Valrahmeh

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Valrahmeh vor 6 Jahren 3 1
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
3
Duft
Webfehler
Es gibt Zitrusdüfte, die haben einen Webfehler. Man hat das Gefühl, diese seltsamen Produkte wurden besonders schräg zusammengewürfelt (mit Kümmel, Basilikum oder Rosmarin), weil den Parfümeuren die übliche Mandarine-Pamplemuse-Bigarade-Neroli- Kombination zu öde und zu brav wurde. Oder, weil es schon alles gibt, was da gut und saftig riecht, wie Orange Sanguine (Schwieger), Bigarade concentrée (Ellena) oder Pamlelune (Laurent).
Also wurden auch mal Zitrusdüfte mit stechenden Noten komponiert. Oyédo ist so ein Beispiel. Oder Jour d'Hermès, mit seiner beißenden Gardenien-Schlagseite. Beide sind nicht sonderlich erträglich, Oyédo meiner Meinung sogar untragbar, aber als Duftkerze in Ordnung.
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Valrahmeh vor 6 Jahren 10 1
6
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
6.5
Duft
Kinderdüftchen
Sale Gosse habe ich bisher in jedem Geschäft gefunden, das Malle führt. Ich gebe zu, so viele davon gibt es auch wieder nicht, aber es stimmt nicht, dass man es nur in Paris und Rom bekommt. Aber man hat auch nicht viel versäumt, wenn man es nicht kennt. Es ist ein nettes, eindimensionales Orangenblüten-Wässerchen, das zwar viel von "gosse" (Gören), aber wenig von "sale" (dreckig) an sich hat, es ist vielmehr genau das Gegenteil davon, ein extrem sauberes, feines Düftchen, das so riecht wie frisch in Orangenblütenschaum gebadete Luxuskinder.
Nun hat jedes Land seinen eigenen Kinderduft, in Italien sind es Puderdüfte (mit der Marke Borotalco als Puder und Schaumbad schon bei Dreijährigen im Gehirn festgetackert), deshalb sind Puderdüfte wie Teint de Neige von Villoresi in Italien so erfolgreich.
In Frankreich sind es Orangenblüten, deren Extrakt schon Kindern zur Beruhigung in den Tee getan wird, oder der in Hustensaft oder in Gebäck seine auf immer abrufbare Wirkung im Gehirn entfaltet. So gesehen ist Sale gosse ein Erinnerungsduft für Französinnen, "c'est rassurant", wie die nette Besitzerin der Parfümerie Tanagra in Nizza betonte. Sie meinte damit aber keine "Sicherheitsparfüms" wie Rue Cambon oder Chanel Nr. 18, die den Trägerinnen Rückgrat verleihen, sondern im Sinne von "tröstlich und heimelig". Also vor dem Schlafengehen ein paar Spritzer aufs Handgelenk und aufs Nachthemd, dann mit einem Buch kuscheln. Denn Sale Gosse ist absolut unerotisch. Dafür, dass es so eindimensional nach sanften, wässrigen Orangenblüten riecht, ist es relativ lange haltbar. Und es verändert sich nicht.
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Valrahmeh vor 6 Jahren 12 1
5
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
7.5
Duft
Nostalgie
Habe den Duft nur aus nostalgischen Gründen gekauft und war am Ende doch froh, dass er aufgebraucht war. Es ist der einzige Duft, der mich an die Roudnitskas meiner Kindheit erinnert, vor allem an die Düfte Femme, Diorella und Eau fraiche. Und meine Nase so viel angenehmer umspielten als das Tosca der Bekannten meiner Mutter . Thérèse ist für mich die Essenz von Roudnitskas Handschrift, die meine Kindheit begleitete. Dior hat seine Düfte längst bis zur Unkenntlichkeit modifiziert, auch Femme ist ein müdes Wässerchen geworden.
Thèrèse ist inzwischen das einzige, heftige, unverkennbare Parfüm der vergangenen Roudnitska-Epoche, das unverfälscht auf dem Markt ist. Allein deshalb habe ich es mir gekauft. Na ja, es ist aber auch irgendwie auf die Dauer schwer zu ertragen. Man riecht sich satt daran. Trotzdem bin ich froh, dass es diesen Duft gibt und sich keiner daran versündigt hat.
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Valrahmeh vor 6 Jahren 20 4
6
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft
Dieses Parfum auf keinen Fall blind kaufen
Vor einer Woche durch die Pariser Rue des Rosiers geschlendert, bei Malle im Laden leuchetete mir schon der neue Star auf dem Präsentierteller entgegen: Muisc for a while.
Als zwar in Frankreich wohnend, aber deutsch sozialisiert, las ich erst mal politisch korrekt "Music of a whale", ogott, rettet die Wale, jetzt auch als Parfüm, was für ein Quatsch!
Na ja, mit Lesen ist man klar im Vorteil, irgendwann begriff sogar ich, dass es "Music for a while" hieß, flankiert von der Bemerkung der Verkäuferin, es sei angelehnt an ein Stück von "Enri Pörsell". Na dann!
Erst mal quoll mir eine dicke Wolke Lavendel entgegen, und zwar nicht in strenger, leicht medizinischer Form, die ich durchaus ertragen kann, sondern ein üppig süßlicher Lavendel-Vollrausch. Bumm. Dann wurde es patschulig, aber auch hier nicht in der klassich modrigen Form, sondern auch eingehüllt in Karamell und Moschus. Eine Kombi, die ich nicht mag, aber dennoch faszinierend umgesetzt wurde. Es kommt mir vor, als habe Benaim einen schrägen Ausweg gesucht, um aus der Sackgasse der üblichen Gourmand-Fruchtsuppen, die derzeit den Markt vollstopfen, herauszukommen. Es ist ein hochwertiges, eigenwillig zusammengestelltes Parfum aus Lavendel, Karamell und Moschus. Wie bei Angel, wurde Patschuli als Puffer genommen, es verleiht dem Ganzen diese von einigen Foristen hier zu recht wahrgenommene Note einer müffeligen Ananas. Auf keinen Fall blind kaufen! Man mag es anfangs faszinierend finden, aber nach einer Woche nicht mehr ertragen können oder umgekehrt. Aber unbedingt probieren. Es ist ein meisterliches und sehr eigenwilliges Augenzwinkern auf den gegenwärtigen Maintream-Parfummarkt, mit dessen Versatzstücken Benaim spielt.
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