08.05.2018 - 11:46 Uhr
Valrahmeh
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Valrahmeh
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14
Der falsche Mann in der Teetasse
Aus vielen Düften, die Calice Becker zusammengestellt hat, kommt ein zartes Teearoma herausgeschwebt. Ich las einmal in einem Interview, dass Calice Becker von russischen Eltern abstammt und "neben einem Samowar" groß geworden ist. Und nun wollte ich mal den Tee aller Tees von der Tee-Spezialistin riechen.
Also ab zu Tanagra in Nizza. Ich hatte wohl unterschätzt, dass man selbst dort, wo wohlhabende Russinnen ihr Geld nur so auf den Tresen werfen, auch nicht alle Tage einen Kilian verkauft. Entsprechend einnehmend war die Beratung. Ich ging nach mindestens 30 Minuten mit schwirrendem Kopf, eine Wolke "Liaisons dangereuses" hinter mir herziehend und mit einer Abfüllung von Imperial Tea in der Tasche, nach Hause.
Nein, ich würde Imperial Tea nicht kaufen, das Zeug roch wie ein zu lange gezogener, aufgequollener Teebeutel, in den ein Irrer tonnenweise Jasminblüten hinein gefeuert hatte.
Zu Hause nochmal aufgesprüht - und schon war ich anderer Meinung.
Hmm, Tee. Tee. Tee.
Irgendwie doch elegant. Schick, irgendwie edel. Vor meinem geistigen Auge tauchten ein paar fußverstümmelte, trippelnde Dienerinnen auf, die dem „Herrn der 10 000 Jahre“ in der Verbotenen Stadt eine hauchdünne Porzellanschale reichen. Mit Tee darin, der genauso riecht. Ich wollte auch so riechen. Selten, aber irgendwie doch ab und zu. Der verhängnisvolle Haben-wollen-Reflex hatte eingesetzt.
Und nun ging es mir wie jener Sorte Frauen, die immer den falschen Mann abkriegen. Die Vernunft spricht, aber man folgt ihr nicht, obwohl man ganz genau weiß: Er ist nicht toll, er nimmt mich aus, er ist völlig überflüssig, ich mag ihn nicht mal wirklich, brauchen tu‘ ich ihn erst recht nicht.
Ich will ihn trotzdem haben.
Was soll ich sagen: Ich habe ihn gekauft. Da ich keine Lust hatte, mich erneut den Tiraden der Verkäuferin auszuliefern und ihre peinlichen Dankesbezeugungen hinzunehmen ("Ah, Madame, Sie haben einen exquisiten Geschmack" und im Geiste zu ergänzen: "Nee, habe ich nicht, Ich habe vielmehr einen Sockenschuss, für 200 Euro diese Sumpfbrühe zu kaufen") habe ich Imperial Tea übers Internet bestellt. Grauenhaft… ich weiß.
Ich habe das blöde Kästchen, das innen mit roter Polyesterseide ausgeschlagen ist mitsamt dem billigen Schlüssel, alles Talmi made in China, in die Tonne befördert.
Die Flasche hingegen ist genial, wunderschön. Das Parfüm auch. Zumindest ab und zu. Es hält nicht lange, riecht wie ein sumpfiger Teebeutel, verändert sich nicht - und ist völlig überflüssig. Aber ich finde es gut, dass es meine Sammlung schmückt. Und es ist pflegeleichter als der falsche Kerl.
Also ab zu Tanagra in Nizza. Ich hatte wohl unterschätzt, dass man selbst dort, wo wohlhabende Russinnen ihr Geld nur so auf den Tresen werfen, auch nicht alle Tage einen Kilian verkauft. Entsprechend einnehmend war die Beratung. Ich ging nach mindestens 30 Minuten mit schwirrendem Kopf, eine Wolke "Liaisons dangereuses" hinter mir herziehend und mit einer Abfüllung von Imperial Tea in der Tasche, nach Hause.
Nein, ich würde Imperial Tea nicht kaufen, das Zeug roch wie ein zu lange gezogener, aufgequollener Teebeutel, in den ein Irrer tonnenweise Jasminblüten hinein gefeuert hatte.
Zu Hause nochmal aufgesprüht - und schon war ich anderer Meinung.
Hmm, Tee. Tee. Tee.
Irgendwie doch elegant. Schick, irgendwie edel. Vor meinem geistigen Auge tauchten ein paar fußverstümmelte, trippelnde Dienerinnen auf, die dem „Herrn der 10 000 Jahre“ in der Verbotenen Stadt eine hauchdünne Porzellanschale reichen. Mit Tee darin, der genauso riecht. Ich wollte auch so riechen. Selten, aber irgendwie doch ab und zu. Der verhängnisvolle Haben-wollen-Reflex hatte eingesetzt.
Und nun ging es mir wie jener Sorte Frauen, die immer den falschen Mann abkriegen. Die Vernunft spricht, aber man folgt ihr nicht, obwohl man ganz genau weiß: Er ist nicht toll, er nimmt mich aus, er ist völlig überflüssig, ich mag ihn nicht mal wirklich, brauchen tu‘ ich ihn erst recht nicht.
Ich will ihn trotzdem haben.
Was soll ich sagen: Ich habe ihn gekauft. Da ich keine Lust hatte, mich erneut den Tiraden der Verkäuferin auszuliefern und ihre peinlichen Dankesbezeugungen hinzunehmen ("Ah, Madame, Sie haben einen exquisiten Geschmack" und im Geiste zu ergänzen: "Nee, habe ich nicht, Ich habe vielmehr einen Sockenschuss, für 200 Euro diese Sumpfbrühe zu kaufen") habe ich Imperial Tea übers Internet bestellt. Grauenhaft… ich weiß.
Ich habe das blöde Kästchen, das innen mit roter Polyesterseide ausgeschlagen ist mitsamt dem billigen Schlüssel, alles Talmi made in China, in die Tonne befördert.
Die Flasche hingegen ist genial, wunderschön. Das Parfüm auch. Zumindest ab und zu. Es hält nicht lange, riecht wie ein sumpfiger Teebeutel, verändert sich nicht - und ist völlig überflüssig. Aber ich finde es gut, dass es meine Sammlung schmückt. Und es ist pflegeleichter als der falsche Kerl.
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