisierende Metaphorik vielleicht die Beziehung von Guet-Apens und Vol de Nuit Evasion erhellen: So kann ich mir Guet-Apens gut vorstellen, an einer elegant gekleideten Dame in in ihren besten Jahren.
Und wo Guet-Apens von einer vornehmen Dame getragen werden kann, kleidet Vol de Nuit Evasion ihre Nichte – erkennbar verwandt, aber nicht einfach eine blasse Kopie des Originals, sondern ein ganz eigenständiger Charakter.
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